Tour de France 2020

Tour de France 2020

Tour de France 2020

Story:

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Für Radsportfans ist die Zeit momentan besonders hart, denn während der Ball in der Bundesliga schon seit Wochen wieder rollt (und auch andere große europäische Ligen langsam wieder angepfiffen werden) und der Motorsport auch schon wieder teilweise gestartet ist, stehen die Rennradräder noch immer still. Die Tour de France soll aktuellem Vernehmen nach zwar regulär am 29. August in Nizza Moyen Pays starten und am 20. September traditionell auf dem Pariser Champs-Élysées enden, doch ob dies wirklich so kommt und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen, ist heute noch nicht abzusehen. Ein Trostpflaster gibt es aber dennoch, denn ungeachtet der Corona-Pandemie brachten NACON und die Cyanide Studios wie jedes Jahr zu dieser Zeit auch dieses Jahr wieder ihr aktuelles Videospiel zur Tour de France heraus. Was dieses Neues zu bieten hat und ob es Radsportfans zumindest ein wenig über die rennfreie Zeit hinwegtrösten kann, erfährst Du in unserem Test.

Meinung:

Sehr viel hat sich auf den ersten Blick im Vergleich zum letzten Jahr nicht getan. Gerade bei der Grafik gibt es so gut wie keinerlei nennenswerte Verbesserungen. Da hier bereits im letzten Jahr Stillstand bestand, bedeutet dies natürlich, dass Tour de France 2020 nicht gerade hübscher ausschaut, sondern eher von Jahr zu Jahr altert. Wirklich schlecht sieht das Ganze aber dennoch nicht aus. Zwar wirken einige Texturen recht matschig, im Großen und Ganzen ist es aber doch noch ganz gefällig, zumal die Entwickler es wieder verstanden haben, die einzelnen Etappen und deren Umgebung gut herüberzubringen. Natürlich sind sie nicht in original Länge oder der original Topographie übertragen worden, dennoch kann man, wenn man sich ein wenig in Frankreich auskennt, schon gut erkennen, wo in der Grand Nation die jeweilige Etappe angesiedelt ist. Die Stimmung, die am Straßenrand herrscht, einzufangen, ist ebenfalls gut gelungen. Gerade an den Anstiegen stehen dutzende Zuschauer, die die Fahrer mit Fahnen und Rufen anfeuern und teilweise sogar neben ihnen herlaufen – bleibt zu hoffen, dass man dies dieses Jahr so nicht nur im Spiel, sondern auch während der echten Tour erleben darf.

Gleiches Gameplay, gleiche Taktikspielchen
Beim eigentlichen Gameplay hat sich im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls leider nicht allzu viel verändert. Noch immer geht es darum, sein offiziell lizenziertes Team bzw. einen einzelnen Fahrer daraus durch die Etappen und am besten zum Tour-Sieg zu führen.
Getan wird dies, indem man seinen Fahrern Befehle erteilt. So kann man ihnen nicht nur sagen, dass sie zum Beispiel gemütlich im Peloton, also im Feld, mitfahren sollen, sondern dass sie Führungsarbeit leisten sollen oder dass ein bestimmter Fahrer angreifen soll. Dabei sollte man auf keinen Fall vergessen, dass man die Fahrer nicht allzu sehr verausgabt. Man kann zwar wieder mit Trinken und Essen Energie regenerieren, im Laufe der Tour wird dies aber immer weniger. Nimmt man seine Fahrer auf den ersten paar Etappen also zu sehr ran, kann es sein, dass sie am Ende der dreiwöchigen Tour komplett erschöpft sind und so selbst einen sicher geglaubten Sieg noch verschenken. Natürlich gilt dies nicht nur für die gesamte Tour. Auch auf den einzelnen Etappen ist immer ein gesundes Maß an Aggressivität gefragt, ansonsten können Fahrer auch hier am Ende komplett erschöpft sein und Minuten verlieren. Ebenfalls beachten sollte man, dass man immer den richtigen Fahrer angreifen lässt. Einen Sprinter in einer schweren Bergetappe davon ziehen zu lassen, bringt nämlich genauso wenig, wie den Mann für die Gesamtwertung andauernd Führungsarbeit leisten zu lassen. Man muss seine Fahrer also ein wenig kennen, was aber kein Problem ist, da deren Stil am Anfang angezeigt wird. Wenn man all dies berücksichtigt, fährt man relativ schnell Etappensiege und mit ein wenig Geschick sogar den Tour-Sieg ein. Denn leider agiert die KI nicht immer so klug, wie man es von ihr verlangen würde, weshalb Ausreißversuche nach wie vor ein recht probates Mittel sind.

