Elven Legacy
Entwickler:
Paradox Interactive
Publisher:
Paradox Interactive
Genre:
Rezensionen
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
29,95 €
Systeme:
PC
Testsystem:
Dual Core Duo2 E6600, 2048 Mb RAM, Geforce 512Mb 8800 GTS G92
Anforderungen:
P4 1,5 Ghz, 512 RAM, 3000MB HD
Inhalt:
Paradox Interactive bringt mit Elven Legacy den indirekten Nachfolger von Fantasy Wars unter die Spieler. Strategisch überzeugte der Vorgänger, dafür gab es eine eher zweckmäßige Präsentation, eine vernachlässigbare Geschichte und einen ziemlich happigen Schwierigkeitsgrad. Bei Elven Legacy soll nun alles besser werden!
Meinung:
Nach der Installation beginnt die Zeitreise! Zeitreise? Nein, das Spiel hat nichts mit dem Roman von H.G. Wells zu tun, allerdings könnte man als Spieler beim betrachten des Intros, der Spielgrafik und des gesamten Interface denken, man befinde sich doch ein Jahrzehnt zurückversetzt.
Die Zeitreise Äußerst grotesk animierte, grobe Polygonelfen zeigen sich vor und auf Old School-Texturtapeten und leiten die alles andere als fesselnde Story ein. Nach dem Intro weiß man, warum man im Handbuch über 12 Seiten die dann detaillierten Hintergründe zur Fantasywelt nachlesen kann. Zwar nicht spannender, dafür augenschonender, denn wer will in High Definition-Zeiten noch solchen "Grafikzauber" erleben?
Der grafische Schrecken geht weiter: Im Spiel selber wird die Story meist nur durch Textfenster, die immerhin englisch vertont sind, voran getrieben. Aber selbst die Textfenster passen in ihrer Machart zu Oma samt Kachelofen. Auch das Interfacelayout wirkt mit dem Farbschema und riesigen Buttons ziemlich altbacken. Die Präsentation während der Schlacht ist zwar wieder zweckdienlich und erinnert stark an den Vorgänger, hinkt aber gerade deshalb wirklich einige Jahre hinter mittelmäßigen Titeln von heute her. Toll ist auch die Zoomfunktion, bei der ich aus der strategisch übersichtlichen isometrischen Ansicht, ganz nah an meine Truppen heranzoomen kann. Aber nicht erschrecken, sieht man neben den einzelnen Kämpfer jedes Trupps vor allem grobsten Texturkleister.
Hilfe - ich bin ein Grafikfetischist, holt mich hier raus! Ich will nicht mehr! Doch dann passiert das Unfassbare und ich muss mir eingestehen: Eine Partie Schach fesselt mich selbst am ungemütlichen Küchentisch und Elven Legacy als Schwergewicht in Sachen Strategie, fesselt genauso! Also Augen zu und durch ist die Devise...
Hexfelder ohne Ende Am Spielprinzip der Kampagne hat sich nicht viel geändert, noch immer sind die recht kleinen Maps mit einem Hexalraster überzogen, auf dem die eigenen und feindlichen Spielfiguren gezogen werden. Das Abbauen von Ressourcen gibt es genauso wenig wie den Bau von Gebäuden. Elven Legacy ist ein reines Pixelschach.
Jede Figur hat dabei unterschiedliche Stärken und Schwächen in Puncto Reichweite, Verteidigung und Angriff. Auch die Position der Figuren innerhalb der Kampfgebiete ist wichtig, so gibt ein Hügel- oder Waldhexfeld einen Bonus auf die Verteidigung. Wer hingegen seine Truppen in Flüssen oder sumpfartiger Landschaft stationiert, wird schnell ein Opfer der feindlichen Angriffe.
Die taktische Tiefe entsteht dadurch, dass jeder Trupp nur einmal pro Runde bewegen und angreifen darf! Wäre nicht weiter schlimm, wenn die KI der gegnerischen Truppen in ihrer Runde nicht schonungslos jegliche schlechte Positionierung ausnutzen würde. So muss man als Spieler schon in der Angriffsbewegung an die geschickte Positionierung seiner Truppen denken, um in der folgenden gegnerischen Phase gut gestaffelt in der Defensive zu stehen.
