New Play Control: Pikmin
Entwickler:
Nintendo
Publisher:
Nintendo
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
30 €
Systeme:
Wii
Inhalt:
Da ist es, das erste europäische Spiel der New Play Control-Reihe. Hier legt Nintendo die Spiele des Wii-Vorgängers Gamecube neu auf, die sich besonders für die neue Steuerung eignen. Den Anfang macht Pikmin, Shigeru Miyamotos letzte Neuschöpfung, bevor er sich anderen Dingen wie Fitness- und Musikspielen widmete. Ob sich die Neuauflage lohnt, oder ob man doch lieber weiter auf Pikmin 3 warten sollte, zeigt unser Review.
Meinung:
Eigentlich waren es ja Capcom, die mit Resident Evil 4 zuerst einen Gamecube-Hit mit der neuen Wii-Steuerung versahen, und sogar mehr Exemplare davon verkauften als mit kinderfreundlichen Neuentwicklungen wie Zack & Wiki. Da bot es sich für Nintendo doch geradezu an, eigene Gamecube-Titel wie Metroid Prime, Mario Power Tennis oder eben Pikmin ebenfalls neu aufzulegen, zumal diese nun einem viel größeren Publikum zugänglich gemacht werden können. Die New Play Control-Reihe war geboren.
Alarm im Weltall Captain Olimar ist mit seinem Frachtraumschiff „Dolphin“ unterwegs, eine Ladung Pikpik-Karotten auszuliefern. Doch der Trip durchs All verläuft etwas anders als geplant: Ein Asteroid trifft das Raumschiff, Olimar legt eine Bruchlandung auf einem fremden Planeten hin, der eine für ihn giftige Sauerstoff-Atmosphäre besitzt. Nur dreißig Tage bleiben dem Raumfahrer noch, sein Schiff wieder flott zu kriegen, dann versagt sein Lebenserhaltungssystem. Bei der Suche nach den verlorenen Schiffsteilen kann Olimar jedoch nicht seine Forscherseele verleugnen – zum Glück, wie sich herausstellt. Er findet und aktiviert eine zwiebelähnliche Kapsel, die sich aufrichtet und einen Samen ausspuckt. Kurze Zeit später ist der erste Pikmin – die Ähnlichkeit mit Pikpik-Karotten ist verblüffend, daher der Name – gewachsen.
Zu klein für diese Welt Man steuert Olimar mit dem Analogstick des Nunchuck, verteidigen kann man sich per Kopfstoß, wobei man dies eher selten tun wird, denn mehr als einen paar kleine Minikäfer kriegt man damit nicht platt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass für die Welt, auf der Olimar gelandet ist, ein etwas größerer Maßstab als für seinen Heimatplaneten Hocotate verwendet wurde. Ein echter Raumfahrer wird zwar sagen, dass es nicht auf die Größe ankommt, der Anblick eines ausgewachsenen, gepunkteten und zweibeinigen Riesenkäfers kann den aufkeimenden Tatendrang doch schnell bremsen. Doch glücklicherweise gehorchen die gepflückten Pikmin Olimar aufs Wort. Sie laufen hinter ihm her, er kann sie werfen und ausschwärmen lassen, um so Nahrungskapseln von Blumen zu erhalten, Brücken über Wasser und Stufen zu bauen, leichte Mauern abzureißen, Gegner anzugreifen oder die Raumschiffteile zu transportieren.
Jäger und Sammler Tote Käfer und Kapseln eignen sich perfekt, um neue Pikmin entstehen zu lassen, mit mehr Schiffsteilen steigt die Leistung des Dolphins, der dann in weiter entfernten Gebieten landen kann. Je größer ein Objekt, desto mehr Pikmin werden für einen Transport benötigt, die erforderliche Zahl wird dann über dem Gegenstand angezeigt, wobei meistens auch mehr Pikmin mit anpacken können, damit der Käfer schneller bei der Zwiebel bzw. das Teil schneller beim Dolphin landet. Denn ein Tag ist recht schnell vorbei, da empfiehlt es sich die Pikmin aufzuteilen und verschiedene Arbeiten gleichzeitig erledigen zu lassen – insgesamt 100 der Pflanzen-/Tier-Hybriden dürfen sich im Feld befinden.
