Need for Speed Undercover
Entwickler:
Electronic Arts
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
65 €
Systeme:
PlayStation 2, PlayStation 3, Wii, Xbox 360
Inhalt:
Eine weltweit operierende Verbrecherorganisation bereitet dem Gesetz – oh Wunder – einiges an Problemen und ist nicht so einfach zu Fall zu bringen, wie man es gern hätte. Die Jungs und Mädels von der bösen Seite sind nämlich ziemlich gut darin, Beweise verschwinden zu lassen. Was also machen, wenn man nichts in der Hand hat? Richtig – jemanden einschleusen, den Laden unterwandern und dann kräftig aufräumen. Und weil Street Racing wohl für Verbrecher besonders interessant ist, wird ein Undercover-Agent als Rennfahrer eingeschleust. Die Geheimhaltungsstufe muss natürlich so hoch sein, dass nicht einmal die Polizei weiß, was läuft.
Meinung:
Diese 08/15-Story, die wir aus Filmen wie The Fast & The Furious zur Genüge kennen, bildet die Grundlage für den neuesten Need for Speed-Ableger mit dem Beinamen Undercover, in dem der Spieler die Rolle des Agenten übernimmt, alle Konkurrenten aufraucht und so irgendwann zum Oberboss des Verbrechersyndikats durchgestellt wird. Zwischendurch hoppeln ihm ein paar scharfe Miezen über den Weg, es gibt hier und da gewaltigen Ärger mit der Exekutive, mancher Macho bekommt Besuch von der Zahn-Fee und ein bisschen was an Verrat und Intrigen ist auch noch dabei. Das Ganze wird auch noch mit echten Schauspielern zu vermitteln versucht - jippie!
Leider wirkt die Sache ziemlich pseudo-cool, weil alles schon mal da gewesen und dramaturgisch nicht besonders wertvoll. Zumal die Schauspieler etwas hölzern agieren und die Synchro etwas amateurhaft anmutet. Doch was interessieren uns eigentlich die Filmchen? Hier soll schließlich gezockt werden!
Das Game beginnt viel versprechend mit einer Verfolgungsjagd in einer der Tri-Cities, drei Mega-Metropolen, die durch ein riesiges Straßennetz miteinander verbunden sind. Durch den Stadtverkehr muss man sich nun mit Tempo 200 wuseln und irgendwie der Polizei entkommen. Mit ein paar gewagten Manövern und der Speedbreaker-Funktion – quasi der Bullet-Time für Rennspiele – ist das kein jedoch kein Problem. Nach diesem als Tutorial gedachten Intro sucht man sich einen Wagen aus und fährt entweder „normale“ Rennen oder holt sich bei Verfolgungsjagden den nötigen Kick. In der großen weiten Welt warten noch weitere Aufgaben wie beispielsweise möglichst viel Sachschaden zu verursachen.
(Sinn-)Freiheit! Für Bewältigung der Aufgaben kommt man nicht nur in der (langweiligen) Story voran, sondern kassiert auch Geld und Fähigkeits-Punkte. Die Punkte steigern den Ruf, das Geld ist für die Anlage in neue Fahrzeuge und Tuning-Equipment gedacht. Damit man für die Missionen nicht quer durch die ganze Stadt fahren muss, kann man sie mit Hilfe der Übersichtskarte anwählen. Wer nur in der Story vorankommen will, drückt nach jeder beendeten Mission einfach das Digi-Kreuz nach unten. Mit diesem Quick-Button lassen sich die Rennen im Fließband-Modus abfertigen, was der riesigen Umgebung, in der man sich frei bewegen kann, jeglichen Sinn raubt.
… mit der Gesamtsituation unzufrieden! Bereits in den ersten 15 Minuten offenbaren sich sämtliche Stärken und Schwächen des Spiels, doch sind es vor allem die Schwächen, die von sich reden machen. Da wäre zum einen das unstimmige Gesamtkonzept, das kaum Innovationen bietet. Große Städte, die man frei erkunden kann, sind natürlich immer gut, können heutzutage aber ruhigen Gewissens als Standard angesehen werden. Die Tatsache, dass man hier große Städte befahren kann, haut daher nicht wirklich vom Hocker. Des Weiteren ist die Spielmechanik als solche auch ziemlich angestaubt. Bereits im guten alten Driver bekamen wir spektakuläre Verfolgungsjagden serviert. Über die Jahre hinweg wurden etliche Spiele mit der Möglichkeit, vor den Gesetzeshütern zu fliehen, entwickelt.
