Turok: Rebirth
Entwickler:
Disney Interactive Studios
Publisher:
Buena Vista Games
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
58,45 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Sie war bereits still zu Grabe getragen worden, die Sage um den Dino-Jäger Joseph Turok, der erstmals 1996 auf dem N64 in Aktion trat, um als Einzelkämpfer gegen eine Heerschar von Dinosauriern anzutreten. Sicherlich ausgelöst durch den einstigen „Jurassic Park“-Boom fand der Titel schnell eine wachsende Anhängerschaft, die auch bereitwillig die Nachfolge-Produktionen ins Haus holte. Die Popularität der Serie ebbte in der Zwischenzeit jedoch ab, so dass es kurz nach dem Jahrtausendwechsel zum Ende der „Turok“-Reihe kam.
Rückkehr im neuen Zeitalter Ziemlich unerwartet feiert der indianische Held nun aber sein Comeback im NextGen-Zeitalter. Auf der Xbox360 und der PS3 jagt er an der Seite des Militärs den abtrünnigen Söldner Roland Kane, einst sein Vorgesetzter in der Wolfpack-Einheit. Kane soll sich auf einem verborgenen Planeten verstecken, den Turok nun mit seiner neuen Truppe ansteuert. Doch das Abenteuer wird alsbald zum Fiasko; beim Landeanflug wird die Einheit abgeschossen und führt den geretteten Turok solo auf eine gänzlich unverhoffte Mission. Als ihm anschließend zum wiederholten Male einige altbekannte Reptilien begegnen, wird ihm bewusst, dass er die One Man Army in sich ein weiteres Mal zum Leben erwecken muss.
Meinung:
Eine neue Turok-Generation? Ein innovatives Comeback? Oder doch eher
der laue Aufguss eines bewährten Klassikers? Die Meinungen dürften
insbesondere nach den ersten vagen Eindrücken weit auseinander gehen.
Fakt ist, dem Spiel mangelt es, zumindest auf den Mechanismus bezogen,
einfach an fortschrittlichen Elementen.
Schlicht und standardisiert Das
Waffenarsenal ist bestenfalls Standard, wenngleich die Option, sich an
manchen Stellen beidhändig zu bewaffnen, sicherlich eine interessante
Variante ist. Wesentliche Neuerungen sind jedoch in diesem Bereich
nicht zu vermelden. Kaum anders schaut es bei der Vielzahl an
gegnerischen Söldnern und Dinosauriern aus. Die Mitglieder aus Kanes
Eliteeinheit unterscheiden sich optisch kaum voneinander, die fossilen
Reptilien indes kennt man in dieser Form bereits aus den ersten
Spielen, was ja einerseits in Ordnung geht, da so ein roter Faden
gewährleistet ist. Andererseits mutet dies aber auch ein wenig enttäuschend
an, da man die Chance, das Spiel gezielt zu erweitern,
weitestgehend verpasst hat.
In diesem Sinne kann sich der neue "Turok"
wenigstens noch auf die Tatsache stützen, dass man rein äußerlich vom
üblichen Ego-Shooter-Zirkus abweicht. Der Dino-Hunter bleibt ein
Sonderling unter den schwer bewaffneten
Counterstrike-meets-Half-Life-Heroen. Doch dass dies ausreichen würde,
um das Spielsystem auch nach zehn Jahren weiterhin interessant zu
gestalten bzw. sie trefflich ins NextGen-Zeitalter zu transferieren,
bleibt bis auf weiteres anzuzweifeln.
Wiedersehen in bekannten Sphären Die bereits im Titel
propagierte Wiedergeburt der Serie schmückt sich im Vergleich zu den
meisten First Person Shootern mit einer recht umfassenden Story –
sollte man jedenfalls meinen. In allerhand Interludien und
Zwischensequenzen wird das Schicksal des Helden analysiert, seine
Mission beleuchtet und auch die Vergangenheit reflektiert, um von
Beginn an für die richtige Atmosphäre zu sorgen. Auf seiner Reise
begegnet er einigen vertrauten Gesichtern, erinnert sich an
richtungsweisende Szenarien und lässt die gesamte Vorgeschichte Revue
passieren, um das neue Setting adäquat vorzubereiten.
Letztendlich
ist die Handlung nicht mehr oder weniger innovativ als die der
Vorgänger-Titel. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass der
zugrunde liegende Plot innerhalb des Spiels sehr farbenfroh ausgemalt
wird, so dass bisweilen der Eindruck entsteht, man befinde sich in
einem selbst gesteuerten Spielfilm. Schade ist in diesem Zusammenhang
allerdings, dass gerade dieses recht gut umgesetzte Element im Laufe
der Mission an Bedeutung verliert. Quantitativ nehmen die
Einflechtungen zum Ende hin deutlich ab; mitunter glaubt man sogar, der
ausschmückende Background-Stoff sei ausgegangen. Da man das Schicksal
des Protagonisten aber gerade in diesen Szenen selbst in die Hand
nehmen muss, wiegt dieser Umstand nicht ganz so schwer. Eine gewisse
Ziellosigkeit, ja ein zwischenzeitlicher inhaltlicher Einbruch ist
„Turok Rebirth“ aber definitiv nicht abzusprechen
Es bleibt heftig Bereits
zu Zeiten des „Turok“-Debüts galt der Titel als einer der härtesten und
schwierigsten in diesem Segment. Nicht etwa der Adventure-Modus,
sondern vor allem so manch unfaire Zwischenpassage galt als
unüberbrückbares Hindernis, und diesbezüglich macht auch „Rebirth“
keine Ausnahme. Zwar hat man die Möglichkeit, aus zwei verschiedenen
Schwierigkeitskategorien auszuwählen (ein dritter Level ist noch
freispielbar), jedoch ist es mitunter eine knifflige Angelegenheit, in
den hektischeren Situationen des Spiels problemfrei zu bestehen.
