A Vampyre Story
Entwickler:
Crimson Cow
Publisher:
Crimson Cow
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
39,95 €
Systeme:
PC
Testsystem:
Core Duo E2180, 2GB Ram, Ati Radeon HD3870 512MB
Anforderungen:
PC 1,6GHz CPU, 512MB RAM, 3000MB HD
Inhalt:
Die angehende Opernsängerin Mona hat ein Problem. Als Vampirin fristet sie ihr Dasein in Gefangenschaft auf einer Burg umzingelt von Wasser samt Seemonster im fernen Draxsylvanien. Als Lord Shrowdy, verantwortlich für Monas Vampirismus, bei der Suche nach Blut von örtlichen Vampirjägern überlistet und gepfählt wird, wittert Mona ihre Chance, gemeinsam mit Froderik, einer vorlauten Fledermaus, aus dem Schloss zu entkommen und den Fluch des untoten Daseins abzuschütteln.
Meinung:
A Vampyre Story ist ein klassisches Point and Click Adventure und könnte auf dem ersten Blick direkt aus dem Jahre 1997 stammen. Bill Tiller, der Kopf hinter dem Comicstil aus Monkey Island 3, zeichnet sich auch für die Hintergründe in Monas düster-skurriler Welt verantwortlich. Diese sind komplett von Hand gezeichnet und nicht nur für die tolle Stimmung im Spiel verantwortlich, sondern geben dem Spiel auch ein herrliches „damals war alles besser“-Gefühl. Leider liegen sie aber auch nur in 1024x768 vor, wodurch sie etwas verwaschen wirken. Hier hätte Autumn Moon Entertainment durchaus auch höher auflösende Versionen anbieten können. Die liebevoll animierten Spielfiguren sind allerdings nicht mehr von Hand gezeichnet, sondern als 3D-Modelle in die 2D Hintergründe montiert. Dabei wirken diese nicht aufgeklebt, sondern passen wunderbar ins Spiel.
Launische Diva Die hochgewachsene Mona, ihres Zeichens Protagonistin des Spiels, schreitet elegant durch die Szenen. Ihr französischer Akzent ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, unterstreicht ihren launischen weiblichen Charakter aber wunderbar. Sie will ihr Vampirdasein nicht so recht wahr haben, was sich nicht nur an ihrem Verhalten, sondern auch an vielen liebevollen Details wie ihren Kommentaren und ihrer Umgebung ausmacht. So sind die Spiegel in ihrem Zimmer mit einer Zeichnung abgeklebt und das tägliche Blut ist für sie Wein.
Ein starkes Duo In vielen Adventures bekommt die Hauptfigur einen kecken Sidekick zur Seite gestellt, hier in Form der Fledermaus Froderick. Wie bei Sam'n'Max wird der kleine Nachtflatterer nicht direkt gesteuert, sondern gibt hauptsächlich nur witzige, aber auch hilfreiche Kommentare von sich. Im Inventar befindet sich ein Frodericksymbol, um diesen mit anderen Objekten interagieren zu lassen.
Die Tasche einer Frau Der typische Adventureheld findet und schleppt im Laufe seiner Abenteuer eine Menge Zeugs mit sich herum. Da werden Äpfel, Eimer, Besen und noch größere und vor allem verrückte Dinge kurzerhand in die eigene Hose gestopft, um diese dann irgendwann im Verlauf des Spiels mit anderen Objekten zu kombinieren. Als feine Lady verstaut Mona nicht alles in ihren Sarg, der als Inventar dient, sondern merkt sich viele Objekte einfach für die spätere Nutzung vor. Das Kombinieren funktioniert dann genau, wie mit jedem anderen Objekt auch. Eine nette Idee.
Ein Auge drauf werfen Mona kann auf vier verschiedene Arten mit ihrer Umgebung interagieren: Ansehen, Benutzen, Sprechen und Laufen/Fliegen. Generell sollte man sich zunächst einmal die vielen möglichen Interaktionspunkte in einer Szene ansehen. Komfortable Hilfe bietet hierbei die Tabtaste, die sämtliche Hotspots aufleuchten lässt. Man erhält so zunächst erst einmal Feedback der beiden Hauptfiguren und kann schon einmal abwägen, ob es sich um ein für die Lösung eines Rätsels wichtiges Objekt handelt oder eben nicht. Gerade hiermit dürften ungeduldige Naturen Probleme bekommen, da der Spielfluss gebremst wird und man häufig ganze Szenen mehrfach von oben bis unten absucht, um eine Lösung zu finden.
