Imperium Romanum
Entwickler:
Kalypso Media
Publisher:
Kalypso Media
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
37;99 €
Systeme:
PC
Inhalt:
Bereits im vergangenen Jahr versuchten sich die Designer bei Haemimont recht erfolgreich an einer Wirtschaftssimulation aus dem gerne aufgegriffen Setting des alten Roms. „Die Römer“ trat mit konventionellen Mechanismen und sympathischen Animationen in die Fußstapfen solcher Titel wie „Cäsar“ oder „Die Siedler“ und etablierte sich trotz starker Konkurrenz auf dem internationalen Maekt. Umso verwunderlicher scheint es nun, dass mit „Imperium Romanum“ bereits ein Nachfolger in der Warteschleife steht. Nach der weitestgehend ordentlich überstandenen Pflichtaufgabe folgt nun also die Kür.
Meinung:
Nichts Neues im römischen Reich? Dieser Eindruck schleicht sich zumindest beim ersten Einblick ins Spielsystem von „Imperium Romanum“ ein. Erneut geht es darum, den Städten des Kaiserreichs beim Wachstum zuzuschauen, ihre Bürger zufrieden zu stellen und ganz nebenbei noch zahlreiche Bedürfnisse zu befriedigen, die das Amt des Statthalters zunächst überhaupt nicht attraktiv machen. Allerdings ist „Imperium Romanum“ alles andere als ein typischer Abklatsch der wohlbekannten, strategischen Wirtschaftsspiele.
Mit einer Vielzahl frischer Mechanismen und vor allem der strikten Orientierung an den historischen Gegebenheiten bemüht sich das Spiel spürbar um Akzente, ohne sich dabei zu sehr in Experimentierfreude hineinzusteigern. Dies mag dem erfahrenen Strategen zwar insgesamt zu wenig Innovation sein, sollte ihn aber dennoch nicht davon abhalten, sich mal intensiver mit der Simulation zu beschäftigen. Denn auch wenn sich das Spiel insgeheim aus den besten Elementen vergleichbarer Titel zusammensetzt, so ist die Spielatmosphäre wiederum eine wirklich ganz besondere.
Zahlreiche Modifikationen Wie es sich für eine gelungene Fortsetzung gehört, hat man auch im zweiten Teil der römischen Aufbaustrategie an recht vielen Inhalten gefeilt. Besonders das interaktive System wurden noch einmal nachgebessert, begonnen beim offenen Handel bis hin zu den Strukturen der einzelnen Missionen. Letztere sind im Übrigen auch das Prunkstück des Spiels und in ihrer Konstitution ziemlich vielseitig. So bietet sich dem Spieler einerseits die Möglichkeit, verschiedene Szenarien der römischen Geschichte detailgetreu nachzuspielen und somit einige strikte, dynamische Zielvorgaben zu erfüllen. Andererseits kann man aber auch aus einem Pool verschiedener Karten neue Zwischenmissionen in den Hauptpart einbauen, deren Erfüllung dem Spieler weitere Vorteile verschafft, das Ganze aber eben noch ein wenig komplexer gestaltet.
Hinsichtlich der Spielmodi ist „Imperium Romanum“ daher definitiv auch eine umfassende Erweiterung zum bewährten Spielprinzip geworden. Der generelle Missionskomplex ist ein wenig aufwändiger, die dadurch bedingten Schwierigkeiten beim Ausbau der Stadt dementsprechend größer. Schade ist nur, dass sich die Teilmissionen in ihrem Inhalt schnell wiederholen. Als Teil einer Hauptaufgabe sind sie zwar dennoch nicht immer einfach zu lösen, aber da man nach geraumer Zeit weiß, worauf man sich ggf. einlassen muss, lassen sie sich stetig leichter bewerkstelligen.
Alle Wege führen nach… …tja, eigentlich nach Rom. Doch dieses will erst einmal erbaut und erweitert werden bzw. eine funktionierende Infrastruktur bekommen, was angesichts der oft unzufriedenen Einwohner nicht selten recht knifflig sein kann. Die Mechanismen unterscheiden sich dabei nicht vom Standard. Ressourcen wie Holz und Nahrung wollen von den entsprechenden Berufssparten erschlossen, in Besitz genommen und verarbeitet werden, hierzu wiederum müssen entsprechende Behausungen und Betriebe errichtet werden, und damit die Stadt auch am äußersten Rand florieren kann, müssen natürlich Handelsrouten gebaut werden. Ausgehend vom zentralen Forum dehnt sich das Stadtgebiet aus, erweitert sich um historische Bauten und bietet schließlich die Basis für das zufriedene Stadtleben. Doch wehe, man erhört die Wünsche der Bürger nicht…
Revolte in Rom Eigentlich sind die Missionen aufgrund des eher niedrig angesetzten Schwierigkeitsgrads einigermaßen leicht zu meistern. Die Verarbeitungsprozesse im Handwerk greifen problemlos ineinander, die Ressourcenschöpfung ist eher unproblematisch, und wenn dann doch einmal überstürzt geplant wurde, gleichen sich kleine Leichtigkeitsfehler im Normalfall recht bald wieder aus. Trotzdem sollte man es sich nicht mit seinen Bürgern verscherzen. Die nämlich reagieren ziemlich aggressiv, wenn sie arbeitslos und ihre allgemeinen Bedürfnisse vom Statthalter nicht berücksichtigt werden. Schließlich zahlen auch sie ihren Tribut an die Stadt, der den Ausbau der Stadt zu einem gewissen Teil auch mitfinanziert.
