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Der Herr der Ringe: Die Eroberung

Entwickler: Pandemic Studios
Publisher: Electronic Arts

Genre: Action
USK Freigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis: 70 €

Systeme: PC, PlayStation 3, Xbox 360

Inhalt:
Der Herr der Ringe: Die Eroberung ist da! Lange gedauert hat es ja nicht, von den ersten Screenshots bis zum fertigen Spiel. Ob das ein gutes Zeichen ist? Die Kinofilme sind nun auch schon ein paar Jährchen alt, EAs Lizenz könnte vielleicht bald auslaufen. Also schnell noch ein Spiel produzieren und abkassieren, so lange es die Finanzkrise noch zulässt? Oder doch großes Kino mit epischen Schlachten auf der aktuellen Konsolengeneration? Unser Test verrät die Stärken und Schwächen des Titels.

Meinung:

„Es ist gut, böse zu sein!“ – mit diesem Spruch machte mich EA neugierig auf Die Eroberung. Wer wollte nicht schon mal „Was wäre wenn?“ spielen und Sauron probeweise an die Macht kommen lassen? Startet man den Einzelspieler-Modus (der im Menü erst an zweiter Stelle steht), erfährt man jedoch, dass man die Kampagne der dunklen Mächte erst anwählen kann, wenn man die der guten Seite durchgespielt hat.

Ist das Mittelerde?
Entwickler Pandemic zeichnete auch für beide Teile von Star Wars: Battlefront verantwortlich, aus Die Eroberung wurde daher ein recht ähnliches Spiel. Man darf sich zunächst aus vier Klassen eine aussuchen: Der nahkampfstarke Krieger, der heimtückische Späher, der flinke Bogenschütze oder der mächtige Zauberer, der mit Blitzen um sich wirft. Hoppla, Zauberer? Davon gab es in Tolkiens Welt nicht besonders viele und selbst Gandalf war meistens eher ein Feuerwerks- und Beleuchtungstechniker. Aber damit nimmt man es hier nicht so genau. Auch der Krieger kann beispielsweise sein Schwert auf magische Weise entflammen lassen, während der Späher reichlich Sprengpulver mit sich herumschleppt. Ist das wirklich noch Mittelerde oder schon „World Of Ringcraft“? Die Ork-Gegner besitzen kurioserweise die gleichen Klassen mit den gleichen Fähigkeiten, die Effekte haben nur andere Farben.

Das erste Szenario: Helms Klamm
Doch drücken wir mal ein Auge zu und stürzen uns in die Schlacht. Bei Helms Klamm geht es los, wir erobern Punkte, in dem wir uns wie in diversen MMOs in einen Bereich stellen, und warten, bis unser Fortschrittsbalken voll ist. Sobald eine Aufgabe wie diese erfüllt ist, erhalten wir von einem Sprecher den nächsten Auftrag. Ein bestimmtes Gebiet verteidigen oder beispielsweise die Fackelträger aufhalten, welche die aus dem Film bekannte Sprengung auslösen wollen. Gelingt es diesen, ist der Abschnitt komplett verloren, ansonsten geht das Spielchen so lange, bis man alle seine Leben ausgehaucht hat. Das geht manchmal schneller, als man denkt, hält sich im ersten Kapitel aber noch in Grenzen. Später wird man ruckzuck geplättet, weil man vielleicht eine für die Situation ungünstige Klasse gewählt hat, wird durch aus dem Boden schießenden Flammen instant gegrillt, oder von breitschultrigen Orks einfach den nächsten Abgrund geschubst. Die unterstützenden KI-Figuren sind nicht nur recht dumm, sie sehen auch noch alle gleich aus und bewegen sich manchmal sogar synchron. Das sieht besonders dämlich aus, wenn zwei der Typen hintereinander stehen.

Baumbarts Holzfäuste gegen Isengart
Die Klasse kann man an einem Stützpunkt (oder nach einem Tod) jederzeit wechseln. Bis man aber herausgefunden hat, für welche Aufgabe welche Figur am besten geeignet ist, kann sich schon etwas Frust aufbauen. Statt sich den Weg zur Feuermaschine in Isengart freizukämpfen, zerstören wir also das Ding unbehelligt von oben mit den Sprengpfeilen. Grimas Schlüssel für den Orthanc schnappen wir uns als Späher, und bringen ihn getarnt rennend zu Baumbart (Das klingt schon ein bisschen nach Fantasy-Sitcom). Dann beginnt der Spaß: Wir übernehmen eine schlafenden Ent und plätten reihenweise Orks, reißen ganze zwei Wachtürmchen nieder die fast nebeneinander stehen und klopfen schließlich an Sarumans Haustür. So kämpfen wir uns Aufgabe für Aufgabe durch ein riesig und offen wirkendes Schlachtfeld, auf dem es auch ordentlich kracht, und merken irgendwann, dass alles viel zu linear abläuft.

