Will of Steel
Entwickler:
Gameyus Interactive
Publisher:
Koch Media
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
29,99 €
Systeme:
PC
Testsystem:
AMD Athlon XP 3,2 GHz, 512 MB RAM, GeForceFX-5900, WIN XP
Anforderungen:
Windows 98/ME/2000/XP, 1 GHz Intel Pentium III oder AMD Athlon Prozessor , 256MB RAM
Inhalt:
In der Haut von William Steel gilt es in diesem 3D-Echtzeitstrategiespiel, die üblichen 08/15-Missionen zu erledigen und eine ordentliche Karriere beim US-Militär hinzulegen. Also nichts wirklich Neues. Doch dieses Spiel unterscheidet sich in einigen Punkten von seinen Genrekollegen. Zum einen muss ohne Basisbau und Ressourcenmanagement ausgekommen werden, und zum anderen dienen als Schauplätze erstmalig Afghanistan und der Irak, was ich für besonders mutig halte, da diese Konflikte noch heute aktuell sind. Vielleicht waren die Entwickler aber auch nicht mutig, sondern einfach nur dämlich. Vieles in diesem Spiel deutet nämlich genau darauf hin...
Meinung:
In sechzehn an einem hauchdünnen roten Faden aneinandergereihten Missionen müssen die Amis mal wieder für den Weltfrieden sorgen. Die Aufgaben reichen vom Besetzen einer Brücke bis zum Aufspüren eines bestimmten Feindes. Da es in „Will of Steel“ keinen Basenbau gibt, müssen die Ziele in der Regel mit den von Beginn an verfügbaren Einheiten erreicht werden. Hört sich nach realistischem Gameplay an, doch leider haben die Entwickler es an anderen Stellen mit dem Realismus nicht so genau genommen. Beispielsweise ballert ein mit einem Raketenwerfer ausgerüsteter feindlicher Fußsoldat zig Raketen in Rekordzeit ab, während der eigene Panzer eine halbe Ewigkeit zum Nachladen benötigt. Wenn nicht ein einzelner Soldat mit einem Maschinengewehr einen solchen Panzer in ein paar Tonnen Schrott verwandeln könnte, wäre das ja noch zu verkraften.
Wo laufen Sie denn?
So richtig lustig wird’s, wenn man die Truppen von Punkt A nach Punkt B bringen will. Denn die Einheiten haben einfach was dagegen, den kürzesten Weg zu nehmen, und um Hindernisse herum laufen sie schon gar nicht. So kommt es, dass die Elite-Soldaten nicht in der Lage sind, ein Autowrack zu umgehen oder eine Düne zu überqueren. Panzer sind da auch nicht viel besser, denn die kommen auch nicht um das Autowrack herum. Die naheliegende Idee, einfach drüber zu walzen, kommt dem Fahrer ebenfalls nicht.
Ich seh’ etwas, was Du nicht siehst…
Es kommt aber noch besser: Da die gesamte Karte durch den „Nebel des Krieges“ zu Beginn völlig schwarz ist und sich erst offenbart, wenn man mit den eigenen Truppen das Gebiet erkundet, kommt es immer wieder dazu, dass Soldaten in Gefechte mit unsichtbaren Feinden verwickelt werden. Die Jungs können nämlich weiter sehen als der Spieler. Da man aber nicht weiß, was dort im Dunkeln noch lauert, greift man mit der gesamten Truppe an. Blöd, wenn da hinter einer Düne nur ein einziger Feind hockt, der dazu auch noch armselig bewaffnet ist. Egal, 32 Handgranaten drauf und fertig…
Und wenn man denkt, es kann gar nicht mehr schlimmer kommen, bemerkt man, dass die Zoom-Funktion überhaupt nicht zu gebrauchen ist. Selbst in der höchsten Stufe ist man vom Geschehen nicht weit genug entfernt, um sich einen Überblick zu verschaffen. Helikopter beispielsweise nehmen ungefähr ein Drittel des Bildschirms in Anspruch und verdecken so die Sicht auf die übrigen Truppen am Boden.
Technik
Die Grafik fällt völlig aus der Reihe, denn sie ist recht ordentlich und es gibt gar nicht soviel zu meckern. Zwar sind die Texturen ziemlich matschig, doch es gibt ein paar hübsche Effekte zu sehen und auch die wechselnden Wetterverhältnisse wurden optisch hübsch umgesetzt. Insgesamt ist die Grafik zwar nicht der Brüller, aber auch nicht wirklich schlecht.
Zu brüllen beginnt man aber spätestens dann, wenn man die englische Sprachsteuerung ausprobiert. Was sich nach einer sinnvollen Steuerungsvariante für ein 3D-Echtzeitstrategiespiel anhört, ist in Wahrheit nur ein weiteres Ärgernis. Wenn man mit der störrischen Sprachsteuerung tatsächlich mal den gewünschten Befehl aktiviert hat, muss man diesen erst noch über die Tastatur bestätigen. Somit wird das Ganze irgendwie sinnlos.
Multiplayer
Über den Multiplayer-Modus gibt es nicht viel zu sagen, weil es ihn einfach gar nicht gibt und ich mir nicht sicher bin, ob das nun positiv oder negativ zu werten ist…
Fazit:
In vielerlei Hinsicht erfüllte „Will of Steel“ genau meine Erwartungen: Die Hintergrundgeschichte ist so dünn wie Twiggy in ihren besten Zeiten, der Wegfall des Basenbaus sorgt dafür, dass ich jede Einheit wie meinen Augapfel hüten muss und die Sprachsteuerung lässt mich wie einen Volldeppen vor dem PC hocken und 325 mal das gleiche Kommando mit hochrotem Kopf und mittlerweile heiserer Stimme in das Mikro des Headsets brüllen. Dazu kommt noch die miserable Wegfindung, die mir das Gefühl gibt, den Tagesausflug der Teilnehmer an der diesjährigen Idioten-Weltmeisterschaft zu überwachen und nicht etwa eine Elite-Truppe zu führen. Wenn man etwas gutes über „Will of Steel“ sagen möchte, bleibt eigentlich nur zu erwähnen, dass nach rund sechs bis acht Stunden Folter das ganze ein Ende hat. Wenn man zwischendurch wie ich immer wieder einige Male mit der Stirn gegen die Wand wummert, ist das Überstehen dieser Zeitspanne ein Kinderspiel. Lange Rede, kurzer Sinn: Nur für Masochisten empfehlenswert oder als Weihnachtsgeschenk für Todfeinde zu gebrauchen.
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Autor der Besprechung:
Oliver Wormuth
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