Overclocked: Eine Geschichte über Gewalt
Entwickler:
Anaconda Games
Publisher:
Anaconda Games
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
34,89 €
Systeme:
PC
Testsystem:
AMD64 4000+, 2GB RAM, Geforce 6800Ultra 256MB, WinXP
Anforderungen:
P3 1,3GHz CPU · 512MB RAM · 1,5GB HD · 3-D-Karte
Inhalt:
In Anacondas Psychothrilleradventure Overclocked schlüpft ihr in die Rolle des Ex-Army Psychiaters David McNamara, der einen mysteriösen Fall um fünf traumatisierte Jugendliche lösen soll. Nicht ganz uneigennützig, wie sich später herausstellt. Braucht doch so mancher Doc selbst einen „Seelenklemptner“. Na dann, gute Besserung!
Meinung:
Mitten auf den Straßen von New York werden in kurzen Abständen 2 Mädchen und 3 Jungen im geschätztem Alter zwischen 18-20 Jahren aufgefunden. Nicht tot, dafür aggressiv, teilweise nackt, ohne Erinnerung, orientierungslos, jeder mit Pistole in der Hand. Also wird beschlossen, sie erst mal in sicherem Gewahrsam im lieblos heruntergekommenen Staten Island Mental Hospital wegzuschließen.
Da der ansässige Arzt Dr.Young mit seiner Methode bisher keine Fortschritte verbuchen kann, greift die Regierung auf den erfahrenen Psychiater McNamara zurück. Kaum im Krankenhaus angekommen, wird der gleich mit seiner Vergangenheit konfrontiert, denn er und der Chefarzt sind sich nicht wirklich grün.
Dies geht u.a. auf ihre jeweilige Therapie-Methode zurück. Während Young mit diversen Pillencocktails die verstörten Kids ruhig zu stellen versucht, möchte McNamara dagegen mit Hilfe seines revolutionären Hypnoseverfahrens in die Gedanken der Traumatisierten eindringen.
Auf den Spuren von „Memento“ Mit Hilfe eines Pendels gelingt es McNamara , dass die Patienten sich „rekursiv“ erinnern d.h. der Patient wird mit dem letzten Bekannten konfrontiert, wie z.B. ein Wort, dass er bei seiner Ergreifung panisch hinausschrie. Jetzt beginnt Patient X sich zu erinnern und ihr dringt in seine Vergangenheit aktiv ein, indem ihr den Patienten von nun an selbst steuert. In kurzen Questsequenzen kommt ihr dabei des Rätsels Lösung immer ein Stückchen näher.
Während ihr die Patienten spielt, habt ihr von Beginn an schon ein paar Items in eurem Gepäck. Solltet ihr bei den nächsten Erinnerungen weiter zurück in die Vergangenheit gehen, müsst ihr oft die Dinge, die ihr bei der vorherigen Erinnerung hattet, erst noch suchen. So habt ihr immerhin viele Anhaltspunkte, was ihr noch haben müsst und tappt nicht ganz im Dunkeln. Vorausgesetzt natürlich, dass ihr euch vorher gut gemerkt habt, was ihr besessen habt.
Ich würde gerne jemanden anrufen... Auch ein Psychiater muss mit der Zeit gehen, deshalb hat McNamara sein Universalwerkzeug immer dabei. Mit dem PDA habt ihr nicht nur einen prima Handyersatz, mit dem ihr den ermittelnden Detektiv, euren Anwalt oder eure Frau anrufen könnt, wenn ihr mal nicht mehr weiter wisst. Mit dem Ding zeichnet ihr auch sämtliche Sitzungen mit den Patienten und persönliche Notizen wie mit einem Diktiergerät auf.
Diese Funktion wird zur wichtigsten im ganzen Spiel. Die armen Patienten haben so derbe Gedächtnislücken, dass ihr sie ständig mit den Erinnerungen der anderen konfrontieren müsst, damit sie den roten Faden wiederfinden. So kommt ihr bei dem Jungen aus Zelle 1 nur weiter, wenn ihr ihm die Erinnerung des Mädchens aus Zelle 4 vorgespielt habt usw..
Interaktivers Puppenspiel Bis auf das Suchen der richtigen Audioaufzeichnung kann man bei Overclocked nicht wirklich von einem Adventure sprechen, sondern eher von einem interaktiven Film, denn die Rätsel sind zu leicht. Viel zu oft sind die wenigen zu kombinierenden Dinge auch noch im selben Raum. Dafür ist der erzählerische Ansatz und die beklemmende Atmosphäre wirklich grandios.
Unterstützt wird dies durch die sehr glaubwürdige Charakterzeichnung der gut ein Dutzend Figuren.
Die Dialoge wirken nie langweilig, denn sie sind überwiegend von bekannten Synchronsprechern dynamisch vorgetragen. Einzig die Animationen sind ein graus. Maskenhafte Gesichter und Bewegungen wie bei der Augsburger Puppenkiste. Weil sich die Animatoren wohl selbst zu sehr dafür schämen, wird das Einstecken von Gegenständen oft ausgeblendet.
Durch einen permanten musikalischen Brummton, wird unterschwellig die lauernde Gefahr suggeriert.
Fazit:
Zwar dauert es fast bis zur Hälfte der gut 20 stündigen Geschichte, bis der Plot so richtig in Gang kommt und viele aufgeworfene Fragen um die Kids werden auch nicht endgültig beantwortet, dafür möchte man unbedingt wissen, wie die sich ständig zuspitzende Hintergrundstory um den kantigen Antiheld McNamara ausgeht. Das Adventure bietet viele gute Ansätze, die rätseltechnisch allerdings noch stark ausgebaut werden könnten. Kleinere Schnitzer, wie das viel zu lineare Gameplay verzeiht man angesichts des interessant düsteren Settings gerne.
Ich war zwar noch nie in New York, aber einsamer als in Overclocked wird man es wohl nirgendwo mehr zu sehen bekommen.
Kopfnussknacker sollten nicht zu viel erwarten, aber alle die eine reife Geschichte mit psychologischem Tiefgang und ironischen Untertöne auf Computerspiele mögen, sollten sich dieses Ausnahmeadventure nicht entgehen lassen.
Operation gelungen, Patient therapiert!
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Autor der Besprechung:
Sven W.
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