Unreal Tournament III (PS3)
Entwickler:
Epic Games
Publisher:
Midway Games
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
54 €
Systeme:
PlayStation 3
Inhalt:
Auf dem PC wurde Unreal Tournament III bereits sehr positiv aufgenommen. Jetzt ist auch die PS3-Fassung erhältlich – und es gelingt ihr, das Shooter-Erlebnis verlustfrei auf die Konsole zu übertragen. Alle vertrauten Spielmodi sind mit an Bord, und auch das rasante Tempo hat unter der Portierung nicht gelitten. Neuerungen gibt es gegenüber der PC-Version allerdings auch nicht.
Meinung:
Unreal Tournament steht natürlich in erster Linie für Multiplayer-Schießereien, daher kann UT3 auch nur mit einer etwas alibi-haften Solo-Kampagne aufwarten. Deren uninspirierte und klobig erzählte Story um den Söldner Reaper und seinen Rachefeldzug gegen die Necris kann man allerdings getrost ignorieren. Stattdessen sollte man diese etwa achtstündige Aneinanderreihung von Arenakämpfen wohl am besten als eine Art ausgedehntes Tutorial für UT-Neulinge betrachten, die sich hier schon einmal auf halbwegs sicherem Terrain an das Spieltempo der Online-Gefechte und den Umgang mit den diversen Waffen und Fahrzeugen gewöhnen können. Das beste an der Kampagne ist zweifellos, dass man sie auch kooperativ mit bis zu drei weiteren Mitstreitern absolvieren kann.
Schlepp mir die Kugel Sowohl in der Kampagne als auch bei Multiplayer-Runden per LAN oder Internet mit bis zu 16 Teilnehmern kommen die gleichen Spielmodi zum Einsatz. Deathmatch, Team-Deathmatch und Capture the Flag bedürfen wohl keiner weiteren Erläuterung. UT3 hat allerdings noch mehr Varianten an Bord: Auf besonders großen Maps lässt sich CTF auch mit Fahrzeug-Unterstützung spielen, allerdings kann man die Fahne nicht mit in den Jeep, Panzer oder Gleiter nehmen, sondern muss sie zu Fuß bzw. per Hoverboard befördern, was den Thrill deutlich erhöht. Beim „Duell“ hingegen stehen sich nur zwei Spieler gegenüber; sobald einer der Kontrahenten ablebt, betritt ein Nachfolger aus seinem Team die Arena.
Die größte und beste Neuerung ist aber der „Kriegsführung“-Modus: Jede Partei verfügt über einen Energiekern, den der Gegner zu zerstören trachtet. Allerdings ist ein Kern erst dann angreifbar, sobald man über das Erobern von Energieknoten eine durchgehende Verbindung zur eigenen Zentrale geschaffen hat. Dieser Modus ist enorm spannend und hält überraschend viele Möglichkeiten parat: Das Erobern der Knoten lässt sich beschleunigen, indem man eine in der Heimatbasis generierte „Kugel“ zu ihnen bringt. Allerdings ist der Kugelträger weithin sichtbar und somit eine beliebte Zielscheibe. Außerdem stehen unabhängige Nebenknoten zur Eroberung bereit, mit denen man sich verschiedene Vorteile wie etwa den Zugang zu besonders starken Fahrzeugen sichern kann.
Flott unterwegs Die PS3 kann das rasende Tempo der Kämpfe ruckelfrei mitgehen. Die Landschaften der clever gestalteten Maps sind abwechslungsreich und mit ansprechenden Details versehen worden, auch wenn einige der Texturen und Deko-Elemente nicht den allerhöchsten Ansprüchen genügen – aber das war in der PC-Version ja kaum anders, und das ist dann wohl der Preis, den man für die sagenhafte Spielgeschwindigkeit zahlen muss. Während der Gefechte hat man eh keine Zeit, um sich über etwas zu grobschlächtige Obstkisten zu mokieren. Wegen der 16er-Freigabe lässt sich das Gewalt-Niveau übrigens in der deutschen Fassung des Spiels nicht hochregeln, so dass die Kämpfe völlig blutfrei ablaufen.
