Edna Bricht Aus
Entwickler:
Daedalic Entertainment
Publisher:
bhv Software
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
30 €
Systeme:
PC
Testsystem:
AMD X2 4400+, 2048 MB DDR2 RAM, GeForce 8600 GT, Windows Vista Home Premium, DSL 16000
Anforderungen:
Windowas XP, 1 GHz CPU, 512 MB RAM, 1 GB HDD
Inhalt:
Point&Click-Adventures gibt es wie Katzenhaare. Eines gleicht dem anderen, man findet sie überall und nervig sein können sie auch. Egal, in welchem Genre sie angesiedelt sind – wahrhafte Überflieger gibt es selten. Wehmütig erinnert sich manch einer an Monkey Island, das bis heute als ungeschlagener König des schwarzhumorigen Adventures gilt. Daedalic Entertainment hat in Zusammenarbeit mit Xider nun ein Spiel herausgebracht, das nicht nur eine Hommage an den Klassiker ist, sondern diesem auch das Wasser reichen kann. Die Rede ist von Edna Bricht Aus, in dem ihr die Rolle einer Bekloppten (Edna) in der Irrenanstalt übernehmt und – Überraschung – aus dieser ausbrechen müsst.
Meinung:
An die Geschichte mit dem Ausbruch ist das Wiedererlangen von Ednas Gedächtnis gekoppelt. Diese wacht am Anfang nämlich in einer Gummizelle auf und versteht die Welt nicht mehr, geschweige denn sich selbst. Da steht sie nun – mit zwei gleichzeitig zu erledigenden Aufgaben an der Backe. Aber sie ist ja auch nicht völlig allein. Nun ja, wie man’s eben nimmt. Begleitet wird sie bei ihrer abenteuerlichen Multitasking-Tour von einem Stoffhasen, der Harvey heißt und sprechen kann. Dieser existiert als Projektion von Ednas Unterbewusstsein zwar nicht wirklich, aber das soll uns jetzt auch nicht weiter stören.
Crazy Wem das jetzt zu abgehoben erscheint, dem sei gesagt, dass es noch besser kommt! Im Laufe des Spiels trefft ihr auf viele weitere verrückte Charaktere, die dem Begriff Irrenhaus eine wirklich gehaltvolle Bedeutung zuweisen. Da wäre zum Beispiel der Wärter vor Ednas Zelle, der sich für den geilsten Hengst aller Zeiten hält, weil er so verdammt gut minigolfen kann. Oder der schizophrene Börsenheini, der gar nicht mitbekommen hat, dass er sich nicht mehr auf dem Parkett befindet und fleißig weiterspekuliert. Allein für die Vielzahl an liebevoll überzeichneten Charakteren müsste man diesem Spiel schon den Hitstempel verpassen.
Niedlich, knuffig, süß! Auch rein optisch sind die Figuren einfach klasse getroffen. Das Spiel ist komplett in zwei Dimensionen gehalten. Sämtliche Bilder sind handgezeichnet und verleihen den Figuren sowie dem Spiel insgesamt einen ganz eigenen Charme. Auf übertriebenen Grafik-Schnörkel hat man hier bewusst verzichtet. So lassen sich weder die Auflösung noch irgendwelche Effektspielereien in den Optionen einstellen. Leider sind die Animationen etwas puristisch gehalten, was man aber auch als Hommage an die alten Spiele interpretieren könnte. Fakt ist, dass das Spiel somit auch auf betagten Rechnern einwandfrei läuft. Die Steuerung verläuft denkbar einfach. Gegenstände können angesehen, benutzt oder genommen werden. Zudem kann und sollte man mit jedem Charakter reden. Im Inventar lassen sich bestimmte Gegenstände kombinieren. Nerviges Rumgeklicke entfällt dank des puristischen, aber übersichtlichen Layouts.
Abgedreht Die im Spiel zu erledigenden Aufgaben hätten verrückter nicht sein können. Bei aller Abgehobenheit folgen sie aber dennoch einer gewissen und zugegebenermaßen etwas eigenwilligen Logik. So zeigt schon die erste Kopfnuss, wie der (blaue Stoff-)Hase läuft:
Edna steht in ihrer Gummizelle herum und fragt sich, wie sie wohl am besten ausbrechen könnte. In der Zelle stehen ein Tisch und ein Stuhl. Aus einem Gespräch mit dem Wärter erfahrt ihr, dass irgendwo hinter der Gummipolsterwand ein Lüftungsschacht für die Klimaanlage befindet. Ihr entreißt dem armen, im Ramschladen billig gekauften Stuhl also ein Bein, zerschlagt es auf dem Tisch und schlitzt mit dem scharfen Bruchstelle nun die Wand auf. Da ihr den netten Wächter zuvor überzeugt habt, die Klimaanlage einzuschalten, merkt ihr durch den Luftstrom, wo sich der Lüftungsschacht befindet. Da dieser aber dummerweise mit einem Gitter versehen ist, das seinerseits festgeschraubt ist, sitzt ihr wieder einmal in der Patsche. Was tun? Ganz einfach – Fußnägel abreißen und die Schrauben damit rausdrehen. Logisch, oder?
Es sind Rätsel wie dieses, die den Spieler einerseits fordern, andererseits aber auch den wunderbaren Humor des Spiels zeigen. Ernst darf man hier nichts und niemanden nehmen, nicht einmal die Entwickler. Und schon gar nicht sich selbst.
Sprich mit mir! Das Vergnügen des hübsch dargestellten Rätselspaßes rundet die abwechslungsreiche Sprachausgabe ab. Hier gibt es unzählige unterschiedliche Soundfiles, die dafür sorgen, einen Satz möglichst selten noch einmal hören zu müssen. Das Ganze wird allerdings auch mit einer elend langen Installation erkauft. Die Sprachausgabe ist gelungen, aber bisweilen nicht ganz perfekt. So gehen einige Sätze in der etwas monoton vor sich hintüdelnden Hintergrundmusik unter. Insgesamt kann man sich über den Sound aber nicht wirklich beklagen.
Fazit:
Ich
weiß nicht, wie oft ich in dieser Review bisher Ausdrücke wie
„verrückt“, „bekloppt“ oder „abgedreht“ verwendet habe – wohl
sicherlich zu oft. Das liegt aber daran, dass Edna Bricht Aus
im wahrsten Sinne des Wortes einfach irre ist. Es dauert ein bisschen,
aber wenn man sich auf Edna und ihren Stoffhasen einlässt, bekommt man
ein liebevoll gestaltetes Spiel mit viel Humor und abgefahrenen
Rätseln, das sich Adventure-Fans auf keinen Fall entgehen lassen
sollten.
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
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