Hellboy: Science of Evil
Entwickler:
Konami
Publisher:
Konami
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
38,95 €
Systeme:
PSP
Inhalt:
Standbild Hellboy: groß, rot, stark. Besondere Merkmale: zwei abgeschliffene Hörner an der Stirn, ein Schwanz, eine überproportionale Steinhand, trockener Humor. Bei dieser Beschreibung ist es kein Wunder, dass die Macher von Revolution Studios ihrem feuerroten Braten nicht ganz trauen wollten, als sie ihn 2004 der Öffentlichkeit vorsetzten. Mit einem wenig spektakulären Budget bedacht, verantwortet vom damals relativ unbekannten Mexikaner Guillermo del Toro, ließen sie Mike Mignolas dämonischen Helden auf die Kinogäste los, um sich auch ein Stück vom Comicverfilmungs-Kuchen abzuschneiden. Und das mit überraschendem Erfolg. Kritiker („Atmosphärisch stimmig“, „morbid-sarkastisch“) und Zuschauer (circa 150 Millionen Dollar Einspielergebnis bei 66 Millionen Dollar Kosten) mochten den seltsamen Kerl und verpasstem ihm respektables Spielfilmdebüt. Hollywood wäre nicht Hollywood, würden die Filmstudios diese Möglichkeit nicht nutzen, eine Serie zu starten. Da die Revolution Studios aber 2007 die Tore geschlossen hatten, riss sich Universal die Lizenz unter den Nagel. Das Ergebnis: 2008 kommt Hellboy 2 – die goldene Armee in die Kinos. Mehr Budget, wieder Guillermo del Toro, wieder ganz viel Hellboy.
Meinung:
Passend dazu versorgt Konami relativ zeitgleich auch die weltweiten Zocker mit dämonischem Nachschub, egal welche Konsole die im Wohnzimmer stehen oder in der Tasche stecken haben. Hellboy: Science of Evil heißt das gute Stück und hat, der Name deutet es an, abgesehen von seinem Protagonisten so gar nichts mit dem oben genannten Film zu tun. Nicht ungeschickt, meine Herren. Eigentlich aber auch kein Problem, schließlich lagert im Comic überall auf dem Globus Material genug für neue Abenteuer des US-Agenten.
License to... be Denn genau darum handelt es sich bei Hellboy, einen Geheimagenten. Naja, so geheim, wie ein roter Riese aus der Hölle eben sein kann. Nachdem ihn die Nazis nämlich während des zweiten Weltkriegs beschworen hatten, krallte sich der amerikanische Wissenschaftler Trevor Bruttenholm den damals kleinen Bengel und zog ihn auf. Schon wenige Jahre später wird der von allen nur Hellboy genannt und verdingt sich, deutlich gewachsen, als Agent der amerikanischen „Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen“. Und in dieser Funktion bekommt er auch in Hellboy: Science of Evil alle Hände voll zu tun. Auch wenn die noch so groß sind.
Solides Handwerk Wer jetzt aber eine Mischung aus James Bond und den Ghostbusters vor Augen hat, könnte falscher nicht liegen. Denn Hellboy verlässt sich während seiner Aufträge weniger auf britischen Style oder technische Spielereien, sondern auf DIE universelle Sprache überhaupt: Gewalt. Vom Schöpfer (oder dessen Widersacher?) in dieser Hinsicht ordentlich bestückt, prügelt, drischt, wirft und schmeißt sich Hellboy durch alle erdenklichen Situationen, nicht ohne dabei den ein oder anderen trockenen One-Liner zu zünden.
Geschichtsunterricht einmal anders In Hellboy: Science of Evil bekommt er es gleich mit mehreren Gegnern zu tun. Während es in den ersten Leveln gilt, einer alten Hexe irgendwo im Osten den Garaus zu machen, verschlägt es Hellboy bald auch nach Japan und Tunesien, wo teuflische Samurai und, Überraschung, Nazis auf ihn bzw. seine Schläge warten. Letztere werkeln nämlich seit '45 im Untergrund und machen das, was sie immer getan haben: Sie hecken schreckliche Dinge aus. Verantwortlich dafür ist in Hellboy: Science of Evil der wahnsinnige Wissenschaftler Hermann Von Klempt. bzw. dessen Kopf. Viel mehr ist von dem Mastermind nämlich nicht mehr übrig. Seine mangelnde physische Präsenz macht der Nazi-Forscher aber durch sein Haustier wieder wett. Das hört auf den Namen urdeutschen Namen Einheit 1 und ist kein Schäferhund, sondern ein mechanisch aufgerüsteter Gorilla.
Mission: Unknown Warum Hellboy den grausigen Schädel samt Menschenaffen nun aber eigentlich verfolgt, bleibt bis zum Ende des Spiels unklar. Gut, er ist ein Nazi, aber ein bisschen mehr Information wäre nicht schlimm gewesen. Besonders, weil auch die übrigen Missionen kein Briefing oder Vergleichbares kennen. Immer stolpert Hellboy in ein Dorf, eine Oase, eine Burg, dann kommen unterschiedlichste Monster und ab geht die Post. Sinn und Zweck bleiben dabei auf der Strecke.
