Noch bevor Baldur’s Gate im Jahre 1998 endgültig die große Rückkehr der Rollenspiele auf dem PC einläutete, sorgte bereits eine andere RPG-Serie für Aufsehen, die ebenfalls vom US-Publisher Interplay vertrieben wurde. Fallout, seinerseits als inoffizieller Nachfolger zum 1988er Apple-II-Rollenspiel Wasteland gedacht, beeindruckte nicht nur durch seine dichte postapokalyptische Atmosphäre, sondern auch durch die fast grenzenlose spielerische Freiheit, das an die zukunftsgläubigen 50er Jahre erinnernde Retro-Design, die drastische Gewaltdarstellung in den rundenbasierten Kämpfen, das ausgearbeitete Talentsystem und vor allem den pechschwarzen Humor, wurde aber aus genau diesen Gründen in mehreren Ländern Europa nur in einer „entschärften“ Fassung veröffentlicht.
Das Spiel erhielt im Jahre 1998 mit Fallout 2 einen Nachfolger, der die eingeschlagene Richtung konsequent fortführte und bei deutlich erhöhtem Umfang ebenfalls keine Kompromisse in Sachen Story, Entscheidungsfreiheit und Bösartigkeit machte. Im Jahre 2001 erschien dann allerdings mit Fallout Tactics: Brotherhood of Steel ein Ableger, der fast gänzlich auf eine Story verzichtete und sich allein auf die Taktikkämpfe konzentrierte. Das Spiel war für sich betrachtet keineswegs schlecht und sprach Fans von Titeln wie Jagged Alliance an, konnte aber nicht mit dem exzellenten Ruf seiner Vorgänger mithalten, da die lieb gewonnene spielerische Freiheit und der politisch unkorrekte Humor weitgehend fehlten.
Bald darauf wurden Gerüchte über die Entwicklung von Fallout 3 laut, das wieder ein „echtes“ Rollenspiel werden sollte. Das auch unter dem Codenamen „Van Buren“ bekannte Projekt wurde allerdings im Dezember 2003 – mit angeblich bereits zu 95% fertiggestellter 3D-Engine und auch sonst sehr weit fortgeschritten – auf Eis gelegt, als Interplay leider das Geld ausging. Ihr bisher letztes Aufbäumen erlebte die Serie im Jahr 2004, als Fallout: Brotherhood of Steel für PS2 und Xbox veröffentlicht wurde. Das Action-Spiel nutzte die populäre Dark Alliance-Engine, verärgerte Fans aber nicht nur durch seine völlige Abkehr von den Genres RPG und Taktik, sondern auch durch die eklatanten Widersprüche der Handlung zur bestehenden Hintergrundgeschichte.
Mit der nach wie vor klammen Finanzlage von Interplay wagten Fans der Reihe lange Zeit nicht, noch ernsthaft auf eine wirkliche Fallout-Fortsetzung zu hoffen. Auch die Nachricht aus dem Jahr 2004, dass Bethesda die Rechte an der Entwicklung von Fallout 3 erworben hatte, sorgte anfangs kaum für Besänftigung – Skeptiker befürchteten, die Firma würde lediglich ein „Morrowind mit Knarren“ produzieren, zumal Serien-Schöpfer Chris Avellone bis heute nicht an dem Projekt beteiligt ist. Der Erfolg und die Güte von The Elder Scrolls IV: Oblivion ließ die Hoffnungen jedoch ein wenig wachsen, und mittlerweile sind genug Informationen zu dem im Herbst 2008 erwarteten Endzeit-Rollenspiel erschienen, die nahe legen, dass das Spiel sich tatsächlich als seiner beiden Vorgängern würdig erweisen könnte.
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