Wall-E - der Letzte räumt die Erde auf
Entwickler:
THQ
Publisher:
THQ
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
39,95 €
Systeme:
DS, PSP
Inhalt:
Das sage noch jemand, Kinder und Jugendliche hätten der Sogwirkung von Film und Fernsehen nichts entgegen zu setzen, würden besagte Medien rein passiv konsumieren. Genau einen Blick wirft mein Bruder, 13 Jahre alt, auf das Cover von Wall-E – der Letzte räumt die Erde auf und bringt dann die zentrale Leistung der Pixar-Designer auf den Punkt. Es sei doch beachtlich, stellt er fest, wie menschlich der Titelheld und Roboter aussehen würde, besonders die Augen wären toll. Ihm gegenüber stehe ich als relativ erfahrener Rezensent und nicke erstaunt. Recht hat der Junge.
Zugegeben, ganz neu ist die Idee eines menschelnden Roboters wie Wall-E nicht, auch in einem Film für die ganze Familie. Nicht ohne Grund gibt auch Wall-E-Regisseur Stanton ganz offen zu, dass Nummer 5 lebt!, 1986 gedreht, seinen Film sicher irgendwie beeinflusst hätte. Verglichen mit den zu recht ausgezeichneten Effekten aus den 80ern, sind die Möglichkeiten, die moderne Hochleistungsrechner einem Animationsfilm bieten, natürlich von ganz anderem Kaliber. Die Wandelbarkeit allein von Wall-Es Augen fängt keine Mechanik der Welt ein.
Meinung:
Und genau die sind für Film- wie Spiel-Wall-E besonders wichtig. Denn wie anders als per Gestik und Mimik sollte der kleine Roboter kommunizieren, sprechen kann er schließlich nicht. Diese Fähigkeit ist für einen Müllverarbeitungsroboter wie ihn aber auch einfach sinnlos. Wall-Es Aufgabe, von seinen Konstrukteuren bei BnL für ihn formuliert, besteht darin, Überraschung, Müll zu sammeln und zu verarbeiten. Dazu wird dieser erst zum Würfel gepresst und dann irgendwo gestapelt. Arbeit hat ein solcher Roboter auf der Erde der Zukunft aber auch mehr als genug. Denn der ehemals blaue Planet ist inzwischen, den wenig aufmerksamen Menschen zum Dank, braun-grau, weil voller Müll und Dreck.
Wall-E allein zu Haus Diese Tatsache bemerkten 700 Jahre vor Handlungsbeginn von Spiel und Film auch die menschlichen Verursacher und machten sich per Luxus-Raumschiff auf und davon. Ihre lieb gewonnenen zahlreichen Roboter durften dabei natürlich nicht fehlen, Müll fällt ja immer an. Nur Wall-E haben seine Erbauer irgendwie vergessen. Der geht seit einigen Dekaden auf der Erde seiner Arbeit nach, presst und stapelt Müllwürfel und ist vor Allem eines: allein.
Künstliche Intelligenz Entsprechend gering fällt zumindest zu Beginn des Spiels der Kommunikationsanteil aus. Ist ja auch keiner da. Eher bekommt es Wall-E – und mit ihm der Spieler - mit Sandstürmen, verschiedenfarbigen Würfeln und den daraus resultierenden Rätseln zu tun. Denn die machen einen Großteil des Spielerlebnisses aus. Zum Beispiel wollen die richtigen Würfel auf einer Schaufel gestapelt werden, um die zu senken und anschließend befahren zu können. In diesen und anderen Situationen kommen Wall-E seine umfangreichen Fähigkeiten zu Gute. Denn außer einer mobilen Müllpresse ist der Roboter u.a. auch als Rammbock nutzbar, ordentlich Schwung vorausgesetzt. Leider sind dadurch aber nicht alle Hürden zu beseitigen.
Navigationsgerät zwecklos Dem ganzen Schrott um Wall-E herum ist es nämlich zu verdanken, dass der kleine Roboter auf Ketten praktisch nie den direkten Weg nehmen kann. Immer steht irgendwas im Weg, türmen sich riesige Haufen vor dem Winzling auf, die überwunden werden wollen. Dazu stehen dem Spieler zwei Hilfsmittel zur Verfügung: Wall-Es Mobilität und die gute alte Schwerkraft. Nutzt man beides, rast, springt und fliegt der mechanische Held, dass es eine Freude ist und auch die höchsten Levelbereiche kein Problem darstellen.
Robots can skate! Neben seinen Rätseln bietet Wall-E – der Letzte räumt die Erde auf nämlich auch ausgefeilte Geschicklichkeitsabschnitte. Die erinnern manchmal an ein Rennspiel, manchmal an die Abenteuer eines Tony Hawk, passen sich aber immer gut in den Spielfluss ein. Egal, ob auf einer rasanten Abfahrt oder in einer Halfpipe-ähnlichen Schrottkonstruktion, immer passt sich der Roboter den Gegebenheiten an und entdeckt Talente an sich, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich waren.
