God of War - Chains of Olympus
Entwickler:
Sony Computer Entertainment
Publisher:
Sony Computer Entertainment
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
40,45 €
Systeme:
PSP
Inhalt:
Herzlichen Glückwunsch, die Gustav-Schwab-Medaille in Gold 2008 geht an... Kratos! Die Deutschen Freunde der Antike (DFA) ehren den Geist Spartas damit für seine treuen Verdienste um die Mythologie Griechenlands. Denn seit dem Namensgeber der Auszeichnung hat sich kaum jemand so der Aufarbeitung antiker Götterwelten gewidmet. Dafür gebührt dem tapferern Kämpfer Dank. Und was böte sich für diesen besser an, als die Veröffentlichung seines neuesten Abenteuers Chains of Olympus für die PSP. Applaus bitte!
Bevor jetzt jemand bei der Internet-Recherche verzweifelt: den oben erwähnten Verband gibt es natürlich genau so wenig wie die entsprechende Auszeichnung. Gustav Schwab hingegen entspringt keiner wilden Phantasie, der gute Mann hat wirklich gelebt und sich auch wirklich mit der griechischen Antike befasst. Und zwar dermaßen genau und eloquent, dass sein Buch „Die schönsten Sagen des Altertums“, 1838 bis 1840 erschienen, zu einem Klassiker unter den deutschen Jugendbüchern wurde.
Meinung:
Doch das war früher. Heute haben Bücher als Freizeitbeschäftigung für viele Jugendliche (leider) ausgedient, elektronische Medien prägen den Konsum. Doch Zeus und seine Götterkollegen haben diese Zäsur relativ unbeschadet überstanden. Das ist, und damit schließt sich der Kreis, hierzulande besonders Kratos, dem Protagonisten der God of War-Reihe zu verdanken. Im SCE Studio von Santa Monica entwickelt, schnetzelte, rätselte und litt sich der Inbegriff eines Antihelden seit 2005 durch nun drei Abenteuer dies- und jenseits des Olymps. Und siehe da, schon die Qualität des ersten Teils sorgte dafür, dass plötzlich sogar im Schulbus über Hades und Athene gefachsimpelt wurde.
Wie alles begann... Diese Gespräche werden in Zukunft nicht seltener werden, denn der Geist Spartas hält mit Chains of Olympus nun auch auf einer Handheld-Konsole Einzug. In diesem Prequel schaut der Spieler dem Krieger Kratos beim Kampf gegen allerhand Monster über die Schulter und erlebt so, wie Kratos Martyrium seinen Anfang nahm. Kurz zuvor hat der ehemalige Feldherr nämlich im Kampfrausch seine eigene Familie erschlagen und plagt sich nun mit ewigen Alpträumen. Da ihn von dieser Last nur die Götter befreien können, dient Kratos diesen fortan als schwer bewaffneter Laufbursche, in der Hoffnung, dass sich die Olympier eines Tages erkenntlich zeigen. Im Zuge dieser Fronarbeit wird Kratos zu Beginn von Chains of Olympus nach Attika gerufen. Die Perser greifen an und haben dicke Verstärkung mitgebracht.
Business as usual Von nun an nimmt Kratos' aktuelles Abenteuer den üblichen God of War-Verlauf. Der tätowierte Schlächter brennt in tödlich-eleganten Kombos allerhand Getier seine Chaosklingen in den Pelz. Ohne lange Regenerationspause geht es direkt weiter im Text und es werden hier und da Tonnen von Gestein verschoben, um einen geheimen Eingang zu erreichen. Dabei findet man immer mal wieder neue Waffen und die nötigen Orbs, um diese zu verstärken. Leider fällt das Arsenal des Spartaners im Vergleich zu den anderen beiden Spielen der Serie diesmal insgesamt etwas öde aus. Zwar erfüllt alles seinen schmerzhaften Zweck, sei es Panzerhandschuh oder Efreet, aber großes Spektakel sieht anders aus. Darüber hinaus werden die verschiedenen Eigenheiten der unterschiedlichen Waffen nur selten konsequent genutzt, wodurch sie zur optischen Spielerei verkommen. Da außerdem das Spiel praktisch vor Orbs wimmelt, lassen sich eben ergatterte neue Prügel praktisch immer sofort auf die höchste Stufe bringen. Entsprechend ist es eigentlich egal, womit Kratos auf seine Gegner eindrischt oder -schießt, umfallen tun sie immer.
Ein Basilisk, gähn... Leider reißen auch die Bosskämpfe, eigentlich zentrales Merkmal der God of War-Spiele, alle Veteranen der Serie nicht recht vom Hocker. Zwar sind sie allesamt solide gemacht, aber wo sich beim PS2-Spieler sonst regelmäßig vor Staunen den Kiefer ausrenkten, fährt der dritte Teil der Serie eher Hausmannskost auf. Die schmeckt klasse, aber etwas mehr Exotik wäre doch schön gewesen. Von diesem Urteil ausgenommen bleibt der letzte Boss, dessen Name hier natürlich nicht verraten wird. Dieser Kampf fordert Geschick, Nerven und moralische Kompromissbereitschaft und schlägt damit in die gleiche Kerbe wie die vorangegangenen Spiele. Das gleicht manchen Schnitzer vorher wieder aus.
