Die Zahl der Lizenzproduktionen reißt nicht ab: Auf der E3 2006 wurden auch wieder zahlreiche Spiele vorgestellt, die auf bekannten Stoffen aus TV, Kino, Literatur etc. basieren. Konami hat beispielsweise erste Screenshots und einen Trailer zum Action-Adventure Hellboy präsentiert, das auf der gleichnamigen, bereits verfilmten Comicserie fußt. Und mit Desperate Housewives, dem Spiel zur TV-Serie, soll eine ganz neue Spielerschicht erschlossen werden, nämlich die der modebewussten jungen Frauen. Das stark an die Sims erinnernde Spielprinzip wird dabei durch clever eingebundene Werbung aus der realen Welt ergänzt: Die Charaktere im Spiel finden gelegentlich in ihrer virtuellen Tagespost Coupons von Kosmetikfirmen vor, die die Spielerin dann ausdrucken und im Drogeriemarkt um die Ecke einlösen kann, um so beim nicht-virtuellen Einkauf einen Rabatt zu genießen. Schöne neue Welt ...
 Auch Filmheld Indiana Jones erlebt erneut eine Polygonisierung. LucasArts bringt den Peitschenschwinger voraussichtlich im Jahr 2007 auf die PS3 und die Xbox 360 - und überholt damit womöglich sogar den immer wieder viel diskutierten vierten Kinofilm um den abenteuerfreudigen Archäologen. Bislang ist bekannt, dass die Handlung des Spiels, bei deren Entwicklung auch George Lucas persönlich mitgewirkt haben soll, im Jahre 1939 angesiedelt ist und - zumindest zum Teil - in San Francisco stattfindet. Das Spiel soll sich allerdings durch gleich zwei interessante Technologien von der Konkurrenz abheben: Bei der ersten Innovation handelt es sich um ein "digitales Molekularmaterie-System", das in der Lage sein soll, verschiedenste Materialien realistisch darzustellen. Die zweite neue Technologie nennt sich "Euphoria" und beeinflusst das Verhalten der KI. So halten sich Feinde, die einen Abhang hinabzustürzen drohen, an Vorsprüngen fest, sofern sie sie erreichen können, oder Figuren, die gegen ein Auto geschleudert werden, stützen sich an der Stoßstange ab, um schneller wieder auf die Beine zu kommen. Dieses Verhalten wird nicht geskriptet sein; das Verhalten der KI-Charaktere wird jeweils nach ihrer eigenen Position und Körperausrichtung sowie ihrer direkten Umgebung in Echtzeit berechnet. Besonders eindrucksvoll wurde die Wirkung der Euphoria-Technik in einer Demo-Sequenz verdeutlicht, in der Indy eine wackelige Hängebrücke überqueren muss - allerdings steuerte man hier nicht den Helden, sondern die Bewegung der Brücke, und Herr Jones behielt seine Balance allein dank Euphoria. Das Projekt mit dem wenig aussagekräftigen Arbeitstitel Indiana Jones 2007 könnte also durchaus interessant werden.
 Ein weiterer Kinoklassiker, der zum Spiel wird, ist Reservoir Dogs. Das gleichnamige Spiel kommt als Third-Person-Shooter daher und lässt den Spieler abwechselnd in die Rollen aller sechs Gangster schlüpfen. Dabei schildert es sowohl die Planungsphase als auch den Diamantenraub selbst und wird sich somit recht streng an der Handlung des Tarantino-Kultstreifens orientieren. Jedoch sollen auch einige Fragen klären, die der Film offen ließ, z.B. was mit Mr. Blue und Mr. Brown passiert ist und wo Mr. Pink die Beute versteckt hat. Begleitet wird die Action vom Original-Soundtrack des Films. Apropos Tarantino: Der Regisseur ist nun auch selbst unter die Spielentwickler gegangen und hat am PS3-Spiel Eight Days mitgewirkt. Im auf der Sony-Konferenz gezeigten Trailer wechselte das Spiel offenbar erstaunlich flüssig zwischen Echtzeit-Spielszenen und Zwischensequenzen und präsentierte zudem reichlich Baller-Action, die ganz im Geiste der Tarantino-Filme steht.
Bereits kurz vor Beginn de E3 war bekannt geworden, dass Microsoft eine Umsetzung des FASA-Rollenspiels Shadowrun präsentieren würde. Erst auf der Messe selbst wurde allerdings klar, dass es sich bei dem Projekt für Xbox 360 und PC (mit Windows Vista) nicht um ein Rollenspiel, sondern um einen reinrassigen Shooter handelt. Das hatten sich die meisten Fans des Pen&Paper-Originals, in dessen Welt moderne Technik auf Magie trifft, vermutlich anders erhofft. In technischer Hinsicht ist das Besondere an Shadowrun, dass es bei dem Spiel erstmals Nutzern beider Hardware-Systeme möglich sein soll, unter der neuen "Live Anywhere"-Kampagne von Microsoft direkt gegeneinander anzutreten.
 Mit Marvel: Ultimate Alliance wartet ein recht vielversprechender Titel auf die Anhänger von Spider-Man, Ghost Rider und Captain America. Im Kampf gegen die versammelten Marvel-Schurkengalerie unter der Führung von Doctor Doom darf der Spieler sich aus über 20 Helden ein vierköpfiges Einsatzteam zusammenstellen, das er dann ganz im Stile von X-Men: Legends in die Schlacht führt. Im gesamten Spielverlauf sollen insgesamt 140 verschiedene Marvel-Charaktere auftreten. Durch die Kampfeinsätze gewinnen die Helden an Erfahrung und können ihre spezifischen Talente nach und nach immer weiter ausbauen. Die Entwickler von Raven haben natürlich auch verschiedene Einsatzgebiete mit Marvel-Bezug ins Spiel integriert - die auf der E3 spielbare Demo enthielt z.B. Abschnitte im Heli-Carrier von S.H.I.E.L.D., auf der Heimatwelt der Skrull sowie eine Unterwasser-Sequenz in Namors Heimat Atlantis. Die Handlungen des Spielers werden zudem den Ankündigungen zufolge der Ausgang der Handlung beeinflussen. Das Spiel soll im Herbst 2006 für PC, Wii, Xbox, Xbox 360, PS2, PS3, PSP und GBA erscheinen.
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