Die gegnerischen Truppen sind selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad erbarmungslos und dabei meist in großer Überzahl. Wer nun denkt, er könne das durch langsames Vorrücken und taktisch gut aufgestellte Einheiten ausgleichen, hat die Rechnung ohne das frustrierende Belohnungssystem in Form von Gold, Silber und Bronzemedaillen gemacht. Denn jeder Auftrag muss in einer gewissen Anzahl von Spielzügen erledigt werden. Nicht nur das sich hinter den vermeintlich unterschiedlichen Missionszielen, immer der gleiche spielerische Ablauf versteckt, nein, auch die Rundenzahl ist für den Golderfolg äußerst knapp bemessen. Ohne Golderfolg gibt es aber weniger Erfahrungspunkte, das Gold in Form der Belohnung fürs Aufrüsten der Truppen fehlt und vor Allem bleiben die Bonusmissionen gesperrt.
Hier verspielt Elven Legacy leider eine ganze Menge Spielspaß. Wäre das Belohnungssystem humaner und die unterschiedlich anmutenden Missionen am Ende mehr als die immer gleiche Tötung einer in einer Burg verschanzten Bosseinheit, wäre auch ein happiger Schwierigkeitsgrad ertragbar. So fragt man sich manchmal, warum man sich das Ganze antut. Denn das meist genutzte Spielelement bleibt auch in Elven Legacy leider die Schnellladefunktion aufgrund verpatzter Spielzüge.
Erfahrungspunkte Verschärft wird das Ganze durch das eigentlich gute Erfahrungssystem der Truppen! Alle eingesetzten Truppen erhalten für die Kämpfe Erfahrungspunkte, die man bei einem Stufenaufstieg in viele unterschiedliche, aber immer äußerst nützliche Spezialfähigkeiten investieren kann. Schafft man eine Mission, lassen sich die Truppen gegen ein meist geringes Entgelt in eine stärkere Einheit upgraden. So entwickeln sie schnell eine Stammarmee mit fähigen Einheiten, die schon so manche Spezialfähigkeit gesammelt haben. Stirbt nun in den knackigen Kämpfen eine der Einheiten, sind alle Fähigkeiten und Boni futsch. Praktisch bedeutet das, dass man sich eigentlich keine Verluste erlauben darf, und somit auch hier zum Laden des letzten Speicherstandes gezwungen wird.
Zusatzmissionen Neben der Elfenkampagne gibt es noch Solomissionen, bei denen logischerweise des Aufleveln von Einheiten fehlt, dafür kann man wie in Fantasy Wars auch mit Menschen und Orks spielen. Dazu gesellt sich noch eine Multiplayer mit 16 Maps, bei denen man sich per LAN, Online und, freudige Überraschung, im Hotseat Modus (an einem PC abwechselnd) gegenseitig die Köpfe einschlagen darf.
Fazit:
Technisch ist Elven Legacy glatt
durchgefallen. Auch der im Vorfeld gelegte Vermarktungsfokus auf
eine bessere Story im Hinblick auf den Erstling Fantasy Wars wurde
gehörig verpatzt: Präsentation und Inhalt befinden sich auf
dem gleichen Niveau wie die Technik. Und trotzdem habe ich mich wie
ein Terrier im Gameplay verbissen. Ehrgeiz und die Lust am
strategischen Planen von Spielrunden vorausgesetzt, entwickelt Elven
Legacy seinen eigenen Spielspaß. Dieser schlägt aber immer
wieder schnell in Frust um. Der unfaire Schwierigkeitsgrad, die immer
gleichen Missionen und das nervige Belohnungssystem zehren extrem an
den Nerven. Durch das gelungene Erfahrungspunktesystem und die
Spielrundenabspeicherung wird man aber immer wieder neu motiviert.
Trotzdem ist Elven Legacy unterm Strich aufgrund der vielen
spielerischen Widerstände nur etwas für ausgebuffte,
frustresistente Liebhaber von Old School-Strategietiteln.
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Autor der Besprechung:
Christian Jacob
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