Gefunden! Oder doch nicht? Hat man eine Idee um ein Objekt aus dem Inventar oder einer Szene zu verwenden, kommt das Benutzen-Attribut zum Einsatz. Bei des Rätsels Lösung geht’s dann weiter im Text, liegt man falsch gibt’s einen Kommentar und man muss weiter seine grauen Zellen maltretieren.
Eisenere Jungfrauen und sprechende Raben Die Welt von Mona wird natürlich von allerhand skurrilen Geschöpfen bevölkert. Sei es ein steinerner Gargoyle, den man erst zum Reden bringen muss und der sich dann als hoch kultiviert herausstellt oder eine eiserne Jungfrau die in Relation zu ihrer eigentlich brutalen Aufgabe eher wie eine nette Großmutter erscheint. Sämtliche Figuren bieten eine Vielzahl von Dialogmöglichkeiten, die auch nicht immer zielführend sind, sondern häufig einfach nur lustige Kommentare bringen oder den einzelnen Figuren mehr Tiefe verleihen. Wie auch bei den Hauptfiguren ist die Synchronisation bei den Nebendarstellern hervorragend gelungen. Eleganter Gang Ganz Ladylike hastet Mona nicht durch ihre Welt, sondern stolziert in gemächlichen Tempo dahin. Ein Druck auf Leertaste macht der Dame Beine und teleportiert sie direkt ans gewünschte Ziel. Als Vampirin hat sie natürlich auch die Möglichkeit, sich in eine Fledermaus zu verwandeln. So erreicht Mona unzugängliche Bereiche wie das Nest eines Raben. Solange dies aber nicht angebracht erscheint, ist sie lieber in menschlicher Form unterwegs.
Auf den Weg nach Paris Die Hintergrundgeschichte von A Vampyre Story ist sicherlich nicht bombastisch oder zeichnet sich durch großartige Wendungen aus, aber das erwartet man auch nicht unbedingt. Mona möchte aus dem Schloss ausbrechen, nach Paris fliehen und ihren Fluch des Vampirdarseins loswerden. Die Stärken liegen in der tollen Atmosphäre, dem liebevoll umgesetzten Setting und den charismatischen Figuren. Leider ist das Ende des Spiels offen. Man muss sich wohl auf einen zweiten Teil gedulden. Als Gerüst fürs Spiel hält die frei verfügbare Panda 3D Engine her. Trotz des technisch eher schlichten Gewandes lädt das Spiel verhältnismäßig lang. Durch die starre Auflösung der Hintergrundbilder sehen diese bei hohen Auflösungen unschön aus. Eine Lösung hierzu wäre das Spiel im Fenster zu starten, welche das Spiel aber von Haus aus nicht anbietet. Diverse Tips aus dem Internet schaffen hier zum Glück Abhilfe.
Fazit:
A Vampyre Story dürfte jeden LucasArts-Adventure-Liebhaber die Freudentränen in die Augen treiben, denn dieses Spiel ist ein mehr als würdiger Nachfolger der klassisch gezeichneten Adventures. Es ist schön in Zeiten von aufwendigen 3D Engines zu sehen, wie viel Atmosphäre gezeichnete Hintergründe verbreiten können. Die tollen Charaktere, der stimmungsvolle Soundtrack und die grandiose Sprachausgabe tun ihr übriges bei. Für Freunde von Originalen ist die englische Sprache gleich mit auf dem Silberling.
Adventure-Einsteiger werden allerdings eine gehörige Portion Geduld und Zeit mitbringen müssen, denn auch wenn das Ziel eines auftretenden Problems bekannt ist, der Weg dorthin muss entdeckt werden und das passiert häufig in klassischer Adventuremanier auf herrlich unkonventionellen Wegen.
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Autor der Besprechung:
Sebastian Köller
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