Genre:
Rollenspiele USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
ab 48,24 €
Systeme:
PC, PlayStation 4, Xbox One
Anforderungen:
setzt 64-Bit-Prozessor und -Betriebssystem voraus // Windows 10 // Intel Core i5-3.3 GHz or better, or AMD Equivalent // 8 GB RAM // Nvidia GTX 760 or AMD Equivalent // DirectX: Version 11 // 52 GB verfügbarer Speicherplatz // DirectX compatible sound ca
Inhalt:
Aus der aktuellen Spiele-Landschaft sind Titel mit strategischen und rollenspielerischen Elementen in einem post-apokalyptischen Setting nicht mehr wegzudenken. Bei der heutigen Popularität der Fallout-Marke wird gerne vergessen, dass auch die ersten Fallout-Titel ein Vorbild hatten und das war Wasteland: Das Original erschien 1988, wurde von Interplay entwickelt und damals noch von EA vertrieben. Das Unternehmen mit Sitz in Beverly Hills war in den 90er Jahren als Publisher und/oder Entwickler für zahlreiche Titel verantwortlich, die im jeweiligen Genre zum Kult wurden. Unter anderem wurden Warcraft: Orcs and Humans, Dungeon Master II, Descent, Earthworm Jim und Battle Chess durch Interplay vertrieben. Der geistige Vater von Spielen wie The Bard's Tale oder Wasteland ist Brian Fargo, einer der Mitgründer von Interplay.
Der Vorgänger wurde von uns im Übrigen sowohl in der Originalversion als auch in der Neuauflage getestet.
Nachdem die Rechte für Wasteland beim Publisher EA verblieben waren, begann bei Interplay die Fallout-Reihe (1997), die später vollständig an Bethesda übertragen wurde. 2003 erschien Wasteland 2 als via Kickstarter finanziertes Projekt. Der dritte Teil wurde ebenfalls auf diesem Weg realisiert, wobei zwischen Beginn der Kampagne und der Veröffentlichung immerhin 4 Jahre lagen.
Meinung:
Das grundlegende Setting für die Wasteland-Reihe nun ist schnell erklärt: Die Sowjetunion und Amerika haben nach einem atomaren Krieg eine neue – weniger schöne – Weltordnung zurückgelassen, in der nunmehr das Recht des Stärkeren regiert. Übrig sind Reste der Menschheit in verstreuten Enklaven. Auch einige versprengte Streitkräfte haben überlebt, so etwa die Desert Rangers, in deren Rolle man als Spieler schlüpft.
Zurück in die Zukunft
Im aktuellen Teil spielt die Handlung in der gefrorenen, postapokalyptischen Einöde von Colorado. Der Spieler lenkt das Schicksal des kläglichen Rests von Team November, einem Ranger-Trupp, der gleich zu Spielbeginn viele Federn lassen muss. Die Ranger waren auf dem Weg ins verschneite Colorado, um dem dortigen Machthaber (dem „Patriarchen“) beim Machterhalt zu helfen und sich dabei gegen ein seltsames Potpourri aus gegnerischen Parteien wie sektenartigen Clans, intelligenten Maschinen und seine drei recht unterschiedlich geratenen Kinder zur Wehr zu setzen. Als Gegenleistung will der Patriarch die angeschlagenen Ranger mit Ressourcen unterstützen.
Als wäre das alles nicht verwirrend genug, befindet man sich schnell mitten im Geschehen und muss immer wieder Entscheidungen fällen, bei denen man nur ahnt, dass es schwerwiegende Konsequenzen im weiteren Spielverlauf nach sich ziehen kann. Das Spiel lässt uns in diesem Punkt große Freiheiten. Wollen wir der Badass sein, der nur verbrannte Erde zurücklässt, beißen wir die Hand, die uns füttert oder sind wir der Ritter in der strahlenden Rüstung und nehmen dafür mächtige Feinde in Kauf? Nicht immer sind alle Möglichkeiten sofort ersichtlich. In bester Rollenspielmanier wollen entsprechende Fähigkeiten entwickelt werden. Das Angebot an rekrutierbaren Charakteren oder verfügbaren Missionen reagiert auf unser Verhalten. Potenziell liegt hier ein hoher Wiederspielwert.
