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Rezensionen Splash! Hits Covergalerie Checkliste

Patapon

Entwickler: Sony Computer Entertainment
Publisher: Sony Computer Entertainment

Genre: Handheld
USK Freigabe: Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis: 38,95 €

Systeme: PSP

Ausgezeichnet mit dem Splash Hit Inhalt:
Der große Albert Einstein sagte einmal, „jeder, der Spaß dabei empfindet, im Gleichschritt zur Musik zu marschieren, hat das Gehirn nur aus Versehen erhalten.“ Ein weiser Spruch, fürwahr, dessen Ursprung aber eben in einer anderen Zeit liegt. Während es weiland die musikalische Vorliebe erzkonservativer Schichten für primitive Trommelmusik zu verurteilen galt, lauscht heute ein großer Anteil der Jugend mit Begeisterung genau solchen Klängen.

Das Ganze heißt dann zwar anders und wird auch nicht mehr besoffen auf dem Schützenfest, sondern zugedröhnt in riesigen Hallen konsumiert, unterscheidet sich aber vom Anspruch her nicht groß. Ein gefährliches politisches Programm verbirgt sich aber selten dahinter, denn im Vordergrund steht eindeutig der Spaß. Und den kann man eben auch beim dämlichsten Takt haben. Hyper, Hyper.

Meinung:
Während einfach gehaltene Takte also in der Musik seit den 90ern ein alter (neon-gelber Plüsch-) Hut sind, fristen Rhythmusspiele in der Videospiel-Branche ein Schattendasein. Gut, es gibt sie, aber wer kann heute noch ernsthaft behaupten einmal Parapa the Rapper gespielt zu haben. Einzig in Japan scheint die Nachfrage nach derartigen Spielen immer noch groß zu sein, weiter westlich kamen Trommel-Exzesse àla Donkey Konga nie so richtig gut an.

Kein Wunder also, dass aus dem Land der aufgehenden Sonne mit Patapon nun der anspruchsvollste Versuch seit Langem kommt, auch Europäer vom Trommeln zu überzeugen. Verantwortlich dafür zeigen sich genau die Entwickler, die auch Loco Roco zu verantworten hatten. Der Spieler sollte sich also auf Einiges gefasst machen.

Ich bin euer Gott
Auf ihm lasten nämlich große Ansprüche, schließlich schlüpft der Spieler in die Rolle eines Gottes. Nach einer Niederlage gegen die verfeindeten Zigatons kommt ihm als Schutzherr des ehemals mächtigen Stammes der Patapon die Aufgabe zu, den kläglichen Rest seines Volkes zu neuer Blüte zu führen. Um das zu erreichen, wollen Ressourcen und Ka-Ching gesammelt werden. Kombiniert man diese geschickt miteinander, befehligt man bald neben den Basistruppen auch viel schlagkräftigere Patapons. Es wird also gejagt, gekämpft und rekrutiert, damit die tapferen Patapons bald wieder auf den Ruinen der Zigaton-Dörfer tanzen können.

Augäpfel auf Beinen
Wer nach dieser kurzen Einweisung in die Spielwelt mit wildem Dschungel und noch wilderen Eingeborenen rechnet, liegt ziemlich daneben. Und irgendwie auch wieder nicht. Denn die Grafik von Patapon reduziert das Geschehen auf dem Bildschirm auf das absolut Wesentliche. Die komplette Spielwelt erhebt gar nicht den Anspruch auch nur entfernt realistisch sein zu wollen, vielmehr wähnt sich der Spieler bald in einem Museum für Scherenschnitte.

Was sich in der Welt der Patapons abspielt ist zweidimensional, farbarm und nur grob skizziert. Kurzum, der Spieler befehligt eine Armee oben erwähnter Augäpfel. Diese fällt, auch wenn alle Kämpfer relativ ähnlich aussehen, erstaunlich variabel aus. Denn im Laufe des Spiels stehen dem Gott bzw. Spieler nicht weniger als sechs verschiedene Truppentypen zur Verfügung, deren Vor- und Nachteile es zu beachten gilt. Da man seine Truppen außerdem noch individuell mit Beute ausrüsten kann, erreicht Patapon der simplen Aufmachung zum Trotz bald ein strategisches Level, von dem manche ausgemachte Strategiespiele nur träumen können.

