The Movies
Entwickler:
Lionhead Studios
Publisher:
Activision
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
45 €
Systeme:
PC
Testsystem:
P4 3GHz, 1024 MB Ram, 80 GB HD, ATI Radeon 6800 Pro
Anforderungen:
P3 800, 256MB RAM, 2,4 GB HD, 32MB GraKa mit T&L
Inhalt:
Peter Molyneux hat in letzter Zeit gerne vollmundige Versprechungen für seine zukünftigen Spiele verlauten lassen, die es dann leider nicht in das fertige Spiel geschafft haben. Traurige Beispiele waren Fable und Black & White. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass Herr Molyneux auch für Hits wie Dungeon Keeper und Magic Carpet verantwortlich ist. The Movies hat die Spielergemeinde in einen ziemlichen Filmhype versetzt, doch wie gut eignet sich der Titel nun wirklich, um eigene Filme zu erstellen?
Meinung:
In The Movies übernimmt der Spieler die Rolle eines ehrgeizigen Filmproduzenten oder besser gesagt: eines angehenden Filmproduzenten. Im normalen Storymodus beginnt man im frühen Filmzeitalter 1920 mit einem geringen Grundkapital und baut sich die Anfänge seines Studios auf. Zur Grundausstattung benötigt man Personalgebäude, in denen sich Arbeitslose anstellen können, um Schauspieler, Statisten, Hausmeister, Bauarbeiter oder Crewmitglieder zu werden. Ein Ausstattungsgebäude ist ebenso erforderlich, schließlich brauchen die Schauspieler auch Kostüme. Dann ist ein Büro nicht verkehrt, in dem man Marketingstrategien und Gehälter festlegt oder Filme zur Veröffentlichung freigibt. Noch ein paar Nahrungseinrichtungen und sanitäre Anlagen und schon kann es mit dem ersten Set losgehen.Das Geheimnis des Filmemachens Im Drehbuchbüro basteln fleißige Schreiberlinge ein Drehbuch zusammen, das man im späteren Verlauf mit dem richtigen Gebäude bearbeiten oder komplett selbst schreiben kann. Ist das Drehbuch fertig, wird es im Castingbüro abgelegt, wo man Schauspieler, Statisten und einen Regisseur zuteilt. Statisten und Crew füllen die freien Plätze selbständig aus. Ist die Probe fertig, geht es zum Drehen. Die Schauspieler ziehen sich um, die Crew baut am Set alles auf und der Dreh beginnt. Sind alle Szenen an allen Sets abgedreht, kann man den Film veröffentlichen. Hat man ein PR-Büro wird heftig die Werbetrommel geschlagen und Marketing veranlasst bevor der Film in die Kinos kommt. Die Kritiker bewerten den Film nun nach der Erfahrung der Stars, der Crew, den aktuellen Genrewünschen des Publikums und der Starwertung der Hauptdarsteller und geben eine Prognose ab, wie sich der Film macht. Während man nun so durch die Zeit wandert, erforschen Wissenschaftler neue Gebäude, Techniken, Kostüme, Requisiten und Sets, mit denen man immer aufregendere Filme produzieren kann. Allerdings sollte man von den spiel-geschriebenen Filmen nichts erwarten: diese haben keine Dialoge und selten eine erkennbare Handlung. Hollywood-Diven Der Simulationsaspekt hört jedoch nicht beim Management des Studios auf. Zwar muss man ständig dafür sorgen, dass das Studio attraktiv aussieht, die neuesten Sets verfügbar sind und auch repariert werden und man dadurch Preise in den Lionhead-Preisverleihungen abstaubt, aber ein großer Teil der Spielzeit geht auch für das Wohlbefinden der Stars drauf. Jeder Star hat verschiedene Werte in Bereichen wie Trunksucht, Esssucht, Aussehen, Langeweile oder Stress. Fallen diese in den roten Bereich, passieren unschöne Dinge wie eine Alkoholsucht, die man meistens nur beheben kann, indem der Star in die studioeigene Entzugsklinik gesteckt wird. Außerdem werden die Stars mit zunehmender Bewertung immer fordernder und wollen nicht nur tollere Wohnwagen haben sondern bestehen auch auf ein Gefolge. Jeden Arbeitssuchenden kann man als Assistent für einen Star abstellen, jedoch hat man dann eben weniger Leute, die sich beispielsweise um die Pflege der Sets kümmern. Problematisch - aber leider realistisch - ist die Tatsache, dass die Stars altern. Mit 70 geht jeder in den Ruhestand und es ist schon ärgerlich, wenn man einen 5-Sterne-Regisseur hat, der irgendwann durch einen "Halber-Stern-Regisseur" ersetzt werden muss, weil er zu alt ist. Insgesamt erinnert das Star-Management sehr an Die Sims, da man jedem Star auch direkt sagen kann, was er machen oder mit wem er reden soll. Der Preis der Freiheit Kommen wir nun zum Sandkasten. In diesem Modus kann man Störfaktoren wie die Starlaune und den Gebäudeverfall abstellen, um sich komplett auf das Filmemachen zu konzentrieren. Dabei darf man alle Sets und Techniken benutzen, sofern man sie im Hauptspiel bereits freigespielt hat. Hier zeigen sich allerdings gewisse Einschränkungen sehr deutlich. Die Auswahl der Sets ist mit 44 verschiedenen Locations zwar