Brothers In Arms: Double Time
Entwickler:
Ubisoft
Publisher:
Ubisoft
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
Wii
Inhalt:
Mit Brothers In Arms: Double Time bekommt man ein Vollpreis-Spielebundle, dessen PC-Versionen auf dem Amazon-Marketplace teilweise nicht mal mehr 2 Euro kosten. Das Paket enthält die Episoden Earned In Blood und Road To Hill 30. Moment, erschien letzteres nicht erst vor vier Monaten für Nintendos Wii? Richtig. Und wenn euch jetzt schon Übles schwant, dann lest erst mal unseren vollständigen Test.
Meinung:
Die beiden Spiele dieses Bundles sind schon etwas älter. Muss ja nicht schlimm sein, denn auf der ersten Xbox und dem PC kamen sie damals gut an und sind sicher auch heute noch spielenswert. Taktische Kämpfe mit computergesteuerten Teammitgliedern, die auf eure Befehle hören, sowie eine Story, die auf wahren Begebenheiten basiert. Nicht zu vergessen, die tolle Idee, den Sammeln-Befehl mit einer authentischen, kreisförmigen Nunchuck-Bewegung auszuführen. Das war es aber auch schon an Positivem, denn der Rest wurde komplett verhunzt.
Der Soldat Matt Baker Legt man die Disc ein (egal welche, beide Spiele sehen so ziemlich gleich aus), fällt schnell auf, dass einem hier alles in den Schoß gelegt wird. Alle Extras (und das sind nicht wenige – huch, noch ein Lob, das habt ihr nicht gelesen!) sind bereits freigeschaltet, bis auf die letzten drei. Die bekommt man, wenn man das Spiel auf „Leicht“, dem ersten von vier Schwierigkeitsgraden durchspielt. Toll *gähn*. Witzig auch, dass man „Einzelspieler“ wählen muss, wenn man spielen will, denn einen Multiplayer-Modus wie bei den Urfassungen gibt es überhaupt nicht.
Also zocken wir mal los. Ups, hab ich schon wieder die Extras gewählt? Ach nein, das ist die Kapitelwahl. Huch, alles schon freigeschaltet. Mal den Abspann anschauen. Toll *nochmal gähn*. Hey, warum wurde jetzt nichts mehr freigeschaltet? Ach so, hatte ja den Schwierigkeitsgrad auf „Normal“ und nicht auf „Leicht" - ich Schussel.
Okay, okay! Ich starte das Spiel von vorne...
"Feuer frei!" - "Ich kann nichts erkennen, Sir! Worauf soll ich schießen?" - "Auf die roten Kreise, Anfänger!" Nach einer Cutscene darf man sich erst einmal von der Schwammigkeit des Cursors überzeugen, etwas das vor zwei Jahren zwar auch schon schlecht, aber durchaus gang und gäbe war. Inzwischen ist es nur noch peinlich. Auch mies, wenn man als Entwickler dank des Settings nicht einfach Felsen, Gebirge oder Wände hinstellen kann, um das Spielfeld zu begrenzen. Solide Büsche und Weidezäune, die – steht man direkt davor – so groß sind, dass sie aus dem Jurassic Park stammen könnten, tun es aber auch. Oder etwa nicht? Schnell mal ein paar Kisten neben ein Auto in der Einfahrt gestellt, schon kann uns kein Feind mehr überraschen. Die Soldaten waren damals halt viel zu schwer beladen, um mal eben über ein Hindernis klettern zu können.
Dann geht auch schon die Action los. Ruckelnd, versteht sich. Ich befehle meinen Jungs auf Soldaten zu schießen, die ich selbst nur als Pixelmatsch identifizieren kann. Zum Glück gibt es, ähnlich wie in „Pikmin“, eine rot leuchtende, kreisförmige Anzeige, auf die ich draufhalten kann. Die Energie nimmt ab – ha, gleich bist du weg! Hmm, warum lädt die sich jetzt wieder auf?!? Bedeutet wohl doch was anderes, ah, die bleiben länger in der Deckung, je weiter diese Anzeige fällt. "Also schön weiter draufhalten, Männer! Irgendwann treffen wir auch mal was" - amerikanische Kriegsführung wie aus dem Leben gegriffen.
Der Publisher mit den zwei Gesichtern Ubisoft ist schon seltsam. Da bringt man für PC, PS3 und 360 richtige gute Spiele heraus und auf der Wii wird nur abgezockt. 60 Euro sind definitiv zu viel für dieses grottenschlecht umgesetzte Bundle, auch weil man allen „Road To Hill 30“-Käufern damit in den Hintern tritt, da „Earned In Blood“ nicht einzeln erhältlich ist. Der Multiplayer-Modus fehlt und die frei anwählbaren Kapitel entziehen dem Spieler auch noch den letzten Funken an Motivation.
You don't deserve this, my brothers in arms... Von einem Kauf ist hier also dringend abzuraten, daher auch gut, dass das Spiel ab 18 ist - in diesem Alter sollte man sich vor einem Erwerb schon umfassend informieren können. Brothers In Arms: Double Time macht sich am besten in einer Tonne. Ich bereue jedenfalls jetzt schon, einen Amazon-Link in diese Rezension zu setzen.
Wenn Red Steel 2 auch in die Hose geht, sollte Ubi Soft sich mal überlegen, ob man nicht die ganze Wii-Abteilung einfach austauschen könnte.
Fazit:
Unternehmt mit Ubisoft eine Zeitreise, nicht ins Jahr 1944, sondern ins Jahr 2006, wo man billige Schaufelware produzierte, um einen schnellen Euro beim Hype um den Überraschungserfolg Wii abzugreifen – bevor die PS3 kommt und den Konsolenmarkt übernimmt. Schlechte Steuerung, fehlender Multiplayer-Modus und Grafik, die schon auf der PS2 zum Mittelmaß gehörte, sind natürlich im Vollpreis inbegriffen. Nun haben wir 2008, Nintendo dominiert alle Märkte und Ubisoft beschwert sich immer noch, dass man als Dritthersteller auf der Wii nichts verdienen kann.
Wer sich spielerisch über das Ende des zweiten Weltkriegs informieren möchte, der sollte lieber zu den günstig erhältlichen PC-Versionen greifen. Hoffen wir, dass die Wii-Version von Hell’s Highway nicht auf Basis dieser beiden Spiele entwickelt wurde.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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