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Mass Effect

Entwickler: BioWare
Publisher: Microsoft Game Studios

Genre: Adventure
USK Freigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis: 60 €

Systeme: Xbox 360

Ausgezeichnet mit dem Splash Hit Inhalt:
Rollenspiele von BioWare sind seit 1998, als Baldur’s Gate für den PC erschien, für ihren großen Umfang, den Tiefgang der taktischen Kämpfe, die interessanten Stories und die überzeugenden Charaktere berühmt. Seien es klassische Fantasy-Szenarien oder Science-Fiction-Settings wie etwa bei Knights of the Old Republic, immer konnte der Spieler sich sicher sein, dass das Spiel ihn in eine liebevoll gestaltete Welt entführen würde. Das letzte BioWare-Produkt, Jade Empire schnitt bei Fans und Kritikern allerdings nicht durchweg positiv ab. Nun veröffentlicht der kanadische Entwickler mit Mass Effect, einem weiteren Science-Fiction-Titel, sein erstes Spiel für die Xbox 360 und will damit beweisen, dass er immer noch in der Lage ist, qualitativ hochwertige Unterhaltung zu liefern.

Meinung:
Mass Effect versetzt den Spieler knapp 200 Jahre in die Zukunft: Seit einigen Jahrzehnten beherrschen die Menschen die interstellare Raumfahrt. Die Erdenbürger staunten allerdings nicht schlecht, als sie bei ihren ersten Erkundungsflügen entdeckten, dass sie im All nicht allein sind: Bereits seit mehreren Jahrtausenden treffen sich diverse fortgeschrittene Alien-Kulturen auf der Raumstation „Citadel“, von wo aus ein gemeinschaftlicher „Rat“ die Geschicke der zivilisierten Lebensformen lenkt. Um seine Politik in die Tat umzusetzen, befehligt der Rat Agenten mit unbegrenzten Befugnissen, die man „Spectres“ nennt. Ausgerechnet Commander Shepard, einer der von den Ratsvölkern noch mit Misstrauen beäugten Menschen, entdeckt nun allerdings, dass der Top-Agent unter den Spectres abtrünnig geworden zu sein scheint und auf eigene Rechnung handelt.

Held(in) nach Wunsch
Die Rolle von Commander Shepard übernimmt natürlich der Spieler. Dabei ist ihm recht frei überlassen, wie er die Figur anlegen will, sowohl äußerlich als auch vom Charakter her. Zuerst einmal lässt sich das Geschlecht festlegen, obendrein kann mit einem gelungenen Gesichtseditor, der zwar weniger Optionen als etwa der von Oblivion aufweist, aber trotzdem ansehnlichere und vielfältigere Ergebnisse liefert, das Erscheinungsbild bestimmt werden. Auch für die private und militärische Vorgeschichte stehen mehrere Möglichkeiten zu Wahl, die sich im Spiel vor allem darin niederschlagen, dass einige Dialoge auf diese Angaben bezug nehmen. Am wichtigsten für das Spielgefühl ist aber selbstverständlich die Wahl der Charakterklasse.

In Mass Effect gibt es sechs Klassen: Der „Soldat“ kann mit allen vier Waffentypen gut umgehen und bekommt Lebensenergie- und Rüstungsboni. Der „Experte“ ist in diesen Bereichen schwächer, verfügt dafür aber über so genannte Biotiken, die man in mit Magie bzw. Jedi-Kräften vergleichen kann: Feinde können in die Luft gehoben, gegen eine Wand geworfen oder gar einer Raum-Zeit-Krümmung ausgesetzt werden. Auch der „Techniker“ hat nützliche Talente: Er kann die Schilde von Feinden schwächen, ihre Waffen überhitzen lassen oder sogar Roboter-Gegner umprogrammieren, damit diese kurzzeitig die Seiten wechseln. Die übrigen drei Klassen stellen jeweils Mischungen dieser Grundformen dar, so vereint der „Frontkämpfer“ beispielsweise einige Aspekte des Soldaten mit offensiven Biotik-Fertigkeiten. In der Praxis variiert das Spielgefühl je nach Typus deutlich; es lohnt sich also, weitere Spieldurchgänge einzuplanen, um auch die anderen Klassen einmal zu erleben.

