Geheimakte 2: Puritas Cordis
Entwickler:
Deep Silver
Publisher:
Koch Media
Genre:
Rezensionen
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
39,95 €
Systeme:
DS, PC, Wii
Inhalt:
Aufgrund der relativ beweglichen Steuerung der Wii scheint das Genre der Point & Click-Adventures geradezu prädestiniert für Nintendos Konsole und im Gegensatz zum Wust an Party- und Familienspielen ist die Historie in diesem Bereich bislang auch wirklich brauchbar. Neben dem ersten, von Agatha Christie inspirierten Abenteuer war es vor allem die Geheimakte: Tunguska, die hier von sich reden machen konnte. Kurz nach der Veröffentlichung der Fortsetzung für den PC dürfen sich Wii-Gamer nun ebenfalls über den zweiten Teil der raffinierten Rätselei freuen – und der hat es wirklich in sich!
Meinung:
Erfahrene Fans der Geheimakte dürfen sich auf ein Wiedersehen mit den bekannten Charakteren freuen, die jedoch erst einmal im Rahmen einer relativ kitschigen Story auseinander gerissen werden. Lara Croft-Lookalike Nina hat sich von ihrem Partner Max Gruber getrennt und sucht während einer Kreuzfahrt Erholung für Körper und Seele. Doch die Entspannung ist nicht von langer Dauer, denn noch an Bord des Schiffes wird sie Zeugin eines Mordes und anschließend Opfer der Glaubensgemeinschaft Puritas Cordis. Auch Max kommt mit der brutalen Sekte in Verbindung. Als Fotograf begibt er sich in den Dschungel Indonesiens, um dort ein Shooting mit einer hübschen Archäologin durchzuführen. Doch die Idylle des erotischen Beisammenseins wird durch den Eingriff der Puritas Cordis brutal zerrissen – und schon sind unsere beiden Abenteurer mal wieder in eine bedrohliche Verschwörung geraten.
Interessanter Background So kitschig die Rahmenhandlung zunächst erscheinen mag, so gut wurde sie doch letzten Endes ausgearbeitet und inszeniert. Die Geschichte um die Sekte, die den Klimawandel als Rache Gottes wahrnimmt und alles Leben auslöschen möchte, das sich ihr nicht unterordnet, ist interessant und auch mit ein bisschen Risiko verbunden, da hier ohne fundiertes Hintergrundwissen gar nix läuft. Dementsprechend haben sich die Designer um eine authentische, glaubwürdige Präsentation bemüht, die später in weiteren Interlude-Sequenzen fortgeführt wird und dem Ganzen auch einen Hang von apokalyptischer Stimmung gibt. Was vielleicht nicht so gut hineinpasst, ist die kindische Auseinandersetzung der zwei Hauptakteure, die jedoch langfristig beigelegt wird. Bei all der Ernsthaftigkeit ist auflockernder Humor aber absolut willkommen!
Kniffelspaß auf höchstem Niveau Während die Story gerade in den Anfangsmomenten bereits erste Akzente setzt, zeichnet sich das Gameplay durch einen wachsenden Anspruch aus. Vor allem die wiederkehrenden Rätselaufgaben sind stellenweise eine echte Herausforderung, selbst wenn sie durchweg logisch konzipiert sind. Doch mancher Gegenstand ist einfach zu gut versteckt und gelegentlich wundert man sich über seine eigene Blindheit, wenn man eine Barriere überwinden oder eine Tür öffnen mag, aber nicht die passenden Mittel erkennen kann. Zudem haben die Entwickler auch einige unkonventionelle Aufgaben eingestreut, die einen wirklich zum Nachdenken bringen, deren Lösung aber logisch gedacht völlig simpel ist. Demnach hat sich im Vergleich zu Tunguska eigentlich gar nicht so viel verändert – bis vielleicht auf die Tatsache, dass manche Rätsel noch eine Stufe härter sind als im bereits recht ordentlichen Vorgänger.
Etwas zähe Verknüpfungen Die einzige Differenz zum Vorgänger, die Geheimakte: Puritas Cordis ein wenig zäh gestaltet, ist die gelegentlich sehr lose Verknüpfung von Story und Rätselaufgaben. Manche Übungen wollen nicht so recht mit dem Verlauf der Geschichte harmonieren bzw. sind nur recht locker angehängt. Das erweckt stellenweise den Eindruck, als müssten manche Aufgaben eine Art Alibifunktion ausführen, um den Inhalt weiter auszudehnen und das aktive Gameplay zu strecken. Wer viel Wert auf die Atmosphäre legt, wird hier wahrscheinlich etwas heftiger Kritik üben. Freunde der reinen Rätselkost werden sich daran hingegen sicher weniger stören.
Gute Spielübersicht – übersichtliche Spielzeit Die übrige Spielstruktur orientiert sich grundsätzlich voll und ganz an Geheimakte: Tunguska. Die Steuerung mit der Wiimote ist relativ simpel und übersichtlich, die Menüs anständig arrangiert und die Präsentation sehr zweckorientiert. Dieser Umstand erleichtert auch Neulingen einen leichten Einstieg, während Profi-Knobler sich komplett auf ihre Intuition verlassen können. Leider ist auch das Adventure als solches sehr übersichtlich gestaltet, insbesondere was die Spieldauer betrifft. Fortgeschrittene Rätselkönige werden kaum mehr als zehn Stunden mit dem Sektenfall verbringen, aber auch etwas weniger begabte Kniffel-Abenteurer werden sich ohne größere Schwierigkeiten in der doppelten Zeit durchschlagen. Damit befindet sich Puritas Cordis quantitativ ein wenig unter dem Durchschnitt – und diesen Fakt sollte man am Ende auf keinen Fall vernachlässigen.
Fazit:
Dennoch muss man ganz klar sagen, dass sich die Geheimakte-Serie effizient weiterentwickelt und gerade in Sachen Anspruch noch einmal verbessert hat. Die Story ist prima und geschickt inszeniert, die Rätselaufgaben zumeist richtig scharf und das Gameplay genauso überzeugend wie im ersten Teil Tunguska. Was vielleicht noch fehlt, ist eine harmonische Verwebung von Erzählung und der eigentlichen Action, die ab und zu aneinander vorbei laufen. Auch was die Langzeitmotivation anbetrifft, hätte man quantitativ noch etwas mehr herausholen können. Doch sei’s drum: Das Spiel und dessen Struktur an sich sind wirklich klasse und über weite Strecken auch wirklich fordernd – und genau das sind Qualitäten, die man von einem guten Adventure verlangt und hier auch ununterbrochen serviert bekommt.
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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