Kurz vorgestellt: The Last Scape

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Zugegebenermaßen habe ich vor diesem Test nur sehr wenig von The Last Scape gehört. Lediglich Screenshots habe ich gesehen, die vermuten ließen, dass es sich bei dem Indiegame von Pablo Vidaurre Sanz um ein sehr entspanntes Spiel in einer unglaublich realistischen Spielwelt handeln würde – als Freund von Spielen wie Tracks: The Train Set Game oder Coffee Talk sollte dies also genau das Richtige sein.
Wie sich schnell herausstellte, lag ich mit meiner Vermutung aber leider nicht ganz richtig.

Womit ich recht behalten sollte, war die Spielwelt. Die ist in The Last Scape tatsächlich sehr realistisch. Entstanden ist dies aber nicht durch monate- oder gar jahrelanges Modellieren der Spielwelt, sondern durch die Nutzung von LIDAR Scan Daten. Diese besondere Art des Laserscannings wurde überhaupt erstmals in einem Videospiel genutzt und basiert auf zig millionen Laserpunkten, die von oben auf die Erde geschossen werden. Auf diese Weise werden Höheninformationen gewonnen, die dann wiederum in ein exaktes 3-D-Oberflächenmodell der Umgebung umgewandelt werden. Genutzt werden diese Oberflächenmodelle dann in vielen verschiedenen Fachgebieten, so wie nun eben in einem Videospiel.

Bereits jetzt lässt sich sagen, dass das kleine Indiespiel mit Sicherheit nicht das letzte Spiel sein wird, das diese Technologie nutzt. Denn wie bereits der kleine Ausschnitt der Alpen, der hier genutzt wird, zeigt, generiert diese Technologie atemberaubende Karten, die ihresgleichen suchen. Im Zusammenspiel mit den ebenfalls unfassbar real wirkenden Wolken sowie Licht- und Schattenspielen, Lens Flare-Effects etc. entstehen so ultra-realistische Karten unserer Erde, die einem das Gefühl geben, tatsächlich gerade über jene Umgebung zu fliegen.
Einen Haken hat die Laserscan-Technologie allerdings. Das Ganze wirkt nämlich nur, wenn man einen bestimmten Abstand zur Spielwelt einhält. Fliegt man zu weit hinunter, wird aus der wundervollen Landschaft schnell ein unansehnlicher Pixelbrei, weshalb die Technologie (bisher) leider nur für Flugspiele genutzt werden kann. Bei The Last Scape handelt es sich zwar auch um ein Flugspiel, allerdings wird man hier oft dazu gezwungen, sehr tief zu fliegen, weshalb man eben leider auch des Öfteren besagten Pixelbrei zu Gesicht bekommt.

Das ist aber längst nicht das größte Problem am Spiel. Das eigentliche Problem ist das Gameplay, wenn man das, was einem hier angeboten wird, überhaupt als solches bezeichnen kann. Denn so atemberaubend – zu einem großen Teil – die Spielwelt ist, so ernüchternd ist das Spielgeschehen. Mehr als aus der Egosicht über die Welt zu fliegen und dabei irgendwelche roten Kreise zu durchfliegen, macht man hier nämlich nicht. Wofür die Kreise gut sind, weiß man dabei nicht. Manche machen gar nichts, andere starten eine kleine Sequenz von blauen Kreisen, die man anschließend durchfliegen kann – die am Ende aber auch nichts machen. Andere rote Kreise starten hingegen die Musik oder auch nur Teile davon. Was welcher Kreis macht, erkennt man dabei nicht. Verlass ist nur darauf, dass sie, wenn man nahe genug an sie herangeflogen ist, ein ekelhaft knirschendes Geräusch erzeugen, das an zersplittertes Glas, das aufeinander gerieben wird, erinnert. In all dem schwebt irgendwo ein Heißluftballon, der einfach nur da zu sein scheint. Machen tut er zumindest nichts und auch interagieren kann man mit ihm nicht.
Irgendeine Form eines Spielzieles gibt es genauso wenig wie eine Erklärung, weshalb oder als was man über die Alpen schwebt. Am Anfang gibt es zwar ein kleines Intro, in dem aber nur nichtssagende Sätze und irgendetwas mit Erinnerungen zu lesen ist.


Fazit:
Natürlich ist es beeindruckend, das mit den Daten des LIDAR Scan-Verfahrens erzeugte Alpenpanorama aus der Luft zu betrachten. Dennoch wäre ein vernünftiges Gameplay natürlich wünschenswert gewesen. Doch das gibt es genauso wenig wie eine aussagekräftige Story oder alles andere, was ein Spiel ausmacht. Selbst für jemanden, der auf minimalistisch gehaltene, entspannende Spiele steht, ist das viel zu wenig.
Wer sich die Tech-Demo, die The Last Scape letzten Endes ist, dennoch ansehen möchte, kann dies gerne für 6 Euro machen – empfehlen kann ich es aber nicht.