Mass Effect
Entwickler:
BioWare
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
47,95 €
Systeme:
PC
Testsystem:
Dual Core Duo2 E6600, 2048 Mb RAM, Geforce 512Mb 8800 GTS G92
Anforderungen:
2.4 GHz Prozessor, 1024 Mb RAM, 256 MB Grafikkarte mit Pixel Shader 3.0
Inhalt:
Vor ungefähr einem halben Jahr
öffneten sich die unendlichen Weiten von Mass Effect auf der
XBOX 360. Das Spiel reihte sich ein in die Regie großartigen
Rollenspiele aus der RPG-Schmiede Bioware. Wir zückten den
HIT-Stempel, wenn auch der Titel technische Unzulänglichkeiten
und Designmängel aufwies. Nun also wurde der ehemals Xbox
Exclusiv Titel für den PC veröffentlicht! Was erwartet den
Spieler, schlampige Portierung oder epische Weltraumwelten mit
Feinschliff?
Meinung:
Es gibt Spiele, die begeistern durch kompromisslose Action, manche setzen lieber grafische Maßstäbe. Andere bieten taktischen Tiefgang oder gekonnte Rollenspiel Atmosphäre – und es gibt Mass Effect, das so ziemlich alles vereint. Das Spiel der vielen Gesichter hat aber vor allem eins: Es ist episch! Dem Spieler wird eine Welt offenbart, die so komplex ist, so viele Informationen und Liebe zum Detail enthält, dass es einen immer wieder erstaunt. Eine Mischung aus Star Trek und Star Wars, mit der epischen Wucht eines Herr der Ringe, und doch ist es eine ganz eigene neu erschaffene Welt. Welt? Nein, Universum! Ein Universum, was uns laut Bioware eine Trilogie verspricht – ich will es hoffen. Zuviel des Lobgesangs? Rosarote Brille abnehmen? Gut ich will es erklären... Ob PC oder XBOX, in Mass Effect erlebt der Spieler dieselbe Geschichte. Auch hier wird Commander Shepard in eine 200 Jahre in der Zukunft liegende Welt versetzt. Die Menschen entdecken die Raumfahrt und zu ihrem Erstaunen stellen sie fest, dass Sie bei weitem nicht die einzigen intelligenten Lebewesen sind, schlimmer noch, sie sind im Universum einer der neuen, argwöhnisch betrachteten Rassen und haben gegen viele Vorurteile anzukämpfen. Sitz der stellaren Macht ist die riesige Raumstation Citadel, von der aus der Rat die Geschicke der Kulturen lenkt. Die Geheimwaffe des Rats um politische Entscheidungen durchzusetzen, sind Agenten der Unterabteilung Spectres.
Um den Menschen selbst mehr Verantwortung und Vertrauen entgegen zu bringen, erhält man vom Rat eine Mission, um sich selbst zu beweisen und so in den Rang eines Spectres aufzusteigen. Natürlich kommt es anders als geplant, der Top-Agent der Spectres sabotiert die Mission und wird abtrünnig. Die größte Bewährungsprobe des Universums steht bevor und man selbst mittendrin. Bioware macht vieles richtig, hier allerdings erlauben sie sich den atmosphärisch wohl größten und unnötigsten Schnitzer! Man denke da nur an einen anderen Rollenspiel-Meilenstein aus dem Hause Bioware: Baldurs Gate! Hier entwickelt sich der Bösewicht, er ist der ominöse Strippenzieher im Hintergrund. Nicht greifbar, fesselt einen das Motiv den Bösewicht und seine Schergen zu entlarven. In Mass Effect steht nach wenigen Minuten Spielzeit der Hauptplot in Form von Gut und Böse fest. So entpuppt sich die Geschichte um Shepard leider weniger überraschend, ja fast vorhersehbar.
Der Rollenspielsandkasten Der gemeine Rollenspieler braucht zum richtigen Eintauchen in eine Welt einen ausgereiften Charaktereditor und natürlich vor allem ein umfangreiches Klassen und Skillsystem. Mass Effect glänzt bei beidem. Zwar ist der Charaktereditor nicht ganz so umfangreich wie bei Oblivion, liefert dafür aber trotzdem sehr ansehnliche Resultate. Zur Klassenwahl stehen einmal die reinen Klassen des Soldaten, Experte und Technikers. Der Soldat ist der Waffennarr und Kämpfer an vorderster Front, Experten sind moderne Magier, und Techniker hacken Roboter, Türschlösser oder verringern Schildsysteme der Gegner. Zu diesen drei Grundklassen gesellen sich drei weitere Mischklassen, die jeweils zwei Grundklassen in sich vereinen, allerdings dabei gewisse Abstriche in der Ausskillung der Fähigkeiten machen müssen. Je nach Klasse und deren Fertigkeiten spielt sich Mass Effect entsprechend anders, was zum mehrmaligen Spielen motiviert.
