Genre:
Sport USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
ab 47,99 €
Systeme:
PC, PlayStation 5, Xbox Series X/S
Inhalt:
Ich bin kein großer Box-Fan. Doch Boxspiele mag ich. Leider kommen davon aber nur noch selten welche heraus – und noch seltener gute. Das letzte wirklich gelungene Boxspiel war Fight Night Champions – und das ist mittlerweile über zehn Jahre her. Plaion versucht diese Lücke nun aber zu schließen und schickt mit Undisputed einen neuen Herausforderer in den Ring. Ob dieser den Altmeister wirklich schlagen kann oder bereits früh K.O. geht, haben wir für Dich getestet.
Meinung:
Wenn man keine Ahnung hat und (zum Beispiel zu Olympia) mal zufällig in einen Box-Kampf schaltet, sieht das, was dort gezeigt wird, immer gleich aus. Man versteckt sich hinter seiner Deckung und lässt bei Gelegenheit die zwei, drei Schlagvarianten, die es zu geben scheint, auf seinen Gegner einprasseln. Ganz so simpel ist Boxen dann wohl doch nicht. Zumindest wenn man dem Tutorial, das eine nach dem ersten Starten von Undisputed begrüßt, Glauben schenken mag. Insgesamt soll es hier nämlich vermutlich bis zu 60 unterschiedliche Schläge, Verteidigungen und Fußtechniken geben – zusätzlich dazu werden auch noch die körperlichen Gegebenheiten eines jeden Boxers (Gewicht, Größe, Reichweite) mit einbezogen. Glücklicherweise müssen wir diese aber nicht alle hier im Tutorial erlernen. Stattdessen reichen hier bereits ein paar Grundtechniken, damit wir in das tatsächliche Kampfgeschehen losgelassen werden. Dennoch ist es natürlich toll, dass man hier nicht nur lernt, dass Boxen doch sehr viel komplexer ist, als man es vorher ahnte. Sondern dass man auch nach dem Tutorial noch einiges lernen kann – zumindest wenn man die Muße dazu hat. Denn all die unterschiedlichen Techniken zu erlernen ist alles andere als einfach, was Boxfans aber sicherlich nicht abschrecken wird, die Zeit dennoch zu investieren.
(Fast) Realistische Kämpfe Doch selbst wenn man lediglich die Grundtechniken drauf hat, kann man bereits spannende Kämpfe erleben. Undisputed versucht, das Kampfgeschehen nämlich tatsächlich (in weiten Teilen) realistisch darzustellen. Anstatt also in Windeseile durch den Ring zu springen, gilt es hier mit seinen Kräften hauszuhalten und möglichst wenig herumtänzeln. Denn wenn die Ausdauer einmal verbraucht ist, kann man nahenden Schlägen nicht mehr schnell genug ausweichen. Wie im echten Boxen gilt es dann durch bestimmte Taktiken wie etwa den Clinch wieder zu Luft zu kommen. Das gleiche Prinzip gilt ebenso fürs Schlagen. Auch hier sollte man nicht wild drauflosschlagen, wenn man seinen Gegner noch kraftvoll treffen will. Und so laufen die Kämpfe, wenn man das Prinzip einmal durchschaut hat, alle nach demselben Muster ab: Man schlägt, begibt sich in Deckung, schlägt, begibt sich in Deckung, schlägt und so weiter und so fort. Wirklich abwechslungsreich ist das natürlich nicht, aber realistisch. Schließlich laufen auch Kämpfe so ab, zumindest wenn die Gegner auf einem halbwegs gleichen Niveau agieren. Um den Spielspaß etwas zu erhöhen, haben die Entwickler*innen diesem dann aber doch ein Zugeständnis gemacht. Denn im Gegensatz zu den meisten realen Kämpfen sind Niederschläge in Undisputed keine Seltenheit. Ganz im Gegenteil, da fallen die Sportler manchmal schneller als Bäume bei einem schweren Sturm. Wenn man selber auf dem Boden liegt, muss man sich wieder aufrappeln, was hier mit einem Minispiel nachgebildet wird, bei dem es gilt, zwei Trigger jeweils in einen grünen Bereich zu bringen. Da beide Seiten nicht identisch agieren, muss man hier unterschiedlich handeln, was die Desorientierung eines niedergeschlagenen Boxers relativ gut imitiert.
