Command & Conquer Remastered Collection

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Command & Conquer Remastered Collection

Story:

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Ein Echtzeit-Strategie-Urgestein ist zurück: Electronic Arts hat C&C wieder ausgegraben. Wem C&C nichts sagt, der hat jetzt die Chance ein Stück Videospielgeschichte nachzuholen. Die Command & Conquer Remastered Collection bringt nämlich „Der Tiberiumkonflikt“, den ersten Teil der Reihe samt Addon, sowie den Nachfolger „Alarmstufe Rot“ ebenfalls mit den dazugehörigen Addons. Außerdem wurde der Inhalt noch mit Missionen der damaligen Konsolenversion ergänzt. Mit 19,99€ für das Paket muss man auch nicht allzu tief in die Tasche greifen. Echtzeitstrategen der 90er Jahre wird es womöglich jetzt schon in den Fingern jucken, doch was taugt die Remastered Collection wirklich? Und viel wichtiger, kann es auch neue Spieler begeistern? Im Test wird sich zeigen, ob sich eine Rückkehr aufs Schlachtfeld als Commander auch heute noch lohnt.


Meinung:

Die goldene Zeit der Echtzeitstrategie
1995 war die Geburtsstunde der Command & Conquer-Reihe. Diese Marke war mehr als mitverantwortlich für den zukünftigen Echtzeitstrategie-Boom. Wer sich heutzutage an C&C von früher erinnert, der hat höchstwahrscheinlich auch die damals unfassbaren Videosequenzen samt Schauspieler vor Augen. Allen voran natürlich der Anführer der Bruderschaft von NOD: Kane! Heute lockt dieses „Feature“ selbstverständlich Niemanden mehr hinter dem Ofen hervor.

GDI vs. NOD
In Command & Conquer stehen sich zwei Fraktionen gegenüber. Auf der einen Seite die GDI (Global Defensive Initiative) mit klassischen, wuchtigen Panzern angeführt von den Vereinten Nationen. Ziel der Organisation ist die gewaltsame Beseitigung des Terrorismus und Weltfrieden um jeden Preis. Unter Veteranen ist dieses Militärbündnis auch oft unter dem Titel „Weltpolizei“ bekannt. Auf dem Schlachtfeld werden typische Soldateninfanterie-Einheiten wie z.B. Schützen und Grenadiere befehligt. Unterstützung bekommen die Fußtruppen der GDI von wuchtigen Fahrzeugen. Die bekannteste Einheit ist wahrscheinlich der behäbige, aber durchschlagskräftige Mammutpanzer.

Die Bruderschaft von NOD ist eine fanatische, terroristisch angehauchte Sekte mit ihrem Anführer Kane an der Spitze. Die Armee der NOD ist weniger massiv aufgestellt im Vergleich zur GDI. Dafür haben sie spezielle Einheiten in ihren Reihen wie Chemiekrieger, Kampfbuggys und Flammenpanzer. Doch der Krieg wird nicht nur zu Lande ausgetragen: Auch in der Luft und zu Wasser wurde 1995 schon gekämpft! Beide Fraktionen und ihre Einheiten und Gebäude haben Vor- und Nachteile, was Stärke und Produktionskosten betrifft. Sowohl die GDI als auch die NOD haben eine eigene Kampagne, in der sie Ihre Ziele verfolgen.

Auf geht’s ins Gefecht!
Jetzt aber genug der Einführung, ab aufs Schlachtfeld! Nach einer kurzen Missionseinführung und Auswahl des Einsatzgebietes auf der Landkarte befehligt man auch schon seine ersten Truppen und zieht ganz klassisch eine Basis hoch. Zu Anfang der Kampagnen sind die Bauoptionen noch relativ bescheiden, nach und nach werden dann die weiteren Gebäude und Einheiten relevant. Die Spielkarten sind relativ klein, die Missionsziele daher auch schnell erreicht. Viele Schlachten sind bereits innerhalb weniger Minuten geschlagen. Strategisch komplex wird es zu kaum einem Zeitpunkt. Im Zweifel hilft praktisch im späteren Verlauf immer eine ordentliche Panzerarmee, die den Feind im Handumdrehen eliminiert oder im wahrsten Sinne des Wortes überollt. So war das damals!

