WipEout: Pulse
Entwickler:
Sony Computer Entertainment
Publisher:
Sony Computer Entertainment
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
38,45 €
Systeme:
Game Boy Advance, PSP
Inhalt:
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht. Die goldene Regel des Kapitalismus gilt natürlich auch in der Games-Industrie. Nicht umsonst erscheint jedes Jahr ein neues FIFA, Pro Evo usw. Neben Sportspielen zeichnen sich aber auch Rennspiele durch sehr langlebige Serien aus. Need für Speed oder Midnight Club bringen es inzwischen auf kaum noch zählbare Ableger und zeigen, wie wichtig und erfolgversprechend dieses Marktsegment ist. Neben den oben genannten, eher realistischen Erfolgsserien erfreut sich aber seit 1995 auch ein futuristischer Außenseiter eines ewigen Geldregens: WipEout. Doch bietet WipEout: Pulse, aktueller Teil der Serie genügend Neuerungen, um einen Kauf zu rechtfertigen? Schließlich ist der Vorgänger WipEout: Pure so alt nun auch wieder nicht.
Meinung:
Am Spielprinzip hat sich erst mal nichts geändert. Natürlich nicht. Wie schon im ersten Teil der Serie steuert der Spieler futuristische Gleiter über 24 spacige Strecken und lauscht dabei Techno-Klängen bekannter Künstler. Der zu steuernde Gleiter reagiert sehr sensibel auf Richtungsänderungen, was bei den oftmals schmalen Strecken schnell zu unnötigem Bandenkontakt führt. Den gilt es aber zu vermeiden, denn jedes Touchieren kostet spärlich vorhandene Schildenergie.
Schwerer wiegt aber noch der damit einhergehende Geschwindigkeitsverlust. Zwar erlauben dem Spieler zahlreiche Extras und auf der Strecke verteilte Booster diesen Rückstand wieder aufzuholen, einen schlechten Fahrer retten sie aber nicht. Deshalb steht eine perfekte Streckenkenntnis ganz oben auf der To-Do-Liste für frische Gleiter-Piloten. Nur wer die Ideallinie inklusive aller Booster-Pads trotz noch so hektischer Strecken jederzeit vor Augen hat, schafft es überhaupt aufs Treppchen. Sieger brauchen sogar noch etwas mehr...
Wo ist hier oben? Entwickler Studio Liverpool, schon für den Vorgänger verantwortlich, spendieren ihrem zweiten Beitrag zur Serie neue Streckenfeatures. Speziell Loopings und ganze Überkopf-Passagen stellen die Mägen der Spieler hierbei auf eine harte Probe. Aber auch der Orientierungssinn leistet gezwungenermaßen Höchstarbeit. Oft winden sich die Strecken dermaßen in- und durcheinander, dass das räumliche Denken vor die Wand läuft und auch M.C. Escher seine Freude gehabt hätte. Insgesamt vermögen aber alle Strecken zu gefallen, steigen angenehm im geforderten Fahrvermögen und machen schlicht Spaß.
Utopia, ich komme Das liegt nicht zuletzt an der gelungenen Grafik. Was im Vorgänger manchmal noch etwas kantig wirkte, rast jetzt wie aus einem Guss am Cockpit vorbei. Die Design-Abteilung hat wirklich ganze Arbeit geleistet, sowohl Farben als auch Konstruktion der Level überzeugen. Auch wenn sie nur Sekundenbruchteile zu erkennen sind. Besonders wichtig: der obligatorische Techno-Look der Strecken bleibt erhalten. Da wölben sich abgedrehte Hochaus-Bauten über die Piste und wilde Lichteffekte tauchen die Fahrer in Neon-Licht, während im Hintergrund eine grüne Sonne untergeht. Verstärkt wird der technophile Touch des Spiels durch die Hintergrundinformationen zu den einzelnen Strecken und Teams, die teilweise auch ihre Entsprechung im Streckendesign finden.
