Amnesia: The Dark Descent
Entwickler:
Frictional Games
Publisher:
Frictional Games
Genre:
Download
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
14,99 €
Systeme:
PC
Testsystem:
MacBook Pro 13
Anforderungen:
Linux/MacOS/Windows XP, 1,5GHz CPU, 1GB Ram, ab Radeon 9600/Geforce FX
Inhalt:
Das kleine schwedische Independent-Studio Frictional Games hat sich mit Penumbra bereits in Namen im Survival Horror-Genre gemacht. Mit Amnesia: The Dark Descent wollen sie PC-Spielern nun erneut das Fürchten lehren und dem Genre zu neuer Kraft verhelfen. Kann ein 15€-Titel ehemaligen Referenzen des Genres wie Resident Evil oder Silent Hill zeigen, wie man Horror richtig inszeniert?
Meinung:
Man erwacht zu Beginn des Spiels als Protagonist Daniel Anfang des 19. Jahrhunderts im preußischen Schloß Brennenburg. Wer man ist und was man hier macht, weiß man zunächst nicht, denn Daniel leidet - wie der namensgebende Titel des Spiels - an einer Amnesie. Im Verlaufe des Abenteuers erfährt man nach und nach immer mehr über seine Vergangenheit und seine Amnesie. Recht schnell wird auch klar, was Daniel antreibt. Er will den Schloßherren Alexander töten.
Die Story gewinnt sicherlich keinen Innovationspreis, wird durch einige Rückblicke, Geisterstimmen, Notizen und Tagesbucheinträge naber sehr gut erzählt, so daß sich die einzelnen Puzzelteile mit der Zeit immer mehr zu einem unheimlichen Gesamtbild zusammenfügen.
Mein Freund die Dunkelheit
So irrt man dann zunächst etwas orientierungslos in der Ego-Perspektive durch das scheinbar verlassene und verwüstete Schloß. Amnesia ist dabei zwar nicht strikt linear angelegt, aber großartig verlaufen wird man sich in den weitesgehend übersichtlichen Leveln nicht. Die Gestaltung der Schloßbereiche ist optisch abwechslungsreich und ansprechend. Die größte Stärke ist hierbei das Spiel von Licht und Schatten.
Man kennt es ja bereits aus anderen Spielen, wie beispielsweise Thief: Im Dunkeln kann man sich zwar selber nicht so gut orientieren, aber man ist im Umkehrschluß auch sicher vor bösen Blicken. Und bei dem mysteriösen Treiben in den düsteren Schloßgemäuern möchte man natürlich möglichst nicht gesehen werden.
Angst im Dunkeln
Verweilt Daniel aber zu lange in der Finsternis, verschlechtert sich sein geistiger Zustand zusehends. Dann fängt das Bild an zu verschwimmen, die Bewegungen werden immer schwammiger, der Atem wird schwerer und man vernimmt seltsame Kratzgeräusche. Damit man wieder einen klaren Kopf bekommt, muß man sich an erleuchtete Orte begeben oder kurzerhand selber für Licht sorgen. Verharrt man lieber weiter im Dunkeln bekommt man nach einiger Zeit ein tinitusartiges Fiepen auf den Ohren und bricht zusammen. Im Extremfall verfällt Daniel seiner Angst und stirbt sogar.
Zu Anfang fühlt man sich als Spieler vielleicht sogar etwas eingeschränkt auf Grund der Spielmechanik, aber schnell merkt man, dass genau dieses Simulieren von Gemütszuständen des Protagonisten unheimlich gut gelungen und der gesamten Atmosphäre sehr zuträglich ist.
Schau weg
Auf seiner Entdeckungstour durch Schloß Brennenburg wird Daniel unweigerlich auf monströse Geschöpfe stoßen, die ihn an den Kragen wollen. Da hilft es nur, wegzulaufen und sich zu verstecken, denn es gibt nichts, was man den namenlosen Schrecken entgegensetzen kann. Sitzt man in einem Versteck und hat ein Monster ausgespäht, sollte man aber tunlichst die Blicke von diesem wenden, denn wie die Dunkelheit, raubt auch der Anblick der scheußlichen Gestalten einem den Verstand.
Kopfkino
Amnesia: The Dark Descent deutet viel an, zeigt aber so gut wie nichts. Fast der gesamte Horror spielt sich im Kopf des Spielers ab, angeregt durch die unheimlich dichte Atmosphäre, dem stimmungsvoll in Szene gesetzten Schauplatz und die unvergleichlichen Sounds. Dabei bedient sich das Spiel eigentlich ausschließlich bei den für das Genre typischen Zutaten. Eine quietschende Tür, dunkle Räume, unheimliche Rückblenden, schreckliche Foltergerätschaften und so weiter. Diese, zusammen mit der Wehrlosigkeit des Protagonisten werden gekonnt vermengt, so dass man als Spieler eigentlich bis zum Ende des Spiels nicht abstumpft - ein Problem, mit welchem beispielsweise Doom 3 oder Dead Space arg zu kämpfen haben.