Versteckte Taktik
Diese ganzen Fähigkeiten finden natürlich vor allem in Kämpfen ihre Anwendung. Auf den ersten Blick wirkt Mass Effect hier zwar wie ein actionreicher Third-Person-Shooter, doch dieser Eindruck täuscht, denn wer allein auf seinen Abzugsfinger setzt, wird schnell scheitern. Es ist zwingend notwendig, das Gefecht regelmäßig über den rechten Bumper pausieren zu lassen. In dem so geöffneten Menü lassen sich die eigenen Fertigkeiten sowie die Talente der beiden Begleiter bestimmten Zielen zuweisen. So kommt es nicht selten zu spektakulären Gefechtsverläufen.

Man kann z.B. dem Biotiker des Teams befehlen, einen Feind in die Luft zu heben, dessen Schilde der Techniker zuvor ausgeschaltet hat, damit man dem Gegner anschließend selbst eine Ladung Schrot auf den Pelz brennt. Gerade mit gut ausgebauten Fähigkeiten macht dieses Kampfsystem viel Spaß und erfordert durchaus ein wenig taktisches Geschick, auch wenn sich die Gefährten nicht separat zu bestimmten Positionen dirigieren lassen und die KI, von der die Begleiter normalerweise gesteuert werden, nur selten Glanzleistungen vollbringt.

Der Schrank ist voll
Im Kampf geht die Steuerung übrigens generell gut von der Hand, auch Aktionen wie z.B. das In-Deckung-Gehen funktionieren recht gut. Beim Erkunden der Gegend bleibt man aber leider recht oft mit der Figur an mehr oder weniger sichtbaren Barrieren hängen – mitunter verkeilt man sich hier sogar permanent, was es dann erforderlich macht, neu zu laden. Das ist besonders ärgerlich, weil die automatischen Speicherpunkte sehr spärlich gesetzt sind; man sollte sich also selbst um ein vernünftiges Spielstand-Management bemühen. Im Inventar wird die Handhabung dann leider so richtig sperrig: Die Ausrüstungsstücke werden in einer nicht sortierbaren, aber irgendwann ellenlangen Liste präsentiert, die sehr unkomfortabel zu navigieren ist.

Reden in Echtzeit
Doch Mass Effect besteht natürlich nicht nur aus Kämpfen. Die Story, bei der es oft um politische Fragen wie etwa die Integration der Menschheit in das bestehende galaktische Gefüge geht, wird in langen, aber oft durchaus interessanten Dialogen vorangetrieben, deren Verlauf der Spieler mit einem innovativen System beeinflussen kann: Sobald Shepard sich in ein Gespräch einmischen darf, bekommt der Spieler eine Handvoll kurzer „Paraphrasen“ angezeigt, die lediglich den Grundgedanken der tatsächlichen Äußerung enthalten. Da die Paraphrasen schon anwählbar sind, während der Gesprächspartner noch redet, entsteht auf diese Weise ein überraschend flüssiges Gespräch in Echtzeit – da fragt man sich unweigerlich, warum zuvor noch niemand auf diese brillante Idee gekommen ist.

Durch das Verhalten in den Gesprächen kann man zudem auch die moralische Haltung Shepards beeinflussen: Wer das Allgemeinwohl im Blick behält, bekommt Vorbild-Punkte, wer eher pragmatisch entscheidet und nur an den eigenen Vorteil denkt, erhält Abtrünnig-Punkte. Zu beachten ist dabei, dass es sich hier um separate Skalen handelt – man kann also durchaus beide Ausrichtungen parallel pflegen. Die damit gekoppelten Talente „Schmeicheln“ bzw. „Einschüchtern“ schalten zudem zusätzliche Dialogoptionen frei, und es lohnt sich wirklich, diese Optionen auch zu nutzen. Denn durch sie kann man nicht nur großzügigere Quest-Belohnungen aushandeln, sondern mitunter sogar Leben retten – oder das Gegenteil bewirken.

