Loco Roco 2
Entwickler:
Sony Computer Entertainment
Publisher:
Sony Computer Entertainment
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
40,95 €
Systeme:
PSP
Inhalt:
Die Regierung informiert: Immer mehr Kinder und Jugendliche berichten nach ihrer Heimkehr von Kindergarten, Schule oder Arbeitsstelle von farbigen Kreisen, die sie gesehen haben. Begeistert beschreiben sie den verzweifelten Eltern sich teilende, formbare Kugeln mit Gesichtern und Frisuren und summen dabei bizarre Melodien. Diese Phänomene werden durch den Konsum eines aktuellen Videospiel-Produktes verursacht, besser bekannt als „Loco Roco 2“. Um Ihre Zweifel hinsichtlich der potentiellen Gefährlichkeit dieses Artikels auszuräumen, empfehlen wir Ihnen, diesen selbst einmal zu testen. Fragen Sie ihr Kind einfach, ob sie auch einmal gegen die „Mojas“ antreten dürfen. Leuchtende Augen und ein glückliches Lächeln werden ihnen gewiss sein.
Das Familienministerium.
Meinung:
Natürlich handelt es sich beim obigen Schreibens um eine dreiste Fälschung. Doch warum sollten die netten und sich ihrer journalistischen Verantwortung bewussten Autoren der SplashGames so etwas verbreiten? Nun, in jeder guten Lüge steckt ein Funken Wahrheit. Denn tatsächlich hat die Beschäftigung mit Loco Roco 2 ein Verhalten zur Folge, das besonders im Gespräch mit anderen Spielern deutlich zu Tage tritt. Ein Verhalten, das, wenn auch nicht pharmakologisch verursacht, als „zu krass“ beurteilt worden ist.
Viele, viele bunte.... Kreise? Das liegt zum Teil an den Protagonisten des Spiels, deren Originalität wohl im Bereich der Videospiele unübertroffen ist. Wie schon im ersten Teil der Serie steuert der Spieler in Loco Roco 2 verschiedene Kugeln, die sich jeweils anhand ihrer Farbe, ihres Gesichtes und ihrer Stimmen unterscheiden. Klingt komisch, ist aber so. Von diesen Merkmalen einmal abgesehen, weisen die verschiedenen LocoRocos, so der Name der seltsamen Gebilde, keine individuellen Unterschiede auf. Entsprechend ist die Wahl der Kugel, die man fortan durch die Level manövriert, eine reine Stilfrage.
Alles eine Frage der Perspektive Stichwort „Manövrieren“: Auch wenn die beiläufige Erwähnung des Wortes den Eindruck erweckt, die Steuerung der LocoRocos gehorche dem Videospiel-Standard, ist dem absolut nicht so. Denn von sich aus verfügen die bunten Kugeln anfangs nur über die Fähigkeit, sich vertikal zu bewegen. Will heißen, sie können nur springen.
Da allein mit fröhlichem Hüpfen die LocoRoco-Welt aber nicht zu bereisen ist, vermag der Spieler diese per Schultertasten einfach zu kippen. So wird aus der unüberwindbaren Wand plötzlich eine Rampe und aus der Steigung ein Gefälle. Entsprechend fällt die Steuerung des Spiels sehr indirekt aus, gerade im Vergleich mit anderen Videospielen. In Anbetracht der in späteren Spielphasen wirklich sehr speziellen Schwierigkeiten plädiere ich für die Einrichtung eines neuen Genres. Roll'n'Bounce klingt z.B. ganz gut und kommt dem Spielprinzip von Loco Roco 2 sehr nahe.
Ich will dir fressen Ziel jedes Abschnittes ist das Finden und Verschlingen von jeweils zwanzig Beeren, die mal offensichtlich, mal versteckt in jedem Level zu finden sind. Mit jeder Beere, die der LocoRoco so zu sich nimmt, wird unser kugeliger Held größer und stärker. Deutlich größer. Während die ersten Auswirkungen der Beeren noch den üblichen Naturgesetzen folgen, morpht ein LocoRoco spätestens nach der zehnten Frucht zu einem wabbelnden Etwas, das nur noch mittels der oben genannten Unterscheidungsmerkmale als LocoRoco identifiziert werden kann.
