Tom Clancy's End War
Entwickler:
Ubisoft
Publisher:
Ubisoft
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
50 €
Systeme:
DS, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Betrachtet man den Verlauf der Geschichte, gelangt ein jeder unweigerlich zu der Erkenntnis, dass unser kleiner blauer Planet seit jeher ziemlich großes Konfliktpotenzial birgt. Staaten steigen häufiger mal zu Weltmächten auf und verfallen dem Größenwahn, was dann auch mal zum Krieg eskalieren kann – der mal mehr, mal weniger groß ausfällt. In Zeiten von Terrorismus und knappen Rohstoffen ist die die globale Lage ohnehin recht angespannt und ein weltumfassendes Kriegsszenario vielleicht gar nicht so abwegig, wie wir alle glauben.
Genau diesen Aspekt greift Ubisoft in seinem neuen Strategiespiel auf. In Zusammenarbeit mit Tom Clancy zeichnet die Spieleschmiede ein nicht allzu weit entferntes Zukunftsbild, in dem die Welt dreigeteilt ist. Zum einen gibt es die Supermacht USA, zum anderen die Russen und die Europäische Union, die nun zu einem Einheitsstaat mit nationalem Bewusstsein geworden ist. Die drei Supermächte teilen sich brüderlich alles, während die Armen dieser Welt in die Röhre gucken. Letztere beschließen nun, dem ein Ende zu setzen und erklären dem Rest der Welt den Krieg. Ausgerüstet mit modernsten Waffen greifen sie wichtige infrastrukturelle Ziele der Supernationen an.
Eigentlich sollte ein gemeinsamer Gegner zusammenschweißen, würde der eigentliche Urheber nicht aus den eigenen Reihen stammen. Und so kommt es dann, dass jeder jeden verdächtigt, die armen Schlucker mit Geld und Waffen zu unterstützen. Es folgt der Anfang vom Ende – es folgt der End War!
Meinung:
Zugegeben, die Story klingt mittlerweile abgedroschen, hat doch jedes im (ungefähren) Jetzt angesiedelte RTS irgendwas mit einem neuen Weltkrieg zu tun. Jedoch ist gerade die erste Kampagne, in der man alle beteiligten Parteien steuert, für Verschwörungstheoretiker perfekt geeignet, da man hier die Vorgeschichte zum dritten Weltkrieg miterlebt. Dabei spart das Spiel nicht mit Seitenhieben auf die Sturheit diverser Führungspersonen, die in prekären Situationen einfach ihren Verstand ausschalten.
Nicht schon wieder... Doch was uns viel mehr interessiert als ein möglicher Krieg ist natürlich die Frage, warum zum Geier schon wieder ein Strategiespiel für eine Konsole erscheinen muss, wo solche Spiele doch eh nichts taugen, weil es bisher kein Mensch geschafft hat, eine ordentliche Steuerung zu programmieren. Bisher.
Die Jungs von Ubisoft haben das Unmögliche möglich gemacht! Und das mit einer Idee, die einem so simpel erscheint, dass man sich fragt, warum vorher noch kein Mensch drauf gekommen ist. Die neue Zauberformel heißt Voice Command und ermöglicht, wie es der Name bereits suggeriert, die Steuerung per Sprachbefehl via Headset. Und um es sogleich zu sagen: die Befürchtungen, die Technik sei bestimmt noch nicht ausgereift und fehleranfällig, lassen sich keinesfalls bestätigen. Im Gegenteil – das Ding rockt!
Drei Schritte zum Glück Die Befehle bestehen allesamt aus drei Teilen und sind nach dem „wer-was-wo“-Schema strukturiert. „Wer“ – das sind die eigenen Einheiten, also Beispielsweise „Einheit vier“. „Was“ beschreibt die Handlung, die die Einheit ausführen soll, zum Beilspiel „vorrücken“. „Wo“ bezeichnet dann schlussendlich den Ort, kann aber – im Falle einer Kampfhandlung – auch auf den zu attackierenden Feind bezogen werden. Dann würde der Befehl „Einheit 4 – „Angriff“ – „Feind 2“ lauten. Die Schlagwörter müssen aber nicht staccato gesprochen werden. Man kann sie ganz normal in einem schnell gesprochenen Satz von sich geben und die Befehle werden dennoch immer erkannt – es sei denn man nuschelt wirklich unverständlich oder hat schlicht und ergreifend das Mikrofon zu weit vom Mund weg positioniert. Und damit man keinen Mist baut, muss man zu jedem Befehl den R-Trigger ziehen, sodass wirklich nur das bei den Einheiten ankommt, was ankommen soll.
