Entwickler:
Good Gate Media Publisher:
Wales Interactive
Genre:
Adventure USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
13 €
Systeme:
PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Switch, Xbox One, Xbox Series X/S
Inhalt:
Not macht ja bekanntermaßen erfinderisch und während Kontaktbeschränkungen aufgrund einer Pandemie für Programmierer noch mit Home Office ausgeglichen werden können, sieht das bei Filmen ein wenig anders aus. Entsprechend mussten auch FMV-Titel sich etwas einfallen lassen. Daher läuft Who pressed mute on Uncle Marcus? auch komplett über eine Videokonferenz ab.
Meinung:
Abbys Familie gehört eine erfolgreiche Firma. Doch wie das bei solchen Elite-Clans oft der Fall ist, können sich die Familienmitglieder gegenseitig kaum ausstehen. Nach dem letzten Familientreffen, zu dem Abby schon gar nicht mehr hingegangen ist, bekommt sie einen Anruf von ihrem Onkel Marcus, der ihr offenbart, dass eines der anderen Mitglieder ihn auf dem Treffen vergiftet und er nur noch wenige Stunden zu leben hat. Günstigerweise fängt gleich das alljährliche Familienquiz an, bei dem Abby herausfinden soll, wer Onkel Marcus wie und womit vergiftet hat, um sein tragisches Schicksal abzuwenden.
Zoom-Call Who pressed mute on Uncle Marcus ist ein FMV-Spiel im Stil von The Late Shift oder The Complex. Wir folgen der Geschichte in Kurzfilmform und treffen immer wieder Entscheidungen, die den Weitergang beeinflussen. Das bedeutet in diesem Fall hauptsächlich, dass wir uns entscheiden müssen, mit welchem Verwandten wir jeweils in die nächste Runde des Quizzes einsteigen. Mit dieser Person haben wir dann ein privates Gespräch und versuchen Details über das Familientreffen herauszufinden und dadurch zu ermitteln, wer ein Motiv und eine Möglichkeit hatte, Onkel Marcus zu vergiften. Zwischendurch schaltet Marcus sich selbst immer wieder ein, um ein wenig Druck zu machen, denn seine Lebensanzeige, die oben links eingeblendet wird, nimmt rapide ab.
Sie kennnen meine Methoden, Watson Ein Durchlauf der Geschichte dauert knapp unter einer Stunde, allerdings wird man beim ersten Versuch kaum genügend Hinweise gefunden haben, um den Täter zu überführen. Für jeden Verwandten können Hinweise gefunden werden, mit denen man die Person am Ende beschuldigen kann, tatsächliche Beweise findet Abby jedoch kaum. Das ist auch direkt der größte Kritikpunkt: Man klickt sich wahllos durch die verschiedenen Optionen, da es keine Hinweise darauf gibt, wie eine Person reagieren könnte oder welche Kombination von voneinander komplett unabhängigen Antworten plötzlich einen neuen Hinweis offenbart. Bei einem normalen, interaktiven Film wie The Late Shift ist das in Ordnung, da man sehen möchte, wie sich eine Entscheidung auf den Plot unerwartet auswirkt. Detektivarbeit sieht aber anders aus. Bei einer Mörderjagd gehört inherent dazu, dass man versucht, den Plot vorauszusehen und dann in die richtige Richtung zu ermitteln. Hier fehlt diese Möglichkeit der Kontrolle und am Ende beschuldigt Abby eine Person aufgrund dürftiger Indizien. Hinzu kommt, dass die richtige Auflösung des Falls für uns bereits beim ersten Durchlauf offensichtlich war, die tatsächliche Überführung dann jedoch nichts wirklich beweisen konnte.
Kartograph Wer alle Hinweise finden und alle Endsequenzen freischalten möchte, kann schon einmal Papier und Bleistift bereitlegen, um sich Dialogbäume aufzumalen, denn eine übersichtliche Darstellung, welche Wege man bereits gegangen ist oder in welchen Gesprächen noch Hinweise zu finden sind, gibt es nicht. Immerhin gibt es nach jedem Gespräch ein Bild, wie viele Hinweise man entdeckt hat, aber diese Bilder könnten ebenso gut in einem Untermenü abgespeichert und angezeigt werden. So klickt man sich auf der Jagd nach den letzten Hinweisen monoton durch etliche, bereits gesehene Szenen, die leider nur teilweise übersprungen werden können, um am Ende womöglich einen neuen Hinweis zu bekommen und sich zu fragen, was denn nun eigentlich der Auslöser dafür war.
Streamende Crew Die schauspielerische Leistung ist ganz ordentlich, auch wenn ausgerechnet Onkel Marcus' Andy Buckley, der wohl größte Name des Ensembles, eine ordentliche Schippe Overacting drauflegt. Mein persönlicher Favorit ist Cousin Toby, der aus seinem Van streamt, da er gerade auf humanitärer Mission unterwegs ist. Man muss auch anerkennen, dass die Produktion trotz der Einschränkungen so gut funktioniert hat, da alle Schauspieler ihre Szenen in ihren eigenen Wohnungen aufgnehmen mussten.
Accessibilty-Optionen sind ausreichend vorhanden, auch wenn ich jedem empfehlen würde, den Streamer-Mode anzuschalten. Die Zeit, die man für Entscheidungen hat, ist sehr kurz bemessen, sodass man kaum nachdenken kann, aber im Streamer-Mode wird auf dieses Zeitlimit verzichtet, was für ein deutlich angenehmeres Erlebnis sorgt. Im Hauptmenü gibt es einen relativ unnötigen Familienstammbaum, aus dem keine relevanten Informationen gezogen werden können und - wie gesagt - es fehlen Übersichten über bereits begangene Wege.
Fazit:
Who pressed mute on Uncle Marcus? ist ein gut produzierter Kurzfilm mit einem dürftigen Drehbuch. Für eine Mördersuche wird zu wenig Detektivarbeit geleistet, es werden keine vernünftigen Beweise gesammelt und der ganze Kriminalplot ist unausgegoren. Der Titel ist aber durch die gut dargestellten, exzentrischen Figuren dennoch ganz unterhaltsam. Die Suche nach allen Hinweise artet aber ab dem dritten Durchlauf nur noch in Frust aus, da es keine erkennbaren Zusammenhänge zwischen den Entscheidungen gibt.
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