Alone In The Dark: Inferno
Entwickler:
Atari
Publisher:
Atari
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
59,95 €
Systeme:
PlayStation 3
Inhalt:
Die jüngste Historie der Alone In The Dark-Reihe ist alles andere als glücklich. Nach den sagenhaften Debüt-Releases Mitte der Neunziger ging es für die Serie stetig bergab. Lange Wartezeiten, mäßiges Gameplay, Pulver verschossen – eigentlich war die Survival-Horror-Action aus dem Hause Atari längst zu den Akten gelegt. Als im Sommer dann aber doch noch ein neuer Ableger in die Regale gestellt wurde, flammten Hoffnungen auf, dass Alone In The Dark im NextGen-Zeitalter zu neuen Leben erweckt würde. Allerdings standen die ersten Fassungen für Xbox 360 und PC stark in der Kritik.Wird sich dies nun mit der nachgeschobenen PS3-Version ändern?
Meinung:
Nun, eigentlich sollte sich grundsätzlich nicht viel ändern, da die Modifikationen im Gameplay wirklich marginal sind und Alone In The Dark – Inferno im Grunde genommen ein gleichwertiges Pendant zur 360er-Version ist. Dies schließt einerseits mit ein, dass die eigenartigen Story-Arrangements in bestem Bourne-Stile übernommen wurden, bedeutet gleichzeitig aber auch, dass die etwas verkappten Abläufe des Plots auch auf der Playstation 3 zum eigentlichen Schwachpunkt des Spiels avancieren. Innerhalb der prächtigen Präsentation weiß das Spiel handlungstechnisch einfach keine Akzente zu setzen. Hinzu kommt, dass auch die technischen Probleme nicht abgerissen sind. Einige Frustmomente entstehen hier ausschließlich wegen technischer Diskrepanzen, wie man sie auch schon aus der vorab veröffentlichten Microsoft-Geschichte kennt. Aber immerhin: Die Grafik ist mal wieder richtig prächtig. Doch eins nach dem anderen…
Bombastisches Reizprogramm Bereits die Startsequenz zeigt sich absolut Hollywood-reif. In einem bombastischen Filmschnipsel entflieht der Protagonist einem Henker, der innerhalb der nächsten Sekunden über dessen Leben richten sollte. Eine dämonische Kraft bestimmt sein Schicksal und rettet ihn vor dem sicheren Tod, bevor dann in direkter Umgebung das pure Chaos losbricht. Der Central Park verwandelt sich in die Brutstätte einer extraterrestrischen Kraft und entwickelt sich zu einem furchtbaren Höllenschlund, aus dessen Rachen die abscheulichsten Kreaturen entsteigen. Gleichzeitig verwandelt sich die Szenerie in den Schauplatz eines Erdbebens; Wolkenkratzer stürzen unbedarft in sich zusammen, und in kürzester Zeit entwickelt sich eine Szene der absoluten Zerstörung. Zeit also für unseren Helden, erst einmal aus seinem Hotel zu stürzen, um draußen Sicherheit zu finden.
Interessante Story… Carnby macht sich im Folgenden daran, die Ursache für die Verwüstung zu suchen. Er stürzt sich durch die von unmenschlichen Wesen gesäumten Straßen der New Yorker Metropole, erkundet die zahlreichen dunklen Fleckchen des Central Parks und reist durch einige historische Gebäude, die ihm bei der Aufklärung all dessen helfen sollen. Währenddessen ist man natürlich ständig damit beschäftigt, sich seiner zahlreichen Gegner zu entledigen. Diesbezüglich ist eine Menge Kreativität gefragt, da man in Alone In The Dark - Inferno nicht bloß mit einer fetten Wumme durch die Szenerie poltert. In bester MacGyver-Manier bastelt man sich Waffen mit den Inhalten seiner Hosentaschen, nutzt umherliegende Gegenstände wie Äxte, brennende Stühle oder nutzt auch schon mal hochexplosiven Stoff, den man fast schon zufällig irgendwo aufschnappt. Natürlich darf man auch ‚echte’ Waffen einsetzen, allerdings sind die Action-Sequenzen sehr stark vom klassischen Action-/Shooter-Segment abgegrenzt und bescheren dem Spiel in dieser Hinsicht ein ganzes Stück Eigenständigkeit.
…fragwürdige Story Auf diese Art steuert man durch die insgesamt acht Episoden des Spiels, die jede für sich noch einmal in mehrere Sub-Levels unterteilt ist. Außergewöhnlich hierbei: Es gibt keinen linearen Spielverlauf, wenngleich die Story natürlich auf einer realen Chronologie aufbaut. Wer sich jedoch an bestimmten Stellen festbeißt, darf hier gerne einen alternativen Abschnitt anwählen, um nicht zu viel Frust anzustauen. Über derlei Modi darf man natürlich geteilter Meinung sein. Einerseits ist es natürlich ziemlich komfortabel, härtere Spielphasen zu umgehen oder zumindest mal auszusetzen. Andererseits ist der Wert der echten Herausforderung natürlich deutlich geringer, zumal man nicht alle Episoden durchspielen muss, um das Spielende zu erreichen. Der schmale Grat zwischen Anspruch und Bequemlichkeit will daher auch nicht recht zum üppig proportionierten Spielsystem passen.
