Splashpages  Home Games  Rezensionen  Rezension  Dead Space 3
RSS-Feeds
Podcast
https://www.splashgames.de/php/images/spacer.gif
In der Datenbank befinden sich derzeit 3.439 Rezensionen. Alle Rezensionen anzeigen...
Rezensionen Splash! Hits Covergalerie Checkliste

Dead Space 3

Entwickler: Visceral Games
Publisher: Electronic Arts

Genre: Action
USK Freigabe: keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis: ca. 44 bis 55 €

Systeme: PC, PlayStation 3, Xbox 360

Ausgezeichnet mit dem Splash Hit Inhalt:
Eines der Naturgesetze der Videospielentwicklung ist, dass es fast schwerer ist, eine erfolgreiche Serie von Titeln zur Zufriedenheit der Fans zu beenden, als diese überhaupt zu etablieren. Crysis 3 oder Mass Effect 3 sind nur die jüngsten Beispiele dafür, wie sich namhafte Entwickler am eigenen Anspruch verheben können: Neuerungen einbringen, ohne dadurch die eigenen Fans zu vergraulen, und gleichzeitig die eigene Franchise zu einem nicht nur würdigen, sondern spektakulären Ende zu bringen, ist keine einfache Sache.
Entsprechend schwer lastete der Druck bei der Entwicklung von Dead Space 3, dem Abschluss einer der markantesten Serien der letzten Jahre, auf Visceral Games. Und das nicht ohne Folgen: Immer wieder kamen neue Details des kommenden Titels ans Licht, die für Entrüstung der Serien-Fans sorgten. Immer wieder versuchten die Entwickler, einen Kompromiss zwischen Fan-Erwartungen und eigenen Ideen zu finden. All das hatte letztlich sogar zur Folge, dass irgendwann der Stopp des ganzen Projektes im Raum stand. Doch so weit ist es nicht gekommen, seit dem 8. Februar 2013 steht Dead Space 3 in den Regalen. Und präsentiert sich als Spiel, das viel Kritik einstecken muss, gleichzeitig aber auch eine originelle, komplexe Spielerfahrung bietet.

Meinung:
Isaac Clarke, ehemaliger Schiffsmechaniker, selbsternannter „Marker-Killer“ und Protagonist von Dead Space 1 und 2, hat eine harte Zeit hinter sich. Zwei Monate nachdem er sich durch eine Raumstation voller Nekromorphs kämpfen musste, lebt er traumatisiert in einer dreckigen Wohnung und trauert dem Ende seiner Beziehung zu Ellie Langford hinterher, mit der er aus eben jener Station entkommen war. Dieses traurige Leben ändert sich dramatisch, als ihn Norton, einer der letzten Soldaten von EarthGov, dazu bringt, mit ihm gemeinsam nach Ellie zu suchen. Diese ist nämlich auf der Suche nach dem Ursprung des Markers, dem Auslöser der Nekromorph-Seuche, in den Tiefen des Alls verschollen.
Die Suche nach der Verschwundenen führt Clarke, Norton und einige Weggefährten zum Eisplaneten Tau Volantis, in dessen Orbit ihr Schiff allerdings schweren Schaden erleidet. Gestrandet in einem Meer von Raumschiffwracks und -trümmern, liegt es an Isaac Clarke, sich und seine Begleiter zu retten, Ellie zu finden und letztlich natürlich auch der Menschheit neue Hoffnung im Kampf gegen die Nekromorphs zu geben.

