Tomb Raider: Underworld
Entwickler:
Crystal Dynamics
Publisher:
Eidos
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
DS, PC, PlayStation 2, PlayStation 3, Wii, Xbox 360
Inhalt:
Seit Crystal Dynamics das Ruder als Entwickler übernommen hat, geht es im Hause Croft wieder bergauf: Sowohl „Legend“ und „Anniversary“ kamen bei Kritikern wie Spielern gut an. Nun legen die Kalifornier mit "Tomb Raider: Underworld“ nach und spinnen die Story weiter. Lara sucht dieses Mal nicht nur nach Schätzen, sondern auch nach ihrer Mutter, die sie eigentlich für tot hielt. Liegt hier der Abenteuerurlaub des Jahres vor oder gleicht das Spiel eher einem Aufenthalt im Zwei-Sterne-Hotel?
Meinung:
Tomb Raider: Underworld eröffnet mit einem Knalleffekt: Wir erleben die Zerstörung des Croft-Anwesens rückwärts, als ob es sich Stück für Stück wieder zusammensetzen würde. Kurz vor Ende sehen wir: Es war Lara selbst, die auf den Auslöser drückte. Ihr Technikspezialist Zip ist anscheinend nicht gut auf sie zu sprechen. Was ist geschehen? Nach Abschluss des „Prologs“ springt die Handlung eine Woche zurück, die Abenteurerin befindet sich auf einer Expedition im Mittelmeer, wo sie auf den Spuren ihres Vaters auf das versunkene Niflheim aus der nordischen Mythologie stößt. Mit Thors Hammer, so erfährt sie, soll es erst möglich sein, die Unterwelt Helheim - was gleichzeitig auch das Avalon der Arthus-Sage zu sein scheint – zu betreten. Und genau dort wird Laras Mutter vermutet. Es geht also nicht darum, die Welt zu retten, sondern die Heldin hat ihre persönlichen Motive.
Jetzt geht´s rund! Zum großen Teil hangelt, springt, balanciert, taucht und klettert man durch die Spielwelt, um immer tiefer und weiter in die zu erforschenden Gebiete zu gelangen. Ab und zu geht es jedoch nicht weiter, bevor man bestimmte Rätsel gelöst hat, um weitere Durchgänge zu öffnen. Die alten Ruinen sind aber auch nicht gänzlich unbewohnt, so muss sich Lara unter anderem Spinnen, Haien, Tigern, Reptilien, Fledermäusen und sogar einem Riesenkraken erwehren. Dabei hat man die obligatorischen Knarren mit unendlicher Munition, die bei manchen Gegnern jedoch recht unpraktisch sind. Daher hat unsere Heldin von vornherein Maschinengewehr, Sturmgewehr, Haftminen, Schrotflinte, Harpune und ein Betäubungsgewehr im Gepäck. Nimmt man noch Laras exzellente Nahkampffähigkeiten dazu, muss man gerade bei menschlichen Gegnern nicht mal tödliche Gewalt anwenden, um weiterzukommen.
Minimierter Frustfaktor Dank gut platzierter Medikits bleibt Lara länger am Leben. Sollte man die Einnahme der Medizin einmal vergessen, einen Fehltritt oder –sprung wagen: Nachteile gibt es durch vorzeitiges Ableben nicht. Die Checkpoints sind großzügig über das Spiel verteilt, man kann unendlich oft wiederholen. Das könnte zwar als Negativpunkt gewertet werden, es passt aber zur Art des Spieles. Alles andere würde für einen zu hohen Frustfaktor sorgen. Auch wenn man immer genug Zeit hat, den nächsten Schritt zu überdenken, ein Leichtsinnsfehler oder ein Hinterhalt durch wilde Tiere ist immer mal drin. Die Echsen in Thailand sind nicht nur gerissen, sondern können auch nach Belieben die Wände hoch und runter krabbeln.
Besser als jeder Urlaub Die Jagd nach den mythischen Relikten führt den Spieler um die ganze Welt, ein Schauplatz schöner als der andere. Vegetation, Tiere, Felsen und Ruinen sind detailreich und realistisch in Szene gesetzt – selten lud die Umgebung eines Spiels so zum Entdecken und Erkunden ein. Und dabei sind die Levels alles andere als klein. Um beispielsweise im Mittelmeer auf eine unsichtbare Mauer zu stoßen, muss man ganz schön weit weg vom eigentlichen Ort des Geschehens schwimmen. Rätsel und versteckte, optionale Schätze sorgen dafür, dass man sich nicht zu linear durch die Missionen bewegt. Für Abwechslung sorgen hin und wieder Fahrten auf dem Motorrad. Das wäre nicht unbedingt notwendig gewesen, spielt sich aber gut genug, dass es nicht weiter stört.
Indy, gib die Peitsche ab! Lara Croft hat im Laufe der Jahre eine Menge dazugelernt, die Anzahl ihrer Bewegungsabläufe scheint dieses Mal auf Rekordniveau und lädt zu Experimenten mit der Steuerung ein - nicht zuletzt durch die saubere und flüssige Animation der Heldin. Dieses Mal gibt es auch ein Enterseil, das man an bestimmten Stellen festmachen kann. Damit darf sich die hübsche Aristokratin herum schwingen oder abseilen, es lässt sich aber auch dazu verwenden, Objekte aus ihrer Halterung zu reißen.
Auch der Adrenalin-Effekt wurde erweitert: Während man wie üblich bei voller Anzeige in Kämpfen die Zeitlupe für Kopfschüsse anwenden kann, laufen nun auch die früheren Quick-Time-Events mit verlangsamter Zeit ab. Kommen beispielweise brennende Trümmer auf die Heldin zu, wird die Zeitlupe automatisch aktiviert, und statt Knöpfchen drücken steuert man Lara nun selbst aus der Misere. Das alles lässt sich mit dem 360-Controller sehr gut steuern, in der PC-Demo hatte ich ebenfalls keine Probleme.
Abenteuer für die Ohren Doch nicht nur Grafik, Steuerung, Gameplay und Technik sind gelungen, die Soundkulisse gibt der gesamten Atmosphäre den letzten Schliff und kommt mit Surroundhardware so richtig zur Geltung. Auch die gelungene Musikuntermalung trägt einen nicht geringen Anteil dazu bei, dass man immer wieder gerne ins Abenteuer eintaucht. Die deutschen Stimmen der Charaktere passen ebenfalls und runden das gelungene Abenteur ab.
Fazit:
Ich gebe zu, ich war früher nie ein „Tomb Raider“-Fan. Zu Zeiten der ersten Playstation saß ich lieber an „Resident Evil“, „Metal Gear Solid“ oder „Silent Hill“. Lara Croft war für mich kein ernst zu nehmender Charakter. Das hat sich nun geändert, denn Underworld ist ein perfekt inszeniertes Action-Adventure. Die Mischung aus Rätseln, Action, Story und Erkundung stimmt einfach. Dazu kommt eine filmreife Präsentation, wie man sie sich auf der aktuellen Konsolengeneration öfters wünscht. Genau das richtige Spiel für die kalte Jahreszeit.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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