Legend: Hand of God
Entwickler:
Anaconda Games
Publisher:
dtp entertainment
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
35 €
Systeme:
PC
Testsystem:
WinXP, Dual Core 4200+, 2GB Ram, GeForce 7600GT
Anforderungen:
WinXP/Vista, GeForce 6600 oder ATIX1600 mit 256MB, 2GHz, 1GB Ram
Inhalt:
Die heilige Flamme schützt das Land Aris seit einem großen Krieg vor Übergriffen aus dem Dämonenreich. Solange diese Flamme lodert, bleibt das Portal zur Welt der Dämonen geschlossen. Doch das Kloster, das die Flamme bewacht, wird angegriffen. Der junge Targon und sein Lehrmeister überleben wie durch ein Wunder. Targon fällt nun die schwere Aufgabe zu "Die Hand Gottes" zu beschaffen, das die Dämonen wieder in ihr schreckliches Reich zurücktreibt.
Meinung:
Zu Beginn des Spiels ist Targon ein einfacher Recke ohne Spezialgebiet. Die Charakterklasse wird festgelegt, indem man sich für zwei von fünf
"Pfaden" entscheidet und aus dieser Kombination eine
Klasse erstellt. Diese Wahl ist permanent und kann im späteren Spiel
nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Level Up
Die Charakterentwicklung erfolgt durch das bewährte Erfahrungspunkte-Prinzip.
Die gibt es entweder durch Monster meucheln oder abgeschlossene Quests. Targon folgt dabei das gesamte Spiel hindurch einer
Hauptaufgabe (Beende die Dämoneninvasion), die sich in viele kleine Schritte
und diverse Nebenaufgaben gliedert, die von einfachem "Töte ein
bestimmtes Monster" bis zu komplexeren mehrstufigen Quests alles bereithält.
Erreicht man eine neue Stufe, kann man in die vier Attribute Stärke,
Geschicklichkeit, Konstitution und Intelligenz Punkte investieren und sie
dadurch erhöhen.
Du bist nicht allein
Unterstützt wird Targon von der Lichtelfe Luna, die als Mauscursor dient. Da
sie hell leuchtet, ist es möglich mit ihr auch entfernte Winkel des Gebietes
sicher zu erkunden, ohne Feinde anzulocken. Die Elfe ist übrigens nicht nur ein Fackel-Ersatz, sie sorgt auch
für Abwechslung, denn die Unterhaltungen mit Targon sind ein Highlight
des Spiels. Wenn sie
beispielsweise sagt "Diese Banditen werden sich beim nächsten Mal
zweimal
überlegen, ob sie dich angreifen." und Targon daraufhin trocken
antwortet
"Luna, die werden mich gar nicht mehr angreifen. Die sind tot." muss
man einfach schmunzeln.
Legend hat wie jeder gute Diablo-Klon
magische Gegenstände zu bieten. Die grobe
Einteilung in weiß (normal, nicht der Rede wert), blau (magisch) und gelb
(einzigartig) ist allerdings bei der Flut von Items ein wenig mager. Seltene oder epische Gegenstände sucht man vergeblich. Netterweise besitzt Targon aber zwei Taschen mit viel Platz. Dort darf man jeweils 10 Mana- und Heiltränke mitführen, ohne dass sie Raum wegnehmen.
Ich weiß, wo du wohnst Runensteine dienen als Wegpunkte zwischen denen man hin- und her- teleportieren kann und bei denen man auch wiederbelebt wird. Da Legend ein reines Singleplayer-Spiel ist,
konnten die Entwickler so auch eine wunderschöne, große Oberwelt erschaffen.
In
den wenigen Dungeons sieht die Sache allerdings anders aus. Die werden jedes Mal
zufällig generiert, um den Wiederspielbarkeitswert zu erhöhen. Was aber, liebe
Entwickler, bringt mir ein zufallsgenerierter Dungeon, wenn ich sofort beim
Betreten eine komplette Karte habe, auf der auch noch jeder Ausgang markiert
ist. Das hindert nicht nur den Entdeckerdrang sondern ist auch unlogisch. Denn auf
der Oberwelt weiß Targon nicht einmal, wie die Straße zwei Meter von seinem
Kloster entfernt aussieht, aber einen Tempel, den niemand seit hunderten von
Jahren betreten hat, kennt er wie seine Kettenpanzertasche.
Verspieltes Potenzial Leider gibt es abseits der
Quests nur wenig zu entdecken. Einzigartige Monster, die sich von
ihren Kollegen abheben, trifft man in freier Wildbahn nur selten. Auch gibt es generell zu
wenig Abwechslung. Während die Grafik nett anzuschauen ist, verschiedenen
Themengebieten bereit hält und hübsche Effekte bietet, wiederholen sich die endlosen Jägerlager
oder Tierkadaver. Man hat das Gefühl, dass es im ganzen Land keine
Karren mehr gibt, da an jeder Ecke ein Wrack liegt.
