MotorStorm
Entwickler:
Evolution Studios
Publisher:
Sony Computer Entertainment
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
61,95 €
Systeme:
PlayStation 3
Inhalt:
Drei von fünf Spielen, die Sony selbst zum Launch der PlayStation 3 auf den europäischen Markt wirft, sind Rennspiele. Zum Glück unterscheiden sie sich stilistisch aber deutlich voneinander. In diesem Racing-Trio, zu dem auch Ridge Racer 7 und Formula 1 Championship Edition gehören, hat MotorStorm ganz klar die Drecksarbeit zugewiesen bekommen - und fühlt sich dabei sichtlich wohl. Im Spiel ist MotorStorm der Name eines gigantischen Festivals, das im Monument Valley stattfindet: Da wird gezeltet und auf einer großen Bühne spielen Rockbands - doch vor allem wird mit allerlei motorisierten Vehikeln über bucklige, staubige und schlammige Pisten gebrettert.
Meinung:
Der Spieler betätigt sich in MotorStorm demnach nicht als Camper oder Rockstar, sondern natürlich als Rennfahrer. Dazu erhält er zu Beginn drei "Tickets", die ihm Zugang zu den ersten Wettbewerben erlauben. Jeder dieser Ticket-Wettbewerbe besteht aus einem bis vier Einzelrennen - es handelt sich also quasi um Mini-Meisterschaften.
Wer in einem Rennen mindestens den dritten Platz belegt, bekommt Punkte, durch die in festgelegter Reihenfolge weitere Tickets sowie neue Fahrzeug freigeschaltet werden. Meist ist vorgeschrieben, in welcher der sieben sehr unterschiedlichen Fahrzeugklassen man ein Rennen anzutreten hat; hin und wieder hat man aber auch völlig freie Wahl. Die graduell schwieriger werdende Serie von insgesamt 21 Ticket-Rennen ist die einzige Beschäftigung, die MotorStorm dem Solo-Spieler bietet. Darüber hinaus stehen lediglich Online-Multiplayer-Rennen zur Verfügung.
Schanzengleichheit MotorStorm enthält nur acht Rennstrecken. Das scheint auf den ersten Blick wenig zu sein, doch zum Glück kommt trotzdem keine Langeweile auf. Das liegt zum einen daran, dass die Kurse recht lang sind: Die Rundenzeiten variieren zwischen zwei und drei Minuten. Zum anderen gibt es eine nahezu unglaubliche Vielfalt an Parallelrouten, die je nach benutzter Fahrzeugklasse mehr oder weniger empfehlenswert sind. Denn während agile Vehikel wie Motorräder, Quads oder Buggies mühelos per Schanze über Klippen und Canyons springen, haben Geländewagen, Pick-Ups und LKWs mit den Rampen so ihre Probleme.
Dafür bremst sie der tiefe Schlamm auf dem Grund der Schluchten weit weniger aus - hier würden wiederum die Leichtfahrzeuge stecken bleiben. Und die schnellsten Gefährte im Feld, die Rallyeautos, mögen es eigentlich nur staubtrocken, eben und möglichst kurvenlos. So kommt es, dass man sich mit jeder Fahrzeugklasse auch bereits bekannte Strecken völlig neu erarbeiten muss - und das ist jedes Mal wieder ein Vergnügen.
Gepresst Der Hauptgegner ist also die Rennstrecke - sobald man die so weit wie eben möglich im Griff hat, wird man nur noch durch das bis zu 14 Teilnehmer umfassende Feld von KI-Gegnern am Siegen gehindert. Dabei fahren die Kontrahenten durchaus ruppig, was man vor allem dann zu spüren bekommt, wenn man auf einem Motorrad oder Quad von einer Rotte LKWs in die Zange genommen wird. Auch bezüglich ihrer Geschwindigkeit sind die Gegner nicht ohne: Auf den beiden höheren der insgesamt vier Schwierigkeitslevel muss man schon ein wenig üben, bevor man sich in den vorderen Rängen platzieren kann. Zum Glück machen die KI-Burschen aber selbst auch ab und zu gravierende Fahrfehler, von denen der Spieler profitieren kann.
Thermometer Als Standard werden die Trigger des Sixaxis-Controllers zum Gasgeben und Bremsen benutzt. Das Lenken geschieht klassisch per Stick; auf Wunsch kann man allerdings auch die Tilt-Sensoren aktivieren und über den Neigungswinkel des Pads steuern. Das funktioniert überraschend gut und macht viel Spaß - die Standardmethode ist aber noch etwas präziser. Alle Fahrzeuge verfügen über einen unbegrenzt einsetzbaren Boost, allerdings sollte man dabei auf die Temperaturanzeige des Motors achten: Sobald der überhitzt, explodiert das Fahrzeug.
