Simon The Sorcerer: Wer will schon Kontakt?
Entwickler:
Silver Style Entertainemnt
Publisher:
Atari
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
40 €
Systeme:
PC
Testsystem:
CPU: AMD Athlon X2 6000+ (3 GHz Dualcore); 4GB RAM; Grafikkarte: Ati Radeon 4850 mit 512MB, Windows Vista, DirectX 10.1
Anforderungen:
Pentium 4 mit 2GHz oder vergleichbar, DirectX 9.0c, 512MB RAM, Grafikkarte mit Pixel Shader 2, 2Gb auf der Festplatte, DVD-Laufwerk, Windows XP mit SP2 oder Vista
Inhalt:
Erstaunlich: Simon The Sorcerer ist wohl eine der wenigen Computerspielreihen, die ich noch aus Amiga-Zeiten kenne, und die immer noch fortgeführt wird. Zwar ist der ewige Zauberlehrling im Lauf der Zeit von der britischen Adventure Soft zum deutschen Entwickler Silver Style gewandert - inklusive Humorwechsel. Dennoch hat seine Beliebtheit anscheinend kaum gelitten. Mit The Games Company und Atari als Publisher kommt nun der inzwischen fünfte Teil auf den Markt: Wer will schon Kontakt? Fantasy und Aliens – ob das gut geht?
Meinung:
Nach einer anstrengenden Sylvesterfeier hatte sich Simon nichts Weiteres vorgenommen, als im Zauberladen fern zu sehen, während er eine Pizza nach der anderen verdrückt. Daraus wird dann leider nichts: Bewaffnete, grünhäutige Außerirdische entführen Simons Freundin Alix und verbreiten Chaos und Zerstörung in der Zauberwelt. Mit Hilfe seiner Freunde und denen, die er lieber nicht als Freunde hätte, versucht er zu fliehen und Alix zu suchen. Auch daraus wird erst mal nichts, denn obwohl ein UFO-Fanatiker und seine sprechende Socke ein passendes Fluchtraumschiff organisiert haben, wird Simon von Maulwurfagenten gekidnappt und auf eine karibische Insel entführt. Mit dieser Einleitung haben wir immerhin schon zwei von fünf Schauplätzen des Spiels abgedeckt.
Wie gehabt: zeigen und klicken Simon The Sorcerer: Wer will schon Kontakt? Ist ein klassisches Point&Click-Adventure. Dabei stellt Simons magischer Hut wie immer das bodenlose Inventar dar. Kommt dieser zwischenzeitlich abhanden, so kann man nur zwei Gegenstände gleichzeitig bei sich tragen, zumindest bis man einen Ersatz oder eben den Hut wieder gefunden hat. So sucht und kombiniert man Gegenstände, um Rätsel zu lösen und das Spiel voran zu treiben. Zaubern kann Simon nicht, dafür reden wie ein Wasserfall, wovon das Spiel auch ausgiebig Gebrauch macht. Bei den schrägen Charakteren, wie beispielsweise dem psychoanalytisch veranlagten Flaschengeist, dem saufenden und singenden Piratenwolf sowie dem feministischen Rotkäppchen hat man immer mehrere Antwortmöglichkeiten zur Auswahl - manchmal braucht man sogar nicht mal alle auszuwählen.
Letztendlich gibt es aber immer nur einen Weg, wie sich das Spiel fortsetzen lässt, ob man jetzt eher nett oder fies mit den Leuten redet. Die meisten Rätsel sind auch ziemlich logisch und daher nicht besonders schwer. Oft kommt es aber auch vor, dass man irgendwo einen Gegenstand übersieht, oder mit eine bestimmte Kombination noch nicht ausprobiert hat. Dann kann es vorkommen, dass man etwas vollkommen abstrus Wirkendes erledigt, um an ein Item heranzukommen, der in der Handlung eigentlich noch gar nicht dran wäre. Hängt man wirklich mal total fest, kann man sich im Tagebuch drei Tipps anzeigen lassen, wobei die ersten beiden noch recht offensichtlich sind, und der dritte tief ins Detail geht.