Mehr als nur die Tour
Wie schon in den Jahren zuvor bietet das offizielle Spiel zur Tour de France aber nicht nur die Möglichkeit an, an der Grand Boucle teilzunehmen. Darüber hinaus sind nämlich noch ein paar andere namhafte Rennen im Spiel vertreten. So kann man auch das Critérium du Dauphiné, Paris-Nice, Paris-Roubaix sowie erstmals auch den Eintages-Klassiker Liège-Bastogne-Liège fahren. Wie die große Tour sind auch all diese Rennen mit all ihren Etappen vertreten, die ebenfalls zwar etwas komprimiert, aber in Sachen Charakteristika sehr gut nachempfunden wurden.

Ein paar Neuerungen
Wo wir gerade schon bei den Neuerungen waren, bleiben wir doch direkt dabei und sagen, was Tour de France dieses Jahr Neues zu bieten hat. Allzu viel ist es aber leider nicht, denn neben dem neu hinzugekommenen Rennen sind es vor allem Detailverbesserungen, die vorgenommen wurden. So gibt es nun zum Beispiel eine Ego-Kamera, die einen noch mehr in das Renngeschehen versetzt. Zudem wurde das Gameplay beim Zeitfahren ein wenig überarbeitet, womit man nun die Auslastung besser managen kann. Außerdem gibt es in allen anderen Etappen ein umfassenderes Auslastungsmanagement, mit dem man mit dem Drücken einer bestimmten Taste anhaltende Auslastung anwenden kann, um so Gegner bis zum Zusammenbruch zu treiben oder ein hohes Tempo an der Spitze der Gruppe hinzulegen. Zu sehr übertreiben sollte man es damit aber nicht, wie ich ja schon zuvor ausgiebigst erklärt habe.
Ebenfalls neu sind die sogenannten Team-Errungenschaften, die man durch das Gewinnen verschiedener Trikots in jedem Rennen erringt, sowie Bonuspunkte, die man nun auf dem Gipfel bestimmter Anstiege erhält und die einem wertvolle Zeitboni für die Tour de France-Gesamtwertung einbringen.

Wo ist der Online-Multiplayermodus hin?
Wie gesagt, all dies sind keine herausragenden, Spiel verändernden Neuerungen. Dennoch ist es natürlich schön, dass die Entwickler nicht nur ein jährliches Strecken- und Team-Update herausbringen, sondern tatsächlich auch sonst noch ein wenig Feinarbeit leisten.
Leider gibt es aber nicht nur positive Neuerungen. Eine, die wohl auf wenig Gegenliebe stoßen wird, ist die, dass der Online-Multiplayermodus gestrichen wurde. Die einzige Möglichkeit, sich noch im Multiplayer zu messen, ist somit der lokale Mehrspielermodus, dank dem man mit geteiltem Bildschirm nicht nur in Wettbewerben gegeneinander oder im Team fahren kann, sondern sich auch in Herausforderungen, bei denen man kurze Abfahrten und Sprints meistern muss, duellieren kann. Dass es zumindest diese Möglichkeiten gibt, ist natürlich schön, dennoch sind sie allgemein doch etwas zu wenig.
Zum Glück bietet das Spiel aber genügend Möglichkeiten an, sich auch allein zu beschäftigen. Denn neben der Tour und den besagten anderen Rennen kann man sich auch noch eine individuelle Tour erstellen, sich im Profiteam-Modus als Teammanager versuchen und dort nicht nur auf der Straße, sondern eben auch im Managerbüro möglichst erfolgreich zu sein, sowie einen eigenen Fahrer erstellen und diesen im Pro Kapitän-Modus zu Ruhm und Ehre zu führen.

Fazit:
Allzu viel hat sich in Tour de France 2020 im Vergleich zum Vorjahr leider nicht getan. Gerade die Grafik, die es bitter nötig gehabt hätte, ist unangetastet geblieben. Stattdessen wurden ein paar kleine Verbesserungen und Neuerungen ins Spiel gebracht und der Online-Multiplayermodus komplett gestrichen.
Dennoch ist das Spiel auch dieses Jahr wieder ein Pflichtkauf für jeden Radsportfan und das nicht nur, weil gerade sie in der aktuellen Situation besonders leiden und bisher auf jegliche Rennen verzichten müssen. Nein, auch spielerisch dürfte das Spiel für sie sehr interessant sein, schafft es doch auch Tour de France 2020 wieder die zahlreichen Taktikspielchen, die bei den echten Rennen für die Spannung sorgen, hervorragend widerzuspiegeln. Dass dabei die aktuellen Etappen und Teams zum Einsatz kommen, ist wohl jedem klar.