Das passiert aber auch so recht häufig, denn nach zu kurzen, zu weiten oder einfach nur schlecht ausgerichteten Sprüngen knallt man gerne mal in ein Hindernis oder einen Kontrahenten, was meist ebenfalls in einem Feuerball endet. Motorrad- und Quad-Fahrer haben zudem die Möglichkeit, Konkurrenten mit einem beherzten Ellenbogenhieb aus dem Sattel zu stoßen. Das alles sorgt für herrliches Chaos auf der Strecke - nicht selten fühlt man sich ein wenig an die späteren Mad-Max-Filme erinnert.
Wunderbar verkrustet Bei MotorStorm darf die neue PlayStation 3 gleich einmal zeigen, was sie kann: Trotz des zum Teil sehr großen Starterfeldes geizt das Spiel nicht mit eindrucksvollen Partikeleffekten wie Staubwolken oder Schlammfontänen, die sich auf der virtuellen Kameralinse niederschlagen und die Sicht zum Teil beträchtlich behindern. Die Fahrzeuge, die mit ihren frei sichtbaren Fahrwerksteilen zum Teil äußerst detailliert gestaltet wurden, graben tiefe Furchen in den Schlamm und verschmutzen dabei auf überzeugende Weise.
So bildet sich im Laufe des Rennens auf den Karossen eine dicke Schlammkruste, die so plastisch wirkt, dass man sie beinahe schmecken kann. Bei all der Pracht kommt es nur in Extremsituationen zu kurzen Rucklern, ansonsten vermittelt MotorStorm konsequent ein hervorragendes Gefühl für die Geschwindigkeit - und das ist auch nötig, denn einen Tachometer oder ähnlichen Schnickschnack gibt es nicht.
Über Rock und Stein Im Laufe des Spiels wiederholen sich die acht Strecken zwar recht oft, aber durch die hübschen Beleuchtungsvarianten erzeugen die Pisten jedes Mal ein ganz neues Flair. Sehr gelungen ist auch die Physik-Engine (bewährte Technik aus dem Hause Havok), die den auf der Strecke herumliegenden Objekten das entsprechende Gewicht verleiht und die Ragdoll-Motorradfahrer glaubhaft stürzen lässt. Das ebenfalls sehr gut umgesetzte Schadensmodell fungiert vor allem als optisches Schmankerl, das grob anzeigt, wie viele Zusammenstöße das Vehikel noch einstecken kann - die Fahrleistungen werden von eiernden Rädern oder abgefallenen Verkleidungsteilen nicht beeinträchtigt.
Beim Sound fährt MotorStorm ebenfalls Hochklassiges auf: Für die musikalische Untermalung sorgen bekannte Bands wie Primal Scream, Queens of the Stone Age, Slipknot und Nirvana, deren harter Rock prima zum zügellosen Treiben auf den Buckelpisten passt. Auch die Motorensounds der Fahrzeuge können voll überzeugen und klingen sehr kernig.
Fazit:
Die Evolution Studios taten gut daran, die WRC-Serie erst einmal ruhen zu lassen und für den PS3-Launch mit MotorStorm ein Konzept zu verfolgen, das deutlich massentauglicher ist, weil es schon auf Anhieb viel mehr Spaß verspricht als das für viele Spieler etwas dröge Fahren gegen die Uhr. Und auch wenn die Idee des crashlastigen Rennfahrens im offenen Gelände beileibe nicht neu ist:
Noch nie hat ein Offroad-Funracer es vermocht, eine derart intensive Atmosphäre von Matsch und rüdem Gerempel zu erzeugen. Bei allem Spaß an der optisch wie technisch prächtig umgesetzten Schlammschleuderei kommt aber auch das Köpfchen des Fahrers nicht zu kurz: Abhängig vom benutzten Fahrzeugtyp will die eingeschlagene Route auf den langen und extrem offen gestalteten Strecken wohlüberlegt sein - sonst strandet man schnell im völlig falschen Terrain.
Das alles macht MotorStorm zu einem ausgesprochen gelungenen Starttitel für die PlayStation 3, auch wenn es ihm auf lange Sicht vielleicht ein wenig an Abwechslung mangelt. Allerdings versprach Sony, nachträglich neue Fahrzeuge, Strecken und Spielmodi zum Download anbieten zu wollen.
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Autor der Besprechung:
Manuel Tants

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