für den Simulationspart sehr hoch und ausreichend, engt selbsterstellte Drehbücher aber zu stark ein. Die vollkommene Abwesenheit der Genres Thriller und vor allem Fantasy fallen hier besonders ärgerlich auf, weil es keine entsprechenden Kostüme und Sets gibt. Außerdem sind alle Szenen innerhalb der Sets komplett vorgegeben und können nur ganz minimal in der Körpersprache mittels Schiebereglern (die nur 2-4 Stufen zulassen) variiert werden. Wer zum Beispiel will, dass im Set "Büro" ein Gespräch auf dem Gang vor dem Zimmer stattfindet, schaut in die Röhre, da die Gespräche nur im Raum angesetzt sind. Die Möglichkeit, eigene Laufbahnen festzulegen oder Personengruppen einfach zu verschieben, wäre hier sehr wichtig gewesen. Auch ist unerklärlich, warum man sich oft nach bestimmten Szenen fast tot suchen muss. Die Einstellung "Erdbeben" beispielsweise ist nur verfügbar, wenn man sein Drehbuch auf "Komödie" einstellt. Unter "Science Fiction" gibt es diese Szene einfach nicht. Die Postproduction ist allerings sehr gut gelungen. Hier wird dem Filmemacher einiges geboten: Nachvertonung von Szenen, das Zerteilen von Szenen, Einkleidung der Darsteller, Soundeffekte, Hintergrundmusik und Fades. Die Community Hat man seinen Film vollendet, kann man ihn bequem und einfach auf die The Movies Online-Seite laden, wo jeder User 25MB Webspace hat. Da die meisten Filme nur 2-7 Minuten lang sind, reicht das auch bei einer Umrechnung von 1MB pro Minute aus. Hat man seinen Film hochgeladen, bekommt man dafür eine bestimmte Menge an virtuellem Geld, mit dem man sich später im Propshop neue Sets, Kostüme und Requisiten kaufen können soll. Dieses Feature ist allerdings noch nicht fertig. Andere User können den Film ansehen und ihn mit bis zu 5 Sternen bewerten. Dafür bekommt man ebenfalls Credits und sammelt Punkte für die Studio- und Filmcharts. Am Chartsystem muss allerdings noch gearbeitet werden, da momentan die oberen Filme auf ewig oben bleiben werden, weil sie öfter gesehen und dadurch auch wieder öfter gut bewertet werden, während neue gute Filme aufgrund der Masse von Uploads schnell aus der Neuerscheinungsliste verschwinden, bevor sie jemand bewerten konnte. Dafür bewertet die Community im Allgemeinen produktiv und gerecht, wobei es natürlich immer wieder Deppen gibt, die guten Filmen aus purem Neid nur einen Stern geben, damit er in den Charts abrutscht. Die technische Seite Grafisch sieht The Movies sehr gut aus. Das Studiogelände ist frei drehbar und sehr übersichtlich, Gebäude klappen bei Bedarf auf und sind hübsch dargestellt. Die Figuren selbst sehen ebenfalls prima aus, wenngleich es schade ist, dass sie sich nur im Gesicht deutlich unterscheiden. Obwohl man im Star Maker (einem beigefügten Programm, mit dem man seine eigenen Stars kreieren kann) sehr viele Möglichkeiten hat, das Gesicht zu verändern, wäre ein paar grundsätzliche Optionen zur Statur, Größe und ähnlichem nett gewesen. Es hätten auch ein paar mehr Frisuren sein dürfen. Ansonsten überzeugen auch die Filme und geben vor allem in den früheren Phasen die alten Techniken beispielsweise im Schwarzweiß-Film sehr schön wieder. Die Figuren bewegen sich in manchen Szenen zwar etwas staksig und "überspielen" ihre Rollen oftmals, aber dafür müsste es feinere Einstellungsmöglichkeiten im Editor selbst geben.
Der Sound ist ganz nett. Die Filme kann man mit 25 Tracks unterlegen, die den verschiedenen Genres angepasst wurden. Während des Hauptspiels hält einen außerdem eine gute deutsche Synchro über die aktuellen Geschehnisse mittels Radiosendung auf dem Laufenden. Die Steuerung ist äußerst gut gelungen. Wie man es von Black & White gewohnt ist, kann man das Spiel eigentlich komplett mit der Maus steuern. Stars und Drehbücher werden mittels Drag & Drop aufgehoben und Gebäude lassen sich einfach platzieren.
Fazit:
Der Simulationspart von The Movies ist hervorragend gelungen, da gibt es nichts zu klagen. Das Management sowohl des Studios als auch der Stars ist sehr detailliert, aufwändig und macht eine Menge Spaß. Filmfans werden mit Freude von der Stummfilmzeit bis in die Gegenwart wandern, Filmpreise abräumen und mit anderen Studios konkurrieren. Der Filmeditor hat mich leider ein wenig enttäuscht, da man als Regisseur zu wenig Freiraum in punkto Setgestaltung oder Szenenauswahl hat. Die Hoffnung liegt wieder einmal auf einem Patch, mit dem der Hobby-Regisseur die nötigen Funktionen nachgeliefert bekommt. Bis dahin sollte man sich lieber mit dem tollen Simulationsteil beschäftigen.
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Autor der Besprechung:
Kai Wommelsdorf

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