Pikmin gibt es in drei verschiedenen Farben. Die roten sind feuerfest und kampfstark, die blauen immun gegen Wasser, die gelben Pikmin können besonders weit und hoch geworfen werden, und zusätzlich noch explosive Steine aufnehmen, die man gegen Gegner und stabile Mauern einsetzen kann. Welche Pikmin – und wie viele welcher Sorte - man dabei hat, ist also schon entscheidend für die Strategie, die man gegen bestimmte Gegner anwenden kann. Da gibt es aggressive Käfer, unterirdisch lauernde Vogelköpfe, feuerspuckende „Ameisenbären“, Frösche und gar spinnenartige Wesen, deren einzig verwundbare Stelle nur mit gelben Pikmin erreichbar ist. Das Team um Shigeru Miyamoto hat hier ein kleines, phantasievolles Ökosystem geschaffen, das in Sachen Vielfalt, Verhaltensformen und Einfallsreichtum nur von Pikmin 2 übertroffen wird.
Schon fast acht Jahre alt? Pikmin erschien auf dem Gamecube in Japan und den USA gegen Ende 2001 – kaum zu glauben, wie gut das Spiel immer noch aussieht. Gegen aktuelle Wii-Spiele kann sich Pikmin damit locker behaupten, und auch im Vergleich zu stärkeren System sieht es nicht so alt aus, wie es ist. Natürlich läuft das „Wiimake“ nun im Widescreen-Modus, doch im Prinzip wurde an der Grafik nichts verändert. Hohe Auflösung und Polygonanzahl können Kreativität und Mühe eben nicht ersetzen. Auch Geräuschkulisse und Musik wissen zu gefallen, auch wenn hier beim Nachfolger nochmal zugelegt wurde. Die Steuerung unterscheidet sich von der alten Fassung hauptsächlich dadurch, dass der Cursor - der zuvor mit Olimars Bewegungen mitwanderte – nun mit der Zeigefunktion der Wii-Fernbedienung frei bewegt werden kann, wodurch man beim Rufen und Werfen von Pikmin nun deutlich flexibler ist. Passt man aber nicht genau auf, wirft man die blühende Armee dem gegnerischen Käfers direkt vors Maul, obwohl man doch den Rücken angreifen wollte. Die Ausrichtung der Pikmin konnte man früher mit dem zweiten Analogstick steuern, diese Möglichkeit ist nun nicht mehr gegeben. Stattdessen drückt man auf dem Steuerkreuz nach unten, damit sich die Pikmin hin zur Position des Cursors ausrichten. Das macht das Ausschwärmen auf Gegner, Beute und „Baustellen“ etwas fummeliger als im Original, insgesamt kann man die Steuerung aber als verbessert bezeichnen.
30 Tage und 30 Nächte Nach dreißig Tagen ist das Spiel zu Ende, innerhalb dieser Zeit muss man zumindest die für die Funktion wichtigen Teile des Raumschiffs. Erfahrene Spieler werden kein Problem damit haben, auch das letzte Teil aus den Fängen des Endgegners zu reißen. Für Anfänger ist das Spiel dennoch geeignet, da man gerade wegen der kurzen Spieldauer auch nach Erlangen des – durchaus sehenswerten – „Bad Ending“ einen Neuversuch starten kann, um mit effizienterem Pikmin-Management den nächstbesseren Abspann zu schaffen.
Klar, das in Kürze erscheinende New Play Control: Pikmin 2 ist länger, bietet mehr Gegner, einen zweiten Captain, kein Zeitlimit und zahlreiche neue Features, der Spielablauf konzentrierte sich aber stark auf die Schatzsuche in „Dungeons“ (In den Levels kämpfte und baute man sich nur den Weg frei zu diesen Höhlen), und hatte dadurch auch nicht mehr bzw. größere Oberweltgebiete als der erste Teil. Durch dieses etwas unterschiedliche Gameplay stehen beide Teile für sich.
Fazit:
Lasst euch von den knuddeligen Hauptdarstellern und der Altersfreigabe nicht täuschen, Pikmin ist ein unheimlich komplexes und durchdachtes Action-Strategie-Spiel, wie man es nur selten findet. Das Alter merkt man dem Titel kaum an, die neue Steuerung passt wie die Blüte auf den Pikmin. Der günstige Preis und das Wendecover (leider mit USK-Logo) runden die Sache ab. Also probiert mal etwas völlig anderes und helft Olimar, seinem Schicksal zu entfliehen. Wer dieses Spiel schon als Gamecube-Version besitzt, der muss sich natürlich überlegen, ob ihm Steuerung und Widescreen die dreißig Euro wert sind.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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