Weniger ist mehr
Die obige Schilderung der einfachen Optik soll aber nicht den Eindruck erwecken, dass Patapon lieblos aussieht. Ganz im Gegenteil. Wahre Kunstfertigkeit zeigt sich eben erst in der Reduktion, erst eine Rückbesinnung aufs Wesentliche zeichnet ein wahres Kunstwerk aus. Und entsprechend dieses Grundsatzes haben sich die Patapon-Designer selbst ihr Meisterzeugnis ausgestellt. Mit wenigen Strichen und Farben versetzt das Spiel den Spieler in eine Welt voller Abenteuer, Charme und Dramatik. Was andere Entwickler nur mit Hilfe epischer Videosequenzen und sonstigem Bombast erreichen, vollbringt Sonys japanisches Studio mit dem Handwerkszeug eines Grundschülers. So sieht Perfektion aus.

Pata, Pata, Pata, Pon
Doch wo bleiben die Trommeln, wird sich der aufmerksame Leser jetzt denken. Keine Angst, die kommen jetzt. Als ob man sie vergessen könnte.
Denn wen Patapon mit seiner Grafik „nur“ beeindruckt, den haut es dank seiner schlicht brillanten Steuerung endgültig aus dem Stuhl. Denn die von uns befehligten Patapons hören auf nichts Anderes als die Trommelsignale des Spielers. Jedem Manöver, ob Bewegung oder Angriff, ist ein bestimmtes Signal zugeordnet, dass sich aus einer bestimmten Kombination der vier Trommeltasten zusammensetzt. Die gilt es im, durch den pulsierenden Bildschirmrand vorgegebenen, 4/4-Takt zu betätigen.

Wenn die tapferen Kämpfer den Befehl dann nachgesungen haben, muss der Spieler ihnen ein neues Kommando geben. Gelingt das zehn mal in Folge, geraten die vorher relativ niedlichen Patapons in Rage bzw. den Fieber-Modus und bleiben dort, solange sie kein falsches Signal erhalten. In diesem Zustand stecken sie mehr ein, teilen mehr aus und rennen schneller. Außerdem hat der Spieler als Allmächtiger nur im Fieber-Modus die Möglichkeit, Wunder zu wirken. Es lohnt sich also.

Kindersoldaten
Bei einem solchen Spielprinzip fällt dem Sound logischerweise eine große Bedeutung zu. Denn erst wenn der Singsang der eigenen Truppen verklungen ist, darf der nächste Befehl erfolgen. Findet das zu früh oder zu spät statt, kommen die Patapons aus dem Rhythmus und das war es erst mal mit der Kämpferei. Zusätzlich geben die Kommentare der kleinen Dinger dem Spieler aber auch per Tonlage und –tempo Rückmeldung darüber, was gerade schiefgelaufen ist. Und zu guter Letzt hört sich das Geschnatter der Patapons einfach klasse an, auch wenn es mit seiner Kindlichkeit nicht recht zum kriegerischen Gebaren der Dinger passen will. Es unterstützt aber perfekt den ansonsten wohl schnell langweiligen Rhythmus des Spiels. Zusammen ergeben das Kreischen der Patapons und die dumpfen Trommelsignale eine Klangkulisse, die den Spieler so schnell nicht mehr loslässt.

