The Darkness
Entwickler:
Starbreeze Studios
Publisher:
2K Games
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
57.98 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Eigentlich sollte sein 21. Geburtstag ein ganz normaler Tag für Jackie Estacado werden. Doch statt wie üblich für seinen Onkel Paulie Leute umzulegen, steht Jackie plötzlich selbst auf der roten Liste bedrohter New Yorker Mafiosi und muss sich nun nach einer wilden Verfolgungsjagd auf einer Baustelle gegen eine Übermacht von Meuchelmördern verteidigen. Ein sichtlich unfairer Kampf. Für Jackies Gegner. Denn Jackie ist nicht allein. Die Finsternis ist sein Verbündeter. Ausgestattet mit dunklen Fähigkeiten, die die Vorstellungskraft eines jeden Normalsterblichen weit übersteigen, lebt Jackie unseren und seinen eigenen Alptraum. Welcome to New York. Welcome to The Darkness…
Meinung:
The Darkness basiert auf dem gleichnamigen Comic aus dem Hause Top Cow, hat aber, was Details anbelangt, nicht wirklich viel mit der Comic-Vorlage gemein. Lediglich die Hauptfigur sowie diverse Nebencharaktere stimmen überein. Bei der Handlung gibt es zwischen dem ersten Comic und dem Spiel jedoch deutliche Unterschiede, was aber keinesfalls negativ zu bewerten ist. Im Gegenteil, die Handlung gehört zu den besten, die je für ein Videospiel kreiert wurden!
Einmal Hölle und zurück! Was am Anfang als harmloser Shooter beginnt, wandelt sich schnell in ein absolut düsteres Action-Adventure mit Horror-Elementen. Um nicht zu viel zu verraten, sei euch einfach gesagt, dass ihr nicht nur durch die übelsten Gegenden von New York streifen, sondern auch den ein oder anderen – sagen wir mal – unerwarteten Abstecher in andere Gefilde jenseits unserer irdischen Sphäre machen werden. Die Handlung des Spiels ist verdammt absurd, aber dennoch in sich so stimmig, dass sie jedes Buch und jeden Film toppt. Ständig kommen völlig unerwartete und auch durchaus dramatische Wendungen, die einen nur noch mehr an den Bildschirm fesseln.
Geile Nummer Ebenso abwechslungsreich wie die Geschehnisse im Spiel verläuft auch das Gameplay an sich. Ihr lauft nämlich nicht (nur) wild durch die Gegend und ballert alles nieder, was sich bewegt, sondern zieht auch friedliebend durch die Stadt, um nach Aufträgen Ausschau zu halten und Infos über eure Hauptaufgabe (Paulie killen) zu sammeln. Die U-Bahn-Stationen Canal und Fulton dienen dabei als Dreh- und Angelpunkte des Spiels. Von hier aus gelangt ihr in alle für die Story relevanten Stadtteile, ohne lange Fußmärsche auf euch nehmen zu müssen. Um eurem Spielziel näher zu kommen, müsst ihr wie in einem RPG Hauptquests erledigen, die die Story vorantreiben.
Wer scharf auf Extras in Form von Bonus-Material (Konzeptzeichnungen und Comics!!) und Erfolgen ist und zudem die Spielzeit ein wenig verlängern will, darf sich auch an Nebenquests versuchen, bei denen ihr Mafia-Freunden oder hilflosen Passanten weiterhelfen müsst. Die Aufträge sind ebenfalls sehr abwechslungsreich gestaltet, sodass nie Langeweile aufkommt. Als Belohnung gibt es Telefon-Nummern, was sich zunächst einmal ziemlich abgedreht anhört. Doch die schnellen Nummerchen haben es in sich. Am nächst besten öffentlichen Telefon kann man diese Nummern dann wählen und sich den dümmsten Mist anhören, der so bescheuert ist, dass man vor lauter Lachen einfach nur tränenüberströmt vorm Bildschirm hockt. Für jede gewählte Nummer gibt es zusätzlichen Content in der Bonus-Sektion. Natürlich fliegen auch jede Menge Zettel mit solchen Nummern in der Stadt rum, so dass sich eine genauere Sightseeing-Tour durchaus lohnt.