Wer bin ich überhaupt? Damit hier aber kein falscher Eindruck aufkommt: Wirklichen Hintergrund oder gar eine Story sucht der Forschende bei WipEout: Pulse vergebens. Um die Verbindung zwischen Spieler und Spielinhalt aber nicht gänzlich zu kappen, besteht die Möglichkeit zu einer gewissen Individualisierung des Spiels. Denn immerhin kann jeder Spieler online den eigenen Gleiter farblich gestalten. Wer dann noch lange genug seinem Team treu bleibt, schaltet per „Loyalitätsbonus“ neue Gleiterlackierungen für das Lieblingsteam frei.
Baukastensystem Pulse zieht den Spieler deutlich mehr in den Bann als sein Vorgänger Pure. Im Vergleich ist der Aufbau der Ligen nämlich nicht mehr wiederzuerkennen. Davon gibt es vier, mit vier Untergruppen. Diese 16 Abschnitte sind jeweils in einem individuellen Muster angeordnet. Von einem Startpunkt ausgehend, wählt der Spieler einen der fünf benachbarten Bereiche und absolviert die entsprechende Aufgabe (etwa „Zeitrennen“ oder „Zone“). Ein Erfolg schaltet wiederum die angrenzenden Felder frei. Genügend Punkte in einer Untergruppe schalten die nächste Sektion frei. Die Strecken variieren innerhalb einer Untergruppe, tauchen aber in der nächsten dafür wieder auf, wenn auch evtl. spiegelverkehrt oder in einer anderen Geschwindigkeitsstufe. Durch diesen Aufbau gewinnt der Spieler den Eindruck, es mit unzähligen Strecken statt der tatsächlichen 24 zu tun zu haben.
Wo kommt der schon wieder her? Doch die besten Strecken bringen nichts, wenn der Gegner zu dämlich bzw. schlau ist. Die Entwickler haben hier ein gelungenes Mittelmaß gefunden, das auch den Gelegenheitsspieler nicht überfordert. Die Gegner setzen ihre Extras sinnvoll ein, rammen schmerzhaft gut und machen den Pilotenalltag damit zu wirklich hartem Brot. Über drei Schwierigkeitsstufen lässt sich die gegnerische Widerspenstigkeit aber sinnvoll regeln. Wirkliche WipEout-Profis fordert das Programm aber natürlich nur bedingt. Diese Zielgruppe tummelt sich nach dem selbstverständlich beiläufigen Durchspielen von Pulse (um Mitreden zu können) sowieso online. Dort stehen weitere Ligen zur Verfügung, die so ziemlich jeden den persönlichen Meister finden lassen.
Seltsame Geräusche Ohne Mucke geht es aber auch im Internet nicht. Deren Auswahl fällt auch bei Pulse wieder überaus angenehm aus, selbst für ausgemachte Feinde elektronischer Klänge. Stücke von Künstlern wie Aphex Twin oder Kraftwerk halten den Rhythmus als essenziellen Bestandteil des Spiels immer hoch und passen perfekt zum künstlich-sterilen Charme des Spiels. Wer sich mit Bass und Beats trotzdem nicht anfreunden kann, dem bietet Liverpool Studios sogar die Möglichkeit eigene MP3s als Renn-Soundtrack zu nutzen. Damit dürfte dann auch der letzte Nörgler zum Schweigen gebracht sein.
Fazit:
Wer WipEout: Pulse trotz der obigen positiven Worte nicht
mag, dem sei versichert: Er ist mit Sicherheit nicht allein. Denn wie
bisher jeder Teil der Serie kann und will WipEout: Pulse
entweder geliebt oder gehasst werden. Dem Einen sind die Gleiter zu
flatterhaft und zerbrechlich, der Nächste liebt das Gefühl einen
Papierflieger durch den Hochofen jagen zu müssen.
Was mancher als
künstlerisch anspruchsvolle Optik wertschätzt, nennt der
Nachbar womöglich oberflächlich. Kurzum, WipEout: Pulse bleibt
der Tradition verpflichtet und spaltet das Publikum.
Handwerklich/technisch ist am jüngsten Sprössling der Rennserie aber
absolut nichts auszusetzen.
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Autor der Besprechung:
Max Link
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