Der römische Steuerzahler reagiert aber mitunter aggressiver als der zeitgemäße. Sollte er sich benachteiligt fühlen, finanzielle Nöte haben oder einfach nicht mit dem politischen System zufrieden sein, probt er den öffentlichen Aufstand. Läden werden geplündert, Aufstände initiiert und gelegentlich auch Gebäude zerstört. Wenn Teile der Stadt in Flammen aufgehen, weiß man also, dass man schnell reagieren muss. Sollte sich eine Revolte nämlich bis zum Forum erstrecken und dieses ebenfalls in Mitleidenschaft ziehen, gilt die Mission als gescheitert. Toleranz ist also nicht gerade die größte Gabe des gemeinen römischen Volkes.
Prunk, Ehre und Ruhm Im Optimalfall bleiben derartig vehemente Aufstände aber aus und ermöglichen einen recht harmonischen Städteaufbau, ganz gleich in welchem Szenario man sich gerade bewegt. Interessant ist letztendlich die Möglichkeit, in der Rom-Mission direkt als Entscheidungsträger für eine bereits existente Vorzeit-Metropole einzusteigen. Man wird damit beauftragt, zeithistorische Bauten wie schillernde Tempel oder sogar den Circus Maximus zu errichten und fühlt sich bald selbst wie der einstige Imperator. Aber natürlich hat auch diese Aufgabe ihre Tücken, denn dort, wo mehr Bürger leben, steigen auch die Anforderungen – und somit als Teil des Teufelskreises auch die unzufriedenen Stimmen von Seiten der Bevölkerung.
Wirtschaftssimulation vs. Echtzeitstrategie Als Wirtschaftssimulation erweist sich „Imperium Romanum“ schließlich als ein würdiges Highlight mit unzähligen Optionen und einem richtig fein strukturierten Gameplay. Jenseits des reinen Städtebaus fehlt es dem Spiel dann aber leider ein wenig an Tiefe. Die Römer waren schließlich auch ein kriegerisches Volk und mussten ihre Stadt nicht selten gegen einige verzweifelte Angriffe verteidigen. Die einzelnen Schlachten, die hingegen in „Imperium Romanum“ aufgegriffen werden, sind kaum der Rede wert. Das Spiel setzt vorab schon gar nicht voraus, dass man sich mit üppig besetzten Kasernen schmückt und betrachtet Kampfszenarien eher als Beiwerk. Die Folge sind taktisch wenig reizvolle Gefechte und ein enttäuschendes Angriffs- und Verteidigungssystem. Für Echtzeitstrategen sollten die Optionen an dieser Stelle jedenfalls ein ganzes Stück zu mager sein.
Guckst du? Abgesehen davon ist der Spielspaß kaum gebremst. Man kann sich stellenweise gar nicht satt sehen an der steten Entwicklung der Stadt, an ihrem Wachstum, vor allem aber an ihren schönen Gebäuden. Grafisch wurde das Spiel sehr authentisch den historischen Überlieferungen nachempfunden und etabliert sich zwischen den vielen liebevoll animierten Strategietiteln als echter Hingucker von besonderem Format.
Gerade die tollen Landschaftsbildern und Fassaden der Häuser werden dem Optik-Gourmet das Wasser im Munde brauen. Auch wenn hier und dort etwas mehr Eigenständigkeit vermisst wird und man neben den wirtschaftlichen Aspekten auch gerne die Fehden mit den anderen Völkern mitverfolgt hätte – die herrliche Grafik kann wirklich so manchen klitzekleinen Wermutstropfen leicht wieder trocken bügeln.
Fazit:
„Imperium Romanum“ ist erwartungsgemäß weitaus mehr geworden als bloß das Bindeglied zwischen den noch aktuellen und künftig erscheinen „Siedler“- und „Anno“-Releases. Dank der historischen Inhalte, der Vielfalt neuer Missionen und des sehr starken Gameplays setzt sich der hierzulande von Kalypso vertriebene Titel locker über die klassischen Standards hinweg und gilt bis dato als die wohl beste Wirtschaftssimulation des jungen Jahres. Selbst die geringe Ausprägung des Kampfsystems sowie die sehr deutliche Fokussierung auf den reinen Aufbau der Städte kann man den Entwicklern nicht vorwerfen, da die Detailverliebtheit jeglichen Kritikpunkt wieder locker ausgleicht. Wer also auf klassische Aufbauspiele im „Siedler“-Stil steht und knifflige Strategie-Titel scheut, ist bei „Imperium Romanum“ goldrichtig und sollte nicht zögern, das Spiel abzugreifen. Vielleicht gelingt es euch ja auch, die wacklig These zu widerlegen, dass Rom nicht an einem Tag gebaut wurde…
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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