Alone in the Dark
Entwickler:
Atari
Publisher:
Atari
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
PlayStation 3, Wii, Xbox 360
Inhalt:
Alone in the Dark war so ziemlich das erste Survival Horrorspiel, das das Licht der Welt erblickt hat. Mit einer für damalige Verhältnisse neuartigen
Grafik mit Polygonen, filmreifen Kamerawinkeln und einer lovecraftschen Story begeisterte der Titel die Herzen der Spieler. Atari hat es sich nun zur
Aufgabe gemacht, mit Teil 5 die Serie wiederzubeleben und fortzuführen.
Meinung:
Edward Carnby, seines Zeichens Privatdetektiv mit einem besonderen Faible für das Übernatürliche, weiß nicht so wirklich, wer er eigentlich ist und
was er in letzter Zeit so gemacht hat. Sicher ist nur, dass der nette Herr mit der Waffe hinter ihm auch für seine aktuellen Kopfschmerzen verantwortlich
ist. Recht schnell bricht jedoch in dem Hotel, in dem Carnby sich aufhält, ein Feuer aus, das ihm die Möglichkeit zur Flucht bietet. Genau der richtige
Zeitpunkt also, um ein paar Nachforschungen über das eigene Leben und die jüngsten Ereignisse anzustellen.
Was zuvor geschah... Alone in the Dark ist aufgebaut wie eine TV-Serie. Es gibt 10 Episoden, die jeweils 3 bis 5 Kapitel beinhalten.
Jedes Kapitel kann von Anfang an angesprungen werden, um zu vermeiden, dass der Spieler an irgendeiner Stelle stecken bleibt und die Lust verliert,
weiterzuspielen. Wählt man ein Kapitel, kommt ein schnell geschnittener Rückblick, wie bei aktuellen Serienfolgen, in denen kurz gezeigt wird, was
passiert ist. Diesem kann man allerdings nur folgen, wenn man die Episoden vorher auch wirklich gespielt hat.
Eine Frage der Sichtweise Mit Ausnahme von wenigen Gelegenheiten hat der Spieler freie Wahl über die Perspektive. Entweder spielt man aus
der Verfolgersicht oder aber aus der First Person-Perspektive. Gesteuert wird Carnby mit einer Kombination von Wiimote und Nunchuck, die leider
hoffnungslos überladen sind. Die Knöpfe sind je nach Kontext unterschiedlich belegt und wenn ein Sprung durch das vertikale Schütteln des Nunchucks und das
Nachladen der Waffe durch das horizontale Neigen erreicht wird, sind Fehleingaben vorprogrammiert. Dass die gesamte Steuerung um die Wiimote herum aufgebaut
wurde, macht sie dann auch in den diversen Aufgaben bemerkbar. Hat man einen Feuerlöscher, muss dieser punktgenau justiert und geleert werden, um die Flammen
zu ersticken. Mit einem Mülleimer in der Hand wird durch wilde Bewegungen zugeschlagen. Das mag am Anfang ganz witzig sein, verkümmert aber zu einer mehr als
lästigen Aufgabe, sollte Carnby unverhofft sterben, denn dann muss der gesamte Abschnitte seit der letzten Zwischensequenz komplett wiederholt werden.
Die klassische Steuerung mit dem Xbox Controller geht leichter von der Hand, hat aber auch ihre hakeligen Momente. Gerade in der Verfolgerperspektive steuert sich unser Held teils extrem schwerfällig. Auch die Kameraführung hat mit Problemen zu kämpfen und bleibt immer wieder an Wänden hängen, was den Frustfaktor enorm erhöht.
Geradeaus Dadurch dass alle Aktionen, die nicht mit Kämpfen zu tun haben, kontextabhängig auf den A-Knopf gelegt werden und man somit nur
die jeweils richtige Aktion ausführen kann, ist es sehr schwer, den falschen Weg zu gehen. Carnby arbeitet sich von einem Raum in den nächsten vor und hat
keine Möglichkeit abseits des Story etwas zu erkunden. Allerdings stellt sich auch die Frage, ob man das überhaupt möchte. Die Umgebung wirkt leblos, steril
und statisch und die Charaktermodelle sind ebenfalls mit verwaschenen Texturen überzogen. Die deutschen Stimmen sind bei vielen Figuren allein vom Alter her
absolut fehlbesetzt und klingen selten so, als würden sie in ihrer Rolle sein. Getoppt wird das Ganze dann noch durch die Grafik- und Soundbugs, die dafür
sorgen, dass Dialoge gerne mal mitten im Satz aufhören oder grafische Effekte eintreten, lange bevor die Soundeffekte dazu kommen. Ein Spiel, das auf seine
gruselige Atmosphäre aufbaut, wird dadurch natürlich nicht gerade besser.