Nett ist natürlich die Idee, das Ganze mit den NFS-typischen Tuning-Möglichkeiten zu kombinieren. Doch auch hier hat man schon besseres gesehen. In Undercover kann man nämlich nur noch Tuning-Pakete kaufen. Detaillierter Teilekauf nach Herstellern ist nicht mehr. Somit haben die Fahrzeuge außer der Lackierung nichts wirklich Individuelles mehr an sich.
Volldeppen! Nervig ist auch die sehr fragwürdige KI der CPU-Fahrer. Dass man die Polizei leicht abschütteln kann, mag noch verzeihlich sein, aber dass man Sprint-Rennen mit 20 Sekunden Vorsprung und mehr gewinnt, ist schon ein hartes Stück Brot. Wo ist da bitte die aggressive KI, die überall angepriesen wird? Auch der Verkehr könnte für eine Stadt solchen Ausmaßes etwas dichter sein. Die Straßen wirken teilweise wie ausgestorben, was der Umgebung jegliche Lebendigkeit raubt.
Butterweich Gut gelungen ist dagegen das Handling der Fahrzeuge, das zwar wenig mit der Realität zu tun hat (man kann Kurven erfolgreich mit Highspeed nehmen), aber sehr intuitiv ist und von Beginn an in Fleisch und Blut übergeht. Puristen werden bemängeln, dass sich die Steuerung einzelner Fahrzeuge nicht signifikant voneinander unterscheidet wie zum Beispiel in Forza 2 oder PGR 4. Undercover ist jedoch keine Simulation, sondern ein waschechter Arcade-Racer, insofern kann (und muss) man das verschmerzen können.
… wie Sau! Man mag über alle Ungereimtheiten des Spiels hinweg schauen und all die positiven Dinge sehen und schätzen, die dieses Spiel uns bietet – aber bei der Grafik hört’s nun wirklich auf! Undercover überzeugt zwar mit scharfen Texturen, vielen Details, sehr schönen Fahrzeugen, einem optischen Schadensmodell und bereitet uns mit grandiosen Lichteffekten eine wahre Freude; doch erkauft es sich diese Grafikpracht sehr teuer – und zwar mit einer Framerate, die an Instabilität ihresgleichen sucht. Teilweise ruckelt die Szenerie – man kann es einfach nicht anders formulieren – wie Sau, worunter das Spielerlebnis mehr als deutlich leidet. Mal sind es nur kurze Verzögerungen, über die man hinwegsehen kann, mal sind aber auch regelrechte Einbrüche dabei, die einem jegliche Lust am Zocken nehmen.
Genau richtig In Sachen Sound hat EA mal wieder alles richtig gemacht. Ein hübscher Soundtrack mit der Genre-üblichen Kost sowie satte Motorengeräusche, einer guten Sprachausgabe und witzigen Gimmicks wie dem Abhören des Polizeifunks sorgen für ein nahezu perfektes akustisches Vergnügen.
Fazit:
Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich leider bestätigt. Waren die letzten Titel der allseits beliebten Reihe noch von angemessener Qualität, scheinen EA mit Need for Speed Undercover so langsam die Ideen auszugehen. Das Game spielt sich wie der verzweifelte Versuch, aus allem bisher da gewesenem etwas zusammenzumurksen, auf das man einfach mal den Innovations-Stempel drücken kann, weil es eh jeder kauft. Vor allem hinsichtlich der langweiligen Spielmechanik, der hirnlosen Story und der schwachen Technik bin ich von diesem Spiel ziemlich enttäuscht und kann es dementsprechend nur bedingt empfehlen. Für mich ganz klar ein Anwärter auf den Flop des Jahres.
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
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