Monster Lab
Entwickler:
Eidos
Publisher:
Eidos
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
39,95 €
Systeme:
PlayStation 2
Inhalt:
Wohl keine jemals von Autoren, Regisseuren oder sonstigen Künstlern geschaffene Figur der Menschheitsgeschichte hat das Bild des „verrückten Wissenschaftlers“ so geprägt wie Viktor Frankenstein. Doch während das Verhalten des Protagonisten in Mary Shelleys Roman im Jahre 1818 noch für Panik und Entsetzen in der Bevölkerung sorgte, machen die Versuche Frankensteins, mittels Elektrizität totes Gewebe neues Leben zu schenken, heute niemandem mehr Angst. Schon lange haben reale Schrecken bewiesen, dass eine moralisch unbeschränkte Forschung viel Schrecklicheres vollbringen kann, als das 19. Jahrhundert es sich vorstellen konnte. Heute muss der arme Viktor Frankenstein schon zufrieden sein, wenn er noch kleine Kinder erschrecken darf.
Meinung:
In „Monster Lab“ schlüpft der Spieler selbst in dessen Rolle und auch wenn er dabei namenlos bleibt, machen unzählige Bezüge im Spiel deutlich, wie gern die Entwickler von Backbone Shelleys Geschichte mögen. So besteht natürlich auch die Aufgabe des Spielers darin, ein möglichst mächtiges Monster zu erschaffen. Anders als im Roman, geschieht das aber nicht zum Ruhm seiner Erschaffers, sondern um den fiesen und noch wahnsinnigeren Baron Mharti zu stoppen, dessen Kreation momentan der Chef im Ring von Monster Lab ist.
Trio des Wahnsinns Dazu tritt der Spieler zu Beginn der „Aberwitz-Liga“ (AWL) bei, einem Verbund von, erraten so wahn- wie aberwitzigen Wissenschaftlern. Zu denen gehörte einst auch jener Baron Mharti, den es jetzt durch das Unheiltal zu jagen gilt, denn an diesem schönen Ort spielt „Monster Lab“. Einmal in die AWL aufgenommen, führt Professor Unsicher den Spieler durch ein Schloß, das während des Spiels dessen Basis darstellen wird. Schnell wird deutlich, dass sich die AWL in drei Zweige unterteilt: Mechanik, Alchemie und Biologie. Während Professor Unsicher als Vorsteher des mechanischen Flügels direkt für uns zuständig ist, muss sich der Spieler die Audienz mit den anderen „Wissenschaftlern“ erst verdienen.
Ab auf die Karriereleiter Das geschieht mittels dem Sammeln von Erfahrungspunkten, die es für Kämpfe, erledigte Aufgaben und neu geschaffene Monsterteile gibt (dazu später mehr). Je mehr davon auf dem Spieler-Konto stehen, um so netter werden auch die Stars der AWL und verleihen ihrem neuen Lehrling immer neue und skurrile Titel. Bis der dann am Ende ganz oben steht, an der Spitze der AWL.
Lego in eklig Dazu will aber erst das Konstruieren gelernt werden. Denn schließlich sind irre Wissenschaftler zwar hochintelligent, aber eben auch leicht derangiert und vor allem eher schwach auf der Brust. Genau deshalb muss also ein Monster her, um Baron Mharti den dürren Hintern zu versohlen. Jede diese Kreationen ist dazu in fünf Bereiche aufgeteilt (Kopf, Torso, vier Gliedmaßen), für die jeweils zahllose Bausteine verfügbar sind. Sie alle lassen sich den einzelnen, oben erwähnten Schulen der AWL zuordnen und sind meist ziemlich irre. Zu finden sind Knochen, Spinnen, Schrauben und viel, viel mehr, wodurch „Monster Lab“ dem Spieler geschlagene 100 Millionen verschiedene Kombinationsmöglichkeiten bietet.
Blech gegen Blech Sobald also die erste Kreatur auf ihren wackligen Beinen steht (zum Leben erweckt natürlich durch einen Blitz), geht es los ins Unheiltal. Dort warten in verschiedenen Leveln unterschiedliche Gegner auf den Spieler, die zwischen ihm und Baron Mharti stehen. Während die ersten Konflikte noch recht einfach zu beenden sind, halten spätere Widersacher nicht nur optische Vergleiche mit Godzilla etc. stand. Zum Glück hinterlässt jeder Gegner aber Teile, die man gleich wieder zu neuen Bauteilen zusammensetzen kann. So verbessert sich das Spieler-Monster durch Kämpfe immer weiter und der Schwierigkeitsgrad hält sich in Grenzen.