Leerlauf
Wenn man es mal nüchtern betrachtet. Eigentlich passiert in Amnesia nicht viel. Man verbringt den Großteil der Spielzeit damit, das Schloß auf der Suche nach Alexander zu erforschen, kleinere Rätseleinlagen zu lösen und sich vor den Monstern zu verstecken. Es kann gut vorkommen, dass man mal eine halbe Stunde lang nur durch die glaubwürdig gestalteten Bereiche von Schloß Brennenburg schleicht und dabei hier und da mal einen Gegenstand einsammelt. Doch das ist einem egal, denn ständig liegt eine vermeintliche Bedrohung in der Luft. Knarzende Geräusche, entferntes Stöhnen, leise Schritte und manchmal auch Stimmen. Vieles davon spielt sich nur in Daniels Kopf ab, aber das kann man nie mit 100prozentiger Gewissheit sagen.
Während des Spiels begegnet man zwar fast keiner Menschenseele, aber trotzdem gibt es eine sehr gut gelungene englische Sprachausgabe, etwa wenn man eine Notiz aus Daniels Tagebuch findet oder Daniel sich an bestimmte Ereignisse erinnert. Die Sprecher machen ihre Aufgabe sehr gut. Wer des Englischen nicht mächtig ist, kann auch optionale deutsche Untertitel zuschalten.
Leben und Sterben Etwas der Atmosphäre abträglich ist die Tatsache, dass der Tod von Daniel kaum Konsequenzen hat. Man wird dann einfach ein paar Meter zurück wieder in die Spielwelt wiederbelebt. Dadurch verliert das Spiel manchmal ein wenig die Gefahrenwirkung. Hier hätte ein Zurücksetzen an den Levelanfang wahrscheinlich für noch mehr Anspannung und Vorsicht gesorgt. Besser macht es das kostenlose Update Justine. In dieser Kampagne, die Teil des Portal 2 ARG und dem "Kartoffelsack" war, ist das Spiel nämlich beendet, sobald man stirbt.
Auf die Ohren Die ganze Klangkulisse des Spiels ist einfach hervorragend gelungen und trägt einen Großteil der Spielerfahrung. Nicht nur die zahlreichen Geräusche, die man hört oder meint zu hören, auch die dezent eingesetzte, atmosphärische Musik trägt ihren Teil dazu bei und hilft auch etwas bei der Einschätzung einer Gefahrensituation. Sind beispielsweise Monster in der Nähe ertönen dunkle Trommeln, die zusätzlich für einen Adrenalinschub sorgen. Aber man weiß so auch genau, dass man sich zu verstecken hat.
Für alle
Amensia läuft auf Linux, MacOS und Windows und man erhält mit dem Kauf die Möglichkeit, es auf allen drei Betriebssystemen zu installieren. Das Spiel zeigt sich in seinen Anforderungen genügsam. Wichtig sind auf jeden Fall eine gute Soundanlage oder Kopfhörer. Im Test auf einem MacBook Pro 13" Mid 2011 konnte das Spiel problemlos auf maximalen Details in der nativen Auflösung von 1280x900 gespielt werden.
Fazit:
Amnesia: The Dark Descent ist wahrscheinlich eines der furchterregensten Stücke Unterhaltungssoftware, die jemals geschrieben wurde. Selten fühlte man sich bei einer Spielerfahrung in der Haut des Protagonisten so unwohl wie hier. In Punkto Inszenierung und Amtosphäre des subtilen Horrors können sich eine Menge anderer Entwickler und sogar Filmemacher gut was bei dem kleinen Studio Frictional Games abschauen. Um das Spiel richtig "genießen" zu können, muß man sich aber auch ein Stück weit darauf einlassen. Das heißt, im Dunkeln mit einer guten Soundanlage oder Kopfhörern spielen. Nur so kann das Spiel seine ganze Wirkung richtig entfalten.
Nichts für Zartbesaitete, aber auch manche hart gesottene Spieler berichten immer wieder davon, daß sie das Spiel nicht über einen längeren Zeitraum ausgehalten haben und immer wieder Pausen einlegen mußten. Frictional Games zeigen eindrucksvoll, welches Potential noch im Survival Horror Genre steckt, welches in den letzten Jahren ja leider immer mehr Platz für Actionelemente freimachen mußte.
|