SF ohne Laser? Im Programm des rollenden Müllmanns darf aber auch etwas Action nicht fehlen. Dazu steht ihm, wie sollte es anders sein, sein Bordgeschütz zur Verfügung bzw. sein Geschützchen, denn viel mehr als etwas Alufolie zerschneidet Wall-Es Lichtstrahl nicht. Macht aber gar nichts, denn die Entwickler haben das realitätsnah – ein Müllroboter ist eben kein Todestern – eingefangen und in nette Einlagen gepackt, ganz auf die Zielgruppe des Spiels zugeschnitten.
Ein Kinderspiel? Jein Schließlich ist Wall-E – der Letzte räumt die Erde auf genau wie seine Filmvorlage ein Produkt für die ganze Familie und eben auch für die Kleinsten. Entsprechend läuft das Spiel, aller Action und Dramatik zum Trotz, kindgerecht ab. Alles andere wäre bei einem Disneyspiel eine Überraschung gewesen. Die Abwesenheit plastisch-blutiger Effekte darf aber nicht mit blut- und kraftlosem Gameplay gleichgesetzt werden. Wall-Es Abenteuer haben es allesamt in sich und stellen auch große Roboterfreunde vor teils arge Probleme. Zum Teil liegt das auch im Interesse der Entwickler.
Schlechtes Handling Aber eben nur zum Teil. Denn das größte Problem beim Bewältigen des Spiels stellt Wall-Es Steuerung dar. Die klappt an manchen Stellen problemlos, reagiert aber teilweise - speziell in der Nähe von Abgründen – auch extrem störrisch. Und das wiederum führt, wenn es „gut“ läuft zu einem neuen Versuch, irgendwelche Plattformen zu überqueren, und im schlimmeren Fall zum Ableben des Titelhelden. Jedes Dahinscheiden Wall-Es glänzt zwar mit netten, auf für Kinderaugen zu verantwortenden Animationen, sorgt aber fast zwangsläufig für Ärger.
Die Entwickler vertreten gegenüber Speicherpunkten nämlich offenbar die Null-Toleranz-Politik. Will heißen, es gibt praktisch keine Speicherpunkte im Spiel und das bedeutet Frust. Stellenweise müssen wortwörtlich ganze Level neu gespielt werden, weil Wall-Es Ketten da kein Boden spüren, wo eigentlich welcher sein müsste. Das nervt nicht nur Kinder und trübt den sonst lockeren, angenehmen Spielfluss immens.
Oh, wie schön! Einen großen Anteil daran haben die Zwischensequenzen. Die fangen die Atmosphäre des Spiels bzw. seiner Vorlage sehr gut ein und zeigen trotz ihrer Kürze das, was auch Filmkritiker weltweit zu verkünden haben: Wall-E ist ein klasse Film, wenn nicht sogar die beste Pixar-Produktion bisher. Das wiederum ist aber für die meisten Spieler von Wall-E – der Letzte räumt die Erde auf kein Geheimnis mehr. Denn wer kauft sich schon ein Spiel zum Film, ohne den gesehen zu haben.
Adam und EVE Ganz wie im Film bleibt Wall-E natürlich auch im Spiel nicht Zeit seines Maschinenlebens allein. Im späteren Spielverlauf trifft er nämlich EVE, einen „weiblichen“ Roboter und entwickelt eine „Beziehung“ zu ihr. Wie das ohne Sprache gelöst wurde, zählt nicht umsonst zu den ganz großen Momenten des Films und sorgt auch im Spiel für romantische Momente. Gameplaytechnisch hat die Sache mit EVE aber auch ihre Bewandtnis. Denn die Dame darf später gesteuert werden und das ist, ihrer Fähigkeit zu Fliegen sei Dank, auch ganz schön nützlich.
Nach Hause telefonieren Nicht viel später, nachdem Wall-E EVE getroffen hat, feiert auch der eingangs erwähnte Luxuskreuzer der Menschheit, Axiom genannt, seine Rückkehr. Darüber freut sich die Grafikengine des Spiels am meisten. Denn bis zu diesem Zeitpunkt gibt es nur die braune, graue, müllverseuchte Erde zu sehen und bei der Darstellung eines solches Settings zu glänzen, ist in Anbetracht des ganzen Drecks nur schwer möglich. Ergo macht Wall-E – der Letzte räumt die Erde auf optisch erst gen Spielende Spaß. Dummerweise kommt hier ein Problem zum Tragen, das vorher in Zusammenhang mit der miesen Steuerung kaum aufgefallen ist. Mit den engen Gänge des Schiffes hat die Kamera des Spiels nämlich ganz arge Probleme.
Fazit:
Abgesehen von der durchweg gelungenen Konzeption seines Titelhelden ist Wall-E – der Letzte räumt die Erde auf ein absolut normales Kinderspiel. Es gibt die obligatorischen Action-, Rätsel- und Geschicklichkeitseinlagen und auch die in dem Genre grasierende Steuerungs- und Kameraseuche zeigt ihre Symptome. Erstere sind ansprechend gemacht, letztere Problematik hingegen fällt nicht zu schlimm aus. Was gibt es also über das Spiel zu sagen? Auch ein herausragend guter Film garantiert (mal wieder) keine gute Umsetzung. Das merken sogar Kinder, die noch jünger als 13 sind.
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Autor der Besprechung:
Max Link
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