Was damals nicht so war, ist die Grafik. Command & Conquer Remastered kommt mit einer neu gezeichneten Grafik inklusive HD und sogar 4K-Unterstützung daher. Nicht abzustreiten ist dennoch das Alter. Bereits beim ersten Anblick sieht man den Titeln der 90er-Jahre das Alter an. Per Leertaste und ganz ohne Verzögerung kann jederzeit auf den Original-Look gewechselt werden. Erst dieser Vergleich zeigt, wie sehr sich die Grafik im Remaster verbessert hat. Wem die nostalgische Optik noch nicht genügt, der kann übers Menü auch den ursprünglichen Soundtrack aktivieren. Was allerdings nicht rundum erneuert wurde, sind die zu Beginn erwähnten Videosequenzen, die wurden „nur“ per KI hochskaliert. Dafür gibt es tolles Bonusmaterial freizuschalten, das sehr interessante Einblicke in die ursprüngliche Entwicklung zeigt.

Neben den Kampagnen gibt’s selbstverständlich auch einen Skirmish Modus. Dort legt man die Grundregeln des Spiels fest: Die Anzahl der Starteinheiten, das Anfangsbudget, oder aber das „Tech Level“. Damit definiert man, welche Einheiten gebaut werden können. Alles bis zum ausgewählten technologischen Grad ist möglich, den Rest gibt’s praktisch nicht. Dadurch sind beispielsweise reine Infanterie Matches möglich. Bei der Kartenauswahl stehen die offiziellen, aber auch Custom-Maps zur Verfügung. Heißt also, man kann sich auch im - zugegeben etwas sperrigen - Mapeditor austoben. Hat man genug von der KI, darf man sich auch im Onlinemodus als fähiger Commander beweisen.

Stichwort KI…
Heutzutage duellieren sich Googles selbstlernende KIs mit Schachweltmeistern und dem vor allem im asiatischen Raum sehr beliebten Brettspiel Go. Die künstliche Intelligenz von C&C aus dem Jahre 1995 bewies damals weitaus weniger strategisches Geschick. Daran ändert auch das Remaster nichts. Die Wegfindung ist nach wie vor chaotisch: Truppen versperren sich an engen Stellen der Karte den Weg, Flüsse und Einheiten werden ebenfalls keine Freunde mehr. Sobald Wasser das Land teilt, haben die Truppen Probleme einen vernünftigen Weg zu finden. Das größte Problem sind allerdings die Ernter, die für die Ressourcenversorgung zuständig sind. Unzählige Male boykottieren sie die eigene Basis und stellen einfach den Abbau ein. Die Fahrzeuge verirren sich oder bleiben einfach ganz plötzlich im Nirgendwo stehen. Allerdings ist es ein schmaler Grat zwischen witzig und nervig. Da könnte man gerne nochmal von Entwicklerseite nachbessern. Ansonsten darf man auf die Community hoffen, denn Modding wird unterstützt. Fans werden sich da sicherlich ordentlich ins Zeug legen.



Fazit:
Die Neuauflage ändert kaum etwas am grundlegenden Spielgefühl. Vielmehr sind es die zusätzlichen Komfortfeatures, die das Gameplay dennoch deutlich verbessern und bequemer gestalten. Die Spielgeschwindigkeit kann angepasst werden, damit auch lahme Panzer weniger träge wirken. Endlich kann eine Warteschlange für den Einheitenbau in den Optionen aktiviert werden. Das ewige linke/rechte Maustaste-Thema bei der Steuerung lässt sich auf Wunsch einstellen. Was allerdings fehlt, ist der Sammelpunkt bei Baugebäuden, den hätte man durchaus noch ergänzen können.

Command & Conquer Remastered ist kein Meisterwerk. Es ist auch nicht vergleichbar mit einer Definitive Edition von Age of Empires 2. Doch das ursprüngliche C&C ist dafür auch einige Jahre älter. Das merkt man sowohl technisch als auch spielerisch. Nichtsdestotrotz ist es Videospielgeschichte und war neben Dune damals Mitbegründer einer großen Ära. Alte Hasen bekommen jetzt die Gelegenheit, in Nostalgie zu schwelgen und das in einer vollkommen akzeptabel erneuerten Grafik und mit aufpoliertem Sound. Dafür muss man leider auch mit den Kinderkrankheiten von früher leben. Gegen eine klassische Runde im Skirmish-Modus zwischendurch gibt es nicht viel einzuwenden. Einsteiger sollten vor dem Kauf wissen, worauf sie sich einlassen. Sicherlich kann man beim Preis von 19,99€ nicht allzu viel falsch machen, doch mit aktuellen Echtzeitstrategiespielen hat Command & Conquer Remastered wenig zu tun. Vielmehr ist es eine Chance, die Anfänge dieses beliebten Franchises nachzuholen. Im Gesamtpaket der Remastered Collection gibt es die geballte Ladung Oldschool-C&C. Mein persönlicher Wunsch abschließend noch an die Publisher/Entwickler: Bitte bringt ein Remaster oder gar ein Remake von Command & Conquer Generäle. Ich möchte darin nochmal mächtig Zeit versenken!