Fragt man nach Rollenspielen aus Japan, bekommt man meist sofort den Namen Final Fantasy zu hören. Es gibt aber noch einige weitere Spiele, die der langlebigen Serie in Sachen Gameplay und Spieltiefe durchaus das Wasser reichen können - nur können diese Konkurrenten oft (noch) nicht auf eine derart lange und legendenumrankte Geschichte zurückblicken. Deshalb fristen diese Kleinode häufig ein unverdientes Schattendasein neben der alles überstrahlenden Parade-RPG-Reihe aus dem Hause Square Enix.
Zu den Firmen, die bei ihren Rollenspielen konstant hohe Qualität abliefert, aber zumindest hierzulande noch eher als Geheimtipp gelten dürfte, gehört auch Level 5. Das 1998 gegründete Studio veröffentlichte mit Dark Cloud eines der ersten Rollenspiele für die PlayStation 2, das wegen seiner mittelmäßigen Grafik, den zufallsgenerierten, eher langweiligen Dungeons, der fehlenden Sprachausgabe und der recht banalen Story noch nicht den ganz großen Wurf darstellte. Allerdings bewiesen der Weltenaufbau-Anteil des Spiels, das komplexe System des Waffenaufstufens sowie eine Reihe von Minispielen, dass hier viel Potenzial schlummerte. Mit dem hierzulande im Jahre 2003 erschienenen Dark Chronicle (das in den USA als Dark Cloud 2 vermarktet wurde, obwohl es fast keine inhaltliche Bezüge gibt) konnte Level 5 die Stärken des Vorgängers konsequent ausbauen, aber die Schwächen vermeiden. Zum bewährt umfangreichen Weltenaufbau und Waffen-Management gesellte sich nun eine wahre Flut von amüsanten Minispielen, die vom Golfspiel über das Fotografieren und Erfinden bis zur Zucht von Rennfischen reichten. Abgerundet wurde das prall gefüllte Spaßpaket von einer bezaubernden Cel-Shading-Grafik. Der Titel erntete in der Fachpresse gerechtfertigt hohe Noten und wurde gelegentlich sogar als das "Zelda der PlayStation 2" bezeichnet - ein Vergleich, der sicher auch in den flott von der Hand gehenden Echtzeit-Kämpfen in Dark Chronicle begründet liegt.
 Danach wandte Level 5 sich erst einmal von hauseigenen Konzepten ab und entwickelte für Square Enix Dragon Quest VIII: Journey of the Cursed King, das im Frühjahr 2006 auch bei uns erscheinen soll. Der Titel hat in Japan und den USA, wo er schon seit einiger Zeit auf dem Markt ist, ebenfalls Traumwertungen kassiert, auch wenn das eher klassisch angelegte Abenteuer mit seinen rundenbasierten Kämpfen und der von Dragonball-Schöpfer Akira Toriyama entworfenen Grafik nicht so recht dem typischen Profil von Level 5 zu entsprechen scheint. Parallel zu dieser "Auftragsarbeit" hat die Firma unter Präsident Akihiro Hino aber auch an einem eigenen Projekt namens Rogue Galaxy gewerkelt, das Anfang Dezember 2005 in Japan erschienen ist und gleich in der ersten Woche knapp 300.000 Einheiten absetzen konnte - ein sensationeller Erfolg; besonders wenn man bedenkt, dass fast zeitgleich noch viele weitere Spiele, darunter auch Kingdom Hearts 2, in den Handel kam.
Rogue Galaxy weist wieder viele der Markenzeichen auf, die Level 5 in seinen bisherigen Produkten etabliert hat: Die Kämpfe laufen in Echtzeit ab, das ohnehin schon sehr umfangreiche Spiel strotzt vor Möglichkeiten zur zeitraubenden Nebenbeschäftigung, und es bietet eine hinreißende Cel-Shading-Optik. Aber eins der bemerkenswertesten Features von Rogue Galaxy wurde zuvor in noch keinem Produkt von Level 5 umgesetzt: Es gibt praktisch keine Ladepausen.
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