Duell der Zauberer
An bestimmten Stellen eines Szenarios – meistens am Ende – darf man auch in die Rolle eines Helden schlüpfen und eventuell einen fiesen Endgegner erledigen. Die Helden sind einer der Grundklassen zugeordnet, ihre Fähigkeiten unterscheiden sich meist auch nur optisch von diesen. Wir kämpfen nun mit Gandalf gegen Saruman, verlieren nur knapp das Duell der Zauberer.  Für uns ist der Held erst einmal weg, doch Saruman bekommt seine Lebensenergie wieder. Also rennen wir mit einer x-beliebigen Klasse den Orthanc hoch, nur um vom digitalen Christopher Lee getwohittet zu werden. Das probieren wir dann mit jeder Klasse zwei Mal aus, bis uns irgendwann mal wieder Gandalf zur Verfügung steht – sofern wir noch genug Leben haben. Das hätte deutlich abgekürzt werden können.

Kamera- und Steuerungsschwierigkeiten
Das ist leider nicht das einzige Problem. Der Krieger spielt sich trotz Button-Mashing-Kampfstil ja ganz gut, will man aber ein Beil werfen, so erscheint plötzlich ein Fadenkreuz auf dem Bildschirm, dem es völlig wurscht ist, dass unser Kämpfer die Schläge momentan in eine ganz andere Richtung austeilt. Der Wurf geht im hektischen Getümmel also selten da hin, wo man ihn braucht - das ist mit der Sprengladung des Spähers nicht anders. Zeit, zuvor die Kamera richtig einzustellen, hat man jedenfalls nicht. Bogenschütze und Zauberer sind dafür ziemlich gut zu handhabende Fernkämpfer. Letzterer kann die KI-Verbündeten auch heilen – selbst geheilt wird man jedoch nie, dafür gibt es Energiereserven, welche die Gegner fallen lassen. Richtig vermurkst wurde der Späher, auch wenn seine „Unsichtbarkeit“ manchmal recht nützlich sein kann. Im Grunde ist die Klasse ein schlecht umgesetzter WoW-Schurke. Man weiß nie, wie lange er unsichtbar bleibt, er rennt ständig anstatt zu schleichen, und seine hinterhältige Attacke kann einen Krieger sofort töten – wenn man sie denn überhaupt an den Mann kriegt. Steht man nämlich noch zu weit weg, wird die Attacke nicht ausgeführt, der Stealth trotzdem abgebrochen.

Online-Hickhack
Für Online-Multiplayer braucht man neben einem XBL-Gold-Zugang auch noch einen Account bei EA. Was man dafür bekommt, ist jedoch mehr als enttäuschend. Acht Spieler der guten Seite kloppen sich mit acht Spielern der bösen Seite (die Fraktionen werden im Spiel tatsächlich so genannt). Beispielsweise im Team Deatmatch. Da rennen dann drei Aragorns, zwei Gimlis und ein Frodo herum und versuchen die Helden der Orks zu töten. Wer zuerst 50 Kills hat, hat gewonnen. Oder „Capture The Ring“: Man muss den Ring einfach drei Mal in die gegnerische Basis bringt. Die Eroberung kann man sich dagegen wie „Arathibecken light“ vorstellen, ohne Minimap, mit noch weniger Plan, und noch mehr sinnlosem Gekloppe. Dank der nervösen Kamera sieht man oft nicht mal, wen man da gerade bearbeitet. Hier kommt leider überhaupt kein Schlachtenfeeling auf, „sechzehn verkleidete Conventionbesucher gehen aufeinander los“ kommt der Sache schon näher.

Ein Auf und Ab der Präsentation
Die Modelle der Ents, Trolle und anderen großen Gestalten sehen richtig gut aus. Auch an manchen Szenarien wie Minas Tirith wird der geneigte Fan Gefallen finden. Andere Gegenden sehen dagegen wieder mehr schlecht als recht aus. Der originale Soundtrack begeistert noch immer, von den Synchronstimmen des Films konnte anscheinend nur noch Baumbart aufgetrieben werden. Das hinterlässt ein zwiespältiges Bild, gerade weil der Erzähler nicht sehr motiviert klingt. Die Videosequenzen bestehen aus kommentierten Schnipseln im Hintergrund.

