Fable - The Lost Chapters
Entwickler:
Lionhead Studios
Publisher:
Microsoft Game Studios
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
39,99 €
Systeme:
PC
Testsystem:
2,4 GHz, 1024 MB RAM, 128 MB Grafikkarte
Anforderungen:
1,4 GHz, 256 MB RAM, 64 MB Grafikkarte
Inhalt:
Ein Jahr nach der Xbox kommt auch der PC in den Genuss von
"Fable – The Lost Chapters". Unter der Leitung von Peter Molyneux hat Lionhead
die PC-Version erweitert. Da die Xbox-Version beim Test nicht
vorlag, werden allerdings keine Vergleiche gezogen.
Der Inhalt dürfte nach wie vor derselbe sein: Es geht darum, einen kleinen Jungen durch sein Leben zu begleiten. Ob er zu einem gutherzigen und überall beliebten Helden wird oder zu einem ganz fiesen Typen den alle meiden, kann der Spieler durch seine Handlungen beeinflussen.
Meinung:
Gut und Böse beherrschen die meisten Spiele, hinter denen
Molyneux als Designer steckt. So dreht sich auch "Fable – The Lost Chapters"
hauptsächlich um diese beiden Aspekte. Der Spieler bekommt weitestgehend
Handlungsfreiheit, die jedoch immerwieder beschnitten wird.
Der heranwachsende Held kann sich fast überall bewegen sowie
tun und lassen, was er möchte. Es ist allerdings schade, dass nur ein
männlicher Held gespielt werden kann. Eine Heldin wäre sicherlich auch
interessant gewesen.
Ansonsten wird die Handlungsfreiheit durch etwas zu streng vorgegebene Wege
beschränkt, die der Spieler nicht verlassen kann. Dies kann so weit gehen, dass
ein fliegendes Monster über einer Treppe erledigt wird, worauf der Goldsack,
den das Monster fallen lässt, halb nach unten in Richtung Treppengeländer
fällt. Er bleibt allerdings auf halber Höhe in der Luft hängen. Und selbst wenn
er auf das Geländer fallen würde, wäre er für den Helden unerreichbar. Auf der
Treppe kann er sich nämlich bewegen jedoch nicht auf dem gut einen Schritt
breiten, steinernen Geländer. In solchen Situationen werden die kleinen
Schönheitsfehler des Spieles sichtbar. Doch dafür hat der Spieler meistens kaum
Zeit, denn gleich daneben steht der nächste Gegner. Es gibt nur wenig
Situationen, in denen es der Spieler mit nur einem Gegner zu tun bekommt.
Zu Beginn läuft der kleine Junge durch das Dorf Oakvale und
soll gute Taten vollbringen, um vom Vater die nötigen Goldstücke für das
Geburtstagsgeschenk für die Schwester zu bekommen. Ob einem kleinen Mädchen der
Teddy zurückgebracht wird oder ob er einfach von einem größeren Jungen
zerrissen wird, bleibt dabei dem Spieler überlassen. Gold bringt es so oder so
ein – nur eben nicht unbedingt vom Vater.
Das Handelssystem Auch in "Fable – The Lost Chapters" spielt Geld bzw. Gold eine wichtige Rolle. Mit Gold kann alles gekauft
werden – sogar Heldentitel. Und wenn es auch komisch klingen mag, so kann es
einen Spieler durchaus nerven, wenn sein unbezwungener Held von der
Dorfbevölkerung Hühnerschreck oder Arschgesicht genannt wird. Einen Namen hat
der Held nämlich nicht, weshalb er nur mit seinem Titel angesprochen wird. Und
Avatar oder Sensemann klingt doch gleich viel besser, zumal es auch nicht viel
Gold kostet.
Was äußerst misslungen ist, ist jedoch das Handelssystem. Die Grundidee beruht
– wie durch die ausgiebigen Spielhilfen innerhalb des Spieles vermittelt wird -
auf dem Angebot in dem einen Dorf und der Nachfrage in einem anderen. Werden einem
Händler allerdings seine letzten fünf Bierfässer aufgekauft, so nimmt er gerne
anschließend die fünf neuen Bierfässer des Helden zu einem wesentlich höheren
Preis ab – und die weiteren 295 Fässer, die der Held in seiner unnatürlich
großen Tasche hat, natürlich auch. Vier Mausklicks später verkauft der nette
Händler dann bereitwillig wieder alle 300 Fässer zu einem Spottpreis, denn es
gibt ja auch in Albion Mengenrabatt. Wäre es doch nur in der Realität so
einfach, Geld zu verdienen…
Gut oder Böse Es gibt zwei verschiedene Aufgabentypen, wobei
die goldenen Aufgaben die Geschichte fortsetzen, während die blauen Aufgaben
Nebenquests sind. Bei den meisten Nebenquests gibt es zwei Varianten: Eine Gute
und eine Böse. Die Belohnungen sind meistens für die böse Variante höher, doch
als guter Held rennen Dorfbewohner und Händler wenigstens nicht vor einem
davon. Verzichtet der Held auf eine besondere Belohnung, weil dies eine böse
Tat wäre, so bekommt er einfach eine kurze Zusatzquest, in der er eine adäquate
Belohnung erhält.
