Carcassonne
Entwickler:
Koch Media
Publisher:
Koch Media
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
29,95 €
Systeme:
DS
Inhalt:
Nachdem die Siedler vor kurzem Catan erobern durften und zuletzt auch das vorjährige Spiel des Jahres, Keltis, mit einer virtuellen Umsetzung erweitert wurde, ist es nun der Jahresfavorit 2001, dem die Ehre gebührt, auf dem Dualscreen aufzutrumpfen. Carcassonne, in der Brettspielvariante mittlerweile mehrfach modifiziert und mit ganzen sieben Erweiterungen in Sachen Komplexität nachbearbeitet, gehört definitiv zum Besten, was der Gesellschaftsspielmarkt derzeit zu bieten hat – und genau deswegen stellt sich die Frage: Inwiefern ist der DS hier überhaupt konkurrenzfähig?
Meinung:
Gerade fanatische Brett-Spieler werden zunächst einmal darauf verweisen, dass die Dynamik des Originals niemals auf die Konsole gebracht werden kann, geschweige denn die Emotionen, die im Spiel mit bis zu sechs Personen auf d as Spielgeschehen einwirken. Hinzu kommt, dass in einschlägigen Spielforen die Möglichkeit besteht, Carcassonne plus Erweiterungen kostenfrei im Netz zu spielen. Und da der DS lediglich die Basisversion aufs Auge gedrückt bekommt, folgt erneut die Frage: Lohnt sich diese Umsetzung?
Ordentliche Aufbereitung Die Antwort lautet grundsätzlich nein, da es einfach müßig scheint, sein Geld zu investieren, wenn man gleichzeitig auch gratis in die Welt des Legespiels eintauchen kann. Andererseits ist Carcassonne auf dem DS eine richtig nette Geschichte, technisch prima umgesetzt und für den Fall, dass die Mitspieler einmal ausbleiben, auch eine prima Alternative. Und das ist noch nicht alles: Mit der Kampagne hat man noch ein kleines Zückerchen angefügt, das in dieser Form – zumindest oberflächlich – nicht in der Brettspielpackung enthalten ist. Also, reinschauen scheint sich zunächst mal echt zu lohnen!
Adaption ohne Überraschungseffekte Da es sicher unvermeidlich war, das Spielkonzept 1:1 aufzuarbeiten, gibt es natürlich wenige Überraschungen in der Dualscreen-Fassung. Das Gameplay folgt haargenau den Regeln des Originals, leider aber auch nur den Regeln der Basisvariante. Dies heißt: Man spielt mit maximal fünf Gegnern und muss auf Features wie den Turm, das Katapult, Drachen, etc. verzichten. Diesen Dämpfer nimmt man allerdings noch hin, da die Steuerung sehr schön ausgearbeitet wurde und man mit Hilfe des Stylus alle Möglichkeiten hat, seine Plättchen zu bearbeiten. Und damit die Spielübersicht ebenfalls nie aus dem Gefüge gerät, zeigt einem die KI direkt an, wo man seine Plättchen potenziell anlegen kann – dadurch ist das Spieltempo automatisch höher. Doch grundsätzlich gilt: Carcassonne bieten in den virtuellen Welten spieltechnisch nichts Neues.
Das ist Carcassonne Doch worum geht es eigentlich? Nun, der bzw. die Spieler bauen mit Hilfe von Plättchen, die sie Zug für Zug vom Kartenstapel ziehen eine immer größer werdende Stadt. Straßen werden angelegt, Gebäude wachsen, und selbst die Wiesen lassen sich in ihrer Fläche nicht eingrenzen. Jeder Spieler hat nun fünf Gefolgsleute in der Hinterhand, die er beliebig auf dem Spielfeld platzieren kann. Er nutzt Straßen und wertet diese später, setzt sich auf Gebäude und Burgen, oder aber er kalkuliert mit den Wiesen, da diese am Ende das Zünglein an der Waage sein werden.