Maus vs. Sixaxis Die Steuerung geht mit dem Sixaxis-Controller flott und präzise von der Hand; mittlerweile dürfte sich ja auch jeder an die gängige Pad-Belegung bei First-Person-Shootern gewöhnt haben. Als kleine Besonderheit ist die Fahrzeug-Steuerung auf Wunsch auch über die Tilt-Sensoren möglich. Wer sich jedoch partout nicht mit der Pad-Steuerung anfreunden will, kann alternativ auch ganz klassisch Maus und Keyboard per USB-Port an die PS3 anschließen. Diese Lösung funktioniert ebenfalls sehr gut, kommt allerdings nicht ganz an die Präzision eines echten PCs heran, und für die Menüsteuerung muss immer noch der Sixaxis herhalten. Um im Online-Spiel die Fairness zwischen Pad- und Maus-Schützen zu gewährleisten, lassen sich die Multiplayer-Matches übrigens nach der Eingabemethode filtern.
Auch für die PS3-Version stehen Mods wie etwa neue Waffen oder zusätzliche Maps aus der UT-Community zur Verfügung; die Daten können allerdings nicht direkt auf die Festplatte der Konsole gezogen werden, sondern müssen etwas umständlich in einem präzise betitelten Ordner auf einem USB-Stick oder einer Speicherkarte zwischengespeichert werden, bevor sie ins Spiel integriert werden können.
Komiker auf dem Schlachtfeld Die Soundeffekte der Waffen und Fahrzeuge sind angemessen und passen gut zur Action, das gilt auch für die Musikuntermalung. Bei der deutschen Synchronisation ist die Qualität allerdings deutlich weniger gut: Entweder weisen die Stimmen einen starken dialektalen Einschlag auf (am auffälligsten ist hier der Sprecher der Kampagnen-Hauptfigur Reaper, der deutlich hörbar aus dem Süden unserer Republik stammt), oder aber die Stimmen passen nicht besonders gut zum Spiel-Setting.
So wird beispielsweise Reapers guter Freund Othello von Donald Arthur gesprochen, den die meisten als Nachrichtensprecher Kent Brockman aus den Simpsons oder als South Park-Chefkoch kennen dürften. Sicher, der Mann hat eine coole tiefe Stimme, aber leider assoziiert man sein markantes Organ wohl kaum mit einem Muskelprotz Mitte 30, der vulgär fluchend mit einem Raketenwerfer in der Hand durch ein Kriegsgebiet rennt.
Fazit:
Achtung, dieses Spiel ist nicht für jedermann geeignet: Wer sich eine ausgearbeitete Solo-Kampagne wünscht, ist bei Unreal Tournament III an der völlig falschen Adresse. Auch Spieler, die in ihren Shooter-Partien in erster Linie Wert auf behutsames, gut geplantes Vorgehen legen, werden mit diesem Titel nicht glücklich werden. Wer jedoch simple, schnelle Mehrspieler-Ballereien bevorzugt, die eher an einen Reaktionstest erinnern, liegt hier goldrichtig, zumal die Übertragung auf die PS3 in technischer Hinsicht praktisch ohne Abstriche gelungen ist.
Zwar ist der „Kriegsführung“-Modus die einzige nennenswerte Neuerung, mit der das Spiel gegenüber seinen Vorgängern aufwarten kann, allerdings macht dieser Modus auch enorm viel Spaß, weil er einen Schuss Taktik in die Gefechte bringt, ohne dadurch das Tempo zu drosseln. Somit stellt Unreal Tournament III auch auf der PS3 einen sehr zugänglichen Multiplayer-Shooter dar.
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Autor der Besprechung:
Manuel Tants
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