Der Vergleich: „Die Eroberung“ gegen „Die Rückkehr des Königs“
Insgesamt reicht das Spiel weder in Sachen Atmosphäre noch beim Gameplay an Die Zwei Türme und Die Rückkehr des Königs ran. Zum direkten Vergleich habe ich diese Games, die EA für die „Last-Gen“ herausbrachte, aus meinem Spielarchiv gekramt und in die PS2 gelegt. Auch wenn die Grafik etwas schlechter war, das Gesamtbild stimmte und die Videosequenzen waren perfekt, gingen sogar geschickt ins Spielgeschehen über. Es gab keine aufgesetzt wirkenden Aufgaben, und man musste nicht mit charakter- und namenlosen Klassenwechslern in den Krieg ziehen, die obendrein mit unpassenden Fähigkeiten ausgestattet waren. Gandalf und Co. Bei Die Eroberung sind belanglose Storyschnipsel an der Tagesanordnung, bei Die Rückkehr des Königs kommt man mit, ohne den Film gesehen zu haben. Man durfte sich damals sogar öfter mal entscheiden, mit welchem Handlungsstrang man weitermachen wollte.

Du kannst immer noch nicht vorbei!
Beim „neuen“ Helms Klamm sieht man keine Spur von Gimli und Legolas, doch nach dem Fall Isengarts möchte der Zwerg plötzlich die Minen von Moria zurückerobern, was nicht nur nie im Buch oder im Film vorkam, sondern auch völlig unlogisch ist, da kein zweiter Zwerg an dem ganzen Krieg beteiligt war, und zu diesem Zeitpunkt andere Dinge um einiges wichtiger waren. Dann wartet der natürlich direkt an Balins Grab auf den Spieler, um „wie damals“ so richtig schön eingekesselt zu werden. Anstatt solche Schnitzer und Nonsens wie den Orthancschlüssel einzubauen, hätte man sich lieber um Perspektiven der Nebencharaktere kümmern können. Von mir aus auch den einfachen Rohirrim, der seine eigene, kleine Geschichte im großen Ringkrieg erzählt.

Fazit:
Bild unseres Mitarbeiters Michael Hambsch

michael

Keine Ahnung, was man sich bei EA und Pandemic da gedacht hat. Der Herr der Ringe: Die Eroberung hatte eine Menge Potential, geblieben ist kaum etwas. Fans stören sich an den groben Abweichungen zur Vorlage, den zusammenhangslos aneinander gereihten Szenarien, der durchschnittlichen Synchronisation und der seltenen Möglichkeit, die Helden zu spielen. Multiplayer-Enthusiasten werden hingegen an den völlig unepischen Acht gegen Acht-Kloppereien schnell die Lust verlieren.

Alles in allem bleibt ein Spiel für Zwischendurch mit hohem Frustfaktor, das zwar ab und zu auch ein bisschen Spaß machen kann, sich aber in einer deutlich niedrigeren Preisklasse befinden sollte. Echte „Herr der Ringe“-Fans greifen zu Die Rückkehr des Königs für Gamecube bzw. Xbox und spielen diese dank Abwärtskompatibilität auf der Wii und der 360. Vielleicht sollten das auch die Verantwortlichen bei EA mal tun.

Der Herr der Ringe: Die Eroberung - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Autor der Besprechung:
Michael Hambsch

Screenshots


















Wertungen Pluspunkte Minuspunkte
Wertung: 6.5625 Grafik: 7.25
Sound: 7.00
Steuerung: 6.00
Gameplay: 6.00
Wertung: 6.5625
  • Für zwischendurch ganz spaßig...
  • Original Soundtrack aus dem Film
  • Trolle, Ents und andere große Wesen kommen gut rüber
  • Viele Schauplätze wissen zu gefallen
  • ...bis der Frust kommt
  • Hack & Slay ohne Items und ohne Charakterentwicklung
  • Auf Dauer ödes Gameplay, zu linear und ohne richtige Story
  • Steuerung und Kamera schlecht, böse Seite nicht von Anfang an spielbar
  • Schlachtenepik fehlt im Multiplayer gänzlich

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Rezension vom: 26.01.2009
Kategorie: Action
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