Das Erfahrungs- und Fertigkeitensystem
Besiegte Gegner lassen Erfahrungskugeln fallen, die allgemeine Erfahrung
bringen. Diese kann auf die drei Bereiche Stärke, Fertigkeit und Willenskraft
verteilt werden. Zwar decken alle drei Bereiche unterschiedliche Fertigkeiten
ab, doch um die Hauptgeschichte durchspielen zu können, sollte der Held alles
können. Spezialisiert der Spieler sich zum Beispiel nur auf Magie, so macht
dies das Spiel um einiges schwieriger. Dieser Umstand steigert allerdings die
Lust, Fable mehrmals zu spielen. Die Richtungen in Stärke und Fertigkeit
umfassen sieben Stufen, während die Willenskraft nur fünf Stufen kennt, doch
dafür besteht der Bereich Willenskraft aus wesentlich mehr Unterbereichen.
Der Kampf zwischen - wem eigentlich? Der Held muss sich in der fiktiven Welt Albion behaupten. Der sonst kreativen
Designerlegende Molyneaux ist anscheinend kein besserer Name als Albion
eingefallen. Albion war in der Antike eine Bezeichnung für Großbritannien und
noch heute ist der Name dank Marion Zimmer Bradleys Avalon-Sage ein mystisch
angehauchter Begriff. Zudem steht er auch für ein PC-Spiel aus der guten, alten
VGA-Zeit: BlueBytes Albion. Heute wird dieses Spiel von Ubisoft vertrieben und
ist eines der RPG-Klassiker schlechthin. Es ist jedem zu empfehlen, der auf
Atmosphäre Wert legt und dem 256 Farben ausreichen.
In "Fable – The Lost Chapters" nehmen Gut und Böse neben den ernsten auch sehr
amüsante Züge an. So sind die in Dörfern und Städten fast omnipräsenten Wächter
nicht gerade ernst zu nehmen, wenn ihren Kommentaren aufmerksam gelauscht und
ihr Auftreten genauer verfolgt wird. Auch die Verehrung eines Gottes wird
später im Spiel sehr kritisch behandelt, sofern dies der Spieler entdeckt.
Hauptsächlich entdeckt der Held verschiedene Gegner. Stellen sich anfangs noch
Käfer und Wespen in den Weg, so gelangt der aufstrebende Held bald über Räuber,
Werwölfe und Trollen zu Kraken und Wesen, die eher eine Mischung verschiedenster
Elemente darstellen. Natürlich dürfen auch die klassischen Untoten nicht
fehlen, doch sind auch diese Standardgegner wie alles andere bis ins kleinste
Detail liebevoll animiert.
Fazit:
"Fable - The Lost Chapters" ist ein Rollenspiel mit mehreren Gesichtern. Wer viel Action möchte, kann sich ständig in Kämpfe
stürzen, die erst im späteren Verlauf wirklich interessant werden, da die
meisten Gegner problemlos überwunden werden können. Allerdings lässt sich ein
Einschnitt im Spielablauf feststellen, der einen Anstieg des
Schwierigkeitsgrades deutlich spürbar werden lässt. Dies könnte der Unterschied
zwischen der Xbox- und der PC-Version sein, da die PC-Version im Vergleich zur
Xbox erweitert worden ist. Wenn dies allerdings so ist, so wurden Geschichte
und Spielatmosphäre sehr gut und ohne spürbare Einschnitte fortgesetzt. Wer es dagegen lieber ruhiger angeht und die liebevoll gestaltete Welt erkunden
möchte, der kann stundenlang durch Albion laufen und schleichend auch dem einen
oder anderen Kampf aus dem Weg gehen oder einfach nur den Dorfbewohnern in der
Kneipe lauschen, in der sie sich allabendlich versammeln. Fable versprüht dabei
so viel Charme und baut eine so herrliche Atmosphäre auf, dass die Zeit in
Albion schneller verfliegt, als einem lieb sein könnte.
Die schöne Musik von Danny Elfman, die stimmungsvolle Spielatmosphäre sowie die
einfache Steuerung und die sehr gute Stabilität des Spieles, das kein einziges
Mal während des Tests abgestürzt ist oder einen signifikanten Fehler aufwies,
lassen den Spieler in die Welt von "Fable – The Lost Chapters" eintauchen und
darin versinken.
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Autor der Besprechung:
Ralph Traber
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