Mit Hilfe der Spracherkennung lassen sich die Befehle viel schneller geben, als wenn man sie mühselig per Hand ausführen muss, was endlich (!!!) für die nötige Übersicht in einem Echtzeit-Strategiespiel sorgt. Sobald man seine Einheit auswählt, öffnet sich ein Menü mit allen nötigen Befehlen, sodass man nicht gleich alles auswendig lernen muss, denn Anzahl der möglichen Befehle ist beachtlich. Mit der Zeit sammelt man aber ohnehin die nötige Routine, sodass die Befehle schon bald wie aus der Pistole geschossen kommen. Puristen können natürlich alles auf die altmodische Art und Weise machen – im direkten Vergleich erweist sich jedoch die Sprachsteuerung als klar vorteilhaftere und vor allem spaßigere Eingabemethode.
Weil einfach einfach einfach ist Die Steuerung funktioniert nicht nur aufgrund technischer Präzision, sondern vor allem, weil sie sich nahtlos in die aufs Wesentliche beschränkte Spielmechanik einfügt. Statt über wirre Statistiken mit Trefferpunkten, Stärken, Schwächen und hastenichgesehn funktioniert hier alles mit dem Schere-Stein-Papier-Prinzip. Transporter killen Hubschrauber, Hubschrauber killen Panzer und Panzer killen Transporter. Zusätzlich gibt es noch Pioniere, einfache Infanterie und – willkommen im 21. Jahrhundert – Massenvernichtungswaffen. Wem das zu wenig Auswahl ist, dem kommen die verschiedenen Szenarien sicher entgegen. Mal muss man mit massig Verstärkung im Rücken einen Sturmangriff auf eine feindliche Basis starten, mal hat man überhaupt keine Verstärkung und muss die Stellung halten. Manchmal gilt es aber auch, mehr Kontrollpunkte, so genannte Uplinks, als der Gegner zu erobern und für eine bestimmte Zeit zu halten. Für jede erfolgreich abgeschlossene Mission gibt es eine Bewertung und die entsprechende Bezahlung. Je mehr Punkte, desto öfter kann man sich Verstärkung leisten.
Insgesamt – und das scheint eine genre-immanente Schwäche zu sein – wiederholen sich die Missionen aber etwas zu sehr, sodass für RTS-Profis die Wiederspielrate vielleicht nicht ganz so hoch ausfällt. Die Tatsache, dass die eigentliche Kampagne des End War aber keine Missionszahl vorgibt, sondern der endgültige Sieg von den Fertigkeiten des Spielers abhängt, bringt jedoch eine gewisse Dynamik ins Spiel. Eine solche dynamische Entwicklung des globalen Schlachtfeldes gibt es in größerem Maße im Online-Modus, der wirklich keinerlei Wünsche offen lässt, denn hier hat jede kleine Schlacht Auswirkungen auf den Gesamtverlauf des Krieges
Kann sich sehen lassen Optisch ist das Spiel kein Meilenstein, bietet aber immerhin zumindest einen kleinen Touch Hochgenuss, was an der ungewöhnlichen, weil dynamischen Kameraperspektive liegt. Vor allem die Einheitenmodelle sehen sehr schick aus und glänzen mit vielen Details wie Patronenhülsen, Schäden und scharfen Texturen. Sie Umgebung fällt dagegen etwas trist aus und hat mit dem ein oder anderen Pop-Up zu kämpfen. Hinzu kommen kleinere Clipping-Bugs. Nett anzusehen sind die Gebäudeschäden, grafische Armut gib es dagegen bei den Wassereffekten. Schatten und Reflexionen hätten auch etwas besser ausfallen können. Schlussendlich muss man aber sagen, dass von den derzeit erhältlichen Konsolen-RTS keines so gut aussieht wie End War.
Kabumm! Die Soundkulisse ist beinahe perfekt. Das Kriegsszenario kommt, wie es sich gehört, mit ordentlich Karacho daher und macht das traute Heim im Handumdrehen zum Schlachtfeld. Einzig die Sprachausgabe nervt manchmal ein wenig, weil sich die Sprüche der Kameraden zu oft wiederholen und in der Synchro teilweise etwas hölzern rüberkommen.
Fazit:
Nachdem ich dieses Spiel gezockt habe, kommt mir kein RTS mehr ins Haus, das auf die herkömmliche Weise funktioniert. Wie oft wurde bei solchen Spielen eine revolutionäre Steuerung angekündigt, die intuitiv und einfach funktionieren sollte – es schlussendlich aber nicht tat, weil sie sämtliche Versprechungen Lügen strafte! End War zeigt, wo es lang gehen könnte. Ich als mittlerweile ambitionierter Hobby-3-Sterne-General kann nur inständig hoffen, dass Voice Command die Zukunft im RTS-Genre gehört.
Doch nicht nur die Steuerung begeistert, auch das Game als solches ist richtig gut geworden. Technisch wie auch spielerisch ist End War ganz großes Kino und gehört definitiv ins Standard-Repertoire eines jeden halbwegs seriösen Zockers. Für mich die Überraschung des Jahres!
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
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