Das Ende steht fest
Aber egal, ob man den Saubermann oder den Schurken spielt: Die Handlung läuft immer auf das gleiche finale Ereignis hinaus, dessen konkreter Ausgang sich nur minimal beeinflussen lässt. Auf dem Weg dorthin kann man zwar die Reihenfolge, in der man einige der Pflichtplaneten besucht, selbst bestimmen, was eine gewisse Nicht-Linearität vorgaukelt, aber das ist im Grunde mehr Schein als Sein. Wer sich allein auf die Hauptstory konzentriert, wird übrigens bereits nach etwa 15 bis 20 Stunden den Abspann sehen. Durch die Nebenquests, die nicht immer sonderlich interessant sind, verdoppelt sich der Zeitaufwand noch einmal – für ein Rollenspiel ist das insgesamt vielleicht etwas mager. Andererseits macht es gerade bei Mass Effect durchaus Sinn, das Spiel mehrfach zu absolvieren, um andere Charakterklassen oder Moral-Ausrichtungen auszuprobieren.

Wo bleibt die Augenbraue?
Auf den ersten Blick kann Mass Effect mit seiner Grafik durchaus punkten: Die Hauptplaneten bieten wundervolle Landschaften in prächtiger Beleuchtung, und die Gesichtsanimationen der Charaktere sind so überzeugend geraten wie bei kaum einem zweiten Spiel. Dafür muss man allerdings einen hohen Preis zahlen: Die Bildwiederholrate ist alles andere als stabil, und häufig legt das Spiel deutlich spürbare Nachladepausen ein, während man durch die Gegend spaziert. Wenn man neue Gebiete betritt, sind zudem häufig noch längst nicht alle Texturen geladen, und so vergehen oft buchstäblich Minuten, bis die letzten Charaktere endlich ihre Augenbrauen erhalten.

Beim Sound ist die Lage wesentlich besser: Es gibt wirklich Unmengen von langen Dialogen, die zudem häufig unterschiedlich verlaufen können. Wenn man dann noch bedenkt, dass viele Textzeilen mehrfach aufgenommen werden mussten, damit sie auf männliche und auf weibliche Hauptfiguren passen, ist es umso erstaunlicher, dass die Qualität der Sprecher generell sehr gut ist. Noch eindrucksvoller wirkt die Musikuntermalung, die zwar nur selten wirklich in den Vordergrund tritt, aber angenehm an SciFi-Soundtracks der 70er und 80er Jahre erinnert.

Flirt im All
Gespräche führt man übrigens nicht nur mit Auftraggebern oder Händlern, sondern auch mit den insgesamt sechs weiteren Gruppenmitgliedern. Gleich zu Beginn des Spiels treten zwei Menschen dem Squad bei. Im Laufe der Zeit stoßen aber auch diverse Aliens hinzu, z.B. ein turianischer (Ex-)Polizist, der das Gesetz lieber etwas kompromissloser umsetzen würde, als seine Vorgesetzten es ihm erlauben, oder der eigensinnige Kopfgeldjäger Wrex, ein Angehöriger der beinahe ausgerotteten Kriegerrasse der Kroganer. Mit den Mitgliedern seines Teams sollte man zwischendurch auch immer mal wieder Gespräche führen, denn nur so enthüllen die Figuren ihre durchaus interessanten Hintergrundgeschichten – bei einigen Charakteren kann sich hier Bioware-typisch sogar eine Romanze entwickeln.