Baller dich frei! Wenn es mal nicht ganz so friedlich zugeht (was durchaus häufiger der Fall ist), steht euch ein hübsches Waffenarsenal zur Verfügung. Kleinere Waffen (Uzi, Pistolen) gibt es in doppelter Ausführung. Größere Kaliber (u.a. Kalaschnikow) gibt es selbstverständlich auch. Die für einen Shooter obligatorische Shotgun darf natürlich auch nicht fehlen. Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei.
Die Dunkle Seite der Macht Wer sich geschickt anstellt, braucht so einen irdischen Firlefanz wie Kanonen aber nicht wirklich. Schließlich verfügt Jackie über die Finsternis und kann damit so ziemlich machen, was er will. Naja, fast. Als erstes könnt ihr einen eurer beiden Dämonen, die euch stets begleiten, steuern und euch wie eine Schlange an Feinde heranschleichen. Später warten dann noch ein tentakelähnlicher Dämonen-Arm, zwei mystische Kanonen sowie ein schwarzes Loch darauf, von euch benutzt zu werden. Damit die Sache dem Titel gerecht wird, funktioniert das nur in der Dunkelheit. Das heißt, ihr müsst euch bemühen, alle Lichter auszuschalten, auszuschießen oder auszuschlagen. Je dunkler die Umgebung, desto stärker werden eure dunklen Kräfte und desto eher haben eure Gegner das Nachsehen. Jedem getöteten Feind kann man mit Hilfe der Dämonen die Seele aussaugen und so seine Fähigkeiten verbessern.
Die Steuerung ist dabei so einfach, dass selbst ungeübte Spieler sich schnell zurecht finden. Die praktische und stufenweise einstellbare Zielhilfe kommt da gerade recht. Die Auswahl der Waffen und Dämonen verläuft ebenfalls recht unkompliziert. Im Tutorial wird man hervorragend geschult.
We are family! Wird es euch trotz aller Superkräfte doch mal zu bunt, könnt ihr euch weitere Hilfe aus dem Dämonenreich holen. Einfach an einem entsprechenden „Tor“ zur anderen Welt postieren und einen von insgesamt vier verschiedenen Darklingen rufen. Darklinge sind kleine goblinartige Wesen, die nicht nur äußerst tödlich, sondern auch derbe lustig sind und mit ihrem Humor wirklich an die Schmerzgrenze gehen. So spielen sie mit Leichen, urinieren darauf oder lassen haufenweise Sprüche ab, die von saugenial bis oberpeinlich reichen. Für viele Lacher sind die knuffigen Kerlchen aber auf jeden Fall zu haben. Untereinander wird natürlich auch kräftig gezankt. Auch für diese kleinen Dreckskerle, die nebenbei bemerkt ziemliche Mode-Fetischisten sind, gilt: Finger weg vom Licht!
MP-Freuden? Der Multiplayer ist eigentlich nicht wirklich erwähnenswert, da er nur über Xbox-Live funktioniert und eher Durchschnitt ist. Er macht zwar Spaß, kommt aber auf keinen Fall an den Singleplayer ran, was ein bisschen doof ist, da über den MP viele Erfolge freigeschaltet werden können. Bei einem Spiel, das sichtlich auf einen Einzelspieler zugeschnitten ist, ist das nicht wirklich toll.
Ach du Kacke! Grafisch ist dieses Spiel ebenfalls in einer ganz anderen Welt angesiedelt als die übliche Shooter-Kost. Was uns hier geliefert wird, wirkt so echt, dass es stellenweise schon fast erschreckend ist. Scharfe, detaillierte Texturen (nur ganz, ganz selten gibt es unschöne Ausnahmen) sowie phänomenale Licht- und Schattenspiele rauben euch den Atem. Ganz besonders toll zu sehen ist dies in den U-Bahn-Stationen, die fast schon fotorealistisch wirken. Andere Spiele sehen selbst gerendert schlechter aus. Hier ist alles Echtzeit. Die Umgebungen wirken sehr detailverliebt und mit viel Sorgfalt gestaltet. Das trägt ungemein viel zur düsteren New Yorker Atmosphäre bei.
