Adventure Box Vol.2
Entwickler:
Peter Games
Publisher:
Peter Games
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
19,95 €
Systeme:
PC
Inhalt:
Peter Games ließ sich nicht lumpen, und somit folgte gleich die Adventure Box Vol.2 auf die erste. Dieses Mal sind sogar fünf Spiele enthalten, und die sind noch bunter gemischt. Enthalten sind Sherlock Holmes: Das Geheimnis der Mumie, The Westerner, die beiden ersten Teile von Runaway, sowie mit Obscure ein ziemlicher Ausreißer, der erst ab 16 freigegeben ist, und somit auch die ganze Box hochzieht. Wir sagen euch, ob sich die 20 Euro für die Sammlung lohnen.
Meinung:
Sherlock Holmes: Das Geheimnis der Mumie Watson hat Urlaub. Doch was ist ein Sherlock Holmes ohne seinen Doktor Watson? Richtig, nur halb so gut, und das könnte man auch über dieses Spiel sagen. Keine Frage, Das Geheimnis der Mumie ist das allererste von Frogwares' Holmes-Spielen, es erschien 2002. Man könnte es aber innerhalb der Reihe komplett weglassen, da nicht nur Watson fehlt, sondern auch andere typischen Elemente.
Holmes wird von der zukünftigen Frau seines Cousins um Hilfe gebeten, da ihr Vater, ein berühmter Archäologe verschwunden ist, und gar totgeglaubt wird. Um die Wahrheit zu finden, begibt sich Holmes in das Haus des Forschers, und kommt dort auch nicht wieder raus, bis man das Spiel beendet hat. Denn das Haus ist nicht nur ein Museum, sondern steckt auch voller Rätsel, Fallen und Geheimmechanismen. Holmes erkundet dabei also das Haus, muss dabei richtige Kopfnüsse, aber auch nervige Verschieberätsel lösen. Er kann sterben und steht oft auch unter Zeitdruck. Das Geheimnis der Mumie ist also eher ein Rätselspiel mit Alibi-Handlung, das nichts mit den berühmten Kriminalfällen, die sich Sir Arthur Conan Doyle einst erdachte, zu tun hat. Daneben fehlt auch die Atmosphäre, die ähnliche Spiele, wie z.B. Myst und seine Nachfolger, so auszeichnete, und mit der auch Amerzone (wenn auch nicht in dem Maße wie Myst) aufwarten konnte. Somit ist Das Geheimnis der Mumie nur beinharten Rätselfans zu empfehlen, die obendrein auch noch mit einer gewissen Frustresistenz gesegnet sind.
Technisch macht das Spiel auch kaum noch einen guten Eindruck, die pixelige und unscharfe Grafik erschwert das Rätseln enorm. Das kann vom nächsten Spiel der Sammlung nicht behaupten, obwohl es aus demselben Jahr stammt.
Runaway: A Road Adventure Runaway war der Durchbruch für die spanischen Pendulo Studios. Eigentlich wollte Physikstudent Brian Basco nur noch ein Buch aus der Bibliothek abholen. Dumm (je nachdem, wie man es betrachtet auch gut) nur, dass ihm die Stripperin Gina Timmins vors Auto läuft. Diese ist auf der Flucht vor den Gangstern, die ihren Vater ermordet haben, welcher offenbar mit dem Geheimdienst zu tun hatte. Das ist der Stoff für eines der spaßigsten und besten Point'n'Click-Adventures des vergangenen Jahrzehnts.
Und obwohl es schon 2002 erschien, man sieht es dem Spiel kaum an. Die Comicgrafik wurde klasse animiert, und das Spiel wird von echten Songs und nicht nur von Instrumentalstücken untermalt. Runaway war so erfolgreich, dass es dem schon totgeglaubten Point'n'Click-Genre neues Leben eingehaucht hat. Noch schöner ist nur ein Spiel in dieser Sammlung...
Runaway 2: The Dream Of The Turtle ...nämlich Runaway 2. Hier haben sich die Pendulo Studios noch mehr ins Zeug gelegt, wodurch die animierte Comicgrafik noch besser aussieht, und auch mit heutigen Adventures locker mithalten kann. Brian und Gina sind inzwischen ein Paar und machen Urlaub auf Hawaii. Da Gina unbedingt die für Touristen verbotene Insel Mala sehen will, heuern die beiden den schon recht in die Jahre gekommenen Piloten Otto samt seinem etwa gleichaltrigen Flugzeug an. Es kommt wie es kommen muss: Otto verstirbt am Steuerknüppel, Gina springt (eher wird gesprungen) mit dem einzigen Fallschirm über der Insel ab, und Brian landet Bruch. Dass dies nur der Anfang einer aberwitzigen Reise ist, dürfte klar sein.
Genial ist z.B. die Spielehilfe, die nicht einfach nur Tipps gibt, sondern bei der Brian von seinem verrückten Wissenschaftler-Kumpel aus einer parallelen Zukunft (sofern ich das richtig verstanden habe) kontaktiert wird, und der daher alles weiß, was Brian tun muss, dabei aber oft auch etwas in Rätseln spricht. Kommt man durch eine Hilfestellung immer noch nicht weiter, und wählt die Hilfe nochmals an, so bekommt man einen genaueren Tipp.