Nackte Felsklumpen
Wer träumt nicht davon, einmal die Galaxis zu erforschen – und sei es nur in einem Videospiel? Mass Effect versprach im Vorfeld, reichlich Planeten zu besitzen, die der Spieler ganz nach Belieben anfliegen und erkunden kann. In der Praxis stellt sich hier allerdings eine gewisse Enttäuschung ein, denn in jedem der etwa zwei Dutzend Sonnensysteme können die meisten Himmelskörper höchstens vom Orbit aus gescannt werden; man darf nur auf jeweils einem einzigen Himmelskörper wirklich landen. Dann wird man in einem erstaunlich geländegängigen Spähpanzer (den man auch verlassen darf) abgeworfen und darf damit über die öde gestaltete Oberfläche brettern. Ob das Spaß macht, hängt dabei maßgeblich von der Beschaffenheit der Oberfläche ab.

So etwas wie Vegetation sucht man auf den unerforschten Welten vergeblich, die Planeten bieten lediglich verschiedenfarbige Bodentexturen und unterschiedlich zerklüftete Gebirgsformationen. Zu finden gibt es auf ihnen jeweils zwei oder drei auf der Karte markierte „Schatztruhen“, ein paar mit dem ewig gleichen Reaktionstest-Minispiel abbaubare Rohstoffe und einen etwas größeren „Dungeon“ voller Feinde, der sich auf eine Nebenquest bezieht. Leider gibt es auch für diese Schauplätze nur eine Handvoll von Grund-Layouts, die sich schnell wiederholen, und die missionsrelevanten Informationen werden lediglich in schnöden Pop-up-Fenstern präsentiert. In einem Spiel, das sich sonst um einen möglichst cinematischen Eindruck bemüht, wirkt diese Komponente, die so viel langfristige Unterhaltung hätte bieten können, leider ausgesprochen lieblos; hier hat BioWare es offenbar beim Pflichtprogramm belassen.

Fazit:
manuel.jpgVor der Veröffentlichung von Mass Effect brodelte die Hype-Küche mächtig, und theoretisch hätte der Titel sogar das Zeug dazu, die dadurch geschürten hohen Erwartungen vollauf zu erfüllen: Die Hintergrundwelt wurde überzeugend ausgearbeitet, das Kampfsystem verspricht gleichzeitig Action und taktische Tiefe, das Dialogsystem ist schlichtweg genial, in ihren besten Momenten sieht die Grafik wirklich hinreißend aus, und die moralischen Entscheidungen, vor denen der Spieler steht, gehen mehr als einmal richtig an die Nieren.

Leider führen unnötige Technik- und Design-Mängel dazu, dass der Titel sein Potenzial nicht voll ausschöpfen kann: Die Framerate geht viel zu oft massiv in die Knie, und es dauert viel zu lange, bis alle Texturen geladen wurden. Hinzu kommen die ernüchternd magere Galaxis-Erforschung und Kleinigkeiten wie das umständliche Inventar-Interface. Und so ist Mass Effect leider „nur“ sehr gut geworden, aber eben nicht fantastisch. Dennoch handelt es sich hier um eins der besten westlichen (Action-) Rollenspiele für die Xbox 360.

Mass Effect - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Autor der Besprechung:
Manuel Tants

Screenshots


















Wertungen Pluspunkte Minuspunkte
Wertung: 8.5625 Grafik: 8.25
Sound: 8.75
Steuerung: 8.50
Gameplay: 8.75
Wertung: 8.5625
  • Brillantes Dialogsystem
  • Kämpfe bieten viel Action und Taktik
  • Fantastischer Soundtrack
  • Spannendes Gut-Böse-System
  • Wiederspielwert ist für ein RPG erstaunlich hoch
  • Textur-Pop-ups und Probleme mit der Framerate
  • Enttäuschende Planetenerforschung
  • Umständliches Inventar
  • Handlung ist linearer, als sie zu sein vorgibt

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Rezension vom: 01.12.2007
Kategorie: Adventure
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Die Bewertung unserer Leser für dieses Game
Bewertung: 1 (2 Stimmen)
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