Vom Regen in die Traufe
Dank dieser Ausgangssituation zeigt sich Dead Space 3 direkt von der Seite, die die Serie stark gemacht hat: Wie schon in den Vorgängern rennt, schleicht und schwebt Clarke durch einen gigantischen Schiffsfriedhof, immer auf der Suche nach der Möglichkeit, irgendwie den Eisplaneten zu erreichen, immer auch der Hut vor der überall lauernden, tödlichen Bedrohungen. Ächzende Metallwände, brachiale Maschinen und abartige Gegner sorgen dabei schon nach wenigen Minuten dafür, dass sich die gewohnt bedrückende Atmosphäre der Serie einstellt und sich deren Veteranen sofort zuhause fühlen.
Nach gut einem Drittel der Spielzeit verlässt Clarke allerdings das kalte All und tauscht es gegen die tödliche Eiswüste von Tau Volantis. Ein Sprung, der so manchem Spieler eingangs schwer fallen dürfte, sich letztlich aber als extrem kluge Wahl herausstellt. Ähnlich wie in Carpenters Meisterwerk The Thing zeigt sich nämlich schnell, dass es das ewige Eis hinsichtlich seiner Gefahren mit dem Weltraum durchaus aufnehmen kann. Hier unendliche Weiten, dort (scheinbar) unendliche Schluchten, hier der Sog des Vakuums, dort die Unzuverlässigkeit des Eises. Und überall die Gewissheit des Spielers, dass ein falscher Schritt, ein Problem mit der Ausrüstung, eine Unaufmerksamkeit den sofortigen Tod zur Folge haben wird.

Form follows function
Optisch und auditiv werden beide Schauplätze des Spiels von Visceral gewohnt eindrücklich inszeniert. Während im All das Metall ächzt, die Maschinen wieder zu stampfen beginnen und der Zerfall alles zerfrisst, heult auf Tau Volantis der eisige Wind durch grau-blaue Gletscherwände und alte Metallbaracken schälen sich aus dem Schneetreiben. Getragen von Orchester-Klängen und gezeichnet in düsteren Farben versetzt Dead Space 3 den Spieler gnadenlos in eine brutale, kalte, tödliche Zukunft, deren einzige Wärme im Inneren von Clarkes Anzug zu finden ist. Emotional wenig ansprechend, dramaturgisch aber perfekt gelöst.
Gerade an den Anzügen der Hauptfigur zeigt sich, wie schon in den Vorgängern, eine besondere Qualität der Serie: Das brillante Design der meist technisch geprägten Spielwelt. Alle Waffen, Maschinen, Korridore, Raumschiffe und eben auch Anzüge in Dead Space 3 wirken glaubwürdig bis greifbar echt, die beeindruckende Optik resultiert aus dem jeweiligen technischen Zweck, nicht andersrum. Ein wiedermal gelungener, entscheidender, viel zu selten betonter Baustein des Dead-Space-Erfolges.

Weiter, immer weiter
Doch anders als bei einem anderen, eingangs erwähnten Titel, dessen Protagonist in einem Anzug steckt, ist die optische Qualität von Dead Space 3 nicht die zentrale Stärke des Spiels. Vielmehr zeichnet sich das Spiel wie schon seine Vorgänger durch eine recht simple, aber extrem packende Spielmechanik aus: Korridor um Korridor durchkämmt der Spieler im Rücken Clarkes und sieht sich immer wieder überraschenden, ekelhaft und brutalen Bedrohungen ausgesetzt, die nur mit Entschlossenheit, Ruhe und Waffe plus Kinese/Stase überwunden werden können. Immer wieder entwickeln sich dabei adrenalinschwangere Kampfsequenzen,  an deren Ende Clarke - hoffentlich - als Letzter steht, seine Waffen durchlädt, sich heilt und dann einen Blick auf den blutig-eitrigen Wahnsinn um sich herum wirft. Ein kurzes Zögern und es geht weiter, der Ungewissheit entgegen, ob hinter der nächsten Ecke der nächste Kampf oder ein Rätsel wartet. Oder ob alles um ihn herum einfach zusammenbricht. Grandios, auch wenn die schlicht schlechte KI der wenigen menschlichen Gegner das „Vergnügen“ etwas schmälert.

Do it yourself
Abgerundet wird dieses in den Vorgängern perfektionierte Prinzip in Dead Space 3 durch einige sinnvolle Neuerungen. So wurde zum Beispiel das Problemfeld Munition sinnvoll vereinfacht, indem es nun nur noch eine Munitionsart für sämtliche Waffen gibt, was dem Spieler überflüssiges Inventar-Management abnimmt.