Ebenfalls nicht ganz so gut gelungen – und dies scheint bei der genialen Aufmachung schon überraschend – ist die Performance der Story. Zwar sind die episodischen cineastischen Einsprengsel optisch überragend, aber im Laufe des Spiels wird der Background mehr und mehr belanglos, da er in der Handlung auch nicht mehr entsprechend reflektiert wird. Innerhalb des sehr guten Gameplays mag dies zwar zu verkraften sein, doch wenn man sich vor Augen führt, dass die Hintergrundgeschichte bislang immer zu den Highlights der Serie zählte, darf man hier schon ein wenig enttäuscht sein.
Augenkino Das visuelle Erscheinungsbild hält indes so ziemlich alles, was vorab versprochen wurde. Spektakuläre Effekte, rasante Szenenwechsel, superbe Filmszenen und Bewegungsabläufe, die zur absoluten Referenz im Konsolenzeitalter gehören. Da mag man auch gerne einsehen, dass die Entwicklungsphase etwas mehr Zeit als geplant in Anspruch genommen hat. An Details wird jedenfalls nicht gespart, sei es nun bei den genialen Oberflächentexturen, in den zahlreichen Feuersequenzen oder einfach nur hinsichtlich der fantastischen Hintergründe des apokalyptischen New Yorks. Ein respektvoller Beifall sei an dieser Stelle erlaubt.
Verbessertes Handling Im Vergleich zur XBox 360 hat man zumindest bei der Steuerung einige Fortschritte erzielen können. Der Protagonist reagiert sensibler auf die Bewegungen des Sticks, die Action ist deutlicher spürbar und gerade in den hektischen Sequenzen behält man eher einen kühlen Kopf. Dafür ist die Schwierigkeit der beiden Sichtperspektiven nach wie vor präsent. In der grafisch hervorragenden Ego-Sicht verschwinden zu viele Einzelheiten am Rande; die 3rd-Person-Perspektive wiederum zeigt Probleme in der Steuerung. Außerdem ist auch hier die Gestaltung des direkten Umfelds eher spärlich, da der Sichtradius kaum größer ist als in der Direktsicht. Immerhin stimmt der audiovisuelle Rahmen und macht die fünfte Episode der verloren geglaubten Serie zum echten Konsolenkino. Sound und Optik sind prima – ohne Wenn und Aber.
Halbfertige Challenge Eines vorweg: Die Spieldesigner haben sich große Mühe gegeben, Frustmomente im Gameplay zu vermeiden und daher auch den sturen chronologischen Ablauf durchbrochen. Obschon der Schwierigkeitsgrad bisweilen ziemlich hart ist, hat man so jederzeit die Möglichkeit, Zerreißproben zu umgehen oder sogar ganz auszublenden. Inwiefern dies mit dem Explorationsgeist des Publikums in Einklang zu bringen ist, sei aber mal dahingestellt. Es wirkt nämlich irgendwie halbfertig, wenn man sich Wege erschummelt und Herausforderungen meidet. Insgesamt wäre man daher vielleicht besser gefahren, der Chronologie treu zu bleiben. In diesem Fall hätte man womöglich auch die Story besser einbinden können.
Das letzte Quäntchen… In Sachen Gameplay ist Alone In The Dark - Inferno wiederum der erhoffte Knüller. Zahlreiche innovative Aktionsmöglichkeiten ersetzen eingefahrene Mechanismen im Action-Bereich, sei es nun bei der Wahl der Waffen oder einfach nur bei der Erkundung der ungewöhnlichen Umgebung: Hier werden die erhofften Akzente am Fließband gesetzt. Schade ist eben nur, dass die Abläufe nicht sinngemäß in die Background-Story eingeflochten werden. Hier bleibt das Konzept größtenteils an der Oberfläche und übergeht das offenkundige Potenzial, dass sich hinter der bombastischen Umsetzung verbirgt. Den Spielspaß soll dies letzten Endes nicht an den Boden bringen; aber im Vergleich zwischen Möglichkeiten und Realität hätte das Verhältnis zugunsten letztgenannter Option deutlich günstiger ausfallen können.
Fazit:
Auch wenn die Verbesserungen zur vorab veröffentlichten Fassung für die übrigen Konsolen sich weitestgehend auf einige Updates beim Handling und ein paar technische Kleinigkeiten beschränken, ist die neue Version tatsächlich ein Stückweit akzeptabler als seine bereits getesteten Äquivalente. Das liegt einerseits natürlich an der recht soliden Basis und der bereits viel gepriesenen Hollywood-Grafik, andererseits aber sicher auch am wirklich packenden Gameplay, das leider nicht ganz so brillant in Szene gesetzt wurde, wie es die Mechanik verdient hätte. Dies ist dann auch ein entscheidender Knackpunkt. Oder um es kurz zu fassen: Alone In The Dark – Inferno schafft es mit Leichtigkeit, den leicht geschändeten Ruf der Serie nach all den Jahren wieder herzustellen, präsentiert sich aber nicht als der verkündete Geniestreich zwischen Action-Gameplay und mitreißender Horror-Atmosphäre.
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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