Wir sind viele Abgesehen von der unglaublich elastischen Anatomie verfügen LocoRocos über eine weitere interessanten Eigenschaft: Sie können sich teilen. Einfach die Kreistaste gedrückt und schon werden aus einer dicken Kugel zahllose kleine, die auf diese Weise auch Stellen der bunten LocoRoco-Welt erreichen können, die zuvor unerreichbar waren. Natürlich lässt sich der Teilungsprozeß auch wieder umkehren. Drückt man die Kreistaste etwas länger, verschmelzen alle kleinen LocoRocos wieder zu einem großen Exemplar, das natürlich viel stärker ist als vorher. Die Ganze ist eben doch mehr als die Summe seiner Teile.
Böse Musik Diese Tricks benötigen die LocoRocos dringend. Denn wie auch im Vorgänger versuchen die bösen Mojas, zu erkennen an ihren Dreadlocks und der schwarzen Farbe, die friedliche Welt der LocoRocos zu verschmutzen. Um das zu verhindern, rollt, rutscht und springt der Spieler mit seinem LocoRoco durch 25 Level, die sich an verschiedenen Landschaften orientieren (z.B. Eis, Dschungel oder Fabrik), samt klassischer Endgegner. Damit nicht genug, warten auch noch einige Mini-Spiele, deren Abschluss wertvolle Boni gewährt und so bizarre Spielerlebnisse wie einen Space Invaders-Teletubbie-Mix präsentiert.
Stickeralbum 2.0 Die erwähnten Boni sind entweder die so genannten Pickories, Sammelmarken, Einrichtungsgegenstände oder Noten. Doch der Reihe nach. Erstere stellen allgemein die Währung des Spiels dar und werden zum Erwerb aller möglichen Sachen benötigt. Sammelmarken zeigen, (digital) richtig eingeklebt, wie weit der Spieler im Spiel schon fortgeschritten ist. Einem ähnlichen Zweck dienen auch die zu findenden Gegenstände, die dazu genutzt werden können, abseits der eigentlichen Level sein Haus einzurichten.
Gewohnt bizarr Anders als die sammelbaren Elemente dienen Noten aber einem praktischeren Zweck. Durch Minispiele oder kurze Kämpfe verdient, gewähren sie dem Spieler eine höhere Punktzahl und mehr Sprungkraft. Gerade der letztgenannte Faktor ist für das Spielgeschehen von großer Bedeutung und entsprechend stellen die Minispiele, stärker als im Vorgänger, eine wichtige Grundlage des Spielprinzips von Loco Roco 2 dar. Bei deren Design haben sich die Entwickler offensichtlich an den eigenen Erfolgen orientiert: Die Minispiele, für die man eine bestimmte Anzahl Beeren gesammelt haben muss, funktionieren wie eine abgespeckte Patapon-Version. Während die LocoRocos ein Lied anstimmen, muss der Spieler per Kreistaste den vorgegebenen Takt schlagen. Da Resultat ist gewohnt bizarr, passt aber perfekt zum Spiel insgesamt.
Bunt, bunter... Verstärkt wird das irrsinnige Spieldesign von Loco Roco 2 durch die kongeniale audiovisuelle Umsetzung des Ganzen. Auch wenn das Spiel komplett zweidimensional und in (geschätzten) 32 Farben gehalten ist, habe ich in meiner Spiele-Karriere selten ein derart konsequentes Spieldesign erlebt. Das wirkt zwar auf den ersten Blick höchst seltsam, nimmt seine Spieler aber unglaublich schnell gefangen. Alles, vom fröhlichen J-Pop im Hintergrund bis zu den fantastischen Lebewesen der LocoRoco-Welt, verbindet sich zu einem einzigartigen Erlebnis, das den Spieler trotz seines höchst abstrakten Charakters sofort miteinbezieht.
Fazit:
Loco Roco 2 zeigt auf nahezu perfekte Art und Weise, wozu das Medium fähig ist. Genau wie andere Meisterwerke unterschiedlicher Mediengattungen verbinden sich in Loco Roco 2 Kreativität, Spaß und schiere Kunst zu einem Erlebnis von immensem intellektuellen Niveau. Allerdings muss man, um das zu erkennen, erst einmal hinter die grelle und überdrehte Fassade des Spiels schauen bzw. sich auf das sehr spezielle Design des Spiels einlassen. Dank seines Charmes, der auch die winzigen Unzulänglichkeiten des Programms locker überspielt, macht Loco Roco 2 jedem Spieler diesen Schritt aber ausgesprochen leicht. Wenn ein PSP-Spiel eine klare Empfehlung für ausnahmslos jeden Videospieler verdient hat, dann ist es aktuell Loco Roco 2.
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Autor der Besprechung:
Max Link
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