Warum bin ich hier? Weshalb es Kratos aber im Laufe des Abenteuers mit wem zu tun bekommt, ist weniger überzeugend. Denn die Story leidet insgesamt unter der gleichen Problematik wie die Bosskämpfe es tun und weiß so zwar zu gefallen, aber nur manchmal zu begeistern. Und auch das war schonmal anders. Irgendwie fällt Chains of Olympus einen Ticken zu zivil, ein bisschen zu wenig tragisch aus, um mit den beiden anderen Serien-Teilen mithalten zu können. Woran das genau liegt, ist schwer festzumachen. Schließlich säumen auch auf der PSP Götter, Titanen und andere Legenden Kratos' Weg und auch das Ende weißt eine beeindruckende emotionale Dramatik auf. Aber genau kennt man schon aus God of War 1 und 2 und allein mit dem Attribut „Konsolenspiel“ lässt sich eine relativ schwache Inszenierung eben nicht erklären. Hier war Inspiration, nicht Rechenkraft gefragt.
Antike Schätze Tatsächlich entlocken die Entwickler der SCE Studios in Santa Monica den Möglichkeiten von Sonys kleinster Konsole auch den letzten Funken Power. Chains of Olympus entfaltet eine beeindruckende grafische Pracht, die einen manches Mal am Handwerk anderer Programmierer zweifeln lassen. Wenn die PSP solche Bilder erzeugen kann, warum wird sie dann so selten von der Leine gelassen? Schauplätze, Szenen und auch Sound- bzw. Musikkulisse des Spiels orientieren sich ganz klar an cineastischen Vorbildern und sind wirklich großes Kino.
Das war's schon? Offensichtlich verschlingt eine solche Präsentation einigen Platz auf der UMD des Spiels. Nur mit dieser Tatsache lässt sich wahrscheinlich erklären, warum Chains of Olympus so kurz ist. Runde fünf Stunden Spielzeit sind selbst für Handheld-Maßstäbe nicht viel und reißen niemanden vom Hocker. Im Gegenteil, dem internationalen Feedback zum Spiel ist deutlich zu entnehmen, dass die kurze Spielzeit zu einem solchen Preis selbst einigen Die-hard-God of War-Fans übel aufstößt. Mir persönlich sind diese zugegeben wenigen Stunden an Kratos' Seite allemal lieber als das Vielfache an Zeit in Begleitung einiger seiner Helden-Kumpanen. Denn diese fünf Stunden vergehen buchstäblich wie im Flug, reißen mit und ziehen den Spieler tief hinein in göttliche Intrigen und Kämpfe. Zwar legt man die PSP nach relativ kurzer Zeit wieder aus der Hand, doch vergessen wird man die letzten Stunden nicht so schnell.
Es geht noch weiter... Denn im Endeffekt macht Chains of Olympus als Konsolenspiel alles richtig. Ausreichend viele, gut gesetzte Speicherpunkte unterteilen das Spielerlebnis in viele kleine Einheiten, ideal für den Zock zwischendurch. Dementsprechend fordern Rätsel und Kämpfe, ohne sich über ganze Level auszudehnen, weshalb der Spieler unterbrechen kann, wann er will. Wer dann immer noch Zeus am langen Bart ziehen will, für den bietet Chains of Olympus noch einige Herausforderungen und Schwierigkeitsstufen mehr. So erreicht das Spiel natürlich selten die Dimension seiner Vorgänger, aber der Kratos für die Hosentasche macht auch so einigen Spaß.
Fazit:
Im Endeffekt bündelt dieser letzte Satz die Problematik von Chains of Olympus. Wäre das Spiel eben kein Teil einer so beeindruckend guten Reihe wie God of War, gäbe es über das portable Action-Feuerwerk nichts Schlechtes zu berichten. Es sind die großen Vorgänger, die dem „kleinen“ Bruder das Leben schwer machen. Dabei ist der für sich genommen, eine Wucht. Nie hat die PSP ihre Besitzer mit schöneren, bombastischeren, epischeren Bildern beglückt. Auch Animationen und Modelle von Kratos und seinen Gegnern sind vom Allerfeinsten. Abgerundet von wunderschönen Zwischensequenzen und nicht vorhandenen Ladezeiten gibt es nur ein Urteil: Kratos' Handheld-Premiere ist ein PSP-Meilenstein, aber nicht der stärkste Teil der Serie. Alles Andere wäre aber auch eine echte Überraschung gewesen.
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Autor der Besprechung:
Max Link
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