Ob das passt? Auf dem Weg dahin sind allerdings Experimente angesagt und das wortwörtlich. Denn wie genau die verschiedenen Zutaten verbunden werden müssen, um möglichst effizient zu sein, sagen einem die Kollegen nur selten. Wenn man aber keine Rezepte hat, heißt es ausprobieren, auch wenn dabei wichtige Teile sinnlos verbraucht werden. Das kommt kindlichem Spieltrieb sicher entgegen, stellt den auf Effizienz gepolten Spieler aber vor eine echte Nervenprobe.
Schweißen für Grobmotoriker Daran ändern auch die zahlreichen Minispiele nichts, die die Konstruktion eines Monsters begleiten. So folgt z.B. das Schweißen dem bekannten „Heißen-Draht-Prinzip“ und macht zu Beginn auch durchaus Spaß. Zwei Stunden und unzählige graue Haare später sieht das anders aus. Denn auch wenn die Ideen der Spiele meist gut sind, zehrt speziell die unpräzise Steuerung gehörig an den Nerven. Die ist nämlich eindeutig für die Wii ausgelegt und nur mangelhaft auf den PS2-Controller übertragen. Und da jeder Fehler bei der Konstruktion die Qualität des entstehenden Teils negativ beeinflusst, sind die Probleme der Steuerung wirklich bitter.
Särge plündern, Puzzle legen Genau daran kranken auch die Elemente des Spiels, die nichts mit der Konstruktion zu tun haben, aber trotzdem nicht ohne Minispiele auskommen. Und davon gibt es viele. Überall im Unheiltal stehen Kisten, die nur per schnelle Tastenkombination geöffnet werden oder, besonders fies, wartet ein Mob, der einen mit Dreck und Tomaten bewirft. Wem es auf der PS2 gelingt, auch nur 50 Prozent dieser Geschosse abzuwehren, dem gebührt mein uneingeschränkter Respekt, und bei den übrigen Minispielen sieht es ähnlich aus.
Immer auf den Torso Schafft man es aber nicht, kassiert das eigene Monster Schaden. Da in jedem der sechs Bereiche einige Gegner darauf warten, ihre neue Sägeblatthand auszuprobieren, kann sich das schnell summieren. Das liegt vor allem am sehr speziellen, aber interessanten Kampfsystem von „Monster Lab“, das durchaus mit dem von „Pokemon“ zu vergleichen ist. Immer abwechselnd wählen die Kontrahenten ihre Angriffe und versuchen auszuweichen. Wichtig ist dabei, gezielt auf bestimmte Körperteile zu schlagen/treten/schießen. So lassen sich zum Einen z.B. die gefährlichen Arme eines Gegners ausschalten und zum Anderen beendet erst ein defekter Torso den Kampf. Hat man sich daran erstmal gewöhnt, entwickeln die Kämpfe von „Monster Lab“ eine interessante Dynamik, die man so gar nicht erwartet hätte.
Zu oft Irgendwann wird es dann aber doch zu viel. Denn leider sind viele Gegner so zahl- wie hilflos und der Kampf gegen das Kanonenfutter von Baron Mharti entsprechend irgendwann nur noch öde. Genau wie bei den Minispiel-Einlagen stellt sich hier bald Langeweile ein, auch wenn wirklich jeder Gegner anders aussieht. Sobald man seine Kampftaktik einmal beherrscht, läuft ein Großteil der Kämpfe gleich ab, was auch daran liegt, dass das Stein-Schere-Papier-Prinzip der drei AWL-Fraktionen nicht recht funktioniert. Einzig die wenigen Zwischenbosse liefern wirklich packende Kämpfe, alles andere ist bald eine Auseinandersetzung mit mentaler und materieller Ermüdung.
Lustige Freaks Dabei hat die Story des Spiels das gar nicht verdient. Denn die ist zwar nicht besonders kreativ, aber mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Hemmungslos skurril, pendelt sie zwischen morbide und süß und macht so jede Videosequenz etc. zum Erlebnis. Ohne eine Seite zu unter- oder überfordern, spricht das Design von „Monster Lab“ Jung wie Alt an und das ist selten. Animationen, Leveldesign, Texte... nicht oft wurde auf der PS2 ein so anspruchsvolles Setting so überzeugend umgesetzt.
Fazit:
Keine Frage, Monster Lab ist kein Top-Titel. Dafür funktioniert das Spiel an zu vielen Stellen zu eingeschränkt. Die irgendwann ermüdenden und bockschweren Minispiele, sowie die wenig fordernden 08/15-Kämpfe stellen dem Spielspaß mehr als einmal das Beinchen. Zum Glück macht Monster Lab aber immer genau dann Spaß, wenn es kurz davor steht, im Schmelzofen zu landen. Vor allem an der Gestaltung des Spiels können sich viele größere Produktionen ein Vorbild nehmen. Für Hobby-Frankensteins ist Monster Lab die ideale Spielwiese - und mit Sicherheit die ungefährlichste.
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Autor der Besprechung:
Max Link
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