Für Affenfreunde ist eine lange gehegte Hoffnung endlich Wirklichkeit geworden: die Monkey Island-Serie wird fortgesetzt. Zugegeben, nicht von ihren ursprünglichen Erschaffern, aber sie dürfte in ganz guten Händen sein.

Die neuen Verantwortlichen namens Telltale Games hatten mich jedenfalls bereits mit ihrer Version von Sam & Max beeindruckt. Das dynamische Duo hatte auf großartige Weise den Weg in die dritte Dimension gefunden, ohne dabei in einem Steuerungschaos wie seinerzeit Flucht von Monkey Island unterzugehen. Außerdem blieb der grandiose Humor der Comics die gesamte erste Staffel hindurch erhalten. Guybrush sollte also gut aufgehoben sein.

Als langjähriger Fan habe ich mich natürlich sofort für die Vorbestellaktion entschieden, bei der ich für einen angemessenen Preis nicht nur monatlich mit meinen Episoden versorgt werde, sondern auch noch ein paar Goodies erhalte. Auf das angepriesene Coverartwork muss man zwar noch warten, aber der Gutschein für eine Telltale-Episode meiner Wahl fand am Erscheinungstag der ersten Monkey Island-Episode gleich seine Anwendung.

Scheinbar gibt es nämlich mehr Fans der Reihe, als irgendwer angenommen hatte, denn am Releasetag war die Homepage von Telltale Games permanent überlastet und das obwohl die erste Episode stundenlang auf sich warten liess. Böse Zungen behaupten, dass dies nur so lange dauerte, um noch möglichst viele Vorbesteller der gesamten Staffel abstauben zu können, aber.... nein, eigentlich kein "aber", denn ich vertrete auch diesen Standpunkt, allerdings sehe ich diesen Aspekt gelassener als manch anderer. Im Endeffekt geht das verdiente Geld in weitere gute Spiele. Jedenfalls dauerte der Moment der Offenbarung so lange, dass ich mich entschieden habe, meinen Gutschein für die erste Episode der zweiten Sam & Max-Staffel einzulösen, nachdem ich mit etlichen anderen Wartenden den Blog von Telltale Games mit mehr oder weniger sinnvollen Kommentaren und Monkey Island-Zitaten zugeballert hatte.

Am nächsten Tag war es dann endlich soweit. Guybrush segelte wieder unter schwarzer Flagge. Anfänglich von der Steuerung ein wenig schockiert - wieso konnte nicht die etablierte Sam & Max-Steuerung verwendet werden? - habe ich mich schnell eingefunden. Die Geschichte fängt vielversprechend an und es werden interessante Figuren eingeführt. Auch das Charakterdesign weiß zu gefallen. Leider war der Spass, wie bei episodenhaft veröffentlichten Spielen üblich, nur von kurzer Dauer und bereits am zweiten Tag konnte ich das erste Kapitel beenden. Während ich so über das erlebte reflektiere, kommt mir der Gedanke, dass ich bei Sam & Max irgendwie deutlich mehr gelacht habe. Womöglich liegt mir der plumpe Brachialhumor des kleinen Hasen einfach mehr....

Da ich nun immer noch knapp einen Monat Wartezeit auf neues Affenfutter hatte, kam mir die von LucasArts selbst veröffentlichte Special Edition von Secret of Monkey Island gerade recht. "Für 8 Euro kannst du eigentlich nichts falsch machen, auch wenn du das Spiel schon in 8 Versionen hier irgendwo rumliegen hast", hab' ich mir gesagt. Im Nachhinein muss ich sagen: Falsch machen kann man für 8 Euro wirklich nichts, aber es gibt doch einige Kleinigkeiten, die man hätte besser machen können.

Außer dem verantwortlichen Artdesigner scheint im Internet niemand Guybrushs neues Aussehen zu mögen. Die wegrasierten Seiten verleihen der Figur eine Art Kevinismus. Ich hoffe, jeder weiß, was damit gemeint ist. Guybrush sieht einfach so gar nicht aus, wie man ihn von früheren Artworks kennt. Dafür sehen die neuen Hintergründe mit deutlich mehr Details super aus. Auch die Sprachausgabe ist natürlich gelungen, nur fragt man sich zurecht, wieso man die Sprachausgabe, die die identischen Texte benutzt, nicht auch in der Classic-Version angeschaltet werden kann. Und wieso gibt es eigentlich keine deutschen Texte in der Classic-Version? Die gibt es doch als Untertitel auch im Remake....

So stehe ich dem Comeback unseres Lieblingspiraten ein wenig gespalten gegenüber. Tales of Monkey Island hat in der ersten Episode ein ordentliches Ergebnis abgeliefert, das aber durchaus ein wenig witziger hätten ausfallen können. Die Secret of Monkey Island - Special Edition ist ihr Geld allemal wert - vor allem in einer Zeit, in der uns sogenannte Remakes oft zum Vollpreis angedreht werden -, schwächelt aber ebenfalls in einigen Punkten. Jetzt hoffe ich auf eine grandiose zweite Episode und eine - womöglich auf der gamescom angekündigte - Special Edition von Monkey Island 2. Mit ordentlichen Charakterdesigns und der Möglichkeit, die Sprachausgabe im Originalspiel einzuschalten.