Fenimore Fillmore: The Westerner The Westerner ist das zweite Spiel mit dem Westernhelden Fenimore Fillmore. 3 Skulls of the Toltecs war ein klassisches Adventure im Stile der alten LucasArts- und Sierra-Adventures, und nahm dabei Westernfilme gehörig auf die Schippe. Im zweiten Teil, der 2003 erschien, experimentierte man wie viele Entwickler mit 3D-Grafik. Das hat den Vorteil, dass man das Spiel auch heute noch mit allen möglichen Auflösungen starten kann, sogar Full HD und noch mehr ist drin. Allerdings ist der Grafikstil sehr gewöhnungsbedürftig, ja, Fillmore sieht aus wie eine Mischung aus dem Marvel-Westernheld Rawhide Kid und dem Cowboy Woody aus Toy Story.
Auch ist es nervig, dass man ständig nur in die Egosicht schaltet, wenn man Gegenstände mit dem Lupensymbol anklickt, anstatt dass der Protagonist sich zu Wort meldet und ein Kommentar abgibt. Man muss also immer erst rechts klicken, damit sich der Zeiger in eine Hand verwandelt. Das muss man zwar auch bei anderen Adventures, wie z.B. bei Runaway, doch ist es dort nicht unnötig, weil dort der Charakter den Befehl ausführt und den entsprechenden Gegenstand bzw. die Stelle im Spiel untersucht.
The Westerner ist kein reines Adventure, so gibt es im Kampf gegen die Schurken, die die armen Farmer ganz westerntypisch von ihrem Land vertreiben wollen. Man kann Geld sammeln und ausgeben, es gibt Geschicklichkeitseinlagen und sogar Beleidigungsduelle im Stil von Monkey Island. Nicht schlecht, aber sicher nicht jedermanns Sache, vor allem, da es auch sehr viele nervige Elemente gibt, wie etwa das ständige Füttern des Pferdes, wenn man in einen anderen Bereich will. Im Nachfolger The Westerner 2 erfuhr Fenimore Fillmore übrigens erneut ein komplettes Charakterredesign.
Obscure Obscure ist wahrlich ein Ausreißer in dieser Sammlung, denn es handelt sich hier um einen Survival-Horror-Titel der alten Schule. Hier gibt es eine Menge Elemente des klassischen Adventures, was Rätsel und das Kombinieren von Gegenständen angeht. Dennoch ist es ein Action-Adventure im Stile eines Resident Evil von früher, bei dem man auch zur Waffe greifen muss (die man per Itemkombination sogar mit einer Taschenlampe ausstatten kann, Klebeband vorausgesetzt). Daher sollte man Obscure am besten mit dem Gamepad spielen.
Entwickler Hydravision vermischt in der Handlung Elemente von Survival-Horror-Spielen mit denen aus Teenie-Slasher-Filmen, wie z.B. Faculty, Scream oder Düstere Legenden. Es geschehen seltsame Dinge an der Leafmore High School, und als Kenny (den man im Prolog steuern darf), verschwindet, machen sich Josh und einige andere Schüler und Schülerinnen auf, ihn zu finden, und das Geheimnis zu lösen. Klar, dass man dabei auch auf üble Kreaturen trifft. Obscure zeichnet sich durch seine echte Survival-Horror-Atmosphäre aus, und kann auch mit seinem Gameplay überzeugen. Das Speichersystem stammt aber leider auch aus alten Zeiten. Sammelte man bei Resident Evil noch Farbbänder, die man an einer Schreibmaschine benutzen konnte, um zu speichern, geht bei Obscure jeweils eine CD pro Speichervorgang drauf. Dann muss man erst mal wieder neue finden.
Das Besondere an Obscure (das noch recht gut aussieht für sein Alter, und auch in allen Auflösungen gespielt werden kann) ist aber der Koop-Modus, der 2004 noch lange vor Resident Evil 5 ein echtes Novum darstellte. Man hat nämlich immer einen Partner dabei, der einem folgt, dem man Befehle geben, und den man auch auswechseln kann. Der KI-Partner kämpft mit, man kann ihm Waffen geben und ihn komplett von einem menschlichen Mitspieler steuern lassen.
Fazit:
Die Adventure Box Vol.2 lohnt sich hauptsächlich für diejenigen, die ihre Adventuresammlung vervollständigen wollen, oder viele Spiele für wenig Geld suchen. So sind die beiden Runaway-Spiele zwar das absolute Highlight der Sammlung, aber auch in einer eigenen Trilogie-Box (und nicht nur da) erhältlich. Obscure stellt ebenfalls ein Highlight dar, ist vielleicht aber nicht das, was Adventure-Fans suchen (aber es dennoch mal ausprobieren sollten). Für knapp 20 Euro findet man hier jedenfalls wieder eine günstige Gelegenheit, seine Sammlung zu vervollständigen.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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