Marvel's Iron Man VR

Marvel's Iron Man VR

Marvel's Iron Man VR

Story:

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Virtual Reality hat durch das relativ bezahlbare Headset der PS4 durchaus einen ordentlich Schub bekommen. Während es immer wieder Juwelen gab, um die man als Besitzer der Hardware nicht herumkam, machte die Masse der erhältlichen Spiele allerdings Minispielsammlungen und Arena-Shooter aus. Komplexere Titel waren meist innerhalb weniger Stunden beendet, sodass die hohen Preise oftmals nicht gerechtfertigt schienen. In letzter Zeit ist es dann auch ein wenig stiller um VR geworden - sogar so still, dass auf dem PS5-Ankündigungsevent keine Silbe zu der Hardware erwähnt wurde -, bis zumindest auf dem PC Half Life: Alyx für ordentlich Furore sorgte und als Must Play für VR-Enthusiasten auf dem PC galt. Diese Stellung möchte nun gerne Marvel's Iron Man VR einnehmen, das wohl den imposantesten VR-Titel seit Langem auf PSVR darstellt.

Meinung:


Tony Stark - aka Iron Man - hat seine Geschäftsführerposition von Stark Industries an Pepper Potts abgegeben, nachdem er seine Firma aus dem Waffengeschäft verabschiedet hat, um sich voll und ganz dem Helden Business zu widmen. Er mottet seine Waffen-KI Weaponsmith ein, verärgert S.H.I.E.L.D. durch den Wegfall seiner Waffenlieferungen und gönnt sich ein schönes Leben. Während eines Flugzeug-Trips wird sein Vogel jedoch von einem mysteriösen Angreifer attackiert, der auf Rache gegen Stark Industries aus ist und dabei über Leichen geht.

Wer ist Iron Man?
Iron Man VR ist außerhalb des filmischen MCU angesiedelt. Tony Stark versprüht zwar weiterhin die Persönlichkeit, die Robert Downey Jr. in der Rolle so geprägt hat, aber die Ereignisse des Spiels lassen sich maximal nach dem ersten Film ansiedeln. Gegenspieler ist die mysteriöse Ghost, die Kinogänger bereits in einer deutlich anderen Version in Ant-Man and The Wasp gesehen haben. Die Story ist leider der schwächste Teil des Spiels und kommt über ein simples Setup für die einzelnen Level selten hinaus.

Ich bin Iron Man
Das ist aber nicht unbedingt ein Problem, denn der Fokus liegt hier ganz eindeutig auf dem Gameplay. In VR schlüpfen wir in die Rüstung des eisernen Helden und bekommen in einem praktischen Tutorial die grundlegenden Fähigkeiten erklärt. Mit den Move Controllern werden die Arme gesteuert, mit denen man sowohl feuern als auch fliegen kann. Zum Feuern gibt es zwei Möglichkeiten: klappt man beim Zielen sein Handgelenk nach oben, sodass die Handflächen auf das Ziel zeigen, wird mit den Repulsoren gefeuert. Knickt man das Gelenk ab, kommen die Sekundärwaffen, die sich im Arm befinden, zum Vorschein und können verschossen werden. Jeder Arm kann dafür mit eigenen Modi ausgerüstet werden, sodass man bei den Repulsoren beispielsweise schnell feuernde, schwache Geschosse wie von einem Maschinengewehr oder einen starken, sich aufladenden Stoß wie etwa bei einer Shotgun haben kann. Sekundärwaffen reichen über zielsuchende Raketen bis zu starken Energiestrahlen. Wer sich mit seinen Waffen auskennt, kann einiges an Schaden anrichten.

Zum Fliegen werden die Move Controller seitlich an den Körper gehalten und die Handflächen in die Richtung des gewünschten Schubs gedreht. Grundsätzlich erfolgt der Flug über die Booster in den Schuhen, gesteuert wird mit den Händen. Es kann mit beiden oder auch nur mit einer Hand gesteuert werden. Dann kann mit der anderen Hand noch auf Gegner gefeuert werden. Fliegt man mit beiden Händen, lässt sich ein starker Schub auslösen, mit dem man besonders schnell durch die Luft gleitet. Das klingt auf den ersten Blick ein wenig kompliziert, geht einem aber fix ins Blut über. Lediglich Drehungen können etwas schwer fallen. Mit den Knöpfen auf dem Move Controller kann man sich drehen, was bei flüssiger Drehung auch sehr gut funktioniert. Es gibt auch die Möglichkeit, sich in festgelegten Schritten zu drehen, um Motion Sickness vorzubeugen. Das ist allerdings bei der Geschwindigkeit nur schwer umzusetzen. Es sei aber gesagt, dass ich selbst leider recht anfällig für Motion Sickness bin und bei Iron Man VR mit der flüssigen Drehung überhaupt keine Probleme hatte. Ich würde also jedem raten, diese deutlich immersivere Variante zumindest auszuprobieren.

