Aliens: Infestation
Entwickler:
WayForward Technologies
Publisher:
Sega
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
32 €
Systeme:
DS
Inhalt:
Noch bevor Gearbox und Sega in Aliens: Colonial Marines nächstes Jahr die Geschichte um die U.S.S. Sulaco weiterspinnen werden, dürfen wir mit einem anderen Trupp dieses Raumschiff und andere Schauplätze aus Aliens: Die Rückkehr besuchen. Wayforward (verantwortlich für Contra 4, A Boy And His Blob für Wii, Shantae) entwickelte das Spiel mit Unterstützung von Gearbox und verwendete dabei das beliebte und fast schon süchtig machende „Metroidvania“-Spielprinzip.
Meinung:
Nachdem die Rettungskapsel mit Ellen Ripley an Bord von der Sulaco (siehe Aliens: Die Rückkehr und Alien 3) abgeworfen wurde, wird der Truppentransporter von mehreren Gruppen Marines durchsucht. Man übernimmt dabei einen Vierer-Trupp, wobei immer nur ein Marine gesteuert wird. Schnell erkennt man, dass das Schiff von den Aliens überrannt wurde, und will den Biestern den Garaus machen. Doch die Colonial Marines haben ihre Rechnung ohne die Weyland-Yutani Corp. gemacht. Die ist wie immer daran interessiert, die Xenomorphe lebendig zu fangen, um mit ihnen zu forschen und sie als Biowaffe einzusetzen – koste es noch so viele Menschenleben.
Seitwärts Man sieht das Geschehen klassisch von der Seite und steuert seinen Marine mit dem Steuerkreuz durch die Gänge der Sulaco, die – ganz wie die Planeten/Stationen/Burgen bei den Metroid-Spielen oder vielen Castlevania-Teilen (daher Metroidvania) als ein riesiges Level und Hauptschauplatz dient. Erweitert wird diese Spielumgebung durch zwei weitere Maps, zu denen man zwischendurch mal einen Ausflug macht (z.B. auf den Planeten LV-426), um später wieder auf die Sulaco zurückzukehren. Das wichtigste Spielelement ist hierbei das Vorankommen: Ohne die notwendige Ausrüstung kommt man in bestimmte Bereiche erst gar nicht rein.
Aufschweißen und Wegsprengen! Das sind nicht nur Schlüsselkarten mit verschiedenen Sicherheitsstufen, sondern auch Werkzeuge wie Schraubenschlüssel, Schweißbrenner, oder auch Sprengstoffe und der Flammenwerfer, die natürlich auch als Waffen gegen die Alienbrut dienen. Abgefahrene Hilfsmittel wie bei Metroid oder anderen SciFi-Welten gibt es nicht – bei Aliens: Infestation herrscht technischer Realismus vor – man hält sich sehr stark an die Filme, was gerade den Fan entzücken wird.
Nicht übermenschlich Während man in den oben genannten Spielen von Nintendo und Konami oft Container für mehr Lebensenergie findet, um immer widerstandsfähiger zu werden und so das einzige Leben der Spielfigur besser zu schützen, ging Wayforward hier einen anderen, realistischeren Weg. Zu finden gibt es neben den Waffen, Werkzeugen und Schlüsselkarten nur Waffenupgradekits als einmalig an ihrem Fundort aufzunehmende Gegenstände. Die Lebensenergie und der Munitionsvorrat der Marines lässt sich nur durch Medikits und Munitionskisten wieder auffüllen, nicht jedoch erweitern. Daher sollte man extrem vorsichtig sein, mit dem, was man tut, und öfter mal ein Waffenlager aufsuchen. Dort wird alles aufgefüllt, man kann speichern, die Primärwaffe wechseln. Und wählen, welcher Marine an vorderster Front kämpft.
Tot ist tot Jedoch nur quasi. Denn stirbt ein Marine tatsächlich, und das wird gerade in den Bosskämpfen öfter passieren, heißt das nicht gleich Game Over. Das nächste Mitglied des Trupps kann direkt an dieser Stelle weitermachen, damit das Opfer des Gefallenen nicht vergebens war. Um den Vierertrupp wieder auffüllen zu können, begegnet man hin und wieder weiteren Marines, die von ihren Truppen getrennt wurden, oder die letzten Überlebenden dieser darstellen. Das gibt dem Begriff Extraleben eine völlig neue Bedeutung, zumal alle Marines ein Porträt, einen eigenen Hintergrund, individuelle Sprüche und sogar eine eigene Warteanimation in der Waffenkammer haben. Da schmerzt es natürlich umso mehr, wenn man eine liebgewonnene Spielfigur verloren hat. Will man dies vermeiden, hat man nur die Möglichkeit den DS zu resetten und neu zu laden. Bei Bosskämpfen geht das nur bedingt, weil meist darauf automatisch gespeichert wird. Ist der Kampf aber noch nicht zu Ende oder liest man noch den Dialog nach dem Sieg, kann man auch hier noch eingreifen. Alles in allem sehr originell und realistisch - und passend zu den Filmen, bei denen auch meistens kaum jemand überlebt.