Es
gibt genügend Phasen innerhalb der Story, in der man längerfristig hängen
bleibt und Frust anstaut, ergo ist ein
stringenter Spielfluss nicht ständig gewährleistet. Das macht „Turok
Rebirth“ definitiv zu einem anspruchsvolleren Ego Shooter, manchmal
aber auch zur nervenaufreibenden Angelegenheit, in der man dazu neigt,
das Pad kurzzeitig in die Ecke zu feuern. Geduld und eine erhöhte
Frustrationstoleranz sind dementsprechend zwingend vorausgesetzt,
sollte man sich für den Neuling in der Serie interessieren.
No Limits? Many Limits… Der
Wahlspruch der derzeitigen Videospiel-Ära definiert sich ganz klar auf
der absoluten Reduzierung von Beschränkungen im Gameplay. Diesem
Anspruch wird „Turok Rebirth“ nur sehr bedingt gerecht. Die
Struktur des Spiels weist bereits gehörige Begrenzungen auf. So
wiederholen sich manche Szenarien im Laufe der Mission,
und von einer sich steigernden Dynamik ist nur selten etwas
zu spüren. Auch der Levelaufbau ist auf lange Sicht
limitiert; das Spiel gliedert sich lediglich in drei größere Abschnitte
und bietet insgesamt nur wenig Potenzial für Überraschungen – es sei denn, man zählt die ständigen, gemeinen
Angriffe der Dinosaurier aus dem Hinterhalt mit hinzu. Klar, man ist im
Jahr 2008 ein ganzes Stück weiter als noch zu Debützeiten. Echte
Quantensprünge sehen aber ohne Zweifel anders aus!
Bewusster Minimalismus? Schaut
man sich die vielen kleinen Krankheiten des Spiels etwas genauer an, mag man meinen, dass sich die
Designer bewusst zu den Wurzeln des Spiels zurückgezogen und
jeglichen Fortschritt ausgeschlossen haben. Einzig die sehr
gute Steuerung überzeugt, verstärkt vielleicht durch
die sehr gut aufgearbeitete Action, die auch „Turok Rebirth“
uneingeschränkt bietet. Doch vom begrenzten Umfang des Spiels über die
wirklich bescheidene Grafik bis hin zur mangelnden Abwechslung
offenbaren sich reichlich Fakten, die das Spiel zur
Schmalspur-Ausgabe unter den NextGen Shootern avancieren
lassen. Ob dies mit dem prähistorischen Setting zusammenhängt, steht
allerdings in den Sternen…
Und es macht dennoch Spaß Die
bereits angesprochenen Defizite des Spiels führen eigentlich
unwiderruflich zum Resümee, dass „Turok Rebirth“ lediglich
Durchschnittskost geworden ist und dem guten Ruf der Serie nur in
Ansätzen gerecht wird. Was den Spielspaß betrifft, scheint
so manche Kritik haltlos an der Blu-Ray-Disc abzuprallen. Die Mission
macht besonders in den vielen actionreichen Sequenzen richtig Spaß, die
Abgrenzung vom steten Söldner-Einerlei nach „Call Of Duty“-Machart weiß
ebenfalls zu gefallen. Bisweilen reift der
Gedanke, man habe das Spiel auf Biegen und Brechen veröffentlichen
wollen und die Feinarbeit hinten angestellt. Am Gameplay gibt es trotz der Kritikpunkte nur wenig
auszusetzen – und das scheint bei der äußerst skeptischen Betrachtung
und Analyse letzten Endes doch ein wenig überraschend.
Fazit:
Aufgrund der langen, erfolgreichen Vorgeschichte der Serie war eine rein objektive Bewertung von „Turok Rebirth“ nur schwerlich realisierbar. Die Erwartungshaltung stieg vorab ins Unermessliche, ein wirklicher Killer musste also her. Ein eben solcher ist die Wiedergeburt von Joseph Turok allerdings nicht geworden, einerseits wegen mangelnder Ausreizung der Hardware, andererseits wegen der recht geringen Nutzung des Speichermediums. Der Umfang ist bescheiden, Abwechslung stellenweise fast gar nicht geboten, und da auch die Umgebung weitestgehend vertraut wirkt, stellt sich die Frage, an welchen Stellen die kreativen Köpfe nun den Übergang in die neue Videospiel-Generation vollzogen haben.
Das Spiel rettet sich schließlich mit bemerkenswertem Gameplay, ordentlichem Online-Modus und richtig fetter Action, kann aber die hohen Anforderungen, die man berechtigterweise an den Titel stellte, definitiv nicht befriedigen. In der Abwesenheit des Dino-Jägers sind jedenfalls allerlei andere Titel an der einst so innovativen Serie vorbeigezogen und haben inzwischen einen Vorsprung herausgeholt, den das überraschend schmal bestückte „Rebirth“ auf Anhieb nicht aufholen kann. Schade um dieses nicht ganz so gelungene Comeback!
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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