Wenn man durch die Straßen läuft beschleicht einen stets ein leises Gefühl der Angst, weil alles in einem sehr stimmungsvoll-dunklen Ton gehalten ist. Durch die tollen Lichteffekte beschleicht einen stets ein beklemmendes Gefühl, wenn man durch die dunklen Gänge geht. Die übrigen Effekte wie der blutrote verschwommene Bildschirm bei Verwundung, rauchende Colts, Spiegelungen sowie abgespacete Farbspielereien bei den Dämonen können ebenfalls voll überzeugen. Auch die Charakteranimationen sind vortrefflich gelungen.
Sowohl Jackie selbst (in der Ego-Perspektive seht ihr beim Umschauen eure Arme und Beine) als auch der ganze Rest der Leutchen wirkt sehr liebevoll gestaltet. Die Entwickler haben sich sehr um Vielfalt bemüht. Bei den Polizisten gibt es zum Beispiel alte, junge, mit Glatze, mit Haaren, Männer, Frauen, kaukasische, afro-amerikanische und und und. Diese Vielfalt zieht sich durch alle Bevölkerungssegmente im Spiel. Auch mit kleinen Gimmicks haben sich die Entwickler nicht zurückgehalten. So könnt ihr euch diverse Fernseh-Programme anschauen, falls ihr einem TV über den Weg lauft. Hier könnt ihr neben den aktuellen Nachrichten, in denen über euch berichtet wird, Musikvideos und alte Serien (Flash Gordon!!) gucken – sehr genial! Die Grafikpracht wird allerdings ab und zu mit dem ein oder anderen kleinen Ruckler erkauft, was das Spielgeschehen allerdings nur marginal beeinflusst.
Düstere Klänge In Sachen Sound setzt The Darkness ebenfalls neue Maßstäbe. Die Sprachausgabe ist das Beste, was mir seit langem untergekommen ist. Jeder Charakter hat eine absolut individuelle Persönlichkeit, die vor allem durch die Sprache zur Geltung kommt. Die Entwickler haben sich sehr um Authentizität bemüht, und so verwundert es nicht, dass wir viel Slang zu hören kriegen. Die Spreche haben hier hervorragende Arbeit geleistet. Die deutsche Übersetzung in Form von Untertiteln ist allerdings nicht immer passend bzw. ab und zu etwas entschärft. Freunde klarer Ausdrucksweisen kommen jedoch, was die englische Sprachausgabe angeht, voll auf ihre Kosten. Manche Sprüche sind einfach so geil, dass man dazu geneigt ist, sie aufzuschreiben. Neben der schwarzhumorigen, derben und klaren Sprache weiß auch der Rest zu überzeugen. Die Soundeffekte kommen wuchtig und realistisch daher. Die Musik ist ebenfalls saustark und passt zum Spiel wie die Kugel eurer Knarre in den Schädel eures Gegners. In Sachen Dramaturgie ist da alles perfekt aufeinander abgestimmt.
Gefühlschaos Überhaupt ist dieses Spiel dramaturgisch eine wahre Meisterleistung. Die spannende Story mit ihren zahlreichen absurden Wendungen, die Musik, die düstere Amtosphäre – das passt einfach alles zusammen. Und ständig ändert sich die Stimmungslage des Spielers. Mal wird es romantisch, mal beklemmend, mal heiter, mal traurig, mal wird man wütend, mal lacht man sich weg. Diese Gratwanderung zwischen Angst, Wut, Heiterkeit und Traurigkeit lässt den Spieler hautnah an der Absurdität des Spiels teilhaben und führt in an die Abgründe der menschlichen Seele. Selten hat man bei einem Spiel so etwas erlebt.
Fazit:
„Lass mich grad mal schnell mein neues Spiel ausprobieren, dann bring ich den Müll raus“. Fünf Stunden später war der Müll immer noch nicht draußen. Ich habe dieses Spiel in meine Xbox gepackt und konnte einfach nicht mehr aufhören. The Darkness hat mich gefesselt. So sehr gefesselt, wie es noch nie ein Spiel zuvor geschafft hat. Es verfolgt mich. Am Tag. In der Nacht. Ich komme nicht mehr davon weg. Es passt einfach alles. Gameplay, Grafik, Sound und Steuerung. Es ist das Spiel, auf das ich so lange gewartet habe und gehört daher meiner Meinung nach in jede Spielesammlung.
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
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