Ein Fall für die Gummizelle?
Genau das stellt aber ernsthaft ein großes Problem des Spiels dar. Denn Patapon ist einfach kein Spiel für die Öffentlichkeit. Das liegt auf der einen Seite daran, dass es wohl nur den unmusikalischsten Spielern gelingen dürfte, dem Spielrhythmus nicht durch Zucken oder Mitsummen zu folgen. Und aus eigener Erfahrung kann ich versichern, dass man sehr schnell sehr seltsam behandelt wird, wenn man in einer Straßenbahn sitzt und enthemmt einem für alle Anderen unhörbaren Takt folgt. Auf der anderen Seite führen die dann meistens erfolgenden Reaktionen des Umfeldes dazu, dass sich der Spieler nicht mehr auf den Rhythmus konzentrieren kann, aus dem Fieber-Modus fällt. Und das hat sehr oft eine Niederlage gegen die fiesen Zigatons zur Folge. Entsprechend spielt sich Patapon am Besten in einer stillen, unbewegten Ecke. Und wenn es nicht unbedingt die in der Überschrift erwähnte Örtlichkeit sein muss, untergräbt die erforderliche Konzentration auf das Spiel die Konzeption der PSP als tragbare Konsole.

Bin ich so unmusikalisch?
Doch das ist noch nicht einmal das größte Problem an Patapon. Denn obwohl der Spieler dank eines vorbildlich einfachen Einstiegs schnell das Gefühl hat, alle Herausforderungen gemeistert zu haben, wird er bald eines besseren belehrt. Auch wenn die Kommandos so gehalten sind, dass auch gänzlich unmusikalische Zeitgenossen sie bald spielend beherrschen, warten die richtigen Probleme noch. Bereits eine der ersten Missionen (eine Wüstendurchquerung) stellt den Spieler vor eine Aufgabe von unglaublicher Schwierigkeit. Der niedliche Gesamteindruck von Patapon darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Spiel praktisch keinen falschen Befehl verzeiht und damit verdammt schwierig wird. Merke: einfache Bedienung heißt nicht einfaches Spiel.

Schräge Töne
Weil er meistens fluchend mit dem eigenen musikalischen Unvermögen bzw. den fiesen Programmierern hadert, fallen dem Spieler kleinere Schnitzer des Spiels oft erst spät auf. So gestalten sich die immer wieder vorkommenden Jagdmissionen schnell ziemlich langweilig. Spätestens beim dritten Durchgang, der dringend für neue Truppen benötigte Rohstoffe bringen soll, ist das herzhafte Gähnen nicht mehr aufzuhalten.
Während diese Missionen aber einfach nur nerven, fällt der fehlende Mehrspielermodus schwerer ins Gewicht. Denn gerade der Kampf zweier Patapon-Kommandeure gegeneinander würde wahrscheinlich neben den Spielern selber auch dem Umfeld verdammt Freude bereiten. Schade drum.

Fazit:
max_link.jpgEigentlich verdient schon die ernsthafte Planung eines solchen Spiels donnernden Applaus. Dass die Verantwortlichen im Hause Sony aber auch noch den Mut aufbrachten, Patapon wirklich auf die wenig neugierige westliche Spielergemeinschaft loszulassen, kann gar nicht genug gewürdigt werden. Das würde wahrscheinlich auch ein Albert Einstein akzeptieren und fröhlich Pata-Pata-Pata-Pon murmeln. Und das zu Recht.
Mir bleibt da nur die Hoffnung, dass Patapon der kommerzielle Misserfolg seines Quasi-Vorgängers Loco Roco erspart bleibt. Denn derart originell, schön und einfach gut bin ich persönlich auf der PSP noch nie unterhalten worden.



Patapon - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Autor der Besprechung:
Max Link

Screenshots


















Wertungen Pluspunkte Minuspunkte
Wertung: 9.25 Grafik: 8.75
Sound: 9.25
Steuerung: 9.50
Gameplay: 9.50
Wertung: 9.25
  • Elegante Grafik
  • Perfekte Steuerung
  • Originelles Spielkonzept
  • Packende Atmosphäre
  • Verdammt schwer
  • Langweilige Jagdmissionen
  • Kein Multiplayer
  • Erfordert große Konzentration

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Rezension vom: 12.03.2008
Kategorie: Handheld
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