 

Essentieller ist aber ein anderes neues Feature: Die Arbeitsbank der Vorgänger wurde komplett überarbeitet und gibt dem Spieler nun die Möglichkeit, die verschiedenen Module seiner beiden Waffen immer wieder neu zu kombinieren, um so eine Vielzahl unterschiedlicher Waffen zu generieren. Mit Stase aufgeladener Plasmacutter mit Unterlauf-Flammenwerfer? Kein Problem. Nieten-Schrotflinte mit Raketenwerfer und Elektroschocks? Alles möglich.
Diese Waffen entstehen aber natürlich nicht aus dem leeren Raum, Clarke benötigt dafür Pläne und unterschiedliche Ressourcen. Diese finden sich entweder, wie üblich, in im Level verteilten Kisten bzw. bei Gegnern oder werden über Sucher-Bots gefarmt - kleine Roboter, die Clarke an bestimmten Stellen der Spielwelt aussetzen kann und die irgendwann automatisch zur Werkbank zurückkehren. Kombiniert mit kleinen Platinen, die die Statistiken der Waffen weiter verändern, ergibt das einen (anfangs fast zu) komplexen Schaffensprozess, der das Spiel sinnvoll erweitert und dem Spieler die Möglichkeit gibt, Dead Space 3 höchst individuell zu erleben.

Eingeschränkte Freiheit
Um diese Spielmechanik voll auszuschöpfen, hat sich Visceral etwas vom sehr linearen Prinzip der Vorgänger gelöst und gibt dem Spieler deutlich mehr Freiheiten für den Spielverlauf. So kann (und muss) Clarke immer zwischen verschiedenen Bereichen des Spiels hin- und herspringen, um hier noch eine der optionalen Missionen abzuschließen oder da noch einen Sucher-Bot auszusetzen. Gerade im Orbit zu Beginn des Spiels bringt das das Dead-Space-Prinzip eindeutig auf ein neues Niveau - fast wünscht man sich ein richtiges Open-World-Abenteur Clarkes. Spätestens mit der Reise zum Planeten muss man dann aber erkennen, dass diese Freiheit Grenzen hat: Einmal aus dem Orbit verschwunden, sind dortige Missionen etc. nicht mehr zugänglich. Und auch auf Tau Volantis zieht der Fortschritt im Spiel bestimmte Grenzen, hinter die es - einmal überschritten - kein Zurück gibt.
Eine Möglichkeit, die so liegen gelassenen, jetzt benötigten Rohstoffe zu sammeln, stellen die Mikrotransaktions-DLC-Pakete, die Visceral zur Entrüstung vieler Spieler implementiert haben. Für Beträge zwischen ungefähr einem und fünf Euro lassen sich über die Werkbank Module, Ressourcen usw. erstehen, die den Fortschritt im Spiel sicher beschleunigen. Wirklich notwendig für den Spielverlauf ist dieses Feature aber zu keiner Stelle, Dead Space 3 lässt sich zum Glück auch problemlos durchspielen, ohne weiteres Geld auszugeben. Was den Spielgenuss in meinen Augen sogar eher verlängert und intensiviert, aber das muss jeder selber wissen.

Doppelt gut
Eine Erfahrung, die im Gegensatz dazu aber für jeden Spieler sinnvoll ist, ist der Koop-Modus von Dead Space 3. In diesem übernimmt ein Spieler wie gewohnt Clarke, der andere den innerlich und äußerlich vernarbten Soldaten John Carver, ebenfalls Teil der Tau-Volantis-Expedition. Dessen Mitwirken beschränkt sich aber nicht nur darauf, Clarke mit mehr Feuerkraft zu unterstützen, sondern bietet auch neue Möglichkeiten, das Spiel zu erleben. Denn zum einen bringt Carver eine ganz neue und persönliche Facette des Dead-Space-Kosmos ins Spiel, zum anderen erlebt er die Welt um sich herum auch anders als die eigentliche Hauptfigur. Namentlich Carvers Halluzinationen, die Clarke eben nicht wahrnimmt, sorgen für großartige Momente im Spielverlauf: Wer einmal als Clarke erlebt hat, wie der Nebenmann plötzlich wild um sich schießt und hektisch ins Mikrofon krächzt, wird bestätigen, dass der Multiplayer von Dead Space 3 ein ganz besonderes Vergnügen ist, ohne dabei den Einzelspieler-Modus sinnlos werden zu lassen.
Etwas schade ist allerdings, dass sich das nur auf zwei Systemen und nicht vor einem Bildschirm erleben lässt. Allerdings hätte es der unterschiedlichen Wahrnehmung der Spielfiguren wohl auch ihre Dynamik genommen, wenn man als Carver einfach auf die andere Seite des Bildschirms hätte schauen können, um seine Wahnvorstellungen als diese zu entlarven.