Nun zur Crew
Die Charakterentwicklung wurde im Vergleich zum Vorgänger gestrafft, funktioniert aber nach bewährtem Prinzip. Es gibt bestimmte Stärken und Schwächen, die dem jeweils erstellten Charakter im Spielverlauf ermöglichen, ein super Haudrauf oder ein klasse Stealth-Scharfschütze oder Sprengstoffexperte zu werden. Neu und besonders erscheint zu Beginn die Möglichkeit, ein Pärchen auszuwählen. Die Tandemcharaktere interagieren miteinander und glänzen im günstigsten Fall durch sich gegenseitig ergänzende Fähigkeiten. Die Interaktion zwischen den Charakteren des Spielers ist alles in allem aber kein spieltragendes Element und beschränkt sich im Wesentlichen auf markige Sprüche. Die Palette der Fähigkeiten reicht dabei von rollenspielerischer Einheitskost wie Schlösserknacken über serienbewährte Evergreens wie Toaster reparieren bis hin zu abgedrehten Skills wie verrückter Wissenschaft, mit der man vor allem Unfug anstellen kann.
Bitterböse Postapokalypse
Wie die - eingangs beschrieben abgedrehten - Parteien illustrieren, wurde das aktuelle Wasteland wieder mit allerhand skurrilen Charakteren bevölkert. Auch in den begehbaren Arealen tummeln sich zahlreiche NPCs und Details, die es sich zu erkunden lohnt. Der raue Humor passt glänzend zum Setting des Spiels und wirkt nur selten deplatziert. Auch Anspielungen an die früheren Serienteile finden sich immer wieder, was Veteranen freuen wird. Selbst der geistige Vater der Reihe, Brian Fargo, hat sich mit einem Alter Ego im Spiel verewigt.
Das Gefühl, etwas zu schaffen, vermitteln einem im Übrigen nicht nur die ansteigenden Skills und Level der Charaktere, sondern auch die ziemlich coole, am Anfang noch recht runtergekommene Basis der Ranger, die im Spielverlauf bevölkert wird und neben zahlreichen NPCs und einem Museum auch eine Garage mit unserem fahrbaren Untersatz beinhaltet. Hier hat man sich Zeit für Details genommen.
Auf ins Gefecht
Die rundenbasiert ablaufenden Gefechte verlaufen auf Basis der Initiativewerte der einzelnen Spielfiguren. Gegenüber dem Vorgänger gestaltet sich das Kampfsystem wieder vielseitiger, da schlichtweg mehr unterschiedliche Fähigkeiten zur Auswahl stehen. Während bei Spielen wie Commandos an dieser Stelle so viel Realismus wie möglich untergebracht wird, bleibt Wasteland 3 sich treu und strotzt nur so vor schrägen Ideen. So kämpft das Maskottchen der Ranger, eine Katze, an unserer Seite und wir schießen schon mal mit gefrorenen Hamstern auf ein gegnerisches Geschütz, bis dieses in die Luft fliegt. In puncto Physik und Chemie gibt es kleine Reminiszenzen an die Realität: Feuer, Eis, Öl, Gift und ähnliche Zustandsveränderungen können geschickt kombiniert werden, um Schaden zu vervielfachen. Die detailliert gestalteten Kampfareale bieten in der Regel viel Potenzial, etwas zum explodieren zu bringen. Die Bandbreite an Waffen und Kampfstilen ist dabei enorm und reicht von überproportional starken Nahkämpfern mit Schlagringen, Schlägern oder schlicht Fäusten über kleinkalibrige Waffen bis hin zu schwerem Geschütz. Waffen gibt es also viele, doch Munition ist oft rar gesät. Zum Glück ist unser Inventar in etwa so tief wie Hermines verzauberte Tasche und so können wir bei Bedarf das halbe Wasteland hineinmüllen. Da ich Gewichtsbeschränkungen häufig als die lästigste Beschränkung in derartigen Spielen empfinde, gefällt mir das gut und wer Realismus sucht, der ist schon früher in diesem Spiel ausgestiegen. Die im Internet gehäuft angesprochenen Bugs und Abstürze konnte ich nicht in dieser Dichte nachvollziehen. Kleine, technische Mängel sehe ich hingegen bei der Menüführung und den Icons, die nicht immer hundertprozentig selbsterklärend oder eindeutig sind. So ist es etwa ärgerlich, wenn man Aktionspunkte darauf verschwendet, einen Charakter versehentlich zu bewegen, obwohl man nur seine Möglichkeiten abwägen wollte. Hin und wieder leuchteten auch die Sichtlinien im Gefecht nicht ein, aber erfahrungsgemäß sind das Probleme, die mit den nächsten Patches verschwinden werden.
Fazit:
Mit detailreicher Grafik, einem abgedrehten Endzeit-Setting und dem schrägen Humor qualifiziert sich das neueste Abenteuer der Ranger für Wasteland- und Fallout-Freunde sowie Liebhaber rundenbasierter Kämpfe trotz technischer Mängel für eine hohe Bewertung.
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