Alles im Visier
Immersion ist der wichtigste Faktor hier. Wir bekommen das aus den Filmen bekannte HUD geboten, das sich mit der Kopfbewegung dreht, beim Start beschlägt leicht das Visier und man hat sofort das Gefühl Iron Man zu sein. Immer wieder gibt es Heldenmomente, in denen nicht nur geflogen und gefeuert wird, sondern in denen wir direkt Hand anlegen müssen. So muss auf dem S.H.I.E.L.D.-Carrier eine Hangartür geöffnet werden, indem wir sie festhalten und uns selbst mit unseren Repulsoren abstoßen. Die erste richtige Mission nach dem Tutorial beginnt bereits extrem eindrucksvoll und lässt uns all diese spannenden Momente erleben, sodass wir von Anfang an voll in der Rolle von Iron Man aufgehen. Zwischendurch schält sich Tony aus seiner Rüstung und wir wandern als Mr. Stark umher, um uns von Pepper, unseren Hologrammen oder Nick Fury ein wenig die Geschichte erzählen zu lassen.

Comic-Vielfalt?
Zwischen den Missionen halten wir uns zumeist in unserer Werkstatt auf, in der es neben ein paar kleineren Aktivitäten wie einem Basketballkorb vor allem die Möglichkeit gibt, unsere Ausrüstung aufzubessern. Je nach Bewertung in den einzelnen Leveln bekommen wir Embleme, mit denen neue Waffen und Fähigkeiten freigeschaltet werden können. Alle Upgrades sind dabei von Beginn an verfügbar, was leider dafür sorgt, dass das Gefühl eines Stärkerwerdens fehlt. Wer frühzeitig eine Waffen-Combo findet, die ihm zusagt, braucht später nichts mehr freizuschalten. In der Werkstatt gibt es auch ein Glossar über die Gegner, in dem deutlich wird, was Iron Man VR fehlt: Abwechslung. Es gibt gerade einmal eine Handvoll verschiedener Gegner, die allesamt Dronen sind, Es gibt einen Panzer, der vom Boden aus feuert und ein paar fliegende Dronen, von denen eine mit einem Schild ausgestattet ist, der umflogen werden muss, eine andere öffnet schwarze Löcher und eine weitere feuert mit einem starken Strahl, während kleine Standard-Dronen normal feuern. Das sorgt zwar für viel, aber für die immer gleiche Action. Wer erwartet hat, gegen bekannte und weniger bekannte Iron Man-Gegner anzutreten, wird schwer enttäuscht. Die häufig monierte Eintönigkeit von Iron Mans Schurken, von denen viele nur andere Leute in Anzügen sind, hätte hier wunderbar gepasst. Man denke nur an Gefechte gegen andere Titans in Titanfall 2. Im Laufe der Geschichte werden zumindest Nebenaufgaben freigeschaltet, bei denen es sich um Racing und Combat Trials handelt. Beide sind sehr spaßig und kurz genug, um sie mal schnell zu zocken. Dadurch sind sie der eigentlichen Hauptgeschichte auch fast vorzuziehen, weil sie nicht so viel von dem eher schwächeren Drumherum bieten. Auch die Level selbst werden ständig wiederverwertet, auch wenn sie ganz schick designt sind. In China fliegen wir durch Häuserschluchten, am Strand durch natürliche Höhlen und während wir im Himmel auf dem S.H.I.E.L.D.-Carrier kämpfen, ist die Erde unter uns zwischen den Wolken zu sehen.

Zwei Seiten
Optisch ist Iron Man VR durchwachsen, was aber an den Beschränkungen der PSVR-Hardware liegt. Wenn wir mit High Speed durch ein Gebiet jagen und dabei etliche Dronen um uns herum fliegen und ihre Projektile verschießen, würde eine detailliertere Grafik das System wohl in die Knie zwingen. Daher sind die Gebiete zwar thematisch nett, aber beispielsweise die Häuserschluchten in China extrem leer und flach. Die Dronen sind ganz schick, aber es gibt dann eben auch nur sechs verschiedene Modelle. Den Gebieten, in die am meisten Arbeit geflossen ist, sieht man es dafür aber auch an. Tonys Villa und der Strandlevel sind mit vielen Details versehen und auch die Charaktermodelle seiner Künstlichen Intelligenzen und von Pepper oder Nick sehen sehr gut aus. Die Action selbst sieht ebenfalls sehr gut aus und im Endeffekt ist das auch der ausschlaggebende Faktor.



Fazit:
Marvel's Iron Man VR ist sicherlich kein Half Life: Alyx. Dafür fehlt es einfach an Abwechslung vor allem bei den Gegnern. Nichtsdestotrotz ist es ein Must Have für PSVR-Besitzer, da die Steuerung so gut gelungen ist, dass man sich problemlos wie Iron Man fühlt und vor allem in den kürzeren Trials kann das actionreiche Gameplay punkten. Es macht einfach Spaß und darauf kommt es letzten Endes an. Der Titel hätte allerdings durchaus verdient, eine bessere Story und den einen oder anderen richtigen Iron Man-Bösewicht spendiert zu bekommen. Man muss aber auch erwähnen, dass es sich hier um einen Budget-Titel handelt, der sein Geld durchaus wert ist.