Auf den ersten Blick sieht Die Siedler Online wie ein waschechtes Siedler aus. Die isometrische Ansicht überzeugt mit schöner Grafik. Tiere preschen durchs Unterholz, Bäume wiegen im Wind, ein Haupthaus steht einsam in der Landschaft. Man stellt jedoch schnell fest, dass es in der Browserspielvariante doch etwas anders abläuft. Das grundlegende Spielprinzip bleibt erhalten: Es gilt ein Königreich aufzubauen, Rohstoffe zu fördern, Wirtschafts- und Warenkreisläufe zu optimieren, und zu expandieren – wenn nötig auch mit Waffengewalt. Dazu baut man Gebäude, die verschiedene Funktionen haben. Ein Holzfäller fällt Holz, welches von einem Sägewerk in Bretter weiterverarbeitet wird, die man wiederum für weitere Gebäude oder Werkzeuge benötigt. Die Produktionsketten werden nach und nach komplexer, ohne dabei aber komplett zu überfordern. All das ist auch in Die Siedler Online vorhanden. Doch Browserspiele funktionieren in vielen Belangen dann doch etwas anders.

Und so wurde auch das Siedler-Spielprinzip für Die Siedler Online angepasst. Während eine Partie Siedler 7 im extremen Fall vielleicht über mehrere Stunden geht, soll ein Browserspiel natürlich deutlich länger fesseln und persistenter sein. Man möchte ja hier nicht jedes Mal komplett von vorne anfangen, sondern das eigene Königreich über Wochen und Monate entwickeln. Weiterhin soll ein Browserspiel auch nicht allzu viel Spielzeit pro Tag benötigen. Es reicht meistens sich nur kurz einzuloggen, um nach dem Rechten zu sehen und bestimmte Aktionen auszuführen. Denn sämtliche Aktionen, wie der Häuserbau, das Aussenden von Erkundern, die Erzeugung von Werkstoffen benötigen Zeiträume, die wenige Minuten bis mehrere Stunden und sogar Tage dauern können, bis sie ausgeführt werden.

Zumindest anfangs spielt sich Die Siedler Online dann aber doch durchaus wie ein typisches Siedler. Durch die verschiedenen Quests hat man immer etwas zu tun und wird gleichzeitig ins Spiel eingeführt. Für jede abgeschlossene Quest erhält man Erfahrungspunkte mit denen man nach und nach seinen Account auflevelt und so neue Gebäude freischaltet. Für Motivation ist also durchaus gesorgt. Doch mit der Zeit dauert es immer länger um Quests zu erfüllen. Auch der Wuselfaktor ist bei weitem nicht so hoch. Zwar sieht man hin und wieder auch kleine Männchen über die Karte laufen, aber durch den Wegfall der Straßen (die man für kosmetische Zwecke aber errichten kann) ist die Spielwelt für ein Die-Siedler-Spiel doch sehr statisch. Im weiteren Spielverlauf gibt es dann auch Quests, die nur mit mehreren Spielern erledigt werden können. 

Apropos mehrere Spieler. Die meiste Zeit fühlt man sich recht allein in Die Siedler Online. Jeder Spieler spielt auf einer eigenen Insel. Gekämpft wird nur gegen neutrale NPC-Banditenlager, um die eigenen Grenzen zu erweitern. Man kann sich die Königreiche von befreundeten Spielern ansehen, dort produktionsbeschleunigende Effekte auf Gebäude ausführen, mit ihnen Handel treiben oder eben zusammen Quests erledigen. Mehr wäre aber auf Grund der Spielmechnanik eines Browserspiels schwer umzusetzen gewesen. Die Siedler Online ist nun einmal kein MMO.

Das interessanteste an dieser Version sind die digitalen Inhalte, die man mittels fünf der Verpackung beiliegenden Codes einlösen kann. Insgesamt erhält man so 2500 Edelsteine, die je nach Edelsteinpreis einen Wert von ungefähr 15€ bis 18€ haben dürften. Mit den Edelsteinen kann man hauptsächlich Spielzeitverkürzungen erwerben. Man kann Die Siedler Online auch ohne den Erwerb von Edelsteinen spielen, muss sich dann aber stellenweise auf sehr lange Wartezeiten für bestimmte Aktionen einstellen. Neben den Edelsteinen erhält man noch zwei exklusive Gebäude – die Wassermühle und das Getreidesilo –, 250 Goldmünzen und einen exklusiven General.  

Die Siedler Online sieht nicht nur auf den ersten Blick aus wie ein waschechtes Siedler. Die grundlegenden Spielmechaniken und der Wiedererkennungswert für Serienkenner sind auf jeden Fall vorhanden. Trotzdem ist es natürlich kein MMO-Siedler, sondern eben ein Browserspiel, mit allen Vor- und Nachteilen. 

Für Fans des Spiels, die auch gerne bereit sind Geld zu zahlen bietet Die Sieder Online – Special Edition auf jeden Fall genügend Gegenwert. Die DVD-Inhalte sind zwar sehr schwach und man fragt sich, ob man hier nicht deutlich mehr hätte rausholen können. Das magere Artbook hat man in zwei Minuten durchgeblättert und verdient eigentlich den Namen nicht, aber die virtuellen Gegenstände wissen zu gefallen. Neueinsteiger sollten vor dem Kauf aber auf jeden Fall einmal das Spiel antesten und schauen, ob ihnen das Spielprinzip zusagt.