Viele bekannte Gesichter Was Boxfans sicherlich besonders interessieren dürfte, ist, mit wem man überhaupt in den Ring steigen darf. Insgesamt gibt es 70 Boxer und Boxerinnen (ja auch die Frauen haben es tatsächlich ins Spiel geschafft) bei deren Namen Kenner sicherlich mit der Zunge schnalzen werden. Vom Bantam- bis zum Schwergewicht, von Carl Frampton und Kevin Kelley über Katie Taylor und Canelo Alvarez bis hin zu Joe Calzaghe, Oleksandr Usyk und Tyson Fury ist hier fast jeder aktuelle Boxstar vertreten. Und auch Legenden wie Muhammed Ali und Joe Luis (die ich sogar kenne) können hier noch einmal in den Ring steigen – wenngleich ein Henry Maske oder eine Regina Halmich leider fehlen. Die Boxerinnen und Boxer wurden dabei aber nicht nur mit ihrem guten Namen und ihrem ebenfalls gut getroffenen Aussehen ins Spiel integriert, sondern auch ihre jeweiligen Boxstile wurden übernommen. Muhammed Ali kann hier also beispielsweise genauso gekonnt herumtänzeln, wie es sein 2016 verstorbenes reales Ebenbild einst vormachte.
Gut nachgemachte Karriere Die Entwickler*innen haben aber nicht nur versucht, die Kämpfe und die Boxer*innen so realistisch wie möglich darzustellen. Auch die Karriere wurde mit viel Liebe gestaltet und spiegelt die Laufbahn eines Boxers so gut wider, wie es einem Spiel möglich ist. Damit meine ich natürlich nicht nur, das man sich hier wie in echt erst vom Amateur bis an die Spitze des Boxsports kämpfen muss, um so irgendwann um einen der vier Verbands Titel zu boxen (ja, hier gibt es neben den drei echten Verbänden WBO, WBC und IBF mit der SCI noch einen Fantasie-Verband). Auch was man außerhalb der Kämpfe macht und welche Auswirkungen dies hat, wurde hier gut wiedergegeben. Das fängt bereits beim Training an, wo einem das Kampftraining oder Training zur Gewichtsreduzierung zur Verfügung steht – die natürlich beide unterschiedliche Ergebnisse mit sich bringen. Ebenso gut getroffen wurde das Aushandeln der Matches. Hier gilt es nämlich nicht nur, sich für einen Gegner zu entscheiden. Auch Punkte wie die Gewinnbeteiligung, der Austragungsort, die Anzahl an Trainingswochen und einiges mehr wollen hier ausgehandelt werden. Hier kommt dann der Manager zu tragen, der als Teil des eigenen Teams agiert (zu dem ebenfalls ein Trainer und Cutman gehören) und je nach Können mehr oder weniger Kampfgage aushandeln kann. Wenn man mit dem Manager nicht zufrieden ist, kann man diesen, genau wie alle anderen Teammitglieder, jederzeit austauschen. Allerdings sollte dies nie voreilig geschehen. Je länger man z. B. einen Manager an seiner Seite hat, desto besser werden seine Attribute. Zudem schalten sich mit der Zeit auch immer neue Fähigkeiten frei, die die eigenen Attribute verbessern. Entscheidet man sich nun, einen neuen Manager anzuheuern, kann es zwar sein, dass dieser mehr Slots für Fähigkeiten verfügt oder ebenso mehr Kampfgage aushandeln kann, allerdings werden auch die Fähigkeiten zurückgesetzt, sodass man diese erst wieder mühselig freispielen muss. Es ist also immer ein Abwägen von Vor- und Nachteilen, ob es sich jetzt lohnt, ein bestehendes Teammitglied durch ein neues zu ersetzen.
