Das erste Mega Man Battle Network habe ich seiner Zeit auf dem GBA gespielt und war von der Mischung aus Deckbuilding und geschickter Action recht angetan. Die Serie hatte ich allerdings nicht weiter verfolgt und war überrascht, als ich Jahre später feststellte, dass sie es in der Zwischenzeit bereits auf vier Teile gebracht hatte. Nun bringt Capcom uns nach der Mega Man Legacy Collection, der Mega Man X Legacy Collection und der Mega Man Zero/ZX Legacy Collection auch diese Reihe in der Mega Man Battle Network Legacy Collection.

Die Battle Network-Reihe hat es auf insgesamt sechs Teile gebracht, wobei diese ab dem dritten Teil in Zweierteams im Stil von Pokémon herausgebracht wurden. So finden sich rein rechnerisch 10 Spiele in der Collection, die den Weg von Protagonist Lan und seinem Navi Mega Man.EXE erzählen. Diese leben in einer Welt, in der das Internet eine besondere Form angenommen hat. Alle sind mit ihren Smartphone-ähnlichen Geräten namens PET miteinander verbunden. In jedem PET lebt ein Navi genanntes Programm, das als eine Art intelligenter Avatar den Nutzer in den Weiten des Netzes darstellt. Natürlich ist diese Welt anfällig für Hacker und so müssen sogenannte Net Battler mit ihren Navis bösartige Virus-Programme bekämpfen, um die digitale Ordnung aufrecht zu erhalten.

Net Battle Go!
Alle Teile folgen dem gleichen Grundgerüst, allerdings kann man kleinere Gameplay-Entwicklungen feststellen, die sich vor allem in besonderen Features wie speziellen SRPG-Missionen in Teil 5 oder der Möglichkeit, Mega Man.EXE in eine Beastienform zu verwandeln in Teil 6 zeigen. Grundsätzlich ist die Battle Network-Welt aber zweigeteilt. Lan erkundet die reale Oberwelt, geht zur Schule, interagiert mit seinen Mitschüler*innen und anderen NPCs und löst kleinere Rätsel, um die Story voranzutreiben. Aßerdem kann er sich in so ziemlich jedes technische Gerät einklinken.

Dann wird zu Mega Man.EXE gewechselt, der sich in der digitalen Welt herumtreibt. Hier findet der Action-Teil des Gameplays statt. Kommt es zu einem der etlichen Zufalls- oder Storykämpfe, wechselt das Geschehen in eine Seitenansicht, in der die rechte Hälfte von feindlichen Viren und die linke Hälfte von Mega Man.EXE bevölkert wird. In ihren jeweiligen Hälften können sich alle Akteure frei bewegen und Attacken aufeinander loslassen. Mega Man.EXE kann dabei immer auf seinen Mega Buster setzen, der zwar nur wenig Schaden austeilt, dafür aber immer eingesetzt werden kann. Stärkere Angriffe erfolgen durch Chips, die Lan im Verlauf der Spiele sammelt und zu einem Deck zusammenstellt. Aus diesem Deck werden 5 Chips ausgewählt, die Lan an Mega Man.EXE schicken kann. Allerdings können nur Chips gleichen Namens oder mit dem gleichen Code geschickt werden. Während der Kämpfe läuft ein Balken ab, der quasi die Rundendauer anzeigt. Ist der Balken leer, kann das Chipmenü erneut aufgerufen werden und es gibt eine neue Auswahl, die losgeschickt werden kann. Auf diese Art sind die Kämpfe zwar hektisch, aber auch taktisch, da es Chips aller Art gibt. Angriffschips können Attacken in verschiedenen Formen und Stärken ausführen, während Supportchips Einfluss auf das Spielfeld nehmen oder auch heilen können.

Friendship is Magic
Um thematischen Teamgedanken zu stärken, müssen Lan und Mega Man.EXE immer wieder zusammenarbeiten. Kommt Mega Man.EXE irgendwo nicht weiter, muss Lan oftmals in der realen Welt eine Tür öffnen, einen Zugangscode finden oder auch nur das Licht einschalten. Insgesamt dreht sich viel um das Thema Freundschaft und Zusammenhalt und so ist es besonders schön, dass über die verschiedenen Titel hinweg die persönlichen Bindungen zwischen den Charakteren immer weiter ausgebaut werden. Der eigentliche Plot ist nämlich in der Regel relativ simpel.

GBA-Wurzeln
Grafisch sieht man den Titeln zwar ihre Handheld-Ursprünge deutlich an, doch Dank des detaillierten und gelungenen Pixelstils kann die Optik auch heute noch überzeugen, auch wenn sie nicht unbedingt für große Fernseher gedacht war. Die Designs und Neuinterpretationen bekannter Figuren aus dem Mega Man-Universum sind über jeden Zweifel erhaben. Beim Sound muss man allerdings größere Abstriche machen, da nicht nur die fiepsigen Töne des GBA allgemein, sondern auch die mitunter ein wenig wiederholenden Musikstücke selbst auf Dauer anstrengend werden können.

Voll aufgeladen
Wie auch schon bei anderen Sammlungen hat Capcom sich nicht lumpen lassen und viel Liebe in die Battle Network Legacy Collection gesteckt. Neben dem obligatorischen Music Player gibt es auch Gallerien mit Artworks und Konzeptzeichnungen und auch im Bereich der Funktionen gibt es Neuerungen. So kann man online gehen und nicht nur Chips mit anderen Spieler*innen tauschen, sondern auch in Net Battles gegen sie antreten. Hier gibt es Ligen und verschiedenste Einstellungsmöglichkeiten. Außerdem gibt es die Möglichkeit, bislang Japan-exklusive Patch-Karten zu nutzen, mit denen sich neue Dinge freischalten lassen, sodass diese Sammlung wirklich alles beinhaltet, was das Herz begehrt. Wer außerdem die Spiele ohne den Druck der mitunter schwierigen Kämpfe noch einmal erleben möchte, kann den Buster MAX-Modus einschalten, in dem der Mega Buster den hundertfachen Schaden austeilt und jeden Kampf zum Kinderspiel werden lässt. Da sich dieser Modus jederzeit ein- und ausschalten lässt, kann man dadurch auch allzu schwierige Hürden überwinden, um fröhlich weiterzocken zu können.

Die Mega Man Battle Network Legacy Collection ist in zwei Teilen oder als Gesamtbundle erhältlich. Wer sich nur einen Teil leisten möchte, sollte zur ersten Sammlung mit den Teilen 1 bis 3 greifen, da dies - Mega Man-typisch - die bessere Hälfte der Spiele darstellt. Fans der Reihe können aber allein für die hervorragende Aufbereitung und den großen Umfang der Extras unbesorgt zum Bundle greifen.