Action-lastiges Finale
Und was bleibt einem Dead-Space-Fan der ersten Stunde nach dem Finale des letzten (?) Teils? Dead Space 3 verschiebt, auch um die Serie eben zu einem spektakulären Ende zu führen, den Fokus des Spiels deutlich weg vom Horror hin in Richtung Action: Gerade die letzte Hälfte des Spiels geht problemlos als SciFi-Actioner durch. Bombastisch, aber eben wenig erschreckend, was letztlich aber natürlich der Karriere der Hauptfigur zuzurechnen ist - der Isaac Clarke aus Dead Space 3 ist letztlich so fertig und verroht, dass ihn kaum noch etwas ekeln, schocken oder verstören kann.
Trotz all seiner Fehler und Probleme schafft es der ehemalige Mechaniker aber gemeinsam mit dem Spieler, die Dead-Space-Trilogie zu einem aufwändig inszenierten, inhaltlich absolut gelungenen Ende zu bringen. Große Literatur ist der Metaplot von Clarkes Kosmos damit zwar immer noch nicht, aber immerhin eine runde und originelle Geschichte mit teilweise großen Emotionen und einem würdigen Ende. Und das ist bekanntlich recht selten in der Welt der Videospiele.



Fazit:
maxAuch wenn Dead Space 3 unvermeidlicherweise einige Serien-Fanatiker enttäuscht haben wird, kann man Visceral Games nur gratulieren: Die Amerikaner haben es geschafft, dem eingangs erwähnten Druck stand zu halten und das Finale ihres Action-Horror-Zyklus zu einem gleichzeitig sinnvollen wie unterhaltsamen Ende zu führen. Zwar ist Dead Space 3 leider mehr Action- als Horrorspiel und hat unbestreitbar einige Schnitzer in der Spielmechanik, letztlich bleibt es aber eben ein fesselndes, forderndes und abwechslungsreiches SciFi-Spektakel auf höchstem Niveau. Ob alleine oder zu zweit: Wer die Serie schätzt, wird auch Dead Space 3 genießen. Und wer Dead Space noch nicht kennt, sollte sich spätestens jetzt Isaac Clarkes gesammelte Abenteuer geben. Am besten am Stück.


Dead Space 3 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Autor der Besprechung:
Max Link

Screenshots


















Wertungen Pluspunkte Minuspunkte
Wertung: 9.125 Grafik: 9.00
Sound: 9.50
Steuerung: 8.50
Gameplay: 9.50
Wertung: 9.125
  • Packendes Spielerlebnis
  • Sinnvolle Neuerungen
  • Originelle Koop-Kampagne
  • Kaum Grusel-Elemente
  • „Freies Spiel“ nicht konsequent umgesetzt
  • Teilweise schlechte Gegner-KI

Persönlichen Bookmark setzen für diese Seite
Diese Seite als Bookmark bei Blinklist hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei del.icio.us hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Digg hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Fark hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Furl hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Google Bookmarks hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Mister Wong hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei myYahoo hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Netscape hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Newsvine hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Reddit hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei StumbleUpon hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Technorati hinzufügen   Diese Seite als Bookmark bei Yigg hinzufügen  
Oder diesen Dienst benutzen: Social Bookmark Button

Rezension vom: 03.03.2013
Kategorie: Action
«« Die vorhergehende Rezension
Rocketbirds: Hardboiled Chicken
Die nächste Rezension »»
Urban Trial Freestyle
Die Bewertung unserer Leser für dieses Game
Bewertung: Keine Bewertung vorhanden
Bewertung
Du kannst dieses Game hier benoten. Wohlgemerkt soll nicht die Rezension, sondern das Game an sich bewertet werden! Du hast also dieses Game gespielt? Dann bewerte es hier. Die Benotung erfolgt mit Sternen. Keine Sterne entsprechen der Schulnote 6. Fünf Sterne entsprechen der Schulnote 1.
Schulnote 1Schulnote 2Schulnote 3Schulnote 4Schulnote 5Schulnote 6