Aber etwas fehlt Hat man einen Vertrag für einen Kampf ausgehandelt, geht es in die direkte Kampfvorbereitungsphase über. Leider ist diese Phase mit Abstand die schwächste. Denn obwohl man die Wahl zwischen unterschiedlichen Trainingsformen hat oder wann man sich erholen will, ist all das nur eine nette Zahlenspielerei. Selber trainieren darf man hier nämlich nicht. Stattdessen wird alles über ein sehr langweiliges Menü festgelegt. Bedauerlicherweise ist dies nicht der einzige Punkt, an dem Undisputed etwas enttäuscht. Denn auch die Möglichkeit, Interviews zu führen, sucht man bedauerlicherweise vergeblich. Dafür gibt es aber original lizenziertes Equipment (u. a. von Everlast, Cleto Reyes und Rival) und auch einige real existierende Schauplätze wie etwa die Kingdom Arena in Riad. Den Madison Square Garden oder die MGM Grand Garden Arena, wo einige der legendärsten Boxkämpfe aller Zeiten ausgetragen wurden, fehlen hingegen.
Tolle Stimmung Ganz gleich in welcher Arena man sich befindet, auf eines darf man sich auf jeden Fall freuen – auf eine tolle Stimmung. Sobald die beiden Kontrahenten vom Ring-Announcer vorgestellt werden, ist die Luft nahezu elektrisiert und man spürt, dass von nun an jeden Moment etwas Entscheidendes passieren kann. Werden Treffer gesetzt, jubelt die Menge und wenn eine/r von beiden Boxern/Boxerinnen niedergestreckt wird, tobt die Halle. Zumindest ist all dies in den größeren Hallen der Fall. Kämpft man, wie zum Anfang seiner Karriere, in einer kleinen Kaschemme vor ein paar Leuten, ist die Stimmung eine komplett andere. Doch gerade dieser Unterschied zwischen großen Kämpfen und dem harten Weg in das Rampenlicht, ist meiner Meinung nach sehr gut getroffen und motiviert einen auch unbedingt schnellstmöglich zum Profi zu werden. Neben der Karriere stehen uns natürlich noch einige weitere Spielmodi zur Verfügung. So kann man zum Beispiel an schnellen Kämpfen, wöchentlich wechselnden Preiskämpfen oder Online an schnellen oder Ranglisten-Kämpfen teilnehmen.
Fazit:
Nach über zehn Jahren hat der virtuelle Boxsport tatsächlich einen neuen Titelträger! Undisputed kann Fans nämlich nicht nur mit einer großen Anzahl offiziell lizenzierter Boxerinnen und Boxern überzeugen, sondern zeigt auch im Ring das Gesicht eines Champions. Damit man Kämpfe gewinnt, ist wie in echt viel taktisches Geschick gefragt, bei dem die zahlreichen unterschiedlichen Schläge, Verteidigungen und Fußtechniken geschickt eingesetzt werden müssen. So entstehen spannende Kämpfe, die ihren realen Vorbildern in so gut wie nichts nachstehen. Das Geschehen im Ring wird dabei auch grafisch sehr gut wiedergegeben und lässt die über zehn Jahre alten Kontrahenten so locker hinter sich. Das Einzige, was ein wenig stört, ist die etwas trocken dargestellte Karriere, die dafür aber den Weg vom Amateur zum Profi gut widerspiegelt. Insgesamt bietet Undisputed also ein mehr als ordentliches Debüt, welches Box-Fans sicherlich lange Zeit gut unterhalten wird (wenngleich wir natürlich hoffen, dass es bis zum nächsten Boxspiel nicht wieder zehn Jahre dauert).
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