Entführt Truppenmitglieder müssen nicht tot sein, wenn sie im Kampf fallen. Mir ist das beim Durchspielen zwar nie passiert, aber manchmal werden schwer verletzte Kameraden von den Aliens gefangen und in Brutstätten gebracht, wie man es aus dem Film kennt. In diesem Fall leuchtet ein gelber Punkt auf der Karte auf, den man rechtzeitig erreichen muss. Die Brutstätten findet man wie viele versteckte Items in Räumen, die durch Wartungsschächte zugänglich sind.
Mistvieh! Neben den Aliens, die auch mal die Wand hochgehen, findet man auch Feinde unter den Robotern, Androiden und Söldnern der Weyland-Yutani Corp. Letztere muss man aus der Deckung beschießen, hier ist meistens eine Kiste in der Nähe. Das ist recht neu für das Spielprinzip, die Idee muss aber definitiv noch reifen. Nicht nur, dass diese Gefechte recht eintönig sind, manchmal steigt man einfach schon über die Kiste, wenn man nur in Deckung gehen will. Eindrucksvoller ist da schon die Benutzung des Lagerroboters, welcher bei einem Bosskampf zum Einsatz kommt - womit die Entwickler sich ein weiteres Mal vor dem Film verneigen. Auch ohne derartige „Rüstung“ schlagen sich die Marines aber sehr gut. Sie sind prima zu steuern, die Aktionen wie Rennen, Springen, Rollen und an einem Vorsprung Festhalten funktionieren einwandfrei. Meistens verbraucht man dabei Ausdauer, die sich danach wieder auffüllt. So kann man nicht dauernd rennen und rollen, muss aber auch nicht die ganze Zeit gehend unterwegs sein.
Retro-Perfektion An der Grafik sieht man, dass Wayforward den DS verstanden hat. 3D-Spiele sehen auf Nintendos Last-Gen-Handheld (einige Ausnahmen gibt es natürlich) einfach nie so gut aus wie 2D-Spiele, von der Flüssigkeit des Gameplays ganz zu schweigen. Und auch wenn man es noch schöner hätte gestalten können, Aliens: Infestation fängt die Atmosphäre der Filme gut ein und ist mit seinem, an selige 16Bit-Zeiten erinnernden Design ein echter Geheimtipp für Retrofans. Auch die musikalische Untermalung und die Soundeffekte passen perfekt. Als freischaltbaren Bonus haben die Entwickler noch Bishops bekannten Messertrick aus dem Film eingebaut und zwar als Arcade-Minispiel mit Highscores.
Fazit:
Zwar muss sich Aliens: Infestation in Sachen Umfang, Spieldauer und entdeckbaren Geheimnissen den großen Vorbildern Metroid und Castlevania geschlagen geben, das macht das Spiel aber durch die originellen Einfälle, das realistische "Extraleben"-System und die liebevoll und detailreich umgesetzte Filmwelt wieder wett. Fans werden gar nicht anders können, als dieses Spiel zu lieben: Alieneier und Flammenwerfer, Königinnen und Facehugger, Androiden und Schweißbrenner – alles ist dabei und es passt perfekt. Aliens: Infestation ist wohl eines der letzten, großen Spiele für den Nintendo DS, wenn nicht sogar das letzte überhaupt, wenn man bedenkt, dass viele kommenden Games - wie der nächste Layton-Teil, Kirby: Mass Attack und DQM Monsters: Joker 2 - in Japan schon längst erschienen sind. Man kann nur hoffen, dass sich Wayforward treu bleibt und auch den 3DS und vielleicht die PSVita mit weiteren, toll gemachten Spielen in der Seitenansicht beehrt. Natürlich machen die DS-Aliens auch neugierig auf das kommende Colonial Marines von Gearbox und Sega.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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