Das viel gerühmte
Kampfsystem mit "filmreifen Gefechten" ist leider stark
übertrieben. Targon bietet je nach Größe des Gegners eine andere
Angriffsanimation. Das es aber leider nur zwei Größen gibt - nämlich klein und
groß - verflüchtigt sich das anfängliche Staunen sehr schnell, zumal Targon bei
großen Gegnern derart ausladend herumhampelt, dass diese ewig warten müssen,
bis er wieder auf seinem Platz ist, um zuzuschlagen.
Déja vu Beim Navigieren und Monstermetzeln kommt gutes Diablo-Feeling auf,
ein so gutes sogar, dass man meint, die Soundeffekte der Gegner auch schon bei
Diablo gehört zu haben. Auch die Hintergrundmusik unterlegt die Action stimmig. Wer in der Stadt Turint steht und bei
der Musik nicht an den Herrn der Ringe und Enya denken muss, hat den Film wohl
nicht gesehen.
Der Beta-Tester
Leider gibt es einen Punkt, den man nicht unkommentiert lassen sollte. Legend
ist in der Verkaufsfassung immer noch extrem verbugt. Diverse Fähigkeiten
funktionieren nicht, wie sie sollen (als Beispiel sei der Doppelangriff des
Schurken erwähnt, der seine Gegner - selbst Bosse - mit dem ersten Treffer
tötet). Beim Speichern des einzigen verfügbaren Spielstandes kann es
passieren, dass einem dieser zerstört wird. Wieso es in einem reinen
Einzelspielerspiel nur einen Spielstand gibt, ist mir ohnehin schleierhaft. Auf Vista-Systemen gibt es noch größere Schwierigkeiten, denn hier
wird scheinbar ohne 4 GB Ram das Spiel überhaupt nicht erst gestartet.
Hardware-Fresser
Auch wenn die Grafik hübsch aussieht, ist sie keinesfalls mit der Qualität und
dem Rechenaufwand von aktuellen Egoshootern zu vergleichen. Daher ist es umso
verwunderlicher, was für immense Hardware-Anforderungen an den heimischen Rechner
gestellt werden. Selbst Systeme, auf denen Bioshock problemlos
in hoher Auflösung und hohen Details läuft, kommen bei Legend ins Ruckeln.
Schlimmer sind da nur die spärlichen Tuning-Möglichkeiten, die das Programm
bietet. In einem Gebiet regnet es, in einem anderen schneit es, beides sorgt
für starke Performance-Einbrüche und man kann diese Effekte nicht abschalten .
Das Positive Das Spiel hat allerdings auch gute Seiten. Die deutsche Lokalisierung ist fabelhaft gelungen und wird durchweg von
professionellen Sprechern vorgenommen, unter denen sich unter anderem Cosma Shiva
Hagen als Elfe Luna oder Fabian Harloff wieder finden. Auch Held Targon, der
mit der deutschen Stimme von Ewan McGregor umherwandert, erfüllt seine Aufgabe
vorbildlich. Allgemein gut gelungen ist auch die Steuerung von Targon. Mittels
Maus bewegt er sich, kloppt auf Feinde ein und sammelt Gegenstände auf. Auf die
linke, die rechte und die mittlere Maustaste können Angriffe und Fähigkeiten
gelegt werden. Ärgerlich nur, dass auch die
Kamerabewegung eine solche "Fähigkeit" ist und man sie daher jedes
Mal extra auswählen muss, um sich umzusehen. Das ist definitiv zu umständlich
gelöst worden.
Fazit:
Legend: Hand of God ist ein waschechter Diablo-Klon. Wer
so dreist klaut, darf aber den Vergleich nicht scheuen. Anfangs war Legend das, was ich mir von einem Diablo 3 im Singleplayer erwartet
hatte. Schöne Grafik, massiges Schlachten, viele Gegenstände, eine große Welt
mit vielen Aufgaben und jede Menge Wortwitz. Dass das Rad nicht neu
erfunden wurde, hat mich nicht gestört. Im weiteren Spielverlauf stellt sich allerdings eine gewisse Monotonie ein. Die Umgebungsteile wiederholen sich
und die Wow-Effekte werden spärlicher. Dazu kommen schwerwiegende
Bugs, die die Jungs von Master Creating erst einmal ausbügeln sollten, da
einige das Spiel unspielbar machen. Schade! Auf einen würdigen Diablo-Erben muss
man leider weiterhin warten.
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Autor der Besprechung:
Kai Wommelsdorf
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