Bevor es jedoch so weit ist, muss erst einmal in jedem Zug eine neue Karte an die bestehende Kartenauslage angelegt werden. Wichtig hierbei ist, dass Gebäudeflächen nur an bereits bestehende Gebäude, Straßen wiederum nur an eröffnete Straßen angelegt werden können. Fest steht, dass sich immer ein Platz finden wird, wenn er auch manchmal nicht so günstig gewählt ist. Hat man nun ein Plättchen abgelegt, darf einer der Gefolgsleute auf eine der darauf befindlichen Flächen gesetzt werden. Hier gilt jedoch die Regel, dass man die Gefolgsmänner nur auf Flächen setzen kann, die noch nicht von anderen Spielern erschlossen wurden. Sollte beispielsweise schon eine Straße eröffnet sein, auf der ein Spieler sein Männchen abgesetzt hat, ist diese für alle anderen Mitspieler tabu. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass bestimmte Flächen noch nicht zusammengewachsen sind, aber noch zusammenwachsen werden – in diesem Fall ist es später möglich, dass Flächen gewertet werden, auf denen zwei oder mehr Figuren stehen. Und für diesen Fall bekommt nur derjenige Punkte, der die meisten Gefolgsleute auf der zu wertenden Fläche stehen hat.
Die Schlusswertung ist schließlich das, worauf im gesamten Spiel hingearbeitet wird: Nun werden alle Wiesen, Gebäude, Straßen sowie das Gebiet um die Kapelle gewertet. Am wichtigsten sind mitunter die Wiesenflächen, die womöglich sogar zu einer großen Fläche zusammengewachsen sind, und deren immense Punktzahl lediglich in den Besitz eines einzigen Spielers geht. Schließlich folgt die Abrechnung, die jenen Spieler belohnt, der am besten mit seinen Gefolgsleuten gewirtschaftet und sie am klügsten eingesetzt hat.
Glück oder Strategie Man mag sich darüber streiten, wo der Schwerpunkt bei Carcassonne liegt, zumindest wenn man das Spiel zum ersten Mal bestreitet und die Finten und Hinterlisten der Gegner noch nicht kennt. Schließlich wird man aber doch erkennen, dass es in erster Linie darum geht, langfristig zu planen und sich in Geduld zu üben – also siegt am Ende doch die Strategie und die beste Taktik. Auf dem DS ist die Sache aber dennoch sehr übersichtlich, da sich die KI mit ein bisschen Übung überrumpeln lässt. Dies ist schließlich auch der einzige, maßgebliche Unterschied im Vergleich zum Spiel mit menschlichen Kontrahenten – und leider ein entscheidender, da einem das Spiel gegen die mäßig starke KI langfristig nicht so viel geben wird wie das Duell gegen echte Gegner!
Fazit:
Das Resümee zu Carcassonne ist durchaus zwiegespalten. Einerseits ist die Umsetzung wirklich ordentlich und in Sachen Spielspaß ziemlich nah am Original. Andererseits sind die vielen Feinheiten der Brettspielvariante gar nicht umsetzbar, da die Erweiterungen nicht einbezogen wurden und auch die Spielstärke der KI limitiert ist. Erfahrene Carcassonne-Spieler werden das Ganze daher auch schnell geknackt haben und auf der Suche nach neuen Herausforderungen wieder zu ihren Leisten zurückkehren. Alle anderen finden in der Fassung für den Dualscreen immerhin einen angenehmen Einstieg ins Spielkonzept. Doch auch für diese Gruppen gilt: Auf lange Sicht ist die Challenge in der hier gebotenen Version nicht ausreichend, um das Spannungsniveau konstant aufrechtzuerhalten. Und da Carcassonne ein System mit Suchtpotenzial ist, fehlt hier auch Entscheidendes. Die Kampagne, die letzten Endes nicht mehr ist, als eine thematische Aneinanderreihung mehrerer Partien kann dies auch nicht mehr ausbügeln!
| |
Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
|