Viel Witz, wenig Drumherum Auch kann es sein, dass man Dialogoptionen hat, die etwas bewirken sollen, das man noch gar nicht benötigt. Im Gegenzug spricht Simon beim Betrachten schon verwendeter Umgebungsbestandteile, die Teil eines Rätsels waren, immer noch so, als hätte man die Aufgabe noch nicht bewältigt. Ansonsten kann man sich über den Text nicht beklagen. Die Dialoge sind manchmal langatmig, meistens aber sehr witzig. Anspielungen auf Star Wars, Fluch der Karibik und Akte X und andere Spiele findet man zu Hauf – auch die benzinlose Kettensäge aus Maniac Mansion darf da nicht fehlen.
Besonders gelungen ist die Sprachausgabe: Hier hat man eine Menge hochkarätiger Synchronstimmen besetzt. Nur der Hauptdarsteller selbst hätte da noch mehr Beachtung verdient gehabt. Grafisch bietet Wer will schon Kontakt? gut gezeichnete, teils animierte 2D-Hintergründe, sowie gut animierte 3D-Charaktere. Sieht man diese jedoch aus der Nähe, zeigt sich ein mageres Mienenspiel in den Gesichtern. Zur Musik gibt es kaum was zu sagen, im Hintergrund hört man leise immer wieder die gleichen Stücke.
Die Handlung ist nicht nur verworren und herrlich absurd, sie ist leider auch voller Logiklücken, die hauptsächlich durch diverse überraschende Wendungen entstehen. Diese Momente sind aber auch schon das höchste, was Simon 5 an Erzähltechnik zu bieten hat. Denn die Geschichte ist sehr kurz und wird durch viele Rätsel und Szenen noch künstlich gestreckt. Wenn etwa der tote Ex-Piratenpraktikant plötzlich wieder auftaucht, und Käpt’n Narrow ihn vom Schiff haben will, hat das mit der Story überhaupt nichts zu tun, auch wenn das Rätsel und der Charakter an sich witzig sind. Die insgesamt fünf Szenarien bestehen jeweils nur aus zwei bis fünf Bildern, was das Spiel auch nicht gerade abwechslungsreicher macht
Wolf im Weltall Vom Spielprinzip bietet Simon The Sorcerer: Wer will schon Kontakt? Wie viele anderen Point&Click-Adventures kaum etwas Neues. Wenn man aber kurz vor Ende die Rolle des Wolfs übernehmen darf, dann zeigen sich da ganz neue Ideen. Der pelzige Säufer ist im Gegensatz zu den meisten steuerbaren Adventure-Charakteren kein MacGyver-Verschnitt, sondern erhält tatsächlich besondere Kräfte, die er leider nur für eine ganz kurze Zeit einsetzen darf. Schade, denn das ist echt mal ein interessanter Ansatz, wie man Adventures noch gestalten kann. Schließlich übernimmt man wieder die Rolle von Simon und rettet den Tag mit einer nicht enden wollenden Multiple-Choice-Unterhaltung.
Fazit:
Simon The Sorcerer: Wer will schon Kontakt? ist ein solides Point&Click-Adventure mit guten Gags, witzigen Dialogen und gelungener Synchronisation. Die Handlung ist dagegen eine ziemlich dünne Konstruktion, die oft künstlich gestreckt wird. Auch auf der spielerischen Seite gibt es nichts Spektakuläres. Das Adventure bietet wenige, aber schön gezeichnete Schauplätze und leider eine sehr kurze Spielzeit. Fans von witzigen Abenteuerspielen sei der Titel aber dennoch ans Herz gelegt. Denn als was sich die Außerirdischen am Ende entpuppen, das solltet ihr schon selbst sehen.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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