Gedächtnislücken? Entsprechend zusammenhangslos präsentiert sich auch das Spiel insgesamt. Hellboy: Science of Evil will verschiedene Episoden aus Hellboys Leben erzählen, ohne diese miteinander zu verknüpfen. Derartige Geschichten kommen zwar auch in Mignolas Comicbänden vor, erstrecken sich dort aber nur über wenige Seiten und wissen in dieser Kürze zu unterhalten. Für mehrere Stunden in einem Videospiel sind einzelne Anekdoten aber schlicht zu wenig.
Eine Faust für ein Halleluja Das Feeling der Hellboy-Kämpfe haben die Entwickler hingegen besser eingefangen. Dabei verlässt sich der Titelheld in erster Linie auf seinen rechten Haken, auf den selbst ein Mike Tyson neidisch wäre. Mit Hilfe seiner Riesenfaust prügelt Hellboy auf alles ein, was sich bewegt oder ihn sonstwie stört und lernt dabei im Laufe des Spiels einige nette Tricks dazu. Denn je mehr lila Splitter er aus zerstörten Gegnern oder Gegenständen fischt, um so besser schneller, fester, höher rotiert die Faust. Hör ich da jemanden Kratos rufen? Egal, denn Hellboy kämpfen zu lassen, macht Spaß. Die Animationen all seiner Manöver erinnern stark an Bud Spencer und andere Kirmesprügler, Flugeinlagen inbegriffen. Ohne Rücksicht auf Verluste wirft der paranormale Agent sich selbst in den Kampf und die Gegner durch die Gegend, dass es eine Freude ist.
Von wegen hilfsbereit Sollte ihm dabei einmal die Puste ausgehen, benutzt Hellboy seine linke Hand. In der liegt nämlich der Samariter, eine eigens für ihn angefertigte Pistole. Die verfügt, trotz ihrer relativ geringen Größe, über die Durchschlagskraft einer Haubitze, was sie zur Weapon of Choice gegen alle dickeren Gegner macht. Das Arsenal aus Handgranaten und allerlei magischem Tand, das Hellboy wie im Comic noch an seiner Seite hat, gerät dabei leider zur Randerscheinung.
Wenig Feind, wenig Ehr U. A. deshalb geraten die Kämpfe in Hellboy: Science of Evil stellenweise arg langweilig. Viel entscheidender ist dabei aber der Mangel an verschiedenen Gegnertypen. Gut, Froschdämonen, Zombiekinder und natürlich Nazis erfreuen das Herz eines Freaks, aber gerade die Vielzahl an mythologischen und sonstigen Figuren, die die Comicvorlage zu bieten hat, lässt die elektronische Opposition ziemlich mickrig aussehen.
Grafisches Niemandsland Apropos Aussehen: Grafisch bietet Hellboy: Science of Evil solide Hausmannskost, aber selten mehr. Während die Darstellung von Gebäuden und Hintergrund meist zwischen lieblos und verwaschen pendelt, wissen Hellboys Gegner zu überzeugen. Der Protagonist selbst sorgt zusammen mit den durch die Bank gut gemachten Endgegnern wieder dafür, dass es die Grafik-Bilanz in die schwarzen Zahlen schafft. Speziell der letzte Boss stellt, wenn auch nicht durch seine Schwierigkeit, zumindest optisch eine positive Überraschung dar.
Ästhetische Verbrechen Anders die Zwischensequenzen, die es zum Glück selten zu sehen gibt. Zwar gehen die dabei verwendeten teilanimierten Standbilder als Verbeugung vor Mignolas Comics durch, ihre Qualität führt aber zu Stirnrunzeln. Während die Hintergründe noch gelungen sind und die Dialoge stellenweise echte Hellboy-Qualität haben, sehen sämtliche in den Sequenzen vorkommenden Personen schlicht grauenhaft aus. Speziell die Darstellung von Hellboy wirkt, und das ist bei dessen Vielschichtigkeit und Präsenz im Original besonders kritisch, als hätten die Programmierer einem Praktikanten PaintShop erklären wollen. Armer Hellboy.
Fazit:
Alles in Allem ist Hellboy: Science of Evil allen schlechten Kritiken zum Trotz kein schlechtes Spiel. Kämpfe und Leveldesign sind okay und machen die meiste Zeit auch Spaß. Allerdings gibt es im Genre der Beat-'em-Ups, das steht fest, auch deutlich bessere Alternativen zu den Abenteuern des roten Schwerenöters. Wer sich selbst als Hellboy-Fan bezeichnet, sollte den Kauf des Spiels gut überlegen. Denn ein solcher ersteht nicht ein durchschnittliches Prügelspiel sondern eine Umsetzung von Mignolas Opus Magnum, das einiges richtig gut, aber auch viel falsch macht. Und das auf eine ärgerliche Art und Weise.
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Autor der Besprechung:
Max Link
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