Die Xbox Version lässt im Gegensatz zum Wii-Ableger optisch die Muskeln spielen und überzeugt mit tollen Texturen und hübschen Effekten. Hier haben sich die Entwickler wirklich ins Zeug gelegt und ein paar Pluspunkte verdient.
Nette Ideen Alone in the Dark zeigt, dass es durchaus mit tollen Einfällen aufwarten kann. Das Inventar ist beispielsweise die Innenseite
der eigenen Jacke. Möchte man darauf zugreifen, müssen Wiimote und Nunchuck so bewegt werden, als würde man tatsächlich die Jacke aufklappen. Leider wird
diese Geste nicht immer direkt erkannt, was sehr frustrierend sein kann. Edward kann auch in der Not seine eigenen Waffen basteln, indem er verschiedene
Objekte kombiniert. Wird eine Plastikflasche mit Benzin gefüllt und ein Loch hineingestochen, kann man diese werfen und die Benzinspur, die sich dabei
bildet, anzünden. Die Gegner auf der anderen Seite erwartet dann eine kleine Überraschung.
Ewige Dunkelheit Auch wenn die Grafik niemanden vom Hocker haut, schafft Alone in the Dark es
doch, ewig lange Ladebildschirme zu produzieren. Ständig wird ein neuer Raum geladen oder eine Zwischensequenz soll anfangen und man wartet und wartet. Hinzu
kommt die Tatsache, dass die ganze Handlung voller unlogischer Aktionen ist. Carnby selbst scheint keinen eigenen Antrieb zu besitzen, irgendetwas zu tun.
Jedenfalls erfährt man keinen. Man geht einfach von A nach B, weil es keinen anderen Weg gibt.
Die Nexgenvariante hat auch hier ihre Vorteile. Die Ladezeiten sind verkraftbar und auch die Inszenierung mit ihren netten Kamerafahrten ist gelungen und vermittelt durchaus Filmfeeling. Über die Optik dürfen sie Nextgenenerationbesitzer jedenfalls nicht beklagen.
Fazit:
Alone in the Dark ist ein regelrechtes Trauerspiel. So viele interessante Ideen werden uns hier von Atari gezeigt, dass es schmerzt sie dermaßen in
den Sand gesetzt zu sehen. Das Jackeninventar, der episodische Aufbau, sogar einige Steuerungselemente sind durchaus spaßig. Dadurch dass die Steuerung unglaublich holperig und überladen ist, macht auch der Rest des Spiels
keinen Spaß mehr. Die deutsche Lokalisierung ist da nur noch ein weiterer Tropfen auf den heißen Stein. All diese Aspekte sorgen dafür, dass man ein
spaßigeres Alone in the Dark erlebt, wenn man in den Keller geht und das Licht ausmacht. Auf der Wii ist der Titel jedenfalls ein Griff ins Klo, zumal es, im Gegensatz zu anderen Wii-Titeln, einen ziemlich hohen Preis hat.
Ein paar weitere Monate Feinschliff hätten dem Titel gut getan und ihm vielleicht einen Hitstern eingebracht. So hat man sich zwar mit der Optik viel Mühe gegeben aber beim Gameplay geschlampt. Kameraprobleme, hakelige Steuerung, diverse Bugs und Physikfehler lassen trotz hübscher Inszenierung und guter Ideen kaum Freude aufkommen. Sollte tatsächlich ein sechster Teil geplant sein, sind die Macher gut beraten, wenn sie das Game einem ordentlichen Test unterziehen bevor sie es auf die Spielergemeinde loslassen. Das kann man für diesen Preis auch erwarten!
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Autor der Besprechung:
Kai Wommelsdorf
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