Shooter meets Rollenspiel Mass Effect hebt sich beträchtlich vom typischen Rollenspiel ab. Man läuft und kämpft in bester Third-Person-Manier, ballert sich eher wie in einem lupenreinen Shooter durch Gegnermassen, gibt taktische Befehle an seine Partymitglieder und sucht Deckung in bester Rainbow Six Vegas Manier. Allerdings ist Mass Effect eben doch immer noch ein Rollenspiel und so kann man durch das Drücken der Leertaste das Spiel einfrieren und so in aller Ruhe Positionsbefehle geben, einer der vielen Fähigkeiten und Items benutzen. So entstehen taktisch anspruchsvolle Kämpfe, die perfekt die Action eines Shooters mit der Komplexität und Tiefe eines Rollenspiels kombinieren.
Vorteil PC Man kennt schlampige Portierungen zu genüge – nicht so Mass Effect! Keine Textur Pop-Ups, keine langwierigen Fahrstuhlfahrten, ein aufgeräumteres Inventar und auf den PC zugeschnittene Bedienung, dazu gesellt sich ein Widescreenmodus. Das Abspeichern während der Kämpfe heben den Spielspaß der PC Version. Die grafische Qualität ist, bis auf die teilweise lieblosen Planetenoberflächen, gut - vor allem vor dem Hintergrund der wirklich niedrigen System Voraussetzungen.
Meisterhafte Atmosphäre Rollenspiele leben von der Atmosphäre. Mass Effect bietet verdammt viel, wenn der Spieler denn will! Heißt, wer durch das Spiel heizt als gebe es kein Morgen, wird sich am guten Hauptplot, den hervorragenden Dialogoptionen und der vollständigen Synchronisation erfreuen. Er wird aber nicht diese Fülle an Hintergrundinformationen erfahren, mit denen man ganze Lexika füllen könnte. Völker existieren nicht einfach, sie leben ein Kultur, haben Hintergrund. Personen erzählen von unterschiedlichsten Schicksalen. Dieses Einsaugen von Informationen ist nie langweilig, sondern spannend, lustig oder auch traurig inszeniert und grandios präsentiert! Mass Effect zeigt ein Mienenspiel der Protagonisten, das seinesgleichen sucht. Man hört nicht nur, man sieht auch die Gefühle des Gegenüber – das gepaart mit durchdachten und entscheidenden Multiple Choice Antworten, lässt einen vollkommen versinken.
Man kann viel erfahren über das Universum, nein – man will erfahren! Und hier enttäuscht Mass Effect ein wenig. Ich lese und höre viel, also möchte ich auch erleben. Andere Kulturen zu besuchen, auf deren Planeten zu wandeln, präsentierte Information selbst erleben ist nicht wirklich möglich. Klar bietet Mass Effect jede Menge Planeten und Galaxien – trotzdem lässt uns Bioware anhand der Fülle an Infos eigentlich nur an der Oberfläche dieses Universums kratzen.
Fazit:
Mass Effect hat mich völlig in seinen Bann gezogen! Noch eine Mission, kurz in die andere Galaxis, schnell der interessanten Unterhaltung gelauscht und meiner Alienbegleiterin schöne Augen gemacht. Ich bin begeistert von dieser tiefgründigen, atmosphärisch dichten Welt, die sich erst richtig entfaltet, wenn man sich Zeit nimmt. Dazu spannende wie auch taktische Kämpfe in meist schönen Kulissen. Das ist letztendlich der größte Schwachpunkt des Spiels: Man will mehr! Mehr sehen von den Planeten, von den Kulturen, seinen unbefriedigten Entdeckerdrang stillen. So bleibt die Hoffnung auf einen Nachfolger und ein Rollenspiel Meisterwerk, das auf dem PC nochmals eine Schippe Spielspaß drauflegt!
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Autor der Besprechung:
Christian Jacob
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